Zulassung zur Abschaffung - Die heillose Kultur - Band 2. Dr. Phil. Monika Eichenauer
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Zulassung zur Abschaffung - Die heillose Kultur - Band 2 - Dr. Phil. Monika Eichenauer страница 24

СКАЧАТЬ Ärzte streiken?“ werden an dieser Stelle nicht wiederholt, sondern als bekannt vorausgesetzt. Die politischen Stellungnahmen wie zum Beispiel die der Gesundheitsministerin im März 2006, die Ärzte sollten an ihre moralisch-ethische Verpflichtung Patienten gegenüber denken und, statt für ihre Honorare zu streiken, wieder arbeiten gehen, werfen die Frage auf, wann Politiker und führende Wirtschaftsvertreter ihre moralisch-ethische Verpflichtung allen Bürgern gegenüber einlösen, statt die Probleme immer wieder erst verbal anzuerkennen, sie dann bis zur Unkenntlichkeit zu diskutieren, um sie schließlich in der politischen Grube versickern zu lassen …und dabei nicht vergessen, ihre eigenen Gehälter zu erhöhen. Die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung teilt im Juni 2009 mit: „Der Streit in der Ärzteschaft um die Honorare hat nicht zur Steigerung der Akzeptanz des KV-Systems in der Öffentlichkeit beigetragen. So berichten die Medien fast durchgängig über Ärzte, die Zuzahlungen verlangten, Behandlungen von GKV-Patienten verweigerten, die Praxen dicht machten. ‚Dr. Maßlos’ (Bild), ‚Lautes Klagen auf hohem Niveau’ (Südwestpresse) oder ‚Ärzte ohne Grenzen’ (Spiegel) waren typisch für die Berichterstattung.“ (Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung, 2. Mitgliederbrief 2009, Titelseite, Juni 2009) Diejenigen, die Patienten versorgen, werden zum Sündenbock, wenn sie eigene existenzielle und berufspolitische Interessen anmelden und sich dafür einsetzen.

      Psychologische Psychotherapeuten dürften im gegenwärtigen Gesundheitswesen noch die einzige Facharztgruppe sein die auf der Grundlage des Hippokratischen Eides und damit im Sinne der Heilung arbeiten. Aufgrund ihres Behandlungsansatzes sind sie an der Gesundung des Patienten orientiert. Die Heilungserfolge der Psychotherapie wurden jahrelang von den Reformern des Gesundheitswesens ignoriert. In dem vorliegenden Band soll es daher um die Stellung der Psychologischen Psychotherapeuten innerhalb der Ärzteschaft gehen; denn es besteht Grund zu der Annahme, dass man uns eine „Zulassung zur Abschaffung der psychologischen Psychotherapie“ gab. Die Bestrebungen der KVen, der ärztlichen Standesorganisationen und die der Politik richten sich ganz offensichtlich gegen die psychologischen Psychotherapeuten. Trickreich versuchen sie den geisteswissenschaftlichen Strang der naturwissenschaftlichen Ärzteschaft unterzuordnen, um ihn per Repressionen allmählich schrumpfen zu lassen, bis niemand mehr in diesem Beruf arbeiten will.

      In Band 3 schließlich wird generelle Verstaatlichung von Medizin und Psychologie in der Gesundheitswirtschaft unter die Lupe genommen, wie sie in dem vorliegenden Band bereits schon peripher angesprochen wird.

      Anhand persönlicher Erfahrungen werden die politischen Umstände der Diplom-Psychologen beleuchtet, die im Gesundheitswesen der Gesundheitswirtschaft als Psychotherapeuten arbeiten. Teilweise werden offizielle Stellungnahmen zitiert, die Kollegen an die entsprechenden Fachverbände gerichtet haben – und die wie Sternschnuppen verglühten.

      Kulturanalyse und Gefühle ergänzen sich: Alles, was in der Kultur vor sich geht, geht Behandler an – und umgekehrt: Was mit Behandlern passiert, sollte jeden Bürger interessieren

      Die „Kultur“ ist ein riesiger, beweglicher, sensibler, manchmal unscheinbarer und dann wieder massiv in der Mitte der Gesellschaft stehender, Menschen entweder zerreißender oder zusammenführender und solidarisierender wie integrierender Organismus. Er wird beeinflusst und gelenkt durch Vergangenes wie Gegenwärtiges – und neuerdings verschärft durch Zukünftiges: Klima, Arbeitslosigkeit, Bildungsmissstände, Aggressionen, Terror, Steuergesetzgebung, Verwicklungen in internationale Konflikte und Kriege – und vieles mehr. All das, was in der Vergangenheit politisch und wirtschaftlich ignoriert wurde, schlägt in der Gegenwart offenbar unerbittlich zurück und lässt die Zukunftsprognosen zum Maß der aktuellen Aufarbeitung von Richtlinien zur Schadensbegrenzung werden.

      Selbst angesichts der Vielfalt der zu behebenden Missstände sind die menschlichen Grundbedürfnisse nicht zu vernachlässigen, sondern zu beachten und zu befriedigen – denn ansonsten schlagen diese ebenfalls in naher Zukunft zurück.

