Paul McCartney - Die Biografie. Peter Ames Carlin
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Читать онлайн книгу Paul McCartney - Die Biografie - Peter Ames Carlin страница 14

СКАЧАТЬ angeblich, um sich mehr auf die Schule zu konzentrieren, wobei es wohl eine größere Rolle spielte, dass er Rock ’n’ Roll und vor allem Elvis Presley ätzend fand („Ich hielt den Kerl für einen totalen Idioten“49, erklärt er). Als der Abschied von Waschbrettspieler Pete Shotton anstand, schlug John seinem alten Freund schlicht das besagte Instrument über den Kopf. Das führte zu einem plötzlichen hysterischen Lachanfall. Shotton nahm es philosophisch: „Für mich war dieses Leben nichts“50, sagte er dem Beatles-Biografen Hunter Davies 1967. „Ich stand nicht gern oben auf der Bühne, das war mir zu ­peinlich.“

      Musik zu machen, das bedeutete für John und Paul, sich über das peinliche Gefühl hinwegzusetzen: Es war eine Art, Gefühle auszudrücken, die man in einem Gespräch nie äußern konnte. Schon bald war die Verbindung, die sich über das Gitarrenspiegelbild zwischen ihnen entwickelt hatte, so stark, dass der eine wusste, was der andere dachte, ohne dass ein Wort fiel. Ende des Winters waren sie so mit den Gedanken und Gefühlen des jeweils anderen verbunden, dass sie, wie ein Freund berichtete, oft gegenseitig ihre Sätze vervollständigten.

      Musik war auch das verbindende Element in der Freundschaft, die Paul zu einem anderen Schüler des Liverpool Institute pflegte, der aus Speke kam und etwas jünger war als er. Er hieß George Harrison und war Sohn eines Busfahrers. Sie waren sich bereits einige Jahre zuvor begegnet, als die McCartneys noch in unmittelbarer Nähe des Hauses der Harrisons in Upton Green wohnten. Damals war Paul allerdings nur einer von den vielen Jungs gewesen, die draußen Verstecken spielten oder in den Bombenkratern und verlassenen Grundstücken der Gegend herumrannten und so taten, als seien sie Cowboys oder Piraten. Offiziell lernten sich Paul und George im Bus der Linie 86 kennen, die sie aus den südlichen Vororten ins Stadtzentrum zur Schule brachte, und obwohl sich George – der sein Haar höher aufgetürmt hatte und der engere Hosen trug, als Paul sich je getraut hätte – als richtiger Teddyboy präsentierte, war er ein echter Rock ’n’ Roll-Fan, der dieselben obskuren Rhythm & Blues-Songs mochte wie Paul und John. Und er hatte auch eine Gitarre. Vor allem aber konnte er dieses Instrument so flüssig und geschickt spielen, wie Paul es bei keinem seiner eher etwas unbeholfenen Kumpels je zuvor gesehen hatte. George war in der Jahrgangsstufe unter Paul, und daher hatten sie keinen gemeinsamen Unterricht. Aber sie trafen sich auf dem Schulhof (George war regelmäßig in der Raucherecke anzutreffen, einem versteckten, betonierten Platz hinter einem Nebengebäude, wo die ungezogenen Jungs sich unentdeckt von den Lehrern eine Zigarette anstecken konnten) und im Bus, und dort unterhielten sie sich und tauschten sich im Fachjargon echter Fans über Akkorde und Soli aus.

      Paul wusste, dass George eine perfekte Ergänzung für die Quarrymen sein würde, vor allem, seit ihm selbst beim „Guitar Boogie“ diese peinliche Panne passiert war, aber da George mit seinen vierzehn Jahren sogar noch jünger war als Paul, zögerte John. Es ging einfach nicht, dass ein siebzehnjähriger Kunststudent mit so einem Bubi in einer Band spielte. Aber Paul war von George überzeugt und ging davon aus, dass John dessen Qualitäten auch erkennen werde, wenn er dem Jungen erst einmal zugehört habe. Also plante Paul sorgsam ein Treffen, das dann scheinbar spontan im oberen Sitzbereich eines Doppeldeckerbusses stattfand; er stellte George vor, und der hatte schnell seine Gitarre hervorgezogen und zeigte sein Können – wie Paul versprochen hatte, beherrschte er eine notengetreue Version von Bill Justis’ Cowboy-Instrumentalrocker „Raunchy“. John war überwältigt, aber immer noch nicht überzeugt. Dennoch ließ Paul nicht locker, und ein paar Wochen später richtete er es so ein, dass George dazustieß, als die Quarrymen bei einer Party im Morgue auftauchten, einem inoffiziellen Club, der in einem ehemaligen Leichenschauhaus untergebracht war und von einem Liverpooler Musiker namens Rory Storm betrieben wurde.

      „Es war eine fürchterliche Absteige“51, erinnert sich Colin Hanton. „Das Gebäude sollte abgerissen werden, und um Strom zu haben, hatte man draußen eine Straßenlaterne angezapft. In der Ecke eines Raumes befand sich eine ganz kleine Bühne. Dann kam dieser winzige Kerl mit seiner großen Gitarre an, und irgendjemand sagte: ‚Das ist George.‘ Dieser kleine Bursche mit seiner Riesengitarre stellte sich dann hin und spielte ‚Raunchy‘, und er war ziemlich gut.“ Vielleicht merkte John, wie beeindruckt seine Bandkollegen von der Vorstellung des kleinen George gewesen waren. Als Hanton drei Tage später zufällig Nigel Walley traf, erfuhr er jedenfalls, dass John beschlossen hatte, George in die Band aufzunehmen.

