Mythos, Pathos und Ethos. Thomas Häring
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Название: Mythos, Pathos und Ethos

Автор: Thomas Häring

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738030754

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СКАЧАТЬ Partei, wenngleich sie auch dort kräftig Federn lassen hatte müssen. Noch schlimmer erging es der CDU in Sachsen, welche auf einmal dazu gezwungen war, mit der SPD, die nicht einmal mehr zehn Prozent der Stimmen dort erreicht hatte, eine Koalition zu bilden. Stark abgeschnitten hatten in beiden Ländern auf der einen Seite die PDS und auf der anderen Seite die Rechtsextremen. Beinahe wäre in Sachsen die NPD so stark wie die SPD geworden, das sagte schon so einiges. Die Wahlbeteiligung ließ natürlich auch, so wie fast immer, zu wünschen übrig, aber irgendwie waren die Volksparteien nichtsdestotrotz sehr erleichtert darüber, nicht noch stärker abgestraft worden zu sein. Ja, die Wählerinnen und Wähler im Osten blieben eben unberechenbar und waren immer für eine Überraschung gut.

      Festerbelle fand das alles weniger schön und redete darüber mit Müderle. "Einer geht noch, Brüderchen." "Aber mit Wonne zur Sonne, Festerbelle." Sie tranken ihren Schnaps und lachten. "Diese vermaledeiten Grünen! Diese Müslifresser können einem aber auch wirklich alles verderben! Wegen denen können wir jetzt nicht in Sachsen mit der CDU regieren!" schimpfte Guildo ohne Horn. "Dabei hätten wir so einen Erfolg dringend gebrauchen können. Wie stehen wir denn jetzt da? Die CDU koaliert mit der SPD und wir sind auch noch hinter der NPD gelandet", konstatierte der Weinköniginnenknutscher. "Dabei war es doch eigentlich immer unsere Domäne gewesen, genau 5,1 Prozent der Wählerstimmen zu erreichen und damit gerade so in die Landtage einzuziehen." "Ja, jetzt haben die das auch noch von uns geklaut. Und die blöde CDU wird ebenfalls immer schwächer; wenn das so weitergeht, dann wird das 2006 wieder nichts mit einer schwarz-gelben Bundesregierung." "Keine Sorge, das wuppen wir schon irgendwie. Deutschland braucht uns, denn die Deutschen wollen mal so richtig durchreformiert werden und zwar von hinten." "Wie meinst Du das, mein warmer Bruder?" "Der Stillstand tut dem Land nicht gut. Deutschland und seine Bevölkerung brauchen politisch betrachtet einen Arschfick, um endlich mal wieder auf die Beine zu kommen und anzupacken. Wirtschaftswachstum ist das Ein und Alles, aber das bekommen wir nur, wenn wir die Leute aus ihrer Lethargie reißen." "Na ja, mag sein, daß einigen ein bißchen Feuer unter dem wohlgenährten Hinterteil ganz gut tun würde, aber wir dürfen auch nicht zu radikal werden, sonst machen die Menschen im Land nicht mit." "Ach was! Selbst die CDU ist seit ihrem Leipziger Parteitag auf dem richtigen Weg. Reformen, Durchregieren und raus aus der Krise, so lautet die Devise." "Du bist wirklich immer für einen guten Spruch zu haben, Guildolein." "Aber selbstverständlich und das schätze ich auch so an mir. Habe ich heute eigentlich schon Neuwahlen gefordert?" "Nicht daß ich wüßte." "Gut, dann mache ich das jetzt noch schnell, damit ich das auch wieder erledigt habe, sonst fehlt mir was. Ein Tag, an dem ich keine Neuwahlen in Deutschland fordere, ist nämlich ein verlorener Tag", behauptete Dr. Guildo, der Arzt, dem die Männer vertrauten und stellte sich daraufhin ein weiteres Mal vor eine Kamera, um seine Parolen unter das Volk zu bringen.

      Mitte Oktober 2004: Ein Paukenschlag aus der Union! (Stören-Fried)bert Nerz schmiß hin; er wollte sich nicht länger von Gerkel und Feehoffer mobben lassen, weshalb er seine CDU-Führungsämter aufgab. Erst einmal großes Erstaunen und bei manchen auch leichtes Entsetzen. Dabei waren Andrea und Friedberg immer so reformgeil gewesen, sie hatten sich aneinander berauscht, vor allem natürlich an ihren Ideen, wie sie Deutschland vorwärts bringen konnten. Nun sollte das alles mit einem Mal vorbei sein? Gab es denn keinen christdemokratischen Gott, der solche Tragödien verhinderte? In der CSU hielt sich die Trauer in Grenzen. Zwar schätzte man den Kollegen Nerz durchaus wegen seiner fachlichen Kompetenz, aber die soziale Kälte, die da immer aus dem Norden strömte, behagte den Christsozialen nicht wirklich. Wieder einer weniger, ein weiterer Aufrechter, den die harmlos scheinende, brutale Andrea über die Klinge springen hatte lassen. Ja, das Leben in der CDU war kein Ponyhof, dabei hätte man den Friedbert doch noch so sehr gebrauchen können, aber nun war er weg, weg und sie war wieder allein, allein.

