Stil und Text. Michael Hoffmann
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Название: Stil und Text

Автор: Michael Hoffmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: narr studienbücher

isbn: 9783823300175

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СКАЧАТЬ durch das AuslassenAuslassen von Wörtern.

      3 GestaltstrukturenGestaltstruktur verbinden sich mit einer GestaltqualitätGestaltqualität, einem qualitativen Gestaltungszusammenhang, in den sich die GestalteinheitenGestalteinheit einfügen. Solche Qualitäten sind z.B. DoppelungDoppelung, SymmetrieSymmetrie und KürzeKürze.

      Alle aufgeführten Teilgestalten stehen in einem übergreifenden Gestaltungszusammenhang. Nimmt man Bezug auf Regularitäten der Werbekommunikation, erkennt man, dass sich alle Teilgestalten in den werbestrategisch bedeutsamen Gestaltungszusammenhang EinprägsamkeitEinprägsamkeit einfügen. Im Unterschied zu den formalen (textinternen) GestaltqualitätenGestaltqualität DoppelungDoppelung, SymmetrieSymmetrie und KürzeKürze ist Einprägsamkeit eine funktionale Gestaltqualität. Sie erfüllt eine kommunikative Funktion. StilgestaltenStilgestalt mit funktionaler Gestaltqualität werden generell von GestaltungsaktenGestaltungsakt hervorgebracht, und so können wir nun auch sagen, dass der Slogan nach dem Muster Einprägsam-Machen gestaltet wurde.

      Stellt man sich die Aufgabe, StilgestaltenStilgestalt als ganzheitliche Gebilde zu modellieren, gilt es, das Ganze und seine Teile wechselseitig aufeinander beziehbar zu machen. Wir nennen die beiden Grundkomponenten, aus denen Stilgestalten bestehen, GestaltstrukturGestaltstruktur und GestaltqualitätGestaltqualität (siehe Tab. 5).

GestaltstrukturGestaltstrukturGestaltqualitätGestaltqualität
Formal oder funktional bestimmtes Gefüge aus Elementen (Gestalteinheiten)GestalteinheitFormaler oder funktionalerGestaltungszusammenhang

      Tab. 5: Komponenten von StilgestaltenStilgestalt

      Es bleibt festzuhalten:

      1 StilgestaltenStilgestalt umfassen ein Gefüge aus Elementen, die in einem formalen oder funktionalen Gestaltungszusammenhang stehen. Die Kookkurrenz (das Zusammenvorkommen) von Einzelheiten allein reicht nicht aus, ergibt noch keine Gestalt. Die Kookkurrenz von Einzelheiten erlangt erst dann Gestalthaftigkeit, wenn deren Zusammenvorkommen als ein Zusammengehören oder Zusammenpassen wahrnehmbar gemacht worden ist.

      2 StilgestaltenStilgestalt werden sowohl von GestaltungsverfahrenGestaltungsverfahren als auch von GestaltungsaktenGestaltungsakt hervorgebracht.

      3 Die unlösbare Verbindung von GestaltstrukturGestaltstruktur und GestaltqualitätGestaltqualität macht StilgestaltenStilgestalt zu wahrnehmbaren und interpretierbaren Texteinheiten. Stilgestalten sind stilistische ZeichenStilzeichen (zum Zeichenbegriff siehe 2.9.1).

      2.3.2 StilgestaltenStilgestalt im Text

      Im Folgenden wollen wir StilgestaltenStilgestalt an konkreten Texten ausfindig machen und beschreiben. Wir beginnen mit der Stilgestalt AnschaulichkeitAnschaulichkeit und untersuchen, welche GestalteinheitenGestalteinheit gestaltbildend in Betracht kommen. Doch worauf können wir uns dabei stützen? Anschaulichkeit hat viele Gesichter, tritt in unterschiedlichen Ausprägungen in Erscheinung, was auf die im GestaltungsmusterGestaltungsmuster VeranschaulichenVeranschaulichen angelegten Möglichkeiten zurückzuführen ist. Verschaffen wir uns deshalb zunächst einen Überblick (siehe Tab. 6).

