Kind des Lichtes. Kerstin Wandtke
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Название: Kind des Lichtes

Автор: Kerstin Wandtke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742779953

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СКАЧАТЬ schwang eine brennende Fackel, „komm, ich habe unten eine große Halle gefunden. Der Kamin ist frei und alte Möbel zum verbrennen sah ich auch.“ Er war aufgeregt wie ein kleines Kind, wollte ihr unbedingt etwas aus seinem Leben zeigen, nahm ihre Hand und zog sie ins düstere Innere der alten Burg. Voller Unbehagen lief sie hinter ihm her, doch verblüfft blieb sie im Vorraum der Burg stehen und sah sich mit großen wachen Augen erstaunt um. Die Steine unter ihren Füßen waren flach und glatt und sie glänzten nur schwach im Schein Ravens Fackel. Die Wände des Raumes, und, wie sie später feststellen sollte, auch aller übrigen, waren mit einem dunklen Holz verkleidet. Hinten, am Ende des Raumes schwang sich auf jeder Seite eine riesige Treppe nach oben und sie fühlte sich unangenehm an die Höhle des alten Drachens erinnert. Sie wich ängstlich zurück, doch Raven war schon an ihrer Seite.

      „Komm, hier gibt es nichts, wovor du dich fürchten musst,“ sagte er vergnügt, „außerdem bin ich bei dir und du vertraust mir doch, oder?“ Er sah ihr dabei fest in die Augen. Sie nickte, ergriff dennoch seine große Hand und ließ sich von ihm tiefer in dieses dunkle Gemäuer führen. Die Halle, die Raven meinte, lag links neben dem Raum mit den Treppen und beeindruckte sie noch mehr. Ihr Boden bestand aus abwechselnd schwarzen und weißen Steinen, die absolut regelmäßig angeordnet waren. Die Wände waren auch aus Holz, doch dieses schimmerte, trotz seines Alters, immer noch in einem tiefen Rotbraun und war zudem noch reich mit kunstvollen Schnitzereien bedeckt. Doch der Kamin war das Schönste, was sie bis dahin gesehen hatte und sie erinnerte sich später immer gern an seinen Anblick zurück. Er bestand aus einem leicht rosafarbenen Stein und wurde von zwei dicken Säulen eingefasst, über diesen lag eine starke Platte, doch das schönste an ihm waren die zwei Figuren, die auf jeder der Säulen hockten. Sie waren wie Raven, nur unbekleidet und zeigten dadurch ihre ganze Kraft, ihre ganze Macht und Männlichkeit. Die großen Schwingen wie zum Abflug erhoben, hockten sie dort zum Sprung bereit, und starrten wie stolz und erhaben auf Alina herunter. Raven trat hinter sie und folgte ihrem Blick.

      „Sie sind wunderschön,“ flüsterte er leise, „nicht wahr?“ Sie nickte, deutete dann auf eine der Figuren, danach auf ihn und sah ihn dabei fragend an.

      „Stimmt, sie stellen Männer meines Volkes dar,“ erklärte Raven ihr jetzt ruhig.

      „Diese Burg gehörte wohl einem der Großfürsten, aber das muss jetzt schon lange her sein,“ er legte einen Arm um ihre Schultern, „wahrscheinlich wurden sie von Menschen getötet oder sie konnten noch rechtzeitig fliehen.“ Sie sah ihn jetzt traurig an.

      „Kleine Fee, nicht traurig sein,“ er zog sie an sich,“ mein Volk lebt, und wird es auch in Zukunft. Es gab, solange ich mich zurückerinnern kann, immer Kriege zwischen den Menschen und uns, für sie sind wir Monster und manchmal stimmte es sogar.“ Sie sah entschlossen zu ihm auf und schüttelte ernst ihren Kopf. Raven musste nun doch etwas grinsen.

      „Oh, doch,“ sagte er nun, „in jedem Volk gibt es gut und böse. Ich hoffe das du keinem Wolf meines Volkes begegnest, denn manche von uns nehmen sich etwas, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen.“ Er sah zärtlich zu ihr herunter.

      „Aber nicht, wenn ich es vorher nicht verhindern kann.“ Er lachte, küsste einmal ihren Scheitel und verließ dann die Halle um ihre Sachen zu holen. Sie blieb beim Kamin, sah wieder zu den prachtvollen Männern empor und konnte ihm kaum glauben, das einige seines Schlages auch böse sein konnten. Als Raven zurück kehrte half sie ihm mit den Fellen und beim Feuermachen. Nachdem das Fleisch zum Garen über dem Feuer hing, fragte Raven sie ob sie ihn am Morgen begleiten wolle, ein wenig die Burg zu erkunden. Sie nickte zögernd, wusste ja nicht was sie zu erwarten hatte, doch er schloss sie glücklich in seine Arme und hob sie hoch.

      „Das wird ganz wundervoll, glaube mir, ich werde dir alles zeigen, dir alles Erklären. Du wirst so viele neue Dinge sehen, und ich werde bestimmt gut auf dich Acht geben, versprochen.“

      Damit wirbelte er sie ausgelassen herum, dass ihr ganz schwindelig wurde. Sie schlang beide Arme um seinen kräftigen Hals und barg ihr Gesicht unter sein Kinn. Er stoppte langsam und streichelte anschließend über ihr langes, weißes Haar.

