Bern ... und seine Machenschaften. Peter Baumgartner
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Название: Bern ... und seine Machenschaften

Автор: Peter Baumgartner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754184967

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СКАЧАТЬ gleicher Weise, wie er gekommen war, und Philippe merkte sich das Kontrollschild. Eine AT Nummer, was auf eine Botschaft schliessen liess. Das konnte viel bedeuten, aber auch nichts. Frau Sütterli arbeitete schliesslich im Auswärtigen Amt und da waren Kontakte mit ausländischen Stellen an der Tagesordnung. Interessant war höchstens die Tatsache, dass sie ihn mit einem Diplomatenfahrzeug aufsuchten und dies doch schon recht spät am Abend. Überdies liess sich Frau Sütterli von einem hochdeutsch sprechenden Mann chauffieren, und der Mann auf dem Rücksitz des Wagens war wahrscheinlich amerikanischer Staatsbürger.

      Philippe und Enrico setzten ihren Spaziergang fort und für den Moment war Philippe sich nicht mehr ganz sicher, ob es schlau war, den nahen gelegenen Wald zu durchqueren. Ach was, dachte er: mach dich nicht konfus und schritt weiter. Nachdem nun aber Enrico, was er sonst nie tat, sich von ihm löste und wie von einer Tarantel gestochen durch den Wald rannte, hinterfragte Philippe seinen Entscheid, und es war ihm schon ein wenig mulmig zu Mute; erst recht, als Enrico auch noch für eine kurze Zeit aus seinem Blickfeld verschwand. Philippe beruhigte sich in der Annahme, dass Enrico wohl eine Katze aufgescheucht hatte und dieser hinterhergejagt war. – Aber hatte es so spät am Abend überhaupt noch Katzen im Wald?

      Auf jeden Fall kehrten Philippe und Enrico nach einer guten halben Stunde wieder nach Hause zurück und Philippe erzählte Deborah auch von diesem Vorkommnis. Sie machte sich natürlich so ihre Gedanken und hoffte nur, dass Philippe da nicht in etwas hineingeraten war, aus dem er schwerlich – wenn überhaupt – wieder herauskam. Natürlich sagte sie ihm dies nicht so direkt.

      Nachdem die beiden das Abendessen eher schweigsam eingenommen hatten, verabschiedete sich Philippe damit, dass er im Bett noch ein wenig lesen wolle. Er machte dies oft, und so war es für Deborah auch nicht ungewöhnlich, wenn er sich bereits um 2100 Uhr von ihr verabschiedete. Sie selber wollte noch den Film im Fernseher zu Ende schauen.

      Die Nacht verlief für Philippe unruhig, und er musste immer wieder an das Vorgefallene denken. Es war schon eigenartig, dass Frau Sütterli ihn in Begleitung von zwei Ausländern aufsuchte und ihn fast ultimativ ins Generalsekretariat des EDA aufbot. So etwas hatte er noch nie erlebt und auch nicht gehört, dass dies einer anderen Person widerfahren wäre. Irgendetwas stimmte hier nicht, und Philippe sagte sich innerlich: Bleib auf der Hut!

      Am nächsten Morgen stand also das Treffen mit der Generalsekretärin im Bundeshaus West an. Was sollte er bloss anziehen? Früher war es für ihn klar, mit Hemd und Krawatte, Bundfaltenhose und Jackett zur Arbeit zu gehen. Jedoch seit seiner Pensionierung hatte er nie wieder eine Krawatte getragen oder sich sonst irgendwie bemüht, möglichst herausgeputzt daherzukommen. Und so sollte es auch heute sein. Er entschloss sich weiterhin seine Jeans zu tragen, dazu ein T-Shirt, Pullover und eine dem Wetter entsprechend passende Jacke.

      Abermals nahm er den ÖV um nach Bern zu gelangen. Beim Eingang zum Bundeshaus West musste er sich der Security stellen und er unterstrich, dass er um 1000 Uhr von der Generalsekretärin erwartet werde. Der Sicherheitsmitarbeiter checkte seine Angaben und gab ihm kurze Zeit später zur Antwort, dass er im Wartezimmer abgeholt werde.

      Wie nicht anders zu erwarten, war die Person, die Philippe abholte, Frau Sütterli. Sie schien wirklich eine zentrale Rolle zu spielen und sich in nächster Nähe zur Generalsekretärin zu befinden. Die Generalsekretärin hiess Vögtli, wie Philippe in seiner Unwissenheit dem Staatskalender der Bundesverwaltung entnommen hatte. Frau Irène Vögtli sollte hier also das Sagen haben.

      «Guten Tag Herr Baumann, mein Name ist Irène Vögtli. Ich bin die Generalsekretärin von Bundesrat … ja sie wissen schon von wem. Ich danke Ihnen, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind und möchte sogleich in ‘medias res’ gehen, wenn ihnen das recht ist.»

