Kind des Lichtes. Kerstin Wandtke
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Название: Kind des Lichtes

Автор: Kerstin Wandtke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742779953

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СКАЧАТЬ ihm. Sie nahm mit dem Blick auf ihre verschneiten Wälder, still Abschied von ihnen und ihrer Mutter, die irgendwo dort unten war. Gegen Mittag, ihre Tränen waren langsam versiegt, begann sie doch noch gefallen am Fliegen zu finden. Es berauschte sie, dass alles unter ihr nur so vorbeirauschte. Er musste wohl eine Veränderung bei ihr bemerkt haben, denn er verlangsamte sein Tempo, und segelte dann ruhig mit ihr über die dicht bewaldeten, verschneiten Berge und Täler dahin. Von Gefühlen überwältigt, streckte sie ihre kleinen Arme aus und stellte sich vor, sie sei ein kleiner Vogel der frei und ohne Sorgen durch die Lüfte glitt. Er ergriff behutsam ihre kleinen Hände.

      „Ja, kleine Fee, fliege mit mir,“ flüsterte er leise, und so glitten sie durch die Kälte dahin, jeder in seinen eigenen starken Gefühlen gefangen. Die Sonne glitzerte auf dem dicken Schnee, und mehr als ein Ast brach unter ihnen unter dessen Gewicht. Die sanften Wolken zogen über ihnen hinweg Richtung Süden, und sie würden ihnen folgen.

      Der Drachen

      Am späten Nachmittag fanden sie eine alte, verlassengeglaubte Drachenhöhle, die zwar nicht besonders gut roch, aber dafür groß und windgeschützt lag. Sie schlugen gemeinsam ihr Lager auf und stellten mit Erstaunen fest, das der alte, trockene Drachendung hervorragend brannte. Sie aßen die letzten Reste des Rehs und saßen sich danach noch lange gemeinsam am Feuer gegenüber. Raven hatte jetzt genauso lange mit sich gerungen. Während des Fluges hatte er hin und her überlegt, und er fand nur eine einzige Möglichkeit, nur einen einzigen Weg, den er mit ihr würde gehen können, sosehr dieser ihn auch schmerzen würde.

      „Ich weiß nicht,“ begann er unruhig, „wie lange du mich noch begleiten kannst, kleine Fee. Für deinesgleichen verkörpere ich nur tot und verderben, und meine Reise zurück zu meinem Reich ist noch lang und beschwerlich. Ich muss bald das große Meer überqueren und ich weiß nicht, ob ich das mit dir schaffen werde, oder ob du überhaupt so weit mit mir kommen möchtest.“ Er sah ihr lange ins schöne Gesicht. Sie erwiderte seinen traurigen Blick nur ruhig, verstand aber nicht ganz, worauf er jetzt hinauswollte. Innerlich voller Neugier wartete sie, dass er fortfuhr.

      „Du bist so ungewöhnlich. So schön. Ich könnte es nicht ertragen, dich in deinen Tot zu führen.“

      Sie sah ihm jetzt ernst in die Augen, denn sie wusste, was der Tod zu bedeuten hatte.

      „Weißt du,“ fuhr er versonnen fort, „auch ein Prinz der Lüfte sehnt sich manchmal nach Liebe, nach Nähe und Geborgenheit. Sehnt sich nach einem Wesen, das mit ihm gemeinsam durchs Leben zieht. Du bist noch fast ein Kind und wirst noch nicht viel von diesen Sachen wissen, aber glaube mir, es wird mir nicht leichtfallen dich zurücklassen zu müssen.“ Sie schüttelte jetzt entschlossen ihren kleinen Kopf. Er sprach für sie zwar oft in Rätseln, aber zurück lassen durfte er sie nicht.

      „Doch,“ wiedersprach er jetzt ihrem Kopfschütteln,“ im Süden leben noch viele meines Volkes, dort wird man sich gut um dich kümmern. Dort wirst du in Frieden vor den Menschen leben und viele Freunde finden, glaube mir bitte, es wird so besser sein. Ich wäre über kurz oder lang nur dein tot.“ Alina war zwar entsetzt, aber nicht darüber, dass er ihr Tod sein könnte. Denn, zuerst nahm er sie mit, riss sie mit sich fort in seine Welt hinein und nun das. Dabei hatte Mutter ihr gesagt, sie solle ihm unbedingt folgen, und nun wollte er sie im Süden, was immer das war, zurücklassen? Sie war völlig verzweifelt. Wie sollte sie ihm nur klarmachen, wie wichtig es Mutter war, dass sie ihn begleitete. Sie sah hilflos zu ihm auf und erkannte einen tiefen und dunklen Schmerz in seinen braunen Augen, der sie innerlich sehr tief berührte. Sie wusste nicht was Liebe, Nähe oder Geborgenheit bedeutete, spürte aber, wie wichtig diese Dinge jetzt für ihn wurden. Sie fragte sich, in wie weit dies wohl an ihr läge und fühlte sich darum den Rest des Abends sehr klein und hilflos.