StilgestaltStilgestalt AnschaulichkeitAnschaulichkeit(Ausprägungen)GestalteinheitenGestalteinheit
BildhaftigkeitBildhaftigkeitKonkreta (statt Abstrakta)bildhafte VergleichVergleichbildhaftere (z.B. funkeln wie ein Diamant)Wortschatzeinheiten zur Bezeichnung von Sinneswahrnehmungen (z.B. Farb- und Klangadjektive)OnomatopoetikaOnomatopöie (lautmalende Wörter)
BildlichkeitBildlichkeitMetaphernMetapher/Metaphorisieren und AllegorienAllegorie (Großformen der Metapher)bildliche Vergleiche und GleichnisseGleichnis (Großformen des bildlichen Vergleichs)PersonifikationenPersonifikation/Personifizierenbildliche PeriphrasenPeriphrasebildliche PhraseologismenPhraseologismus
DetailliertheitDetailliertheitAufzählungenAufzählen von Einzelheiten eines Erscheinungsbildes: entweder zweigliedrig (darunter Paarformeln) oder aus mindestens drei Gliedern bestehend (Monosyndeta, Asyndeta, Polysyndeta)
AndringlichkeitAndringlichkeithistorisches PräsensPräsenshistorischesfuturisches PräsensPräsensfuturischesTemporaladverbien
IllustriertheitIllustriertheitsprachmedial: Exempel (konkrete Beispiele, Beispielerzählungen)bildmedial: Fotos, Zeichnungen, Diagramme, Organigramme u.a.m.

      Tab. 6: Ausprägungen von AnschaulichkeitAnschaulichkeit

      Die aufgeführten Ausprägungen von AnschaulichkeitAnschaulichkeit können in Texten natürlich auch kookkurrieren. Sie können sich überschneiden, z.B. in Form von bildhafter oder bildlicher DetailliertheitDetailliertheit. Auf den Unterschied zwischen BildhaftigkeitBildhaftigkeit und BildlichkeitBildlichkeit haben Elise Riesel und Evgenia Schendels (1975: 205ff.) aufmerksam gemacht. Sie verweisen darauf, dass Bildhaftigkeit bereits in der BedeutungSemantik/semantisch lexikalischer Einheiten angelegt ist (Beispiele liefern bildhafte Verben wie trippeln statt gehen oder nippen statt trinken), während Bildlichkeit i.d.R. erst im Text entstehen kann, durch die Verwendung lexikalischer Einheiten. Bildlichkeit ist allerdings vielen phraseologischen Einheiten eigen, z.B. SprichwörternSprichwort (Viele Köche verderben den Brei.). Durch ihre Verwendung entsteht formelhafteFormelhaftigkeit/Formelhaft-Machen Bildlichkeit. Im Unterschied dazu ist die GestaltqualitätGestaltqualität AndringlichkeitAndringlichkeit kennzeichnend beispielsweise für Texte, die von einem vergangenen oder zukünftigen Geschehen handeln, als sei es ein gegenwärtiges. Das Geschehen wird dicht an den Rezipienten herangebracht (vgl. Schneider 1931: 19). GestalteinheitenGestalteinheit sind Verbformen im Präsens sowie Temporaladverbien wie gerade oder soeben, die verdeutlichend hinzutreten können.

      Betrachten wir nun zwei Textproben im Hinblick darauf, welche Ausprägung von AnschaulichkeitAnschaulichkeit sie zu erkennen geben.

      Es sieht aus wie eine ganz normale Kneipe, eine recht kleine eben. An vier Tischen sitzen junge Menschen vor gefüllten Gläsern und Tassen, sie quasseln und lachen. Die Frauen haben Make-up aufgelegt, manche mehr, manche weniger. Einige haben ihre Nägel lackiert, andere nicht. Sie haben Hosen, Röcke, Kleider an. Die Männer tragen Hemden, T-Shirts, lange Haare, kurze Haare, Vollbärte, Nullbärte. Sie reden miteinander, durcheinander. Sie lachen, streiten, debattieren. Quer über die Tische hinweg. Frauen mit Frauen, Frauen mit Männern, Männer mit Männern. Wie es eben so abends an Orten aussieht, an denen sich Studenten treffen. Nur dass dieser Ort in einer mittelgroßen Stadt im Iran liegt: Siraz.

       Beispieltext 5: Reisereportage (Textanfang)

      Das Magazin, Nr. 4/2015, 47.

      Im Rahmen der journalistischen TextsorteTextsorte Reportage stellen sich u.a. folgende Stilfragen:

       Welcher Einstieg wird reportageeröffnend gewählt?

       Wie wird der Schauplatz des Geschehens beschrieben?

      Als GestalteinheitenGestalteinheit von AnschaulichkeitAnschaulichkeit kommen folgende StilelementeStilelement in Betracht:

       eine Vielzahl an Konkreta unter den Substantiven, d.h. Wörtern, die Gegenständliches bezeichnen (Kneipe – Tische – Gläser – Tassen – Haare – Bärte usw.);

       ein bildhafter VergleichVergleichbildhafter (aussehen wie eine ganz normale Kneipe);

       eine Vielzahl an paarigen Aufzählungsgliedern (Gläser und Tassen – quasseln und lachen – manche mehr, manche weniger – einige, andere – miteinander, durcheinander – Frauen mit Frauen usw.);

       eine СКАЧАТЬ