Название: Stil und Text
Автор: Michael Hoffmann
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: narr studienbücher
isbn: 9783823300175
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Andere stilistische Facetten der TexthandlungenTexthandlung BESCHREIBENBESCHREIBEN und AUFFORDERNAUFFORDERN zeigen sich in Vorgangsbeschreibungen, z.B. im Gestaltungsrahmen der TextsorteTextsorte Kochrezept (siehe Text 10). Stilfragen, die sich in diesem Rahmen stellen, sind u.a.:
Wie ist die Zutatenliste gestaltet?
Wie werden die Phasen der Zubereitung einer Speise beschrieben?
Beispieltext 10: Kochrezept Super TV, Nr. 40/2015, 92.
c) BESCHREIBENBESCHREIBEN (Kochrezept)
Der Blick auf Text 10 erbringt in Bezug auf die TexthandlungTexthandlung BESCHREIBENBESCHREIBEN, dass die Zutatenliste aus einer asyndetischen Reihe mit 10 Aufzählungsgliedern besteht, also auf dem GestaltungsaktGestaltungsakt des Detaillierens beruht. Mit dem GestaltungsprinzipGestaltungsprinzip AnschaulichkeitAnschaulichkeit hat auch das nichts zu tun, denn es geht stilistisch in erster Linie um etwas anderes: um ÜbersichtlichkeitÜbersichtlichkeit im Dienste leichter Rezipierbarkeit – unterstützt durch die Verwendung von Sonderzeichen: geometrischer Trennungspunkte (bullet points) zwischen den Aufzählungsgliedern. Zu erkennen ist, dass in die Zutatenliste Mengenangaben integriert sind (200g, 2 EL u.a.) sowie Bearbeitungs- (fein geschnitten) und Verwendungshinweise (zum Anbraten).
Die eigentliche Vorgangsbeschreibung mit den Phasen der Zubereitung von Pasta in der Parmesankruste, typographischTypographie/typographisch von der Zutatenliste durch Verwendung eines anderen Schrifttyps abgesetzt, ist in zwei nummerierte Teiltexte gegliedert. Auf Grund dessen können wir für den gesamten Text das GestaltungsprinzipGestaltungsprinzip der visuellen GegliedertheitGegliedertheit als formale GestaltqualitätGestaltqualität im Kontext des BESCHREIBENsBESCHREIBEN verorten. Bei der Realisierung des GestaltungsaktsGestaltungsakt Visuell-Gliedern sind unterschiedliche GestaltungsmittelGestaltungsmittel zum Einsatz gekommen: graphische (Absatzgliederung), typographische (Schrifttypen), geometrische (Sonderzeichen). Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang auch die Verwendung von zwei Schriftfarben: Schwarz für den Haupttext, Pink für die Sonderzeichen und einiges andere. Bei der Beschreibung der einzelnen Zubereitungsphasen werden einheitlich InfinitivsätzeInfinitivsatz anstelle von ImperativsätzenImperativsatz verwendet (Nudeln bissfest kochen. statt Kochen Sie die Nudeln bissfest!). Damit einher geht die UnpersönlichkeitUnpersönlichkeit des Textes, die für die TextsorteTextsorte typisch ist. Verwendung finden ausschließlich Infinitive von Handlungsverben (kochen, enthäuten, würzen usw.), was diesem Teiltext DynamikDynamik verleiht, die mit dem Prinzip StatikStatik der verblosen Zutatenliste kontrastiert. Stilistische Unterschiede zwischen Zutaten- und Zubereitungstext lassen sich also auch an Gestaltungsprinzipien festmachen.
Mehrere visuell voneinander abgesetzte Teiltexte dieses Kochrezepts komplettieren die Beschreibung des Gerichts und seiner Herstellung durch knappKnappheit gehaltene Angaben weiterer Merkmale. Im oberen und unteren Bereich des Textes finden sich Angaben zur
Ernährungsweise: Vegetarisch;
Zubereitungszeit: Nur 15 Minuten / 15 Min. und
Kalorienmenge: 605 pro Portion usw.
