Befreie dich durch Selbstliebe. Teal Swan
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Название: Befreie dich durch Selbstliebe

Автор: Teal Swan

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783867287487

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СКАЧАТЬ ich süchtig danach, mich selbst zu verletzen. Endorphine blockieren das Schmerzempfinden und spielen auch bei Gefühlen der Erleichterung und der Lust eine Rolle. Sie haben eine ähnliche Wirkung wie Kodein oder Morphium. Wenn Endorphine an die Opioidrezeptoren im limbischen System andocken, zu dem auch der Hypothalamus gehört, empfinden wir Erleichterung, Lust und Befriedigung und fühlen uns ruhiger und mit positiver Energie aufgeladen.

      Es ist so: Wenn der Körper Schmerz verspürt, werden im Gehirn Endorphine freigesetzt; sie lindern den Schmerz und laden uns mit Energie auf, sodass wir uns in Sicherheit bringen können. Die Schnitte, die ich mir zufügte, linderten also meine negativen Emotionen. Es ist ein Bewältigungsmechanismus, durch den intensive Gefühle wie Angst, Schuld, Niedergeschlagenheit, Stress und emotionale Gefühllosigkeit zeitweilig gemildert werden, desgleichen Versagensgefühle, Selbstverachtung, mangelndes Selbstwertgefühl oder Perfektionsdruck.

      Genauso, wie man süchtig nach einer Droge werden kann, kann man auch süchtig werden nach den chemischen Stoffen, die der eigene Körper in Reaktion auf bestimmte Dinge produziert. Sobald der Akt des Ritzens mit dem damit einhergehenden Gefühl der Erleichterung assoziiert wird, werden im Gehirn neurale Pfade aufgebaut, die die betroffene Person automatisch dazu zwingen, beim Fühlen negativer Emotionen nach Erleichterung zu suchen, in diesem Fall durch Ritzen.

      Dieses Gefühl ist mir zutiefst vertraut. Wie ein eingesperrtes Tier, so sind Menschen, die sich selbst mit Schnitten verletzen, in einem Gefängnis, in dem negative Emotionen, insbesondere Verzweiflung, Hass und Wut, nicht ausgedrückt werden können. Solche emotionalen Zustände werden deshalb verinnerlicht. Die Energie kann nirgendwohin, außer nach innen.

      In meiner Kindheit und Jugend trug ich an der Last eines sehr großen Geheimnisses. Ich führte ein Doppelleben: einerseits das Leben mit meinen Eltern, andererseits eines ohne meine Eltern, ein krankes und verdrehtes Leben, erschaffen von einem Psychopathen, der angeblich mein Mentor war.

      Von Anfang an hatte mein Peiniger mir beigebracht, dass das Gefühl der Ruhe durch Bestrafung, entweder durch jemand anderes oder sich selbst, das Licht Christi sei, der einen von seinen Sünden freispricht. Ritzen wurde zu meinem Bewältigungsmechanismus. Immer, wenn ich mich in der Falle, schuldig, verzweifelt oder wütend fühlte, nahm ich dazu Zuflucht, insbesondere dann, wenn ich meinte, mit mir stimmte etwas nicht oder ich sei schlecht. Mit Selbstverletzungen verdeckte ich auch andere Verletzungen, die mein Peiniger mir zugefügt hatte.

      Nur eine Phase … oder doch nicht?

      Leider schürten meine Eltern ganz unabsichtlich meinen Selbstverletzungsdrang. Zu Hause waren meine Emotionen nichts wert, ich war ja als »psychisch krank« gebrandmarkt, denn meine Eltern glaubten, es gäbe überhaupt keinen Grund für mich, mich so schlecht zu fühlen, wie ich es offensichtlich tat. Sie dachten, die einzig mögliche Erklärung sei, mit mir würde etwas nicht stimmen. Eigentlich ein ganz logischer Schluss, aber er wandte sich gegen mich. Meine Eltern stützten die Vorstellung, mit mir würde etwas nicht stimmen, weil ich mir diese Schnitte zufügte, doch dadurch verstärkten sie in erster Linie den Grund dafür, warum ich das tat.

      Die Psychologen und Psychiater waren keine Hilfe, denn sie erzählten meinen Eltern immer wieder, das sei nur eine Phase, eine »Teenager-Sache«, die ich, wenn ich erst einmal 18 sei, hinter mir gelassen hätte. Doch dann wurde ich 18 und ritzte mich immer noch. Daraufhin versicherten sie, mit 25 sei es vorbei. Doch ich wurde 25 und fügte mir nach wie vor Schnitte zu. Nun hieß es, sobald ich selbst Mutter sei, sei Schluss damit. Doch ich wurde Mutter und hatte immer noch gelegentliche Rückfälle. Und natürlich gaben meine Eltern irgendwann auf. Ich probierte alles aus, was an Vorschlägen so kam, um damit aufzuhören, und unter Umständen wäre ich vielleicht immer noch damit beschäftigt, wenn ich nicht mein inneres Kind kennengelernt hätte.

