Название: Kind des Lichtes
Автор: Kerstin Wandtke
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742779953
isbn:
„Das sind Rinderhörner, in die sie blasen und so diese Töne erzeugen,“ erklärte Raven ihr, „sie begrüßen uns. Es ist wunderschön, nicht war?“ Sie nickte, völlig ergriffen. Raven sah schon aus weiter Entfernung die vielen Geflügelten, die den Schlosshof jetzt belebten, Männer, Frauen und viele Kinder erwarteten voller Ungeduld und Freude die Heimkehrer. Alina bekam wieder etwas Angst, es waren so viele und sie waren dabei auch noch so laut. Sie kannte das alles nicht und klammerte sich verzweifelt an Raven. Langsam glitt die Gruppe näher und Raven hielt Alina fest in seinen Armen. Sie landeten in mitten dieser und wurden sofort von einem lärmenden Pulk umschlossen. Alina hielt sich mit beiden Händen krampfhaft ihre Ohren zu und versuchte verzweifelt sich unter Ravens Arm zu verstecken. Dieser hielt sie fest und beruhigend an sich gedrückt. Ihm war nach seiner langen Einsamkeit auch nicht ganz wohl in dieser Menge. Doch dann erhob sich wieder des Dragons kräftige Stimme und die Menge verstummte langsam.
„Bitte, habt doch noch etwas Geduld.“ Seine Stimme erklang tief und volltönend.
„Wir sind wieder hier und haben auch liebe Gäste mitgebracht. Mein Neffe Raven wird einigen von euch sicher noch bekannt sein, doch seiner kleinen Gefährtin sind solche Versammlungen fremd und deshalb möchte ich euch bitten, jetzt die Vorbereitungen für unser gemeinsames Mahl zu treffen. Ich bin mir sicher, das Raven uns danach von seinen Reisen berichten wird.“ Die Menge wurde ruhig, aber zerstreute sich nur langsam. Neugierige Blicke wurden zu ihm und Alina geworfen, doch der Dragon blickte sich nur böse um und wandte sich danach wieder ihnen zu.
„Kommt, Freunde, begleitet mich in mein Haus, das nun auch euer ist.“ Sagte dieser nun ruhig und mit einer einladenden Geste zum Haupthaus und sie folgten den Dragon ins innere, begleitet vom hasserfüllten Blick Karaks, der etwas abseitsstand.
„Ich, Bruder, würde nicht einmal daran denken,“ meinte Ramahl im vorbeigehen zu diesem, „sie ist deinen Tot nicht wert, oder?“ Doch dieser schnaubte nur verächtlich und ging rasch fort.
Jamihl, ein fröhlicher, rotgelockter Bursche führte beide in ein großes, prunkvolles Zimmer.
„So, da sind wir,“ er lachte und deutete auf eine Tür am Ende des großen Raumes, „dahinter ist euer Schlafgemach. Vater meinte, es wäre besser ihr teilt euch die beiden Zimmer. Ihr könnt euch jetzt noch etwas ausruhen bis ihr zum Essen angekleidet werdet.“ Raven fasste sich aufstöhnend an den Kopf, wie konnte er diesen überflüssigen Brauch nur vergessen haben. Alina sah neugierig zu ihm auf. Raven blickte Jamihl grinsend an, und dieser lachte jetzt frech zurück.
„Besteht dein Vater immer noch auf diese alte Sitte?“ Fragte er, übertrieben Verzweifelt, aber immer noch grinsend den Knaben.
„Ja sicher, aber die Familie bleibt zum Glück jetzt davon verschont. Es betrifft nur noch die lieben Besucher.“ Lachend ließ der Junge sie allein, und Alina sah ihm fragend nach. Raven verspürte keine große Lust sich von einer Horde kichernder, alberner Mädchen waschen und danach ankleiden zu lassen. Außerdem, was wäre in dieser Zeit mit seiner kleinen Fee. Im Zimmer konnte sie nicht bleiben, sie hatte ihn noch nie ohne seine derbe Kleidung gesehen. Er konnte sich schönere Anlässe vorstellen, sich ihr zu offenbaren als von dummen, sich zuzwinkernden Mädchen umringt.
Doch, als der Augenblick gekommen war, musste er zugeben, das der Dragon an alles gedacht hatte. Es klopfte leise an ihrer Tür und als Raven sie hereinrief, betrat eine Gruppe älterer Frauen still ihre Gemächer. Sie wurden von seiner Tante Sonja angeführt, deren Blick, als sie den Raum betrat, sofort auf Alina fiel. Sie ging jedoch zuerst zu Raven und umarmte diesen herzlich.
„Raven, wie schön, dass du seid so langer Zeit mal wieder den Weg zu uns gefunden hast, sei Willkommen auf Avalla.“ Glücklich betrachtete sie ihn. „Du bist sehr stattlich geworden, junger Mann, aber nicht zu stattlich um deiner alten Tante nicht noch einen Kuss zu geben,“ lachte sie und ließ sich von Raven zart auf die Wange küssen.