      Die Konflikte scheinen sich sogar aufgrund der Entwicklung im Gesundheitswesen auf die Gegenüberstellung, die hier im Buch aufgezeigt wird, zuzuspitzen: Welcher Wert ist auf den ersten Platz in einer Gesellschaft zu setzen? Ökonomie oder Heilung? Selbstwert oder Mehrwert? Das Koan (ZEN: eine Art Rätsel, um Grenzen zu überschreiten), wie beides zur gleichen Zeit zu verwirklichen wäre, liegt als Lösung nicht vor. Kultur entsteht und wächst aus gesellschaftspolitischen Entscheidungen und Einflüssen, die Entwicklungen hervorbringen. Die Globalisierung lässt Gesellschaft, Politik und Mensch zum Anhängsel der Wirtschaft werden. Die Frage, wie mit wirtschaftlichen Einflüssen umgegangen wird und was inhaltlich für welche Interessensgruppe verpflichtend ist, spielt eine wichtige Rolle. Daraus ergeben sich Fragen: Wie leben Menschen zusammen? Wie sieht die Basis für ihr Leben aus? Wie werden sie von Politikern und Wirtschaftsmanagern behandelt? Wie werden Patienten behandelt? Wie werden Ärzte/Mediziner politisch behandelt? Wie werden Psychologische Psychotherapeuten behandelt? Wie stellt sich gegenwärtig „Demokratie“ da? Wie wird mit relevanten außenpolitischen Fragen umgegangen? Wie wird in den Medien berichtet? Abstrahiert von den vielen „Wies“ zielt der Kern der Fragen auf Gerechtigkeit, Gleichheit, Existenzsicherung und Gesundheit.

      Das menschliche Wesen und was es ist und sein könnte wird nicht fokussiert. Je nach Antwort auf diese Wies kann Kultur mobilisierend oder lähmend auf die in und mit ihr lebenden Menschen wirken. Kultur ist ein Sammelbecken aller Bestrebungen von Menschen, und ihr Ausweis sind die Geisteshaltungen einer Gesellschaft. Unsere derzeitige Kultur zeigt zwar vielerlei Ergebnisse, doch vor allem zwei Stränge stehen im Vordergrund: 1. Technologie und Ökonomie glänzen. 2. Menschliche Werte und Unterstützungen für Bedürftige gibt es lediglich qua Gesetz – in der Praxis ist beides schwer zu erringen. Der Mensch an sich ist zum Rohstoff geworden, seine Arbeitskraft dient der Erwirtschaftung des Mehrwerts. Und nun führt die Mehrwertschaffung direkt in den lebendigen Leib des Menschen hinein – durch die Gesundheitswirtschaft. Eigentlich, so könnte man sarkastisch formulieren, ist das Gros der Menschen aus Sicht des „Oben“ entmenschlicht. Der Mensch ist ausschließlich zum Objekt, zu Material für Profit degradiert. Insofern ist der Minimalstandard an Bildung, Chancen und Gesundheitsfürsorge ausreichend. Das ist für Niemanden wirklich neu und wurde zig Mal in unterschiedlicher Form bereits von anderen gesagt. Damit richtet sich das wirkliche Problem in der Demokratie auf die Frage, wie Bürger, Patienten oder generell Menschen sich mitteilen können, um gehört zu werden. Politische Entscheidungen erweisen sich, gelinde gesagt, in der Umsetzung oft als Erniedrigungen.

      Bei Familienpolitikern war 2007 besonders das folgende afrikanische Sprichwort beliebt:

       „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf.“

      Die deutsche Umsetzung in der Praxis belegt das Gegenteil: In dem neuen Steuerminderungsantrag für Kinderbetreuung müssen die Eltern, die Familienmitglieder zur Betreuung einsetzen, völlig widersinnig glaubhaft machen, dass Mutter/Vater, Tante/Onkel ihren „Job wie Fremde“ ausführen! Können sie dies nicht glaubhaft darlegen, dann, man ahnt es schon, gibt es keine Steuerminderung. Wo bleibt da die „Familienideologie“? Oder misstraut man dem Bürger schon wieder? (Abgesehen davon, dass der Begriff „Dorf“ darauf schließen ließe, es handele sich um eine Gemeinschaft von Menschen, die sich gut kennen und die einander vertrauen!) Doch die Familienministerin bzw. der anonyme Gesetzgeber legt Wert darauf, dass es sich bei Kinderbetreuern um Fremde und wie Fremde agierende Personen handelt.

      Dieses kleine Beispiel macht deutlich, wie sich qua Bedeutungshorizont der Sprung von Vertrauen (Dorf) ins bürokratische Misstrauen (Familie) vollzieht. Wollte man mit dem Zitat belegen, dass fremden Menschen, also Nicht-Verwandten, zu vertrauen ist? Mehr als der eigenen Familie? Spiegelt sich hier ein geschichtlich nicht gelungener Wandlungsprozess vom Fremdenhass aus der Hitlerzeit zu Fremdenbevorzugung in der Nachkriegszeit bis heute wider? Ist der eigenen Familie nicht mehr zu trauen? Oder ist dem System Familie im Verhältnis zum Staat nicht mehr zu trauen, weil der „Clan“ den Staat betrügen könnte? Wobei tatsächliche Clans СКАЧАТЬ