Название: Zulassung zur Abschaffung - Die heillose Kultur - Band 2
Автор: Dr. Phil. Monika Eichenauer
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783844217742
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Steht ein unentgeltlicher Arbeitsdienst für Psychologische Psychotherapeuten bevor, der durch die KVWL unter Androhung des Zulassungsentzuges durchgesetzt werden soll?
Der KV-Empfehlung, Praxiseinnahmen über die Behandlung von Privatpatienten anzuheben, damit man überhaupt noch über die monatlichen Runden kommen kann, stehen öffentliche Verurteilungen und Verteufelungen seitens der Ärzte gegenüber: Sie bekommen den schwarzen Peter, als „Zweiklassenmediziner“ zu arbeiten, zugeschoben. Diese Empfehlung für Ärzte soll offenbar keine Gültigkeit für Psychologische Psychotherapeuten haben: Denn, wenn sie verpflichtet werden, Kassenpatienten zügig Termine unter Androhung des Entzugs der Kassenzulassung zu vergeben, werden sie weder durch einen anderweitigen Nebenjob noch durch Privatpatienten ihre Honorareinnahmen steigern können – und gehen pleite. Folgt man der Information der Financial Times, so kann dies als ein Weg zur Abschaffung der psychologischen Psychotherapeuten verstanden werden: es gibt noch weitere Wege, die Berufsausübung zu verunmöglichen. So klagen Psychologische Psychotherapeuten seit 1999 auf angemessene Sitzungshonorare. Nichts Wesentliches passiert. Zusätzlich erbringen alle Psychologischen Psychotherapeuten genauso wie die Ärzte für Psychotherapie zahlreiche Leistungen kostenlos – weil sie nicht abrechnungsfähig sind. Sprich, es gibt keine Leistungsziffern zur Abrechnung.
Zu Anfang des Jahres befragt man in verschiedenen Kulturen ein Orakel, wie das Jahr wohl werde. Das deutsche Ärzteblatt aus dem Januar 2008 erspart den Gang zum Orakel gleich zweimal:
Es geht um die Honorare 2009 – 2008 wird gleich übersprungen und man kann direkt daraus schließen, dass es sowieso zu keiner Erhöhung der Honorare in meinem Berufsfachbereich kommt. Der mitgeteilte Inhalt klingt delphisch und widersprüchlich.
Hören wir Dieter Best, Mitglied im Beratenden Fachausschuss Psychotherapie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV): „Mit dem EBM 2008 kann man leben“ – das freut uns zu hören, wäre hier zu entgegnen.
Weiter: 2009 würde die regional unterschiedliche Honorarsituation beendet – dann bekommen alle gleich hohe Honorare. Das sei positiv, bewertet Dieter Best – wobei noch unklar ist, durch welche Richtung die Gleichheit der Honorare, ob nach unten oder nach oben, erzielt wird.
Weiter, und jetzt wird es interessant: „’Von 2009 an sehen wir aber auch ein Riesenproblem auf uns zukommen’, ergänzt Best. Zwar ist er überzeugt, dass die Politik Ärzten und Psychologischen Psychotherapeuten insgesamt mehr Honorar zugestehen will. Doch wir sind in Sorge, dass sich das für unsere Berufsgruppe nicht positiv auswirkt.’ Bisher liegt der Punktwert der Psychologischen Psychotherapeuten bei rund 5,1 Cent. Der Orientierungswert für 2009 dürfte nach Bests Kenntnis aber eher bei 3,7 Cent liegen. Angesichts dieser Diskrepanz würden die Psychotherapeuten nicht einmal von der Punktmengenerhöhung profitieren, die sie an sich schon in diesem Jahr als Folge der Umsetzung aktueller Kostenstudien verbuchen können: ‚Wenn der Orientierungswert in dieser Höhe liegt, würden wir 2009 einen Honorarverlust von rund 10 % hinnehmen müssen.’ Da es mit großer Sicherheit nur einen Orientierungswert geben wird, könnte eine Lösung aus Bests Sicht darin bestehen, für psychotherapeutische Leistungen einen Zuschlag von mindestens zehn Prozent vorzusehen: ’Sonst kommen wir nicht auf eine angemessene Vergütung.’“ (Deutsches Ärzteblatt, PP, Heft 1, Januar 2008, S. 9)
Zu Anfang des Artikels (S. 8) heißt es: „Der KBV-Vorstand geht fest davon aus, dass es zumindest von 2009 an mehr Honorar für niedergelassene Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten geben wird.“ Offenbar kann in der KBV nicht berechnet werden, ob es nach oben oder nach unten geht mit Honoraren, wie der Einschätzung von Herrn Best zu entnehmen: An keiner Stelle wird mitgeteilt, wie hoch das Honorar denn nun sein wird und schon gar nicht wird mitgeteilt, dass es tatsächlich höher sein wird als gegenwärtig. Dieter Best mutmaßt: Es wird bedeutend niedriger sein. Das andere ist, dass man uns wieder ein Jahr unter Spannung halten will und mit Blick auf die Zukunft hoffnungsfroh jeden Morgen die Praxis aufschließen lassen möchte: Jedoch hinsichtlich der Honorare ohne Grund.