„Sonja, ich freue mich auch, mal wieder einige Zeit hier verbringen zu dürfen,“ erwiderte er erfreut und führte sie danach zu Alina.
„Mein Gemahl erwähnte ihre Schönheit, aber das hätte ich nicht erwartet.“ Sonja blickte entzückt auf Alina herunter. Auch Sonja war groß und ihre Haltung entsprach der einer Schlossherrin. Ihre Haltung war stolz und erhaben, ihr Gesicht trotz ihres Alters noch schön, und ihre Züge klar. Nur ihre wilde, rote Mähne und die verschmitzt funkelnden, blauen Augen standen da im Wiederspruch zu ihrer Haltung. Diese ließen einen starken Willen, und ein ebensolches Temperament erwarten.
„Lieber Neffe, bitte verzeih mir, dass ich bei eurer Ankunft im Hof nicht zugegen war, aber meine jüngste, Sassa, liegt im Fieber und wir erwarteten ja keinen so lieben Besuch.“ Sie ergriff wieder kurz seine Hände um sie zu drücken. Dann sah sie wieder zu Alina.
„Na, Schatz, möchtest du heut Abend nicht besonders schön für den da sein?“ Sie zwinkerte Raven vergnügt zu, und während die anderen Frauen mit ihrer Arbeit begannen, einen Bettler in einen Fürsten zu verwandeln, führte die große, rothaarige Sonja Alina ruhig aus dem Raum. Diese blickte sich mehrmals ängstlich zu Raven um, und verstand nicht, was hier mit ihr geschehen sollte.
„Hab keine Angst, mein Kind, wir werden dich so schönmachen, das dir nachher alle Männer in der Halle zu Füßen liegen werden.“ Alina dachte kurz und mit einem schaudern an Karaks Worte, doch als Sonja sie entkleidete, sie ordentlich wusch, ihr das Unterkleid überstreifte und ihr anschließend das lange Haar aufsteckte, begann es ihr langsam doch zu gefallen.
„Mein Gemahl tat gut daran, mich zu bitten eines der Kinderkleider zu nehmen.“ Sie zog Alina schließlich das kleine, helle Kleid über den Kopf, verschnürte es danach sorgfältig an deren Rücken und drehte sie dann langsam zu sich herum.
„Du bist wunderschön,“ sagte die Ältere ergriffen, „wie eine kleine Elfenprinzessin. Möchtest du dich jetzt betrachten?“ Alina nickte schüchtern und Sonja führte sie zum hohen Spiegel des Ankleidezimmers. Verblüfft sah Alina in ihn hinein. Das Bild von ihr war so klar und deutlich, ganz anders als die Bilder von ihr im See, die sie sonst nur kannte. Ihr Haar war jetzt kunstvoll Aufgesteckt und nur eine dicke Strähne fiel ihr in sanftem Schwung auf den Rücken herab. Auf ihrer Stirn lag ein kleiner, blauglänzender Stein, der über eine dünne Kette mit ihrer Frisur verbunden war. Um den Hals und an jedem Handgelenk trug sie jeweils noch einen. Doch am meisten beeindruckte sie das Kleid, das sie nun trug. Es hatte die gleiche Farbe wie ihre Augen, irgendwie zwischen blau und grün, doch seine Farbe war blasser. Seine weißen Säume waren breit und aus kunstvoll gearbeiteter Spitze. Es war zudem überall mit diesen glitzernden Steinen besetzt, doch diese waren sehr viel kleiner als der auf ihrer Stirn. Alina betrachtete sich hingebungsvoll, und nur ganz leicht berührte sie ihr Spiegelbild, als würde es sich unter ihrer Berührung wie flüchtig auflösen. Sie konnte es kaum fassen, was die große Sonja aus ihr gemacht hatte.
„Oh,“ meinte diese noch, „ich habe noch etwas vergessen.“ Sie verschwand kurz im Nebenzimmer, tauchte aber bald wieder auf und hielt noch etwas in den Händen.
„Das sind Schuhe, sieh, man zieht sie über die Füße, Augenblick, ich helfe dir,“ sie zog Alina die kunstvoll gearbeiteten Schuhe an, „so, jetzt bist du fertig.“ Sie sah Alina liebevoll lächelnd an.
„Nun geh zur großen Halle und verdrehe allen meinen Söhnen die Köpfe.“ Alina nickte nur scheu und verließ still das Zimmer. Sie fand den Weg zur Halle allein, hatte aber ihre liebe Not mit den Schuhen, diese drückten sie und taten ihr schnell weh. Als sie sich einen Moment im Flur alleine wähnte, zog sie diese schnell aus und stellte СКАЧАТЬ