Название: Quentin Durward
Автор: Walter Scott
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754180167
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»Nie – nie!« sagte Durward. »Was auch geschieht – welche Gefahr auch naht, ich will die Wohlthaten dieses heiligen Kreuzes verwirkt haben, wenn ich nicht Euer Geschick theile, bis es wieder ein glückliches ist.«
»Sehr pathetisch und rührend, wahrhaftig,« sagte eine rauhe, abgebrochne und kurzathmige Stimme hinter ihnen – »Eine Liebesaffaire, wie ich sehe; und meiner Seel, das zarte Geschöpf dauert mich, als ob es mein eignes Trudchen wär'.«
»Ihr müßt mehr thun, als uns bedauern,« sagte Quentin, sich zu dem Sprechenden wendend: »Ihr müßt uns schützen helfen, Herr Pavillon. Seid versichert, diese Dame war unter meinen besondern Schutz gestellt durch euren Verbündeten, den König von Frankreich; und wofern Ihr sie mir nicht vor jedmöglicher Beleidigung und Gewaltthat schützen helft, so wird eure Stadt der Gunst Ludwigs von Valois verlustig gehen. Vor Allem muß die Dame vor Wilhelm von der Mark beschirmt werden.«
»Das wird schwer halten,« sagte Pavillon, »denn diese Schelme von Lanzknechten sind wahre Teufel, wenn es gilt, Weibsbilder auszuspüren; doch will ich mein Bestes thun – Wir wollen in's andre Zimmer gehn, und dort will ich überlegen – der Treppeneingang ist nur eng und Ihr könnt die Thür mit einer Pike verteidigen, während ich aus dem Fenster sehe und einige meiner flinken Bursche von der Lütticher Gerberzunft zusammen rufe, die sind so treu, wie die Messer, die sie im Gürtel tragen. – Aber erst befreit mich von diesen Schnallen – denn ich habe diesen Harnisch seit der Schlacht von St. Tron nicht getragen, und seitdem bin ich drei Stein schwerer geworden, wenn nämlich holländisch Gewicht nicht trügt.«
Die Oeffnung der Eisenrüstung gab dem ehrlichen Manne große Erleichterung, der, als er sie anlegte, mehr seinen Eifer für die Sache Lüttichs, als seine Fähigkeit, Waffen zu tragen, erwogen hatte. Es erwies sich in der Folge, daß diese Magistratsperson, da sie unwillkürlich vorwärts gedrängt und von ihrer Compagnie beim Angriff über die Mauer gehoben worden war, hierhin und dorthin, je nachdem die Woge des Angriffs und der Vertheidigung ebbte und fluthete, getragen wurde, ohne endlich auch nur ein Wort sagen zu können; so war er endlich, wie die See ein Stück Treibholz in der ersten Bucht an den Strand wirft, am Eingange zu den Gemächern der Damen von Croye niedergeworfen worden, wo die Last seiner eigenen Rüstung, so wie das drückende Gewicht zweier am Eingang erschlagener Männer, die auf ihn gefallen, ihn lange genug niedergehalten haben würde, hätte ihn Durward nicht erlöset.
Dieselbe Wärme des Temperaments, welche Hermann Pavillon zu einem hitzköpfigen und ungemäßigten politischen Eiferer machte, hatte auch die angenehmere Folge, ihn im Privatleben zu einem gutmüthigen, freundlichen Manne werden zu lassen, der, mochte er auch zuweilen ein wenig durch Eitelkeit irre geführt werden, doch stets gutdenkend und wohlwollend war. Er ermahnte Quentin, für die arme artige Jungfrau die größte Sorge zu tragen, und nach dieser unnöthigen Ermahnung begann er aus dem Fenster zu rufen: »Lüttich, Lüttich, hierher, von der wackern Kürschner- und Gerberzunft!«
Einige von seinen Gesellen versammelten sich auf diesen Ruf und auf das besondere Pfeifen, wovon er begleitet ward (jede der Zünfte hatte für sich solch' ein eigenthümliches Zeichen), und bildeten, während noch mehrere hinzukamen, eine Schutzwache unter dem Fenster, aus welchem ihr Führer rief, so wie vor der Hinterthür.
Es schien sich nun eine gewisse Ruhe herzustellen. Aller Widerstand hatte aufgehört, und die Führer der verschiedenen Klassen der Angreifenden trafen Maßregeln, um einer allgemeinen Plünderung vorzubeugen. Die große Glocke ward geläutet, um einen Kriegsrath zusammen zu rufen, und da ihre Eisenzunge die glorreiche Einnahme Schönwalds durch die Insurgenten der Stadt Lüttich mittheilte, so antworteten auf diesen Klang auch alle Glocken der Stadt, deren fernes und verworrenes Getön zu rufen schien: Heil den Siegern! Es würde natürlich gewesen sein, daß Herr Pavillon seine Stelle nun eilig verlassen hätte; aber, sei es aus Sorge für diejenigen, die er unter seinen Schutz genommen hatte, oder vielleicht auch, um seiner eigenen Sicherheit gewisser zu sein, er begnügte sich damit, Boten auf Boten abzusenden, um seinen Lieutenant, Peterkin Geislaer, sogleich zu ihm zu beordern.
