Stil und Text. Michael Hoffmann
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Название: Stil und Text

Автор: Michael Hoffmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: narr studienbücher

isbn: 9783823300175

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СКАЧАТЬ ‚Partnersuche‘ nicht zwangsläufig texteröffnend genannt sein muss. Die Textanfänge sind literarisch gestaltet, zitieren aus dem Refrain eines Songtextes, wie in Text 3 (Schwere See, mein Herz?), oder bestehen aus einem Regionalkennzeichenkürzel, wie in Text 9 (DD). Anders hingegen Text 4: Er beginnt mit dem elliptischen ThemasatzThemasatz Suche Dich! Mit Themasätzen, aber auch ThemawörternThemawort (vgl. van Dijk 1980: 50) wird das Thema eines Textes explizit formuliert bzw. bezeichnet. Das Thema ‚Partnersuche‘ fügt sich natürlich nicht nur in den Gestaltungsrahmen ‚Kontaktanzeige‘ ein. ‚Partnersuche‘ kann zum Thema werden auch in Ratgebertexten, in psychologischen und poetischenPoetizität/poetisch Texten, nicht zuletzt in allen erdenklichen Formen privater Kommunikation.

      Schlussfolgernd können wir festhalten: Stil ist auf der Vertextungsebene TextthemaTextthema die Art und Weise, wie das Thema eines Textes versprachlicht und vertextet worden ist. Zu den Vertextungsarten gehört, wie das Thema eines Textes entfaltet worden ist. Themenentfaltungshandlungen repräsentieren zwar einerseits einen Texthandlungstyp und sind – wie fast alle TexthandlungenTexthandlung – stilistisch variabel durchführbar, was sich in verschiedenen Stilen des BESCHREIBENsBESCHREIBEN (vgl. 2.4.2.1), BERICHTENsBERICHTEN, ARGUMENTIERENsARGUMENTIEREN usw. manifestiert, andererseits kann ein und dasselbe Thema bspw. beschreibend oder berichtend entfaltet werden. Das aber erfordert nicht irgendeinen, sondern einen bestimmten Stil, denn die jeweilige Art der ThemenentfaltungThemenentfaltung muss auch stilistisch kenntlich gemacht werden. Für jede Grundform thematischer Entfaltung gibt es daher eine Stilform mit Indikator-Funktion, was in Stilkennzeichnungen wie ‚berichtender Stil‘ oder ‚beschreibender Stil‘ seinen Ausdruck findet. So gesehen ist die Entscheidung für eine Art der thematischen Entfaltung immer auch eine stilistische Entscheidung.

      Bevor Beispiele für die Versprachlichung und Vertextung des Themas analysiert werden, sollte noch geklärt sein, was der Begriff TextthemaTextthema eigentlich erfasst. Die textlinguistische Diskussion hierzu beiseite lassend (vgl. u.a. Adamzik 2004: 118ff.), wollen wir ‚Textthema‘ als objektsemantisches Zentrum eines Textes begreifen, d.h. als Kerninformation darüber, auf welches Objekt (Gegenstand, Zustand, Lebewesen, Ereignis, Begriff usw.) alle weiteren Informationen (als Teilthemen) bezogen sind.

      Wenden wir uns nun einigen thematisierungsstilistischen Unterschieden zu, die bei einem Vergleich von Texten mit Übereinstimmung im Thema am besten hervortreten.

      a) Arten der Entfaltung des Themas – Stil als Indikator

       Brandstiftung in Berlin-Wilmersdorf

      Auto des BZ-Journalisten Gunnar Schupelius angezündet

      Von Tanja Buntrock

       Das Auto, das in der Nacht zu Montag in Berlin-Wilmersdorf angezündet worden war, gehört dem Kolumnisten der BZ , Gunnar Schupelius. Nun ermittelt der Staatsschutz, ob das Fahrzeug des Journalisten gezielt angegriffen worden war.

      Nach der Brandstiftung in Wilmersdorf, wo – wie berichtet – in der Nacht zu Montag in der Ahrweilerstraße ein Auto angezündet und fünf weitere beschädigt wurden, ermittelt nun der Staatsschutz: Denn der in Brand gesetzte Mini Cooper gehört dem B.Z.-Journalisten Gunnar Schupelius. In seiner Kolumne „Mein Ärger – der gerechte Zorn von Gunnar Schupelius“ schimpft der Autor etwa über Graffiti am U-Bahnhof oder erörtert, warum „die Grünen nicht regieren können“, und sucht mit seinen konservativen Thesen die Kernleserschaft der Boulevardzeitung anzusprechen.