      Paul dachte dabei bereits an einen weiteren Neuzugang. Auf der Schule hatte er den Musikunterricht mit einem Jungen namens John Lowe zusammen über sich ergehen lassen, und obwohl sie während des Schuljahrs nur selten miteinander gesprochen hatten, änderte sich das eines Tages, als der Lehrer für kurze Zeit einmal den Klassenraum verließ und sich Duff, wie Lowe genannt wurde, ans Klavier setzte. Er hatte schon jahrelang Unterricht gehabt, sich selbst aber auch beigebracht, Boogie-Woogie zu spielen. Als er ein paar Takte einer Jerry Lewis-Nummer anspielte, bekam Paul große Augen. Sie kamen ins Gespräch, und ein paar Wochen später holte Paul seinen neuen Freund ebenfalls zu den Quarrymen. „Paul gab mir eine Liste mit den Songs, die sie spielten, und schrieb dazu, in welcher Tonart sie waren. ‚Boney Maroney‘ zählte dazu, und ich glaube, auch ein paar Titel der Everly Brothers. Außerdem ‚That’ll Be The Day‘, ‚Twenty Flight Rock‘, ‚Mean Woman Blues‘. Insgesamt so um die zwölf Songs.“52 Wenig später erschien Duff an einem Sonntagnachmittag zu seiner ersten Probe mit den Quarrymen. Man stellte sich kurz einander vor, dann legten sie los und ließen es mit „That’ll Be The Day“ richtig krachen, während Jim McCartney angespannt neben dem Klavier saß und mit flehentlichen Handbewegungen versuchte, die Jungs dazu zu bewegen, dass sie leiser spielten. Ein oder zwei Wochen später gab Duff sein Konzertdebüt, als die Gruppe in der Pause zwischen anderen, größeren Bands ein paar Titel präsentieren durfte. Die Quarrymen hatten keine große Fangemeinde, aber als sie eines Abends im Winter ein Engagement im Cavern Club bekamen, verwandelten sie den feuchten, kleinen Kellerraum in einen echten Hexenkessel.

      „Die Mädchen saßen normalerweise auf den Plätzen vor der Bühne, und an den Seiten war Platz zum Tanzen“53, erinnert sich Colin Hanton. „Und eines Abends spielten wir dort und rockten richtig ab. Aber die Leute standen dauernd auf. John war völlig fertig, weil er glaubte, dass alle gingen.“ Sie konnten natürlich nicht sehen, dass es hinter den steinernen Säulen, die den Keller in drei Bereiche unterteilten, ganz heiß herging. „Aber später kamen Pete und Nigel zu uns und sagten: ‚Das war super! Alle haben getanzt! Sie sind alle aufgestanden und haben abgehottet!‘ Und das war’s. Das war wohl ein wegweisender Auftritt, oder?“

      Nun, da die Besetzung aus John, Paul und George an der Gitarre, dem flinkfingerigen Duff am Klavier und dem verlässlichen Colin am Schlagzeug bestand, waren die Quarrymen also in der Lage, die desinteressierten Jugendlichen, wie man sie bei den frühen Gigs im Cavern Club Anfang 1958 antraf, von den Sitzen zu reißen und begeistert zum Tanzen zu bringen. Vielleicht lag es nicht unbedingt am Sound – die drei Gitarristen spielten noch immer einfache, billige Akustikgitarren, wie sie viele Teenager besaßen, die den Ehrgeiz entwickelt hatten, irgendwann endlich den G-Akkord greifen zu können. Und sie waren auf ihren Instrumenten auch nicht besonders sicher. „Ehrlich gesagt, sie konnten kaum richtig spielen“, meint Duff. Aber in den vielen Stunden, die sie zusammen gespielt und gesungen hatten, hatten John und Paul gelernt, wie durch Telepathie miteinander zu kommunizieren. Egal, was sie spielten, es machte den Anschein, als ob sie die nächste Aktion des anderen vorausahnten, noch bevor der selbst wusste, was er tun wollte. Wenn sie sangen, verbanden sich ihre Stimmen ganz natürlich miteinander; John übernahm mit seiner tieferen und raueren Stimme die Melodie, und Pauls heller Gesang legte sich auf harmonische Weise weicher darüber.

      Aber dennoch bekamen sie immer wieder zu spüren, dass die Quarrymen noch lange nicht den Sprung ins Profilager geschafft hatten. Bei einem Vorspieltermin in einem Arbeiterclub in der Nähe des Liverpooler Fußballstadions hatten die Quarrymen mit ihrer Mischung aus Rock ’n’ Roll-Hits und ein paar Skifflesongs das Nachsehen gegenüber einem seltsamen Kerl mittleren Alters, dessen Show darin bestand, Gläser zu essen und sich dann Zeitungspapier in den Mund zu stopfen, um die Blutungen zu stillen. Bei einer Tanzveranstaltung in einer Schule ein paar Wochen später stand das Klavier, das die Veranstalter für Duffy bereitgestellt hatten, nicht auf der Bühne, es СКАЧАТЬ