Название: Quentin Durward
Автор: Walter Scott
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754180167
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»Hameline,« flüsterte die Dame, in verwirrtem Tone, »hängt an deinem Arm, um dir für ihre Befreiung zu danken.«
»Ha! wie! – Wie ist das?« sagte Quentin, sich von ihr losreißend, und zwar mit weniger Artigkeit, als zu andrer Zeit der Fall gewesen sein würde, gegen eine Frau jenes Standes – »Ist Dame Isabelle zurückgeblieben?«
Als er sich umwandte, um zum Schloß zurück zu eilen, hielt ihn Hayraddin zurück – »Nein, hört doch, hört – Ihr rennt in Euren Tod! Welcher Satan hieß Euch die Farben der Alten tragen? – nie wieder will ich blau und weißer Seide trauen. Aber sie hat fast eine eben so reiche Mitgift – hat Juwelen und Gold – hat sogar Ansprüche auf die Grafschaft.«
Während der Zigeuner in abgebrochenen Redensarten so sprach, und sich eifrigst bemühte, Quentin zurückzuhalten, legte dieser endlich seine Hand an den Dolch, um sich zu befreien.
»Nein, wenn die Sache so steht,« sagte Hayraddin, ihn loslassend, »so geht, und der Teufel, wenn's einen gibt, geh mit Euch!« und kaum sah sich der Schotte frei, als er mit Windesschnelle zum Schloß eilte.
Hayraddin wendete sich darauf zur Gräfin Hameline, welche vor Scham, Furcht und Täuschung zu Boden gesunken war.
»Hier war ein Irrthum,« sagte er; »auf, Dame, und kommt mit mir – ich besorge Euch, eh' der Morgen kommt, einen galantern Mann, als diesen rothbäckigen Jungen; und ist Euch einer nicht genug, so sollt Ihr zwanzig haben.«
Dame Hameline war so heftig in ihren Leidenschaften, als sie eitel und schwach am Verstande war. Wie viele andre Personen erfüllte sie erträglich gut die gewöhnlichen Pflichten des Lebens; aber in einem Falle, wie dem gegenwärtigen, war sie ganz unfähig, irgend etwas andres zu thun, als unnütze Klagen hören zu lassen, und dabei schalt sie Hayraddin »einen Dieb, einen elenden Sklaven, einen Betrüger und Mörder.«
»Nennt mich Zigeuner,« erwiderte er gelassen, »und Ihr sagt das Alles auf einmal.«
»Ungeheuer! Ihr sagtet, die Sterne hätten unsern Bund beschlossen, und veranlaßtet mich zu schreiben – o, wie elend bin ich!« rief die unglückliche Dame.
»Und sie hatten Euren Bund beschlossen,« sagte Hayraddin, »wären beide Theile einig gewesen – aber meint Ihr, die gepriesenen Gestirne zwingen einen wider Willen zu heirathen? – Ich ward irre geführt durch Eure verwünschten christlichen Galanterien, durch Eure Albernheiten mit Bändern und Artigkeiten – nun zieht der junge Mann das Kalb dem Rinde vor, dünkt mich – das ist die ganze Sache. – Auf und folgt mir; und das merkt Euch, ich dulde weder Weinen noch Ohnmacht.«
»Ich rühre keinen Fuß,« sagte die Gräfin hartnäckig.
»Bei dem hellen Firmament, Ihr sollt doch!« rief Hayraddin. »Ich schwör' Euch, bei Allem, was jemals Narren glaubten, daß Ihr es mit Einem zu thun habt, dem es ein Kleines ist, Euch nackend auszuziehn, an einen Baum zu binden und Eurem Schicksal zu überlassen.«
»Nein,« fiel Marthon ein, »mit Eurer Gunst, sie soll nicht gemißhandelt werden. Ich trage ein Messer so gut als Ihr, und weiß es zu brauchen. Sie ist ein gutes Weib, wiewohl eine Närrin. – Und Ihr, Madame, steht auf und folgt uns. – Hier ist ein Irrthum vorgegangen; aber es ist schon etwas, Leib und Leben gerettet zu haben. Es sind Viele in jenem Schloß, die den Reichthum der ganzen Welt darum gäben, zu stehen, wo wir jetzt stehn.«
Während Marthon sprach, schallte von Schloß Schönwald herüber ein Getöse, in welchem sich der Siegesjubel mit dem Geschrei des Schreckens und der Verzweiflung mischte.
