Kind des Lichtes. Kerstin Wandtke
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Название: Kind des Lichtes

Автор: Kerstin Wandtke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742779953

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СКАЧАТЬ blickte Alina zu ihr hinunter.

      „Ich grüße dich, liebe Freundin,“ sagte die Kleine klar und deutlich, „ich heiße Ambra, bin der Familie des Ranguhls vor langer Zeit als Tochter geboren worden und wurde mit acht Sommern von den Menschen, die auch unser Zuhause zerstört haben, getötet. Meine Familie hat mich zu dir geschickt um euch unseren Dank für unsere Befreiung zu übermitteln. Dein Begleiter ist aus unserem Volk, aber für uns unerreichbar, deshalb bist du jetzt hier, nur du kannst mich sehen und verstehen.“ Alina sah die Kleine liebevoll an, und diese lächelte glücklich weiter zu ihr auf.

      „Ich verstehe dich, Ambra,“ sagte Alina jetzt, „aber in der wahren Welt bin ich stumm, ich kann ihm nie von dir oder deiner Familie erzählen. Aber ich bin froh, dass ihr jetzt euren Frieden gefunden habt.“ Glücklich blickte sie nun auch das Kind an.

      „Nun,“ Ambra sah sie verschmitzt an,“ auch in der wahren Welt geschehen manchmal noch Wunder.“ Damit drehte sie sich jetzt langsam um und verschwand nun wieder in der Dunkelheit.

      „Hab nochmals vielen Dank.“ Rief sie noch einmal und winkte Alina ein letztes Mal zu.

      „Und ich wünsche euch alles Gute,“ flüsterte Alina und sah ihr noch lange nach.

      Sie erwachte langsam und fühlte sich recht wohl, wusste sie doch jetzt, dass es ihnen bestimmt war, die Toten zu finden und ihnen ihren Frieden zu geben. Sie schlug ihre Augen auf und sah in Ravens ruhigen, braunen Blick, der sie jetzt voller bedauern musterte.

      „Wie geht es meiner kleinen Fee heute Morgen?“ Fragte er besorgt, „der Tag gestern war hart, für uns beide, und…“ doch weiter kam er nicht, denn sie legte ihm rasch einen ihrer kleinen Finger auf seine Lippen. Nahm seine Hand in ihre, zog ihn mit hoch als sie aufstand und zerrte ihn die Treppe hinauf zur langen Galerie. Sie stoppte vor einem Gemälde, das eine Frau mit einem Kind auf ihrem Schoß, darstellte. Das Kind war Ambra. Auf dem Bild war sie zwar jünger als letzte Nacht, aber sie war es, unverkennbar. Alina deutete lächelnd auf das Portrait, doch Raven verstand sie nicht, sah sie weiterhin nur fragend an.

      „Was, was ist mit dem Bild?“ Alina faste sich hilfesuchend an den Kopf und deutete dann noch einmal auf genau auf das Kind. Raven blickte sie nur verwirrt an.

      „Das Kind?“ Fragte er, „was ist mit dem Kind?“ Raven überlegte einen Moment, dann sah er sie wieder an und meinte nur vorsichtig,

      „Hast du von ihr geträumt?“ Sie nickte ihm lachend zu, packte ihn wieder und zog ihn eilig zurück zur großen Halle. Er war völlig verblüfft von ihr und ließ sich bis zum Kamin mitziehen. Dort angekommen deutete sie überschwänglich auf das kleine Feuer, das dort seine Wärme verbreitete.

      „Ja,“ meinte er voller Trauer, “das Feuer.“ Doch sie nahm als Antwort nur sein Gesicht in beide Hände, zog es zu sich herab und sah ihm dabei ganz ernst in die dunklen Augen.

      „Moment, du meinst kein Feuer,“ er überlegte wieder und dann dämmerte es ihm langsam.

      „Du meinst Licht?“ Sie nickte strahlend mit dem Kopf.

      „Erlösung?“ Wieder nickte sie lachend.

      „Du meinst, sie haben Frieden gefunden?“ Sie sah lachend zu ihm auf. Da packte er sie, hob sie hoch in die Luft und wirbelte sie, nun auch lachend, mit sich herum.

      „Das ist wundervoll, kleine Fee,“ rief er ausgelassen, „das ist so wundervoll.“ Anschließend, und völlig außer Atem, setzte er sie wieder ab und ihr Blick wanderte wie magisch angezogen wieder zu den großen, schönen Figuren. Ganz ruhig stellte sie sich unter sie, und Raven trat hinter sie.

      „Später, wenn wir mein Schloss erreichen, werde ich dir welche Bauen lassen.“ Überrascht sah sie zu ihm auf, zu verblüfft, um das eben gehörte. Doch Raven hatte sich entschieden.

