Название: Quentin Durward
Автор: Walter Scott
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754180167
isbn:
Da er sich Schönwald von derselben Seite näherte, von der er es verlassen hatte, so traf der Jüngling verschiedene Flüchtlinge, die nach dem Walde strebten und ihm natürlich als einem Feinde auswichen, weil er in einer ihrem Wege entgegengesetzten Richtung kam. Als er näher kam, hörte er und sah zum Theil auch Männer, die von der Gartenmauer in den Schloßgraben sprangen, und andre, die durch die Angreifenden von den Festungswerken gestürzt zu sein schienen. Sein Muth wankte auch keinen Augenblick. Es war keine Zeit, sich erst nach dem Boote umzusehn, wenn es auch anwendbar gewesen wäre, und vergebens war es, sich der Hinterthür des Gartens zu nähern, die von Flüchtigen verstopft war, die dann und wann, je nachdem sie von den Nachkommenden gedrängt wurden, in den Graben fielen, den sie aus Mangel an Mitteln nicht passiren konnten.
Diese Stelle vermied Quentin, und stürzte sich in den Graben in der Nähe des sogenannten kleinen Schloßthors, wo sich eine, jetzt aber aufgezogne, Zugbrücke befand. Mit Schwierigkeiten vermied er den unheimlichen Griff so manches untersinkenden armen Teufels, und, nach der Zugbrücke schwimmend, erfaßte er eine der Ketten, die herabhingen, und schwang sich mit eben so viel Geschick als Kraftaufwand aus dem Wasser empor, indem er die Plattform erfaßte, an welcher die Brücke befestigt war. Als er mit Händen und Knieen kämpfte, um festen Fuß zu gewinnen, trat ein Lanzknecht, mit dem blutigen Schwert in der Hand, herzu, und erhob seine Waffe zu einem Streiche, welcher tödtlich hätte werden müssen.
»Wie, Kerl!« sagte Quentin in gebieterischem Tone – »ist das die Weise, nach welcher du einem Kameraden beistehst? – Reich' mir deine Hand.«
Schweigend und zögernd reichte ihm der Krieger seinen Arm und half ihm hinauf, wo der Schotte, ohne jenem Zeit zum Nachdenken zu lassen, in demselben befehlenden Tone fortfuhr: »Zu dem westlichen Thurme, wenn du reich werden willst – des Priesters Schatz ist im westlichen Thurme.«
Diese Worte fanden überall Wiederhall: »Zum westlichen Thurme – der Schatz ist im westlichen Thurme!« und alle Plünderer, zu denen der Ruf drang, schlugen, gleich einer Heerde rasender Wölfe, diese Richtung ein, welche jener entgegengesetzt war, die Quentin auf Tod und Leben zu verfolgen entschlossen war.
Indem er sie betrog, als gehöre er zu den Siegern, nicht zu den Besiegten, gelangte er in den kleinen Garten und eilte hindurch, mit weit weniger Hindernissen, als er erwartet hatte; denn der Ruf: »Zum westlichen Thurme«, hatte einen Theil der Angreifer hinweggezogen, und ein andrer ward mittelst Wehrgeschrei und Trompetenschall zusammengerufen, um einen verzweifelten Ausfall zurücktreiben zu helfen, den die Vertheidiger der Warte versuchten, welche gehofft hatten, einen Weg aus dem Schlosse zu gewinnen und den Bischof mit sich hinwegzuführen. Quentin durchschritt daher den Garten mit hastigem Schritt und bebendem Herzen, indem er sich den himmlischen Mächten empfahl, die ihn in zahllosen Lebensgefahren beschirmt hatten, und so ermuthigte ihn sein kühner Entschluß, dies verzweifelte Unternehmen wohl zu vollbringen, oder zu sterben. Eh' er den Garten noch erreicht hatte, stürzten ihm drei Männer mit eingelegten Lanzen entgegen und mit dem Rufe: »Lüttich, Lüttich!«
Er setzte sich in Vertheidigungsstand, jedoch ohne einen Streich zu führen, und erwiderte: »Frankreich, Frankreich, Lüttichs Freund!«
»Vivat Frankreich!« riefen die Lütticher Bürger und zogen vorbei. Dasselbe Wort erwies sich als ein Talisman, um die Waffen von vier oder fünf Söldnern Wilhelms von der Mark abzuwenden, die er umherstreifend im Garten fand, und die mit dem Ruf: »Eber!« auf ihn eindrangen.
Kurz, Quentin begann zu hoffen, daß sein Charakter als Abgeordneter Ludwigs, des geheimen Anreizers der Lütticher Insurgenten und des geheimen Unterstützers Wilhelms von der Mark, ihn vielleicht sicher durch die Schrecken dieser Nacht bringen würde.