      Derweil befand sich ein weiterer ehemaliger Würdenträger der CDU vor Gericht und das entbehrte nicht einer gewissen Ironie, welche sich jedoch nur dem Sachkundigen erschloß. Alfred Panther, deutscher Innenminister von 1993 bis 1998, welcher sich einst als "Schwarzer Sheriff" einen Namen gemacht hatte, mußte sich verteidigen. Das war für einen wie ihn als gelernten Rechtsanwalt natürlich überhaupt kein Problem, aber weil es vor dem Gericht eine Anwaltspflicht gab, mußte er so einen Jungspund neben sich sitzen lassen, der zwar nichts zu sagen und zu fragen hatte, aber halt da zu sein hatte. Als Generalsekretär der hessischen CDU soll Panther mit zwei Mitstreitern 21 Millionen D-Mark in die Schweiz geschafft haben. Das alles wollte auch niemand bestreiten, doch als Straftat sahen es die Angeklagten nicht an, da sie ihrer hessischen CDU immer Geld zukommen ließen, wenn die eins brauchte. Es ging schließlich darum, die Kampagnenfähigkeit der eigenen Partei aufrechtzuerhalten und wenn man das Geld in Deutschland gelassen hätte, dann hätte man nach den damals neuen Gesetzen die Spender offenbaren müssen, was zur Folge gehabt hätte, daß niemand mehr der hessischen CDU Geld gegeben hätte. So redeten sich die Angeklagten heraus und Panther machte das, was er am besten konnte: Er präsentierte sich als Hüter von Recht und Ordnung, der immer nur das Beste für sein Land und seine Partei gewollt hatte. Was für ein aufrechter Kämpfer! So jemanden durfte man einfach nicht verurteilen!

      19.11.2004: Schön langsam wurde es ungemütlich in der Union. Zwar hatten sich die Parteispitzen auf einen "Gesundheitskompromiß" geeinigt gehabt, doch weil den der für die CSU zuständige Sozialpolitiker und Gesundheitspolitikfachmann Torsten Feehoffer als "ungerecht" brandmarkte und demzufolge ablehnte, hatte man ihn über die Klinge springen lassen und ihm die Zuständigkeit für die Gesundheitspolitik kurzerhand entzogen. Auf dem CSU-Parteitag war die Stimmung deswegen leicht gedrückt, denn in der Partei sympathisierten viele mit Feehoffer und seiner Kritik. Nichtsdestotrotz setzte sich die Parteispitze bei der Abstimmung, so wie eigentlich immer, selbstverständlich durch und da Feehoffer auf dem Parteitag nicht aufgetreten war, weil er erst gar nicht antanzen hatte wollen, gab es zwar ein deutlich vernehmbares Grummeln bei der Basis, aber einen Aufstand wagte natürlich mal wieder niemand. Sträuber war zufrieden, er hatte für Ruhe in der Union gesorgt und konnte sich seiner Sache wieder recht sicher fühlen.

      Ende November 2004: Wenn da eben nicht noch eine andere Baustelle gewesen wäre, die ständig Probleme sowie Ärger verursachte. Bei jener handelte es sich um die bayerische Kultusministerin Marina Kohlfeier, die es mittlerweile geschafft hatte, sich bei allen irgendwie an der Schulpolitik Beteiligten unbeliebt zu machen, was ja an und für sich auch schon eine durchaus beachtliche Leistung darstellt. Außerdem hing ihr immer noch der Stimmenkaufskandal der Münchner CSU wie ein Klotz am Bein und den wurde sie so schnell nicht los. Einer Braus-Tochter wurde schließlich alles Mögliche und Unmögliche zugetraut, deshalb hieß es nun plötzlich auch, zwei der Mitwisser, die sie belasten hätten können, wären mit Jobversprechen ruhig gestellt worden. Was wirklich dahintersteckte wird man wie so oft wohl nie erfahren, fest stand jedenfalls, daß es für die Mari immer enger wurde, denn die Unzufriedenheit mit ihr sowie ihrer Arbeit wuchs und aus der ehemaligen Retterin der Münchner CSU war inzwischen eine selbst schwer gebeutelte, angeschlagene Ministerin geworden, die immer mehr zu einer Belastung für das Kabinett und die ganze CSU mutierte. Was hätte Hans Werner Braus wohl dazu gesagt? Vermutlich alle Journalisten und Kritiker übelst beschimpft und so getan, als wäre seine Tochter das Opfer der Medien, mit der Wahrheit nahm man es im Hause Braus ja nie so genau, von daher war es wohl besser, daß der Alte das nicht mehr erleben mußte.

      07.12.2004: Das Jahr ging dem Ende entgegen und in der Union herrschten auf einmal Friede, Freude und Eierkuchen. Man war stolz auf sich und Deutschland, nur nicht auf die Bundesregierung, aber alle Unklarheiten und Differenzen waren ausgeräumt worden, man verstand sich wieder prächtig miteinander, die Störenfriede Nerz und Feehoffer waren abgetreten, beziehungsweise zurechtgestutzt worden und so etwas wie vorweihnachtlicher Friede legte sich über die Gemüter. Man bejubelte sich selbst, lobte die eigene Arbeit sowie die tollen Wahlerfolge und beschwor die Geschlossenheit der Union, was im Grunde nichts Anderes bedeutete, als daß die Kritiker endlich die Klappe halten sollten, um den angestrebten Wahlsieg 2006 nicht zu gefährden.

      Nur ein Mann fühlte sich nicht sonderlich wohl und war auch nicht gerade glücklich. Herwig-Joachim Karenz hieß der Gute, war Sozialpolitiker der CDU in Nordrhein-Westfalen und wäre gerne wieder ins Präsidium der Partei gewählt worden. Aber er bekam СКАЧАТЬ