Mythos, Pathos und Ethos. Thomas Häring
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Название: Mythos, Pathos und Ethos

Автор: Thomas Häring

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738030754

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СКАЧАТЬ sie wollen, die tangieren mich nur peripher, aber wenn sich unsere Abgeordneten gegen uns auflehnen, dann ist alles zu spät", erläuterte Sträuber. "Aber Chef, da seien Sie mal ganz beruhigt. Die wissen doch auch alle, daß sie nur wegen Dir überhaupt im Landtag sitzen", erwiderte Zuber. "Mag sein, trotzdem traue ich dem Frieden nicht. Zweifellos sind unsere Sparvorhaben richtig und wichtig, aber ich brauche die Zustimmung von diesen Hanswursten aus der Fraktion, sonst können wir unseren Laden hier dichtmachen." "Keine Sorge, die werden sich schon zweimal überlegen, ob sie sich mit uns anlegen wollen. Schließlich sitzen wir am längeren Hebel." "Natürlich, das weiß ich doch auch, trotzdem. Es ist nicht gut, wenn es andauernd nur negative Schlagzeilen über uns gibt. Und den Spruch mit den Fröschen hättest Du Dir auch sparen können." "Aber Chef, der ist überhaupt nicht von mir, obwohl er natürlich hervorragend paßt." "Wie auch immer, ich habe zu arbeiten und deshalb kann ich mir keine Unruhe in der Fraktion leisten. Deswegen sagst jetzt halt erst mal, daß das Tempo der Reformen gedrosselt werden soll." "Echt, Chef?" "Nicht wirklich, aber wenn uns die Deppen das abnehmen, dann können wir in Ruhe weiter kürzen und reformieren." "Jawohl, Chef." "Sehr gut Merlin, Du bist halt doch mein Bester." Die Beiden grinsten erfreut.

      Sobald die Regierungsparteien immer weiter in die Mitte rückten, entstand am rechten oder linken Rand ein Vakuum, das es zu füllen galt. Im Falle von Rot-Grün wurde links jede Menge Platz frei und dort formierte sich aus enttäuschten Sozialdemokraten und Gewerkschaftern, die den Reformkurs der Regierung Schräder nicht mittragen wollten, eine neue politische Kraft. Über jene sprachen natürlich auch die beiden starken Männer der SPD.

      "Bernd, was machen wir mit dieser neuen linken Partei, die sich jetzt bald gründet?" erkundigte sich Mützewirsing. "Na das ist doch ganz klar: Wenn geile Weiber drin sind, dann kopulieren, äh koalieren wir mit denen. Aber ich befürchte, daß sich darin wohl eher nur die ganzen Gewerkschaftstrullas mit ihren Doppelnamen tummeln werden. Von daher lieber ignorieren", erklärte Schräder. "Das sehe ich genauso. Aber die SPD-Mitglieder, die da mitmachen wollen, die müssen wir doch aus unserer Partei ausschließen, schließlich kann man ja nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen." "Also ich konnte das schon, aber Du hast natürlich völlig Recht. Du sag mal, darf ich Dich eigentlich auch "Mütze" nennen?" "Selbstverständlich … nicht. Für Dich bin und bleibe ich Kaiser Dan." "Ha ha, der war echt gut." "Das war kein Witz." "Ich verstehe. Na gut, dann wollen wir bloß hoffen, daß diese neuen Linken nicht den Afroträne als Spitzenkandidaten ausgraben und daß sie nicht auf die Idee kommen, mit der PDS zu fusionieren." "Allerdings, denn dann wären wir geliefert. Scheiß Gewerkschafter, das sind die wahren Verräter!"

      21.März 2004: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, erst recht bei so einer Liebesheirat wie der zwischen der SPD und Dan Mützewirsing. Schade bei der ganzen Sache war nur, daß es Bundeskanzler Schräder erst jetzt gelang, seine Reformpolitik zu erklären und verständlich zu machen. Hätte er das schon eher ernsthaft versucht gehabt, dann hätte er womöglich die Partei innerlich befriedet und ihr Vorsitzender bleiben können. Früher war er bei seinen Parteitagsreden immer sehr verkrampft gewesen, weil er wußte, daß ihn viele SPD-Mitglieder mit Argwohn betrachteten, doch in der Stunde des Abschieds von dem Amt, das "Mütze" als "das schönste neben dem Papst" bezeichnet hatte, kam kurzzeitig sogar so etwas wie Wehmut auf. "Du wir können doch gute Freunde bleiben", schien die Losung des Tages zu lauten, obwohl es sich bei jener Ehe zwischen Schräder und der SPD im Jahre 1999 wohl eher um eine Zwangsheirat gehandelt hatte. Wie dem auch sei, die Parteimitglieder schöpften neuen Mut, denn sie liebten den Dan aus dem Sauerland, weil der einer von ihnen war und so kurze Sätze sprach, daß alle wußten was er meinte. Schräder würde also seine ganze Kraft auf das Amt des Bundeskanzlers konzentrieren und Mützewirsing hatte die undankbare Aufgabe übernommen, den unpopulären Reformkurs der eigenen Regierung den eigenen Parteimitgliedern verständlich zu machen. Kuno Monas hatte es auf dem Nockherberg so formuliert: "Der Schräder tut den Leuten weh und der Mützewirsing sagt: "Es tut weh"." Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

      13.06.2004: Wahltag ist Zahltag und Europawahltag war für die SPD meistens ein Qualtag. So auch in diesem Fall. Man wiederholte den Absturz, den man bereits in Bayern praktiziert hatte, verlor neun Prozentpunkte und landete bei 21,5 %. Die Union kam auf 44,5 %, die Grünen auf 11,9 Prozent, die FDP und die PDS erreichten jeweils 6,1 Prozent der Wählerstimmen. Wahlbeteiligung: 45,5 %.