      „Ja, du wirst mich auf meiner Reise begleiten. Ich nehme dich mit mir heim, und um das Meer kümmern wir uns, wenn wir es erreichen.“ Nun war es an ihr in seine Arme zu fliegen, und ihr wurde plötzlich klar, Mutter hin oder her, sie würde ihm bis zum Ende der Welt folgen, und wenn es sein musste, noch bis darüber hinaus. Sie liebte diesen großen, geflügelten Mann wirklich und das von Herzen.

      Neue Freunde

      Sie befanden sich wieder auf ihrem Weg der Sonne entgegen und beide spürten die Veränderung ihrer Beziehung zueinander. Alina bemerkte immer öfter, dass er sie heimlich und mit so viel Liebe im Blick betrachtete das sie meinte, bald verrückt werden zu müssen, wenn sie nicht langsam herausfand, was es bedeutete, ihm eine Frau zu sein. Und Raven seinerseits bemerkte, dass sie immer öfter seine Nähe zu suchen schien. Oft saß sie beim gemeinsamen Mahl in seinem Schoß oder sie schlüpfte des Nachts mit unter seine Felle, und jedes Mal, wenn so etwas geschah focht er den alten Kampf mit seinen Lenden aus. Doch er sah sich auch außerstande, ihr mitzuteilen was jedes mal in ihrer Nähe mit ihm geschah. Dabei genoss er doch jeden Augenblick mit ihr, ihre wärme, ihre zärtlichen Berührungen, die Liebe in ihrem Blick. Er ertappte sich öfters dabei, wie er sie verstohlen Beobachtete, ihre Schönheit bewunderte, ihre verspielte Anmut oder ihren zarten, kindlichen Körper betrachtete. Und er bemerkte, dass sie mit jedem vergehenden Tag langsam zur Frau erblühte. Alina spürte seine Gedanken, seine Gefühle, verstand sie dabei aber nicht gänzlich. Doch auch sie bemerkte die Veränderungen an sich und fühlte sich manchmal sehr eigenartig, als würde ihr ganzer Körper fortgerissen um sich dann neu zusammen zu fügen.

      Es entstanden Rundungen, wo vorher keine waren und andere Teile von ihr wurden noch schmaler. Oft fühlte sie sich hässlich, doch Ravens Blicke sagten ihr etwas Anderes. Es lag immer soviel Liebe und Zärtlichkeit in ihnen, das Alina sich jedes Mal, wenn er sie so ansah, doch schön fand.

      Doch noch etwas geschah dieses Frühjahr. Mutter kam nicht mehr in ihre Träume, sosehr sie auch jedes Mal nach ihr rief, sie blieb allein. So zog der Frühling ins Land, der Schnee schmolz allmählich, und obwohl die Nächte noch kalt waren, herrschte am Tag doch recht milde Luft und beide kamen gut voran. Raven roch jetzt oft den Gestank der Menschenorte und flog jedes Mal, in weiten Bogen um die vermeintliche Gefahr herum, doch, auf ihre fragenden Blicke hin, erzählte er ihr dennoch geduldig von den Menschen. Von deren übelriechenden Ort, von deren Gesetzen, von deren Taten und Untaten gegen die anderen Völker. Er erzählte ihr von den Dingen, die er schon gesehen hatte. Von den Kirchen überall im Land, und wie die Menschen, Schafen gleich, dort hineinströmten, um einem Priester zu zuhören, der ihnen doch nur erzählte, wie schlecht sie doch sein. Nun, lachte Raven einmal erbost, dafür bräuchten diese Behaarten keinen Priester, das könnten die Geflügelten denen ebenso erzählen. Er erzählte ihr von den anderen Völkern, wo und wie diese lebten, warum sie so wichtig für das Gleichgewicht der Welt waren, und warum die Menschen diese so sehr hassten und verfolgten. Alina machte das gehörte sehr traurig, aber sie lernte so auch sehr viel. Raven gab sich alle Mühe die Orte der Menschen zu meiden, um dann aber doch in beider Verderben zu fliegen, denn eines Abends nahm etwas seinen Anfang, das beider Leben total verändern sollte. Sie trafen auf andere Männer seines Volkes.

      Es dämmerte bereits, als Raven am Hang eines kleinen, grünen Tales einen fernen Feuerschein sah und kurze Zeit später den vertrauten Geruch verbrennender Kräuter wahrnahm. Er setzte sie in einiger Entfernung ab, sicher ist sicher, und machte sich erst mal allein auf den Weg. Sie fühlte sich sehr einsam hier in der Dunkelheit und war erleichtert, als er wenig später zurückkam, sie aufgeregt hochhob und mit ihr eiligst zum fremden Lager flog.

      „Es sind Freunde von mir,“ erklärte er ihr freudig erregt,“ mein Onkel mit seinen Söhnen. Sie kommen aus dem Westen und sind auf dem Heimweg.“ СКАЧАТЬ