      Ob der Brandanschlag gezielt Gunnar Schupelius’ Auto galt oder dieses zufällig angezündet worden war, sei noch unklar, hieß es bei der Polizei. „Ob eine politische Motivation die Zielrichtung war oder es andere Hintergründe gibt, müssen die Ermittlungen ergeben“, sagte ein Sprecher. Ein Selbstbezichtigungsschreiben läge derzeit nicht vor. Gunnar Schupelius wollte sich nicht zu dem Vorfall äußern.

       Beispieltext 11: Medienbericht

      tagesspiegel.de (19.03.2014: 9:20 Uhr).

      Brandstiftung, gemeingefährliches, mit hohen Strafen bedrohtes Gefährdungsdelikt. Wegen schwerer B. wird nach § 306 a StGB mit Freiheitsentzug nicht unter einem Jahr bestraft, wer in Brand setzt: 1) ein zu gottesdienstlichen Versammlungen bestimmtes Gebäude, 2) ein Gebäude, ein Schiff oder eine andere Räumlichkeit, die der Wohnung von Menschen dient, 3) eine Räumlichkeit, die zeitweise dem Aufenthalt von Menschen dient, und zwar zu einer Zeit, während Menschen sich darin aufzuhalten pflegen. Wenn durch die B. wenigstens leichtfertig der Tod eines Menschen verursacht wird, ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter 10 Jahren (§ 306 c StGB). Eine besonders schwere Brandstiftung (§ 306 b StGB) liegt vor, wenn eine schwere Gesundheitsschädigung eines anderen Menschen oder eine Gesundheitsschädigung einer großen Zahl von Menschen verursacht wird (Freiheitsstrafe nicht unter 2 Jahren). Freiheitsstrafe nicht unter 5 Jahren droht demjenigen Täter einer schweren Brandstiftung, der 1) einen anderen Menschen durch die Tat in die Gefahr des Todes bringt, 2) in der Absicht handelt, eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, oder 3) das Löschen des Brandes verhindert oder erschwert (§ 306 b Abs. 2 StGB). Die einfache B., bei der nicht ohne Weiteres Menschenleben gefährdet werden, wird nach § 306 StGB mit Freiheitsentzug von einem bis zu zehn Jahren bestraft. Strafbar sind auch die fahrlässige B. (§ 306 d StGB) und das Herbeiführen einer Brandgefahr (§ 306 f StGB).

       Beispieltext 12 : Lexikonartikel

      DUDEN. Recht A–Z. Fachlexikon für Studium, Ausbildung und Beruf. Mannheim 2007: Dudenverlag, 89.

      Aus dem Vergleich von Text 11 und Text 12 geht zunächst hervor, dass beide Texte stilistisch völlig unterschiedlich sind, aber ein gemeinsames Thema haben: das Thema ‚Brandstiftung‘. Doch die Übereinstimmung im Thema besteht nur partiell, denn ‚Brandstiftung‘ ist in Text 11 ein EREIGNIS und in Text 12 ein BEGRIFF (die begriffliche BedeutungSemantik/semantisch des Wortes Brandstiftung). Den Texten liegen also verschiedene „Thementypen“ (Adamzik 2004: 123f.) zugrunde. Damit im Zusammenhang ist die ThemenentfaltungThemenentfaltung eine jeweils andere. Es stehen sich zwei TexthandlungenTexthandlung gegenüber: das BERICHTENBERICHTEN über ein EREIGNIS anhand von FAKTEN und das BESCHREIBENBESCHREIBEN eines BEGRIFFs anhand von MERKMALEN seiner Struktur. Auf Grund der Indikator-Funktion von Stil stehen sich auch zwei Stilformen gegenüber: der berichtende und der beschreibende Stil.

      Berichtender StilStilberichtender entsteht in Text 11 durch

       das Verwenden faktenbezeichnender Lokal- und Temporalangaben (in Berlin-Wilmersdorf; in der Nacht zu Montag), die ein Ereignis in Raum und Zeit einordnen;

       die Wahl der Tempusformen Präteritum und Präteritumperfekt zur Kennzeichnung vergangenen und vorvergangenen Geschehens (wurden angezündet und beschädigt; war angezündet worden u.a.);

       das zeitliche Strukturieren des Ereignisablaufs mit Hilfe von Tempusformen (Präteritum, Präteritumperfekt), temporalen Adverbien (nun), temporalen Präpositionen (nach) u.a. Mitteln.

      Beschreibender StilStilbeschreibender entsteht in Text 12 durch

       das HinzufügenHinzufügen von Wesensmerkmalen des zum ThemawortThemawort gewordenen Begriffs Brandstiftung mit Hilfe eines Gattungsworts (Gefährdungsdelikt) und definierender Attribute (gemeingefährlich; mit hohen Strafen bedroht), wodurch die begriffliche BedeutungSemantik/semantisch des Themaworts in СКАЧАТЬ