Als er das Thürmchen erreichte, schauderte er, da er die kleine Seitenthür, durch welche Marthon und die Gräfin Hameline noch kürzlich zu ihm gekommen waren, jetzt von mehr als einem todten Körper belagert fand.
Zwei von ihnen schleppte er eilig bei Seite und wollte eben über den dritten schreiten, um durch die Thür zu treten, als der vermeintliche Todte seinen Mantel faßte und ihn bat, zu bleiben und ihm aufstehn zu helfen. Quentin wollte eben rauhere Mittel anwenden, um sich von diesem unzeitigen Aufenthalt zu befreien, als der gefallne Mann fortfuhr zu rufen: »Ich bin hier erstickt in meiner eignen Rüstung! – Ich bin der Syndicus Pavillon von Lüttich! Wenn Ihr für uns seid, will ich Euch reich machen – wenn Ihr von der Gegenpartei seid, will ich Euch schützen; aber laßt nur – laßt mich nur nicht den Tod eines erstickten Schweins sterben!«
Mitten in dieser Scene von Blut und Verwirrung, sagte Quentin seine Geistesgegenwart, daß dieser Würdenträger Mittel haben dürfte, ihre Flucht zu decken. Er richtete ihn auf und fragte ihn, ob er verwundet sei.
»Nicht verwundet – wenigstens glaub' ich's nicht« – antwortete der Bürger; »aber ganz ohne Athem.«
»Setzt Euch denn auf diesen Stein, und kommt wieder zu Athem,« sagte Quentin, »ich werde sogleich zurückkehren.«
»Für wen seid Ihr denn?« sagte der Bürger, ihn noch immer zurückhaltend.
»Für Frankreich – für Frankreich!« antwortete Quentin, der sich hinwegzukommen mühte.
»Wie, mein muntrer junger Bogenschütz?« sagte der würdige Syndicus. »Nein, wenn es mein Schicksal sein soll, einen Freund in dieser schrecklichen Nacht zu finden, so will ich ihn nicht verlassen, das versprech' ich Euch. Geht wohin Ihr wollt, ich folge; und, könnte ich einige von den handfesten Burschen meiner Zunft zusammenbringen, so würd' ich im Stande sein, Euch wieder zu helfen: aber sie sind alle zerstreut wie eben so viele Erbsen. – O, es ist eine furchtbare Nacht!«
Währenddem schleppte er sich hinter Quentin her, welcher, einsehend, wie wichtig es sei, sich der Huld einer so einflußreichen Person zu versichern, seinen Schritt zügelte, um jenem beizustehn, obwohl er im Herzen die hemmende Last verwünschte.
Oben am Ende der Treppe war ein Vorzimmer, wo Kisten und Truhen standen, welche die Merkmale der Plünderung trugen, da einiges vom Inhalte am Boden lag. Eine Lampe am Kamin, die zu erlöschen drohte, goß einen matten Schein über einen todten oder ohnmächtigen Mann, welcher vor dem Herde lag.
Sich von Pavillon losreißend, wie ein Windhund von der Leine seines Jägers, und mit einer solchen Anstrengung, daß er jenen fast zu Boden warf, eilte Quentin durch ein zweites und drittes Gemach, wovon das letztere das Schlafzimmer der Damen von Croye schien. Kein lebendes Wesen war in beiden zu sehn. Er rief den Namen der Gräfin Isabelle, erst leise, dann lauter, und dann mit dem Tone der Verzweiflung; aber keine Antwort erfolgte. Er rang die Hände, raufte sein Haar, und stampfte verzweiflungsvoll den Boden. Endlich zeigte ein matter Lichtschimmer, der durch eine Spalte im Getäfel eines dunkeln Winkels des Schlafgemachs schien, daß hinter der Tapete noch irgend ein Versteck sein müsse. Quentin eilte, dies zu untersuchen. Er fand allerdings eine verborgne Thür, aber sie widerstand seinen hastigen Anstrengungen, sie zu öffnen. Unbesorgt um die ihm vielleicht drohende Gefahr, stürzte er sich mit der ganzen Kraft und Last seines Körpers gegen die Thür, und diese zwischen Hoffnung und Verzweiflung unternommene Kraftanstrengung war von der Art, daß sie weit stärkere Thüren gesprengt haben würde.
So erzwang er sich den Eingang in ein kleines Bettgemach, wo eine weibliche Gestalt, die in Todesangst knieend vor dem heiligen Bilde gebetet hatte, jetzt auf den Boden hingesunken war, überwältigt von dem durch das nahende Getöse aufs Neue erregten Schrecken. Er eilte, sie aufzurichten, und, Freude über Freude! sie war es, die er retten wollte, Gräfin Isabelle. Er drückte sie an sein Herz – er beschwor sie, zu sich zu kommen – er flehte sie, getrosten Muthes СКАЧАТЬ