      Bei einer der wichtigsten Techniken der Traumaintegration lässt man die Klienten bewusst zu ihren traumatisierenden Erinnerungen zurückgehen, das kindliche Selbst aus all diesen Erinnerungen erlösen und diese kindliche Version der eigenen Person an einen sicheren Ort bringen, um es dort neu zu »beeltern«.

      Nachdem ich meinen Fall bei der Polizei angezeigt hatte, erhielt ich als Opfer eines Verbrechens etwas Geld als Entschädigung, welches es mir ermöglichte, die führende Traumaspezialistin des Bundesstaates aufzusuchen, die warmherzigste Frau, die ich jemals kennengelernt habe. Als sie ins Wartezimmer kam, um mich aufzurufen, dachte ich, sie sah ein bisschen wie eine Barbie-Puppe in mittleren Jahren aus. Als sie mich das erste Mal in meine Erinnerungen führte, damit ich mit meinem kindlichen Selbst interagieren konnte, weinte ich unaufhörlich. Ich sah, wie klein, verletzlich und rein ich war. Nachdem ich mich so lange verdorben und schmutzig gefühlt hatte, war es für mich ein Schock, diese verletzliche und unschuldige Seite von mir zu sehen.

      Eine schockierende Begegnung mit mir selbst

      Zunächst hatte ich Angst vor meinem kindlichen Selbst. Beim mentalen Kontakt hatte ich Angst davor, dieses kleine Mädchen zu berühren. Ich musste mir Engel oder Kriegerprinzessinnen vorstellen, die es vor ihren Erinnerungen, in denen es gefangen war, retteten und es trösteten. Mit der Zeit gewann ich so viel Vertrauen, dass ich mir vorstellen konnte, wie ich selbst mein kindliches Selbst in den Armen hielt. Ich nahm Verbindung mit meinem inneren Kind auf und begann, dieses Kind zu lieben. Für mich ist die Arbeit mit dem inneren Kind die vielleicht beste emotionale Heiltechnik, die je entdeckt worden ist. Dabei wird nicht nur ein Symptom angegangen, sondern die Ursächlichkeit des emotionalen Traumas modifiziert. Doch mein Respekt für diese Arbeit sollte noch weiter steigen.

      Wie mir vor einigen Jahren klar wurde, geht das innere Kind mit dem physischen Erwachsenwerden nicht weg, bei niemandem – es wohnt immer in uns. Ich dachte mir, alles, was ich mir selbst antue, tue ich letztendlich auch meinem inneren Kind an. Wie fast alle Menschen mit Selbstverletzungstendenzen hatte ich einen »rituellen Ort«, an dem ich mir die Schnitte zufügte. Bei mir war das die Badewanne. Ich durchwühlte meine alten Fotos in der Garage, suchte nach einem Kinderbild von mir, auf dem ich ganz besonders unschuldig und liebenswert aussah, und befestigte dieses Bild an den Kacheln neben meiner Badewanne.

      Und tatsächlich verspürte ich eines Tages erneut ein wahnsinniges Verlangen, mich zu ritzen. Ich ging ins Badezimmer, sperrte die Tür zu, zerbrach eine Glastasse und nahm mir das größte Stück Glas, das ich finden konnte. Ich stieg in die Badewanne und sah mich selbst als kleines Kind auf dem Foto. Zuerst war ich fast wütend über die Last der Verantwortung, die ich beim Anblick dieses Bildes verspürte. Ich brauchte Erleichterung, aber dieses kleine Kind auf dem Bild schaute mich mit so unschuldigen Augen und so voller Vertrauen an – und ich war dabei, dieses Vertrauen zu enttäuschen und diese Unschuld zu zerstören.

      Ich überlegte mir: Was machte ich da im Hinblick auf »Alles, was ich mir antue, tue ich meinem inneren Kind an?« Ich sah geistige Bilder, wie dieses kleine Mädchen spielte und kicherte, sah, wie ich seinen winzig kleinen Arm ergriff und mit der Glasscherbe darüberfuhr, bis es blutete. Ich stellte mir vor, wie es weinte, sein Ärmchen von mir wegzog und einfach nicht verstand, womit es das verdient hatte.

      Ich fühlte mich wie eine Kinderschänderin und brach angesichts der Tragödie, die ein solches Handeln verursachen würde, in Tränen aus. Es war, als ob ich mich wieder mit der Unschuld und dem Vertrauen verband, welche, als ich ein Kind war, in mir zerstört worden waren. Ich konnte mich als Erwachsene verletzen. Aber einem Kind konnte ich nicht wehtun. Ich ließ die Scherbe in die Badewanne fallen, schaute das Foto an und weinte. Mein Körper verlangte immer noch danach, verletzt zu werden, aber ich brachte es nicht fertig.

      Durch den Kontakt mit meinem inneren Kind erkannte ich die Tragödie meines Lebens und konnte mich als verletzten anstatt als schlechten Menschen betrachten. Jahrelang hatte ich gedacht, bei mir wäre alle Mühe vergeblich und ich könnte nicht geheilt werden; doch jetzt sah ich, dass meine Unschuld nicht wegging. Sie war wie ein winziges Flämmchen eines Streichholzes, das zwar flackerte, aber nicht verlosch.

      Ich СКАЧАТЬ