Dann ist weiter anzumerken, dass auch die Best’sche Berechnung völlig im Dunklen bleibt. Ich beziehe mich einfach und schlicht auf den Punktwert in der folgenden Betrachtung: Der Unterschied von 5,1 bis 3,7 Cent ist mit 1,4 Cent zu beziffern – und das sind nicht „rund 10 %“ weniger (dann wären es 0,51 Cent), sondern 1,4 Cent sind nun meinerseits großzügig statt ab- , aufgerundet rund 1/3 von der Bezugsgröße 5,1 Cent. Und das wären, nun meinerseits großzügig abgerundet, rund 30 % weniger als das bisherige im Vergleich mit dem prophezeiten Honorar für das Jahr 2009. Da ich nun davon ausgehe, dass Dieter Best richtig gerechnet hat, wäre somit die Frage, in welcher Berechnung die Differenz von ca. 20 % aufschlägt und wie sie „stillschweigend“ ausgeglichen wird, um die restlichen 10 % Minus, von denen Dieter Best spricht, mittels Extrazuschlag auszugleichen, um auf das gleiche (niedrige) Honorarniveau wie in 2008 zu gelangen? Wobei festgestellt werden muss, dass wir weder wissen, wo dieses liegen wird und die obigen Ausführungen weiterhin belegen, dass wir durch diese Honorarpolitik unterfinanziert werden. Die Aussage der KBV, wir könnten 2009 mit einem höheren Honorar rechnen, ist nirgends zu entnehmen.
Für 2008 ist bereits Anfang März pro Sitzung das Honorar um 3,00 Euro niedriger als in den Vormonaten zu konstatieren. Soll das heißen, wir sollen nun wieder für Einhaltung des bisherigen Honorars klagen, wohingegen von Erhöhungen des Honorars die Rede war?
Mit dem real anzunehmenden Honorar für 2009 ist dann jede Psychologische Psychotherapeutenpraxis pleite bzw. gleicht fehlendes Einkommen individuell wieder irgendwie aus?
Nun wäre doch das Orakel zu befragen: Wieso bekommen wir dann 2009 höhere Honorare? Weiter: Was nährt den Glauben, dass, wie Dieter Best meint, die Lösung darin bestünde, dass wir außerordentlich sozusagen 10 % Zuschlag extra bekommen könnten, die jeder theoretischen und praktischen Erfahrung widerspricht?
Weiter: Worin ist dann die Erhöhung unseres Honorars zu erblicken? Es wäre dann doch lediglich das Honorar erzielt, das wir gegenwärtig bereits haben bzw. schon nicht mehr haben?
Worin ist das Gute zu erblicken: Da doch insgesamt das Honorar 2009 unter Einbeziehung der Inflationsrate dann weit unter dem gegenwärtigen Honorar läge? Vielleicht liegt das Gute doch ausschließlich in dem Satz: „Mit dem EBM kann man 2008 leben.“
Aus dem Artikel ist summa summarum zu schließen: 2009 ist nicht mehr mit den Honoraren zu leben.
Dann gehen wir als Berufsfachgruppe vollends Pleite, nachdem wir uns jahrelang finanziell durchgeschleppt haben. Im Gesundheitswesen stellen sich Abschaffungen und Insolvenzen still und klammheimlich dar – im Unterschied zu Arbeitplatzeinsparungen und Standortverlagerungen wie bei Nokia, Siemens, Henkel und anderen Akteuren in der Mitte der gesellschaftlichen Bühne heißen. Die Konsequenzen, wenn dem so sein sollte, sind freilich noch weit reichender als in diesen Fällen – persönlich und gesellschaftlich: Dann werden Patienten nur noch mit Psychopharmaka, Psycho-Pflastern und Medikamenten versorgt.
Wollen Sie, lieber Leser, so eine Medizin und Modul-Psychotherapie, die Ihre Lebenszusammenhänge und Ihre Seele nicht als primäre Basis in Behandlungen einbezieht? Wollen Sie Psychologische Psychotherapeuten und Ärzte, die schlecht bezahlt werden? Überlegen Sie bitte einen Moment, wie Sie eine Arbeit verrichten, die dauerhaft schlecht bezahlt wird und bei der Ihnen Ihre berufliche Identität stückchenweise am lebendigen Körper abgesäbelt СКАЧАТЬ