Endlich kam, zu seinem großen Troste, Peterkin herbei, welcher diejenige Person war, auf welche, mocht' es Krieg, Politik oder Handel betreffen, Pavillon bei allen wichtigen Angelegenheiten Vertrauen zu setzen gewohnt war. Er war ein stämmiger, derbgebauter Mann, mit breitem Gesicht und dichten schwarzen Augenbrauen, welche anzeigten, daß er rasch zu Rath und That war, – ein wahrhaftes Rathgebergesicht. Er trug ein Büffelwamms, einen breiten Gürtel und ein Schwert zur Seite und eine Hellebarde in der Hand.
»Peterkin, mein lieber Lieutenant,« sagte sein Vorgesetzter, »dies war ein glorreicher Tag – Nacht, sollt' ich sagen – ich hoffe, du bist diesmal zufrieden?«
»Ich bin schon zufrieden, da Ihr es seid,« sagte der wackere Lieutenant; »doch hätt' ich nicht gedacht, daß Ihr den Sieg, wenn Ihr es einen nennt, in dieser Kammer für Euch allein feiern wollt, während Ihr im Rathe vermißt werdet.«
»Aber bin ich dort vermißt?« sagte der Syndicus.
»Ei, freilich seid Ihr's, um für die Rechte Lüttichs aufzustehen, die mehr denn je in Gefahr sind,« antwortete der Lieutenant.
»Pfui, Peterkin,« antwortete sein Vorgesetzter, »du bist immer so ein grilliger Murrkopf« – –
»Murrkopf? Ich nicht,« sagte Peterkin; »was andern Leuten gefällt, wird immer auch mir gefallen. Ich wünsche nur, daß wir keinen König Storch statt eines Königs Klotz erlangt haben, wie in der Fabel, die der Küster von St. Lambert aus Meister Aesops Buche zu lesen pflegte.«
»Ich errathe Eure Meinung nicht, Peterkin,« sagte der Syndicus.
»Nun wohlan, ich sage Euch, Meister Pavillon, daß dieser Eber, oder Bär, gewiß Schönwald zu seiner eigenen Höhle machen wird, und daß wir dann wahrscheinlich einen schlimmern Nachbar für unsere Stadt an ihm haben, als an dem alten Bischof. Hier hat er sich die ganze Eroberung zugeeignet, und ist nur unschlüssig, ob er sich Fürst oder Bischof nennen soll; – und eine Schmach ist es, zu sehen, wie der alte Mann von ihnen gemißhandelt worden ist.«
»Ich will es nicht dulden, Peterkin,« sagte Pavillon, aufspringend; »ich haßte die Bischofsmütze, doch nicht das Haupt, das sie trug. Wir sind Zehn gegen Einen im Felde, Peterkin, und wollen dies Wesen nicht dulden.«
»Ja, Zehn gegen Einen im Felde, aber blos Mann gegen Mann im Schloß; überdies nimmt Nickel Block der Fleischer, und der ganze Vorstadtpöbel die Partei Wilhelms von der Mark, theils um in Saus und Braus zu jubiliren (denn er hatte alle Bier- und Weinfässer preisgegeben), theils aus altem Haß gegen uns, die wir Zunftgenossen sind und Privilegien haben.«
»Peterkin,« sagte Pavillon, »wir wollen sogleich nach der Stadt gehen. Ich will nicht länger in Schönwald bleiben.«
»Aber die Schloßbrücken sind aufgezogen, Meister,« sagte Geislaer – »die Thore geschlossen und von den Lanzknechten bewacht; und wenn wir den Weg mit Gewalt erzwingen wollten, so würden diese Kerle, deren tagtäglich Geschäft Krieg ist, uns, denen Fechten nur Feiertagsarbeit ist, übel mitspielen.«
»Aber warum hat er die Thore besetzt?« sagte der besorgte Bürger; »oder warum will er ehrliche Männer zu Gefangenen machen?«
»Ich kann's nicht sagen,« antwortete Peterkin. »Es geht da ein Geschrei um die Damen von Croye, die während des Sturms aus dem Schloß entflohen sind. Dies brachte den Mann mit dem Bart zuerst außer sich, und nun hat ihn das Trinken gleichfalls außer sich gebracht.«
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