Название: Quentin Durward
Автор: Walter Scott
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754180167
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Zweiundzwanzigstes Kapitel.
Die Zecher.
Cade. Wo ist Dick, der Fleischer von Ashford?
Dick. Hier, Sir.
Cade. Sie fielen vor dir, wie Schafe und Ochsen; und du benahmst dich, als wärst du in deinem eignen Schlachthause.
Zweiter Theil von König Heinrich VI.
Kaum konnte ein mehr seltsamer und schrecklicher Wechsel möglich sein, als der in der Schloßhalle von Schönwald stattgefunden hatte, seit Quentin dort dem Mittagsmahl beiwohnte; und es war in der That eine Scene, welche mit den furchtbarsten Zügen das Elend des Krieges malte, zumal des Krieges, der von den schonungslosesten aller Krieger, den Miethsoldaten einer barbarischen Zeit geführt ward; Männer waren es, welche durch Gewohnheit und tägliche Uebung mit alledem vertraut geworden waren, was grausam und blutig am Kriege ist, während sie des Patriotismus und des romantischen Rittersinnes gänzlich entriethen.
Statt des ordentlichen, anständigen und etwas förmlichen Mahles, wozu sich bürgerliche und geistliche Beamte wenige Stunden zuvor in dem nämlichen Raume versammelten, wo ein leichter Scherz nur leise ausgesprochen werden konnte, und wo, bei allem Ueberfluß an Speisen und Wein, ein Anstand herrschte, der fast zur Heuchelei ward, da war nun eine Scene wilder und tobender Schwelgerei, wie sie Satan selbst, hätte er das Festmahl in Person angerichtet, nicht schlimmer bieten konnte.
Am obern Ende der Tafel saß, in des Bischofs Thronsessel, den man eilig aus seinem großen Rathszimmer hierher gebracht hatte, der gefürchtete Eber der Ardennen selbst, der diesen schrecklichen Namen wohl verdiente, dessen er sich zu freuen schien und den er auch so viel als möglich zu verdienen strebte. Er hatte den Helm abgelegt, trug aber außerdem seine gewichtige und glänzende Rüstung, die er wirklich nur selten ablegte. Ueber seine Schulter hing ein grober Ueberwurf, aus der Haut eines großen wilden Ebers gemacht, dessen Hufen und Hauzähne von massivem Silber gefertigt waren. Die Haut des Kopfes war so zubereitet, daß sie, über den Helm gezogen, wenn der Freiherr bewaffnet war, oder auch als Kappe, wenn er ohne Helm ging, wie es jetzt der Fall war, ihm das Ansehen eines grinzenden, scheußlichen Ungeheuers gab; und doch bedurfte das Gesicht, welches so überschattet wurde, kaum solcher Schreckmittel, um das Furchtbare seines natürlichen Ausdruckes zu erhöhen.
Der obere Theil des Gesichts Wilhelms von der Mark, wie es die Natur geformt hatte, strafte fast seinen Charakter Lügen. Denn obwohl sein Haar, wenn er es unbedeckt zeigte, den rauhen und wilden Borsten der Kappe glich, die er überzog, so versprachen doch eine offne, hohe und männliche Stirn, volle rothe Wangen, große glänzende, hellfarbige Augen und eine Adlernase, Tapferkeit und Großmuth. Aber die Wirkung dieser glücklichern Züge ward gänzlich durch die Gewohnheit der Gewaltthat und der Unbändigkeit vernichtet, die, vereinigt mit Schwelgerei und Unmäßigkeit, diesen Zügen einen Charakter aufgeprägt hatten, der mit der rauhen Ritterlichkeit, die sie sonst bezeichnet haben würden, im Widerspruch stand. Jene Wuth hatte, weil sie Gewohnheit geworden, die Backenmuskeln, sowie die um die Augen gelegenen, und diese vorzüglich, aufgeschwellt; schlechte Sitten und Gewohnheiten hatten die Augen selbst trübe gemacht, den Theil derselben, der weiß sein sollte, geröthet und das ganze Gesicht jenem häßlichen Ungeheuer ähnlich gemacht, welchem der schreckliche Freiherr sich gern vergleichen ließ. Aus einer ganz besondern Art des Widerspruchs jedoch bemühte sich Wilhelm von der Mark, während er sonst das Ansehn eines wilden Ebers annahm und sich selbst des Namens zu freuen schien, durch die Länge und Stärke seines Bartes den Umstand zu verstecken, der ihm die Benennung ursprünglich zugezogen hatte. Dies war eine ungewöhnliche Stärke und ein Hervorragen des Mundes und der Unterkinnlade, was, sammt den großen, vorstehenden Seitenzähnen, ihm die Aehnlichkeit mit jenem wilden Thiere gab; so daß er, zumal da er auch gern im Ardennerwalde jagte, den Namen des Ebers der Ardennen erhielt. Der Bart, groß, wirr und ungekämmt, versteckte aber keineswegs das Schreckenhafte seines Gesichts, und vermochte auch den brutalen Ausdruck desselben nicht zu veredeln.