      Mal wieder ein Desaster für die Sozialdemokraten und auch die Landtagswahl in Thüringen brachte keinen Grund zur Freude. Von einem sehr niedrigen Niveau gestartet, verlor man noch mal und landete bei 15 Prozent, also schlimmer ging es eigentlich nimmer. Das Blöde daran war halt, daß man wußte, daß es an der eigenen Regierung lag, denn die Oppositionsparteien wurden nie gewählt, weil sie so toll waren, sondern da die Menschen mit der aktuellen Regierung unzufrieden waren. Nun ja, irgendwann gab es schließlich immer ein Licht oder zumindest Ende des Tunnels, von daher machte man weiter, es blieb einem auch gar nichts Anderes übrig. Der erhoffte "Mütze-Effekt" war erst mal ausgeblieben, andererseits hatte man in Thüringen vorher auch nicht mitregiert gehabt, von daher hielt sich die Enttäuschung in Grenzen, die Begeisterung allerdings erst recht.

      20.07.2004: Ach ja, die Bayern. Irgendwie waren und sind sie schon ein besonderes Völkchen, deshalb verwundert es auch nicht wirklich, daß dort eine ganz spezielle Partei ihr Unwesen treibt. Andererseits überrascht es auch nicht, wenn herauskommt, daß die Tochter von Hans Werner Braus, die nur zu gerne ihrem verstorbenen Vater irgendwann im Amt des Bayerischen Ministerpräsidenten nachfolgen würde, parteiinternen Kritikern droht, indem sie einen grünen oder blauen Plastikordner oder Schnellhefter präsentiert und dazu meint: "So, gegen jeden von Euch gibt es was." Da hat das Töchterchen einfach gut vom Papa gelernt, der ja schon früh wußte und erfahren hat, daß die größten Feinde oft die eigenen Parteifreunde sein können. Wenigstens ließen sich die Erpreßten das nicht bieten und jetzt durfte die Mari den Münchner CSU-Bezirksvorsitz abgeben. Dabei hatte der von ihr protegierte Johannes Raedke, der für etliche Manipulationen innerhalb der Münchner CSU verantwortlich gewesen sein soll, schon davon geträumt gehabt, eines Tages als Staatskanzleichef zu fungieren, unter der tollen Marina Kohlfeier als Ministerpräsidentin. Manche Träume werden glücklicherweise niemals wahr.

      Andererseits sollte man an dieser Stelle durchaus eindringlich darauf hinweisen, daß es innerhalb von Parteien durchaus üblich ist, Wissen über Parteifreunde zu nutzen, nicht umsonst lautet der Spruch ja: Wissen ist Macht. Andererseits steht auch fest, daß die Familie Braus schon seit jeher mit allen Wassern gewaschen war und daß sich insbesondere der großartige HWB nicht nur um den Freistaat Bayern, sondern auch ganz besonders um sein eigenes Privatvermögen verdient gemacht hat. Was also bleibt? Die Hoffnung auf ruhigere Zeiten in Münchens CSU.

      10.08.2004: Nun gab es also auch noch Massendemonstrationen gegen die Politik der rot-grünen Bundesregierung! Vor allem im Osten Deutschland schlugen die Wellen der Empörung hoch, denn dort waren sehr viele von der geplanten Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe betroffen. Die Demonstranten hofften, ähnlich wie 1989, durch Protest einen Wandel herbeizuführen, doch Bundeskanzler Schräder zeigte sich sowohl unbeeindruckt als auch unnachgiebig und hielt den Protesten stand. Das gelang ihm unter Anderem deshalb, weil er von der Richtigkeit der Maßnahmen überzeugt war.

      Dort, wo es Menschenmassen gab, waren bekanntlich auch die Populisten nicht weit und der begnadetste unter ihnen, Oswald Afroträne, nutzte die Gunst der Stunde und stellte sich an die Spitze der Bewegung, indem er sogar Bernhard Schräders Rücktritt als Bundeskanzler forderte. Das war mehr als eine bloße Majestätsbeleidigung, schließlich befand sich Afro immer noch als Mitglied in der SPD und unterstützte außerdem seine Saarländer Genossen im Wahlkampf. Nun ja, es ging also ziemlich zur Sache und die linke Protestpartei im Westen, deren Bildung immer näher rückte, wurde zusehends konkreter. Würde sich der rote Oswald dazu herablassen, mit jener gemeinsam in die Schlacht zu ziehen, oder war er sich dafür zu fein? Man wußte es nicht genau, deshalb durfte fleißig spekuliert werden.

      19.09.2004: Es hatten mal wieder Landtagswahlen stattgefunden, ausgerechnet im Osten, wo es der SPD eh schon durchs Dach hinein regnete. Aber die Sozialdemokraten bewiesen, daß СКАЧАТЬ