Название: Quentin Durward
Автор: Walter Scott
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754180167
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»So sind deine Verbrechen,« fuhr der Bischof mit ruhiger Entschlossenheit fort; »nun höre die Bedingungen, die ich, als ein gnädiger Fürst und christlicher Prälat, alle persönlichen Beleidigungen bei Seite setzend, jedes einzelne Unrecht vergebend, mich anzubieten herablasse. Lege deinen Feldherrnstab nieder – entsage deines Oberbefehls – laß deine Gefangenen frei – gib ihren Raub zurück – vertheile die Güter, die du sonst besitzest, um denen zu helfen, die du zu Waisen und Wittwen gemacht hast. – Büße im Sack und in der Asche – nimm einen Pilgerstab in die Hand und wallfahrte barfuß nach Rom, und wir wollen uns selbst für dich verwenden, beim Reichstag zu Regensburg für dein Leben, und bei unserem heiligen Vater, dem Papst, um deiner armen Seele willen.«
Während Ludwig von Bourbon diese Bedingungen in einem so entschiedenen Tone vortrug, als behaupte er noch seinen bischöflichen Thron und als kniee der Usurpator flehend ihm zu Füßen, erhob sich der Tyrann langsam in seinem Stuhle, wobei das Staunen, welches ihn Anfangs erfüllte, allmälig der Wuth Platz machte, bis er, als der Bischof endigte, auf Nickel Block sah, und seinen Finger erhob, ohne ein Wort zu sagen. Der Bösewicht schlug zu, als verwalte er sein Geschäft im Schlachthause, und der ermordete Bischof sank, ohne einen Seufzer, todt am Fuße seines bischöflichen Thrones nieder. Die Lütticher, die auf eine so schreckliche Katastrophe nicht vorbereitet waren und erwartet hatten, die Conferenz werde mit einigen gütlichen Bedingungen enden, fuhren empor und stießen ein Geschrei des Abscheus und der Rache aus.
Aber Wilhelm von der Mark, seine furchtbare Stimme über den Tumult erhebend, und die geballte Faust mit ausgestrecktem Arme schüttelnd, schrie laut: »Wie, ihr Schweine von Lüttich! ihr, die im Schlamme der Maas wühlen! – wagt ihr's, euch mit dem Eber der Adennen zu messen? – Auf, ihr des Ebers Brut!« (ein Ausdruck, womit er und Andere oft seine Soldaten bezeichneten) »laßt diesen flämischen Säuen eure Hauer sehen!«
Ein jeder seiner Genossen sprang bei diesem Befehl auf; und da sie, mit ihren neuen Bundesgenossen untermischt, zu solch' einer Ueberrumpelung vorbereitet waren, so nahm Jeder augenblicklich seinen nächsten Nachbar beim Kragen, während seine Rechte einen breiten Dolch zückte, der im Lampenlicht und Mondschein flimmerte. Jeder Arm war erhoben, doch keiner stieß zu; denn die Opfer waren zu sehr überrascht, um Widerstand zu leisten, und es war wahrscheinlich des von der Mark Absicht, nur seinen bürgerlichen Verbündeten einen Schrecken einzujagen.
Aber der Muth Quentin Durwards, der mehr gewandt und entschlossen war, als seine Jahre glauben ließen, und jetzt durch Alles, was seine natürliche Klugheit und Entschlossenheit noch kräftigen und erhöhen konnte, angetrieben ward, gab der Scene eine neue Wendung. Indem er die Bewegung der Gefährten des von der Mark nachahmte, sprang er auf Karl Eberson, den Sohn ihres Anführers, los und bemächtigte sich seiner mit Leichtigkeit. Dabei zückte er seinen Dolch gegen des Burschen Hals und rief: »Ist das Euer Spiel? dann spiel' ich hier auch das meine.«
»Halt, halt!« rief von der Mark, »'s ist ein Scherz – ein Scherz. – Meint Ihr, ich würde meine guten Freunde und Verbündeten der Stadt Lüttich verletzen? – Soldaten, laßt los! Setzt Euch nieder, nehmt den Leichnam da weg,« (dabei gab er des Bischofs Körper einen Fußstoß), »welcher diesen Zwist unter Freunden erregte, und laßt uns die Unfreundlichkeit in einem frischen Trunk ersäufen.«
Alle ließen ihre Opfer los, und die Bürger und Soldaten starrten einander an, als ob sie kaum wüßten, ob sie Freunde oder Feinde wären. Quentin Durward nützte diesen Moment.