      „Du bist so schön, kleine Fee, so wunderschön, dass es einem in der Seele schmerzt dich zu betrachten. Wie gern würde ich dich in Liebe berühren, dir zeigen, was es heißt eine Frau zu sein, aber keiner meines Volkes wird je mit dir die Wonnen teilen.“ Sie sah fragend zu ihm auf, verstand nicht, was er damit meinte. Zärtlich, aber auch voller Trauer blickte er zu ihr hinunter.

      „Du bist so klein, so zart,“ er sah sie traurig lächelnd an, „Menschenweiber sind so viel größer als du und doch sterben sie häufig noch unter uns. Was würde mit dir Geschehen, wo du doch so viel kleiner und zarter als sie bist?“ Er küsste sie ganz zärtlich auf ihre glatte Stirn.

      „Nein, keiner meines Volkes wird dich je in Liebe berühren.“ Er setzte sie jetzt ab, streichelte ihr noch einmal traurig über ihr Haar und ging dann rasch zum Feuer, um nach dem Fleisch zu sehen. Seine Traurigkeit hielt ihn auch noch den ganzen weiteren Abend gefangen, und so sehr Alina sich auch bemühte, sie konnte ihm kein Lächeln mehr entlocken. Das betrübte sie sehr, zumal sie nicht verstand, warum er so verzweifelt war. Sie ahnte nur, dass es etwas mit ihr zu tun hatte. Raven fühlte sich an diesem Abend trotz ihrer Nähe sehr einsam. Der Gedanke, sie zurück lassen zu müssen, betrübte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte. Sie fesselte ihn, und er wusste, er hätte bald nicht mehr die Kraft, sich ihr zu entziehen. Was sollte er nur machen, mir ihr und mit sich selbst. So lagen beide des Nachts wach, und im großen Kamin knisterte nur leise das behagliche Feuer, das diesem Ort nach Jahrzehnten wieder Licht und wärme gab.

      Am Morgen des folgenden Tages weckte er sie schon früh, und nachdem sie gegessen hatten machten sie sich an die Erforschung des alten Gemäuers. Sie beraten zunächst wieder den Raum mit den Treppen am Ende. Dunkelheit erwartete sie dort oben.

      „Komm, wir gehen erst nach oben,“ meinte er jetzt wieder vergnügt und zog sie mit sich. Vorsichtig erstiegen sie die erste Treppe und betraten danach einen breiten Flur, der auf jeder Seite von großen, schweren und reichverzierten Türen gesäumt wurde. Raven öffnete die Erste, stemmte diese mit ganzer Kraft auf und beide sahen vorsichtig hinein. Das Zimmer war groß und ehemals bestimmt sehr prächtig. Doch jetzt waren die Wände verstaubt, die Möbel zerbrochen oder schimmlig, die Vorhänge hingen in Fetzen und die hohen Pfosten des ehemals schönen Bettes ragten wie die knorrigen Finger einer alten Hand empor. Dieser Raum ließ Alina schaudern und sie wandte sich rasch ab. Die restlichen Zimmer dieser Etage glichen einander in ihrer Einrichtung und ihrem Zerfall. Raven fragte sich, warum die ehemaligen Bewohner ohne ihre vielen Habseeligkeiten fortgegangen waren. Er sah viele Spiegel, Kämme, Börsen aus Leder und andere Gebrauchsgegenstände. Wurden sie überrascht? Sind sie eiligst geflohen, während eines der vielen Kriege?

      Oder wurden sie von einer Krankheit dahingerafft? Es gab so viele Fragen zu diesem düsteren Ort. Sie folgten dem Flur bis zu dessen Ende und betraten danach eine lange Galerie. Die großen und dabei bunten Fenster, die regelmäßig an der linken Seite verliefen, tauchten sie in ein diffuses Licht. An der langen rechten Wand hingen die alten, dabei aber kunstvollen Gemälde der ehemaligen Bewohner. Einige hingen noch an ihrem Platz, andere lagen zerstört darunter. Sie waren staubig, die Farben zum Teil schon abgeblättert, doch auf Alina verübten sie einen ganz besonderen Reiz. Raven folgte ihr zu jedem Einzelnem und sah, wie genau sie die alten Bilder betrachtete, wie sie diese manchmal zart, fast ehrfürchtig berührte. Er sah an der Kleidung der dargestellten Männer und Frauen seines Volkes, das deren Zeit schon lange verstrichen sein musste. Dennoch berührten sie auch ihn, konnte er doch durch sie in eine ferne, eine prachtvolle Zeit zurückblicken.

      Alina war völlig verzaubert. Sie ging von Bild zu Bild, gefesselt von der Schönheit der dargestellten Personen, die sich alle sehr ähnelnd und arrogant und mit kaltem Blick auf sie herunter starrten. Als sie das Ende der Galerie erreichten fiel es ihr schwer, diese zu verlassen und sie beschloss, später noch einmal hierher СКАЧАТЬ