Kind des Lichtes. Kerstin Wandtke
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Читать онлайн книгу Kind des Lichtes - Kerstin Wandtke страница 9

Название: Kind des Lichtes

Автор: Kerstin Wandtke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742779953

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СКАЧАТЬ weiß nicht, was hier geschehen ist, aber lass uns weitergehen, vielleicht finden wir doch noch Antworten auf unsere Fragen.“ So wurde aus ihrer Besichtigung eine Suche und je weiter sie in die Burg eindrangen desto verwirrender wurde alles. In der großen Küche stießen sie auf die trockenen Überreste einer ehemals üppigen Festtagstafel. In den Stallungen lagen die bleichen Gebeine des Viehs. Überall sahen sie Zeichen, das, dass, was hier vorgefallen war, sehr schnell gegangen sein muss. Doch warum war noch alles vorhanden? Warum hatte man das Vieh in den Ställen jämmerlich sterben lassen? Und weshalb schien alles so unberührt, verfallen, ja, aber er sah keine Spuren die auf Kampf oder Plünderung hinwiesen. Doch dann hatte ihre Suche plötzlich ein jähes Ende und sie fanden die Bewohner der alten Burg.

      Raven stemmte sich mit aller Kraft gegen die schwere Holztür, drückte diese aber nur langsam auf. Sie hatten diese am fuße des halb eingestürzten Turmes entdeckt, als beide den Burghof überquerten. Als er sie halb geöffnet hatte, stieß sie auf Wiederstand und er sah in die totale Finsternis dahinter. Alina wurde hier mehr als nur unbehaglich.

      „Warte hier, es ist dunkel dort drinnen, ich hohle schnell eine Fackel.“ Sie blickte durch die Öffnung und sah grob behauende, staubige Felsstufen die in eine tiefe Dunkelheit hinab führten.

      Sie verspürte nicht den Drang mutig zu sein und wartete geduldig auf seine Rückkehr. Raven hatte eine Ahnung auf was sie gestoßen sein könnten, er kannte diese Wege, die nur nach unten führten und nicht wieder hinauf. Sogar in seinem fernen Schloss gab es welche. Er wusste nicht, wie er sie auf das nun Folgende vorbereiten sollte, aber ihm war klar, dass es keinen Sinn hatte es ihr zu Verheimlichen. Sie war klug und früher oder später würde sie selbst drauf stoßen. Doch was sie nun erwarten sollte, hätte er ihr trotzdem lieber erspart. Sie stiegen gemeinsam die steinernen Stufen hinab und standen dann in einem dunklen Korridor. Die Luft hier unten roch schlecht und im Fackelschein tanzten unruhige Schatten über die Wände. Die schweren Holztüren, zu beiden Seiten des Ganges, standen gähnend offen und gewährten ihnen einen Blick auf die Überreste des alten Strohs, mit dem einst ihre Böden belegt wurden. Schimmelig und streng riechend lag es hier und verrottete. Raven sah seine Vermutung bestätigt, sie befanden sich jetzt im Kerker der Burg und er erwartete die gebleichten Gebeine der Gemeuchelten zu sehen. Doch sie fanden vorerst nichts dergleichen, was ihn erst etwas verwunderte. Wenn er sich aber nicht sehr täuschte, mussten zur Glanzzeit der Burg viele Menschen hier unten ihren baldigen Tod erwartet haben. Aber nichts deutete darauf hin. Er spürte Alinas Angst und sah ihr tief in die sonderbaren Augen.

      „Sollen wir weitergehen.“ Sie nickte langsam und vorsichtig.

      „Bist du dir sicher, ich weiß nicht was wir hier noch finden werden.“ Sie nickte wieder.

      „Gut, dann weiter.“ Er ergriff ihre kleine Hand und als sie das Ende des Korridors erreichten, stiegen beide abermals langsam steinerne Stufen hinab. Die Dunkelheit wurde immer umfassender, ja, fast lebendig. Sie zerrte an ihnen, zog sie immer tiefer hinab. Die Luft hier unten wurde immer schlechter, zum Schluss kaum noch zu Atmen und ihnen brannten die Augen sehr vom aufgewirbelten Staub, der sich nur langsam wieder zu leben schien.

      Dann, plötzlich, endeten die Stufen, und sie fanden sich in der Folterkammer der alten Burg wieder. Das riesige Gewölbe war seinerzeit wohl in die umgebenen Felsen geschlagen worden und die hohe Decke wurde von mächtigen Säulen getragen. Ravens Fackel vermochte dieses große Gewölbe nur schwach zu beleuchten und so blieben die entfernten Bereiche jetzt in völliger Finsternis. Sie traten nur langsam und zögernd näher und der Anblick, der sich ihnen dabei bot, war so furchtbar, dass Alina unkontrolliert zu zittern begann, während Ravens Nackenhaar sich langsam aufrichtete.