»Hört mich,« sagte er, »Wilhelm von der Mark, und ihr, Bürger und Einwohner Lüttichs; und Ihr, junger Herr, steht still« (der junge Karl suchte seinen Händen zu entfliehen), »es soll Euch kein Leid geschehen, wofern nicht ein ähnlicher arger Scherz die Runde hier macht.«
»Wer bist du, in's Teufels Namen?« sagte der erstaunte von der Mark, »der du kommst, um Bedingungen zu setzen und Geiseln zu nehmen in unserer eigenen Mitte – von uns, der Bürgen von Andern nimmt, aber sie Keinem jemals stellt?«
»Ich bin ein Diener König Ludwigs von Frankreich,« sagte Quentin kühn; »ein Bogenschütze seiner schottischen Garde, wie Euch zum Theil meine Sprache und Kleidung verräth. Ich bin hier, um Euer Verfahren zu beobachten und darüber zu berichten; und mit Staunen seh' ich, daß es mehr heidnisch als christlich zugeht – mehr als handelten Rasende, denn vernünftige Wesen. Die Heerschaaren Karls von Burgund werden sogleich gegen Euch Alle rücken; und wenn Ihr Beistand von Frankreich wünscht, so müßt Ihr Euch auf andere Weise betragen. – Was euch betrifft, Männer von Lüttich, so rath' ich euch, sogleich nach eurer Stadt zurückzukehren; und wenn man eurem Abschiede Hindernisse in den Weg legt, so erkläre ich die, welche das thun, für Feinde meines Herrn, Seiner Majestät von Frankreich.«
»Frankreich und Lüttich! Frankreich und Lüttich!« schrieen Pavillons Gefährten und verschiedene andere Bürger, deren Muth sich bei der kühnen Sprache Quentins zu heben schien.
»Frankreich und Lüttich, und lang' lebe der wackere Bogenschütz'! Wir wollen leben und sterben mit ihm!«
Wilhelms von der Mark Augen sprühten, er faßte seinen Dolch, als wollte er ihn dem kühnen Sprecher in's Herz stoßen; aber als sein Auge umherblickte, las er in den Gesichtern seiner Soldaten Etwas, was selbst er achten mußte. Viele von ihnen waren Franzosen, und Alle kannten die geheime Unterstützung, die Wilhelm sowohl an Mannschaft als an Geld, von diesem Königreich empfangen hatte; ja, Viele von ihnen waren sogar empört von der gewaltthätigen und frevelhaften Handlung, die er so eben angestiftet hatte. Der Name Karls von Burgund, eines Mannes, der gewiß die Thaten dieser Nacht bis auf's Aeußerste rächen würde, hatte einen beunruhigenden Klang, und das ganz unpolitische Benehmen, zugleich mit den Lüttichern zu streiten und den Fürsten Frankreichs zu reizen, machte einen abschreckenden Eindruck auf ihre Gemüther, obwohl sie so ziemlich von Sinnen waren. Kurz, von der Mark sah, daß er nicht einmal bei seiner eigenen Bande Unterstützung finden würde, wenn er sogleich eine neue Gewaltthat beginge, und indem er das Abschreckende seiner Stirn und seines Blickes zu mildern suchte, erklärte er, daß er »gar nichts Schlimmes gegen seine guten Freunde von Lüttich im Sinn habe, die alle nach Belieben und frei Schönwald verlassen könnten; obwohl er gehofft habe, sie würden eine Nacht mit ihm schmausen, um ihren Sieg zu feiern.« Mit mehr Ruhe, als er gewöhnlich zu zeigen pflegte, setzte er hinzu, »er sei bereit, wegen der Theilung der Beute zu unterhandeln, so wie wegen der Maßregeln, die man zu beiderseitiger Sicherheit ergreifen müsse, und zwar am nächsten Tage oder so bald sie wollten.«
Der junge Schotte dankte, bemerkte jedoch, er müsse sich nach Pavillon richten, an welchen er sich, seines Auftrags zufolge, besonders anzuschließen habe; doch werde er unfehlbar diesen begleiten, so bald er wieder nach dem Quartier des tapfern Wilhelm von der Mark zurückkehren würde.
»Wenn Ihr Euch nach mir richtet,« sagte Pavillon schnell und laut, »so werdet Ihr Schönwald sogleich ohne weitern Verzug verlassen; und wenn Ihr nicht nach Schönwald zurückkehren wollt, außer in meiner Gesellschaft, so werdet Ihr es wahrscheinlich so bald nicht wieder sehen.«
Den letzten Theil der Rede murmelte der ehrliche Bürger für sich, denn er fürchtete die Folgen, die eine zu laute Aeußerung seiner Gefühle haben könne, welche er doch gleichwohl nicht ganz unterdrücken konnte.
»Haltet Euch dicht an mich, meine flinken Gerberburschen,« sagte er zu seiner Leibgarde; »und wir wollen uns so schnell als möglich aus dieser Diebshöhle machen.«
Die Meisten aus den besseren Klassen der Lütticher schienen des Syndicus Meinung zu theilen, und kaum war ihre Freude so groß gewesen, wie sie das Schloß Schönwald einnahmen, als ihnen nun die Aussicht zu erwecken schien, sicher heraus zu kommen. Man ließ sie СКАЧАТЬ