      Frau Vögtli wusste sich auszudrücken und signalisierte dadurch, ihren Willen durchzusetzen. Offensichtlich war sie es auch gewohnt, Befehle zu erteilen und deren Umsetzung zu kontrollieren. Sie schien die Sache im Griff zu haben, auch wenn das Ganze nicht nur sympathisch herüberkam. Überdies liess sich Frau Vögtli gerne als ‘Madame’ ansprechen. Dies hängt mit ihrer Kindheit zusammen, denn sie wuchs mit ihren Eltern unter französischem Namen in der Westschweiz auf. Den Namen Vögtli hatte sie behalten, wenngleich sie sich von ihrem Mann vor ein paar Jahren hatte scheiden lassen. Wie es schien und so wird es auch portiert, hatte in der Ehe Vögtli Madame die Hosen an.

      «Die beiden Herren an meinem Tisch haben Sie ja bereits kennengelernt. Herr Pulvermacher ist Mitarbeiter des deutschen Bundesnachrichtendienstes und Herr Smith ist Mitarbeiter beim CIA. Beide Herren geniessen mein volles Vertrauen, ebenso wie Frau Sütterli, die sie ja auch schon kennengelernt haben.» «Aber nehmen sie doch bitte Platz, Herr Baumann.»

      Vom Tonfall her klang dies mehr wie ein Befehl als eine Einladung, und Philippe wusste eigentlich gar nicht, was er hier sollte. Am liebsten wäre er auch jetzt wieder aufgestanden und hätte Frau Vögtli die kalte Schulter gezeigt, so unfreundlich wollte er dann aber doch wieder nicht sein und er harrte er der Dinge, die da kommen mochten.

      Frau Vögtli wurde nun einiges direkter als Frau Sütterli. Sie stellte vorweg fest, dass der Bundesrat voll im Bild sei und sie das ‘Pleinpouvoir’ erhalten habe.

      Philippe hielt sich nicht dafür nachzufragen, ob dieses ein Entscheid des Gesamtbundesrates war oder «nur» von ihrem Departements Vorsteher. Damit hätte er den Bogen wohl überspannt und das wollte er nun auch wieder nicht. Also beschloss er, sich einmal anzuhören, was Madame Vögtli zu sagen hatte.

      «Wie Sie wissen, und es würde uns dann schon noch interessieren, woher Sie Ihr Wissen haben, sitzt seit gut einer Woche ein hochrangiger Polizeichef in Tirana in Untersuchungshaft. Ein übereifriger, neugewählter Minister hatte dies veranlasst, wahrscheinlich um sich gegenüber der EU zu profilieren. Sie wissen ja, dass Albanien EU- Kandidat ist, und da gilt es zu markieren, wo man nur kann. Leider kam uns der «liebe» Minister in die Quere; wir hatten den Polizeichef nämlich schon seit längerem im Auge, und so mussten wir neu disponieren. Für die hiesigen Stellen ist der Polizeichef erkrankt und liegt in einem Spital in Tirana. Besuche sind vordergründig aufgrund seines Gesundheitszustandes nicht möglich.»

      Philippe interessierte sich natürlich vorweg, um wen es sich bei diesem Polizeichef denn handelte und er erkundigte sich danach. Frau Vögtli schrieb den Namen auf einen Zettel und sie zeigte ihn ihm. Der Name war Philippe nicht unbekannt, er vermied es allerdings, sich anmerken zu lassen, wie gut er diese Person kannte.

      «Nennen wir die Person einfach Zielperson Nr. 101», befand Frau Vögtli. – Also gut, warum nicht, dachte Philippe. Aber wer sind dann Zielperson 100 und Zielperson 102, und wer waren die Zielpersonen 1 – 99? – Philippe stellte diese Frage nicht.

      Nun wurden von Seiten von Frau Vögtli die Spielregeln bekannt gegeben. Sie hielt fest, dass dieser Besuch bei ihr einmalig bleiben müsse und weitere Kontakte nur über ihren Mittelsmann, allenfalls über Frau Sütterli erfolgen sollten. Sie nannte ihm als Mittelsmann einen ihm vertrauten Journalisten namens Fred Würgler.

      Fred oder Freddy Würgler – niemand nannte ihn Alfred – war jahrelang Auslandkorrespondent für das Radio SRF und zuständig für den Balkan und den Nahen Osten. Er gilt als profunder Kenner dieser Regionen, wobei es historisch betrachtet und mit Blick auf die Entwicklung des «Osmanischen Reiches» Sinn macht, hier aus einer Hand zu berichten. In der Zwischenzeit war Fred allerdings ins Mutterhaus zurückberufen worden und moderiert dort nun Sendungen mit Auslandbezug, vornehmlich zu den eben erwähnten Regionen.

      Philippe hatte Fred zuletzt vor etwas mehr als einem Jahr getroffen und sie tauschten sich über ihre Zukunft aus. Fred war allerdings einiges jünger als Philippe und so war es für ihn noch nicht richtig an der Zeit, darüber nachzudenken, was er einmal machen würde, wenn er pensioniert wäre. Dies muss auch nicht verwundern, gibt es doch kaum einen Journalisten, СКАЧАТЬ