Diese Angaben sind im Rahmen des Textsortenmusters als fakultativ einzustufen. Ebenso ist das Foto im oberen Teil des Textes etwas Fakultatives. Es illustriert den sprachmedialen Text, womit wir aber nun tatsächlich einen GestaltungsaktGestaltungsakt zur Realisierung von AnschaulichkeitAnschaulichkeit, den des Illustrierens mittels eines Fotos, erkannt hätten.
d) AUFFORDERNAUFFORDERN (Kochrezept)
Der Blick auf Text 10 erbringt in Bezug auf die TexthandlungTexthandlung AUFFORDERNAUFFORDERN, dass sie nicht – wie in Kontaktanzeigen – am Textende vollzogen wird, dass sie vielmehr Begleithandlung sämtlicher Beschreibungshandlungen ist. Insofern ist die UnpersönlichkeitUnpersönlichkeit des BESCHREIBENsBESCHREIBEN zugleich GestaltungsprinzipGestaltungsprinzip des AUFFORDERNs. Wir begegnen einer weiteren Variante des AUFFORDERNs: dem UNTERWEISENUNTERWEISEN. Mit der Zutatenbeschreibung werden Rezipienten im Hinblick darauf unterwiesen, was für die Vorbereitung des Kochens beschafft und getan werden muss, mit der Zubereitungsbeschreibung im Hinblick darauf, was in welcher Reihenfolge getan werden muss, damit der Kochvorgang gelingt.
DISKUSSION
In der Literatur wird auch von Stilhandlungen gesprochen. Können GestaltungsakteGestaltungsakt problemlos als stilistische TexthandlungenTexthandlung aufgefasst werden?
In einem handlungstypologischen Rahmen ist diese Frage zu bejahen, in einem textstilistischen Bezugsfeld eher zu verneinen.
Zum handlungstypologischen Rahmen: Texthandlungstypologisch kann man beispielsweise zwischen Basis-, Situierungs- und Ästhetisierungs-Handlungen unterscheiden (vgl. Hoffmann 2012a: 233f.). Basis-Handlungen wie BESCHREIBENBESCHREIBEN oder AUFFORDERNAUFFORDERN sind in situativer wie ästhetischer Hinsicht völlig unbestimmt – entsprechend vielfältig sind ihre stilistischen Facetten. Situierungs-Handlungen hingegen haben den kommunikativen Zweck, Basis-Handlungen der jeweiligen KommunikationssituationKommunikationssituation anzupassen. Darunter können Anpassungen an den KommunikationsbereichKommunikationsbereich fallen. Beispiele für diesen Handlungstyp sind THEORETISIEREN in der Wissenschaft, PORTRÄTIEREN im Journalismus und ADMINISTRIEREN im Behördenwesen. Textproduzentenseitige Aktivitäten schließlich, die den kommunikativen Zweck haben, die Aufmerksamkeit des Rezipienten auf die Machart des Textes zu lenken (siehe 2.6.1), kann man handlungstypologisch als Ästhetisierungs-Handlungen bestimmen, z.B. AUFFÄLLIG-MACHEN, ORIGINALISIEREN, SPANNUNG-ERZEUGEN.
Zum textstilistischen Bezugsfeld: In diesem Bezugsfeld ist der Handlungsbegriff unnötig, ja störend. Wenn man Stil als die Art und Weise der Handlungsdurchführung bestimmt (vgl. Sandig 2006: 9), kann Stil wohl nicht selbst eine Handlung sein. Auch die Konstruktion von Gleichzeitig- und Zusatzhandlungen (vgl. Sandig 1986: 59f.) hilft aus diesem terminologischen Dilemma nicht heraus. Es ist zweckmäßiger, sich an der Sprechakttheorie zu orientieren, die Sprechakte als ein Ensemble von Teilakten beschreibt, und ‚GestaltungsaktGestaltungsakt’ als einen Teilakt von TexthandlungenTexthandlung zu bestimmen.
2.4.2.2 TextthemaTextthema: Stil als das Wie der Versprachlichung und Vertextung des Themas
Wie wir am Beispiel von Kontaktanzeigen sehen, kann ein und dasselbe Thema (‚Partnersuche‘) ganz unterschiedlich versprachlicht werden: Frau sucht Mann (Text 3), Ich suche Dich! und Prinzessin sucht Frosch (Text 4) oder einfach nur Mann, wobei die Prädikation sucht Frau rezeptiv zu ergänzen (zu inferieren) ist (Text 9). Wir erfahren aus den Beispieltexten außerdem, dass Teilthemen des Themas ‚Partnersuche‘, insbesondere die Teilthemen ‚Persönlichkeitsmerkmale der suchenden Person‘ und ‚Persönlichkeitsmerkmale der gesuchten Person‘, in unterschiedlicher DetailliertheitDetailliertheit versprachlicht werden können. In einem der Texte (Text 9) werden 13 Wertadjektive aneinandergereiht, um Vorzüge der eigenen Person aufzulisten, was deutliche СКАЧАТЬ