»Hört Ihr, Dame!« sagte Hayraddin, »seid dankbar, daß Ihr Eure Stimme nicht mit in jenem Concert hören lassen müßt. Glaubt mir, ich will ehrlich für Euch sorgen, und die Sterne werden ihr Wort halten und Euch einen guten Gemahl finden lassen.«
Gleich einem wilden Thier, erschöpft und gezähmt durch Schrecken und Ermüdung, überließ sich die Gräfin Hameline der Leitung ihrer Führer, und ließ sich widerstandslos führen, wohin jene wollten. Ja, so sehr war ihr Gemüth in Verwirrung und ihre Kraft erschöpft, daß das würdige Paar, welches sie halb trug, halb führte, seine Unterhaltung in ihrer Gegenwart fortsetzte, ohne daß sie etwas davon verstand.
»Ich dachte immer, daß Euer Plan thöricht sei,« sagte Marthon. »Hättet Ihr die jungen Leute zusammenbringen können, so hätten wir sicherlich eine Stütze an ihrer Dankbarkeit gefunden und ein Plätzchen in ihrem Schlosse. Aber wird ein so hübscher junger Mann solch eine alte Närrin heirathen?«
»Rizpah,« sagte Hayraddin, »du hast den Namen einer Christin geführt und in den Zelten dieses bethörten Volks gewohnt, bis du eine Theilnehmerin ihrer Thorheiten geworden bist. Wie konnte ich träumen, daß ihm ein paar Jahre jünger oder älter Bedenklichkeiten machen würde, da die Vortheile der Heirath so augenscheinlich waren? Und du weißt, daß sich schwerlich jenes junge Weib hätte bewegen lassen, so frei zu handeln, wie diese lüsterne Gräfin hier, die uns centnerschwer auf den Armen hängt wie ein Wollsack. Ich liebte den Burschen auch, und hätt' ihm gern einen Gefallen gethan: und ihn mit diesem alten Weibe verheirathen, hieß sein Glück machen – ihn mit Isabellen verbinden, hätt' ihm aber den von der Mark, Burgund, Frankreich und Alle auf den Hals gebracht, die Anspruch machen, über ihre Hand zu verfügen. Und dieses einfältigen Weibes Reichthum besteht in Gold und Juwelen, wovon wir unser Theil bekommen hätten. Aber die Bogensehne ist gerissen, und der Pfeil ging fehl. Fort mit ihr – wir wollen sie zu Wilhelm mit dem Bart bringen. Unterdessen wird er sich, wie gewöhnlich, betrunken haben, er wird eine alte Gräfin von einer jungen nicht zu unterscheiden wissen. Fort, Rizpah – sei gutes Muths! der klare Aldebaran hat immer noch Einfluß auf das Geschick der Kinder der Wüste!«
Einundzwanzigstes Kapitel.
Verwüstung und Plünderung.
Die Gnadenpforten sind verschlossen alle,
Der wilde Krieger, rauh und harten Sinn's,
Wird frei die blut'ge Hand nun walten lassen,
Denn höllenweit ist sein Gewissen.
Heinrich V.
Die überrumpelte und erschreckte Besatzung des Schlosses Schönwald hatte trotzdem eine Zeit lang ihr Bestes gethan, um den Platz gegen die Angreifer zu vertheidigen; aber die ungeheuren Schaaren, die, von der Stadt Lüttich hervordringend, zum Angriffe gleich Bienenschwärmen strömten, theilten ihre Aufmerksamkeit und erschütterten ihren Muth.
Desgleichen entstand endlich Ueberdruß, wo nicht Verrath, unter den Vertheidigern; denn manche riefen, man solle sich ergeben, und andere verließen ihren Posten und versuchten vom Schlosse zu entfliehen. Viele stürzten sich selbst von den Mauern in den Graben, und die nicht ertranken, warfen ihre Abzeichen von sich und retteten sich dadurch, daß sie sich unter den bunten Haufen der Angreifenden mengten. Einige wenige sammelten sich, aus Anhänglichkeit an des Bischofs Person, um denselben, und fuhren fort, die große Warte zu vertheidigen, wohin er sich geflüchtet hatte; und andere, die keinen Pardon erwarteten oder von einem verzweifelten Muthe angetrieben, vertheidigten sich auf andern abgesonderten Bollwerken oder Thürmen des ausgedehnten Gebäudes. Aber die Angreifenden hatten von den Höfen und untern Theilen des Schlosses Besitz genommen, verfolgten eifrig die Besiegten und suchten nach Beute, während ein Einzelner, als ob er den Tod suchte, vor dem alle andern flohen, sich bemühte, einen Weg durch die Scene des Tumults und des Schreckens zu erzwingen, unter Besorgnissen, СКАЧАТЬ