      „Mutter, was ist Liebe?“ Sie lagen gemeinsam auf einer wunderschön blühenden Wiese und die Sonne schien sanft auf sie herab. Überall summten die wilden Bienen, und auch bunte Schmetterlinge flatterten fröhlich um sie herum. Mutter war bezaubernd anzusehen, wie sie so in der Sonne lag und leuchtete und Alina war sehr glücklich in ihrer Nähe.

      „Alina, meine kleine Tochter, das ist schwer zu erklären,“ sanft lächelnd sprach sie weiter, „wenn du jemanden sehr, sehr gern hast, dann liebst du ihn. So wie die Mutter ihr Kind, oder der Mann seine Frau. Verstehst du das, mein Kind?“ Fragte sie jetzt und Alina nickte lächelnd.

      „Die Liebe macht dich glücklich,“ erklärte Mutter weiter, „sie erfüllt dein Herz mit Freude, du strahlst sie aus und es geht dir gut.“ Sie schien einen Moment zu überlegen.

      „Sie verleiht dir Flügel,“ sagte sie weiter, „und du gleitest auf ihren Schwingen dahin. Für die Anderen ist die Liebe ihr wertvollstes Gut und sie kämpfen um sie, oder töten gar im Namen der Liebe.“ Mutter hob jetzt lauschend ihren Kopf und blickte versonnen in die Ferne.

      „Ja, und manchmal töten sie sogar das, was sie eigentlich von Herzen lieben.“ Sie machte wieder eine Pause und lauschte noch einmal in die Ferne.

      „Alina, Kleines,“ sagte sie nun, und lächelte dabei so sanft, „dein Vater ruft nach mir, ich muss dich jetzt verlassen.“ Sanftes Licht tauchte sie jetzt ein, und Alinas Herz schwoll vor Liebe zu ihr.

      „Bitte Mutter, einen Augenblick noch,“ bat Alina, jetzt traurig geworden, dass ihre Mutter schon wieder gehen musste. Doch jetzt vernahm auch sie den ungeduldigen Ruf ihres Vaters.

      „Es tut mir leid, Kleines, aber du weißt wie er ist. Komme wieder her, wann immer du möchtest, ich werde hier auf die warten,“ damit erhob sie sich und ging langsam über die Wiese fort.

      Alina erhob sich langsam, und nur schwer gelang es ihr anfänglich, sich dem Bann des eben geträumten zu entziehen. Es herrschte noch dunkle Nacht, doch die sah das der Geflügelte ihr wach gegenübersaß und sie besorgt musterte.

      „Du hast sehr unruhig geschlafen, geht es dir gut?“ Fragte dieser sie jetzt leise. Sie nickte, immer noch gefangen vom erfahrenem. Sie hatte jetzt eben einen ersten Eindruck von der Liebe bekommen, verstand aber nicht, warum sich dieser große Mann nach etwas sehnte, das für ihn bestimmt nicht schwierig zu bekommen war. Sie musterte ihn nun eingehend, und er rutschte unter ihrem Blick nur unbehaglich umher. Er war jung, groß, stark und für sie auch noch sehr gutaussehend, zudem besaß er ein ganzes Königreich, warum also war er so einsam. Das verstand sie nicht. Es musste noch mehr dahinterstecken und sie beschloss, dieser Sache irgendwann einmal auf den Grund zu gehen. Doch zu aller erst musste sie versuchen, irgendwie bei ihm zu bleiben. Mutter hatte ihr gesagt, das sie und Vater ihr folgen würden, und der Süden noch weit entfernt war. Ihr dabei aber auch noch einmal nahegelegt wie wichtig es für sie war, das Alina ihm weiterhin folgte. Binde ihn an dich, hatte sie zu ihr gesagt, du hast die Macht. Gebe ihm wonach er dürstet, liebe ihn. Auf Alinas Frage nach dem warum, schwieg sie nur lächelnd. Gut, dachte Alina, er sehnte sich nach Liebe, und wenn es Mutter so wichtig erschien, dann sollte er sie auch bekommen. Alina sah über das Feuer hinweg zu ihm, sah seinen sonderbaren Blick, mit dem er sie jetzt musterte und in diesem Augenblick begann sie ihn tatsächlich ein wenig zu Lieben. Sie stand leise auf, ging ums Feuer herum und als er einen seiner Arme hob, kuschelte sie sich eng an ihn. So saßen sie den Rest der kalten Nacht schweigend beieinander.

      Im Morgengrauen, er hatte sie schon früh verlassen um zu jagen, hatte sie das Gefühl als riefe jemand nach ihr. Die Stimme war leise und uralt, und obwohl sie die Worte nicht genau verstand, nahm sie ein brennendes Holzscheit, der Dung war ihnen mittlerweile ausgegangen, und folgte dieser tiefer in die Höhle hinein. Die Stimme, sie hörte sie mehr in ihrem Kopf als mit den Ohren, rief sie mit einer solch tiefen Liebe und Zärtlichkeit, dass sie ihre Ängste schließlich verwarf und ihr langsam folgte. Sie ging, ohne lange zu zögern, tiefer in den dunklen Korridor aus der sie zu kommen schien. Doch СКАЧАТЬ