Die Krieger und Offiziere saßen rings um die Tafel, untermischt mit den Männern aus Lüttich, deren einige aus den niedersten Ständen waren; unter ihnen zeichnete sich Nickel Block der Fleischer, der nahe beim Eber saß, durch seine aufgestreiften Aermel aus, wodurch Arme sichtbar wurden, die bis an die Ellbogen mit Blut versudelt waren, gleich wie das große Messer, das vor ihm auf dem Tische lag. Die Soldaten trugen meistens lange verworrene Bärte, ebenso wie ihr Anführer; ihr Haar war aufwärts gestrichen, um dadurch die natürliche Wildheit ihres Ansehens zu erhöhen; und berauscht, wie viele von ihnen zu sein schienen, theils durch die Freude über ihren Sieg, theils durch die vielen vollen Gläser, die sie geschlürft hatten, boten sie ein häßliches und widerliches Schauspiel dar. Das Gespräch, welches sie hielten, und die Lieder, welche sie sangen, ohne dabei von einander Gehör zu verlangen, waren so schlüpfrig und lästerlich, daß Quentin Gott dankte für den ungeheuren Lärm, welcher für seine Begleiterin Alles unverständlich machte.
Es bleibt nur noch, in Bezug auf die bessere Klasse der Bürger, welche mit den Kriegern Wilhelms von der Mark Theil an dem fürchterlichen Gelage nahmen, zu sagen übrig, daß die bleichen Gesichter und ängstlichen Mienen der meisten derselben zeigten, daß ihnen entweder das Mahl nicht gefiel, oder daß sie ihre Kameraden fürchteten; andre jedoch, von niedriger Erziehung oder roherem Charakter, sahen in den Excessen der Soldaten nur ein ritterliches Benehmen, welches sie nachzuahmen strebten; und, um darin so weit als möglich zu kommen, verschlangen sie ungeheure Becher voll Wein und Schwarzbier – ein Laster, welches zu allen Zeiten in den Niederlanden nur zu gewöhnlich war.
Die Anrichtung des Mahles war eben so unordentlich gewesen, als die ganze Gesellschaft. Des Bischofs ganzes Silbergeschirr, (ja selbst das zum Dienste der Kirche gehörige, denn der Eber der Ardennen kümmerte sich nicht um den Vorwurf des Kirchenraubes –) war mit irdnem Geschirr, großen ledernen Feldflaschen und Trinkhörnern der gemeinsten Art untermischt.
Ein entsetzlicher Vorfall bleibt hier noch zu erwähnen übrig, und gern überlassen wir's der Phantasie des Lesers, den Rest der Scene selber auszumalen. Bei dieser wilden Zuchtlosigkeit der Soldaten Wilhelms von der Mark, hatte Einer, der von der Tafel ausgeschlossen war, (ein Lanzknecht, ausgezeichnet durch seinen Muth und sein kühnes Benehmen während der heutigen Erstürmung,) unverschämterweise einen großen Silberbecher weggenommen und mit der Erklärung hinweggetragen, daß ihn dies für seine Ausschließung vom Gelage entschädigen solle. Der Anführer lachte, daß ihm die Seiten erschütterten, über einen Scherz, der mit dem Charakter des ganzen Corps übereinstimmte; als aber ein Anderer, der weniger wegen Kühnheit in der Schlacht berühmt schien, sich dieselbe Freiheit herauszunehmen wagte, setzte Wilhelm von der Mark sogleich dieser scherzhaften Sitte ein Ziel, welche sonst die Tafel bald alles werthvollen Schmuckes beraubt haben würde. – »Ho! bei dem Geiste des Donners!« rief er, »die, welche im Angesicht des Feindes nicht Männer zu sein wagen, dürfen sich unter ihren Freunden nicht unterstehn, Diebe zu sein. Was, du feiger Schuft! du, der da wartete, bis das Thor geöffnet und die Brücke aufgezogen war, während Konrad Horst sich über Graben und Mauer den Weg erzwang, willst du dich deß unterfangen? – Knüpft ihn an das Gitter des Saalfensters auf! – Er soll Takt mit den Füßen schlagen, während wir einen Becher auf seine glückliche Reise zum Teufel trinken.«
Das Urtheil ward so schnell vollzogen als gesprochen; in einem Augenblick nachher hauchte der Arme, an den Eisenstäben aufgehangen, СКАЧАТЬ