      Sie hatten die ehemaligen Bewohner der Burg jetzt gefunden. Grausam Hingerichtet. Einige hingen auf ewig noch über ihren Marterinstrumenten, für immer mit Gurten an diesen befestigt. Andere lagen zerrissen oder zerteilt herum, oder baumelten an Ketten von der Decke. Doch das Schlimmste war, sie sahen keine Knochen, wie beim verendeten Vieh in den Ställen. Irgendein böser Fluch hatte die Bewohner nach ihrem Tot so erstarren lassen. Sie schienen völlig Intakt. Abgesehen von den fehlenden Augen waren alle Körper erhalten und schienen in ewiger Ruhe bewegungslos auszuharren. Alina sah vertrocknete Männer, Frauen und kleine Kinder, sah aufgerissene Münder, geballte Fäuste, sah abgerissene Gliedmaßen und aufgeschlitzte Bäuche. Einigen hatte man Pfähle durch die ganzen Körper getrieben, andere hingen am eigenem, trockenen Gedärm an den schweren Ketten, die vom Dach des Gewölbes hingen. Viele der Kinder hatte man wohl einfach auf die langen Fackelträger geworfen, die überall wie große Dorne aus den Wänden ragten, denn sie hingen, zum Teil grotesk verdreht, oft zu mehreren übereinander. Das war einfach zuviel für Alina und sie sank jetzt weinend zu Boden. Raven bemerkte dies kaum, er starrte nur völlig fassungslos auf die vielen Toten seines Volkes. Wie konnte das nur geschehen sein, wer war so Mächtig ein ganzes Geschlecht zu überraschen und ihnen so etwas anzutun. Nun, diese Frage war schnell beantwortet. Nur Menschen waren zu solchen Gräueltaten fähig. Sie hatten die Einwohner wahrscheinlich gegen Morgen überrascht, alle hierher verschleppt, um sie dann so grausam hinzurichten. Wahrscheinlich wurden denen vorher auch noch die Flügel gebrochen, damit diese nicht fliehen oder gar Hilfe holen konnten. Das würde auch erklären, warum noch alle Güter der Familie vorhanden waren. Menschen waren der Meinung, dass die Dinge der anderen Völker ihnen Unglück brächten. Sie kamen nur um zu Töten, beließen aber alles andere wie es ist und mieden fortan die Orte ihrer Taten. Sogar das Vieh ihrer Feinde musste in den Ställen qualvoll verhungern. Sein Hass auf die Behaarten wuchs. Er bückte sich, hob Alina sanft auf und verließ mit ihr auf den Armen diesen Ort des Schreckens. Doch er schwor den Toten im Gedanken, zurück zu kehren, um ihre gefangenen Seelen für immer zu befreien. Niemand verdient einen solchen Tod, noch nicht einmal ein Mensch hätte so etwas verdient.

      Es war eine schmutzige Arbeit. Raven schwitzte und keuchte die ganze Zeit, doch er gab nie auf, stieg immer wieder in die Tiefe um neue von ihnen hoch zum Burghof zu bringen. Dort saß Alina in der Dunkelheit und blickte stumpf in die knisternden Flammen des großen Feuers, das durch seine Arbeit immer weiter mit Nahrung versorgt wurde. Gierig verschlang es die trockenen Überreste der Familie, die hier einst lebte. Es dauerte lange, sehr lange, doch schließlich trug er den letzten Körper empor, übergab auch diesen den Flammen und setzte sich danach still neben sie nieder. Er zog sie in seine schmutzigen Arme, und als ihre Tränen zu fließen begannen, wiegte er sie wie ein kleines Kind. Später in der Nacht, als das Feuer schon heruntergebrannt war, und sie in seinen Armen unruhig schlief, trug er sie sanft hinein, legte sie auf ihre Felle und entzündete im Kamin ein kleines Feuer. Er wusch sie gründlich, drehte sich danach um und betrachtete sie voller Mitgefühl. Was mochte das heut Erlebte in ihr angerichtet haben. Oh, es hatte auch ihn erschreckt aber er war schon weit in der Welt herumgekommen, hatte schon viele ähnliche Dinge gesehen. Aber für sie war das alles so neu, so fremd und dann mussten sie auch noch auf die vielen Toten dort unten stoßen. Er beschloss, in Zukunft etwas vorsichtiger zu sein und das nächste Mal besonnener vorzugehen. Sie warf sich jetzt unruhig herum und er legte sich rasch zu ihr, nahm sie fest in seine Arme und wünschte ihr jetzt und für den Rest der Nacht gute Träume.

      Wieder umgab Alina völlige Finsternis. Sie hatte schreckliche Angst und tastete sich blind voran.

      „Mutter, bist du hier?“ Doch sie erhielt vorerst keine Antwort.

      „Bitte, Mutter, es ist so dunkel und ich habe große Angst.“ Sie hörte ein leises Geräusch gleich einem fernen Wispern. Voller Angst trat sich zurück, ohne zu sehen wohin.

      „Wer ist da, bitte, ich kann doch nichts sehen,“ weinte sie jetzt fast.

      „Hab keine Angst mehr, meine Tochter.“ Sagte ihre Mutter jetzt wie aus weiter Ferne, aber sehr sanft zu ihr, „ich habe dich hierher gerufen, denn es möchte dich jemand sprechen, der dich anders nicht mehr erreichen kann.“ Und dann sah Alina vor sich ein zartes Leuchten, das beim näherkommen langsam immer heller wurde. Sie sah, das ein kleines Mädchen langsam auf sie zu Schritt und das Leuchten bei СКАЧАТЬ