Paul McCartney - Die Biografie. Peter Ames Carlin
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Читать онлайн книгу Paul McCartney - Die Biografie - Peter Ames Carlin страница 17

СКАЧАТЬ sorgte Paul dafür, dass auch er in der Wohnung kein Fremder war. Er war Stammgast in der Gambier Terrace und schleppte oft seine Gitarre mit, um jede Gelegenheit zum Spielen und Singen auszunutzen – wenn die Umstände es zuließen, auch zum Songschreiben. John war weiterhin sehr musikbegeistert und hatte immer noch viel Spaß am gemeinsamen Musizieren. Aber sein Desinteresse an der Band, die zumindest teilweise der vertieften Freundschaft mit Stu geschuldet war, frustrierte Paul. Wie konnte er John dazu bringen, sich auf die Quarrymen zu konzentrieren, wenn er so tief in der Studentenszene rund um die Kunstakademie steckte? Misstrauisch beäugte er zudem Johns aktuelle Begeisterung für Benzedrin, das die Kunststudenten neben anderen Drogen gern einnahmen, um die ganze Nacht lang feiern zu können. Paul war der Ansicht, dass es eine Sache war, sich im Pub ein Bier zu gönnen, vielleicht auch drei. Das tat jeder. Aber Johns neueste Angewohnheit, die kleinen Inhalationsgeräte von Wick auseinanderzunehmen und die Amphetaminpartikel herauszulösen, um Speed für die Nacht zu haben, das kam Paul eher gefährlich und irgendwie nicht richtig vor.

      John entwickelte sich weiter, aber nicht in eine positive Richtung. George wiederum hatte das Warten satt und schloss sich dem Les Stewart Quartet an, das Jazz und Skiffle spielte, aber er ließ Paul wissen, dass er gern zu den Quarrymen zurückkehren würde, sobald die wieder aktiv würden. Paul selbst hatte kein Interesse, mit jemand anderem zu spielen. Er konnte sich, aus welchen emotionalen oder instinktiven Gründen auch immer, ein musikalisches Dasein ohne John Lennon als wichtigstem Partner nicht vorstellen. Daher hielt er aus, schleppte seine Gitarre in die Gambier Terrace und richtete sich zwischen leeren Bierflaschen, überquellenden Aschenbechern, kaputten Wick-Inhalationsgeräten und farbbekleckerten Klamotten ein. Wenn John keine Lust auf die Band hatte, dann würde Paul einfach warten, die Gitarre immer dabei, bis sich das wieder änderte.

      Schließlich war es dann aber George, der die Band wieder zusammenbrachte. Er war auf der Suche nach Auftrittsmöglichkeiten für das Les Stewart Quartet, und er und der andere Gitarrist der Band, Ken Brown, hatten von einem neuen Club gehört, der sich ganz auf Rock ’n’ Roll konzentrierte und an einem völlig unwahrscheinlichen Ort eröffnen sollte – im Keller eines Wohnhauses in West Derby. Dort lebten die Bests, die etwas dominante, aber sehr warmherzige Mutter Mona und ihre Söhne. Mona besaß einigen Unternehmungsgeist und hatte durchaus erkannt, dass es Bedarf für einen Club ohne Altersbeschränkung gab, der genau jene Musik bot, für die sich die Generation ihrer Jungs begeisterte. Das große Haus hatten sie sich kaufen können, nachdem Monas Ehemann Johnny bei den Pferdewetten einen riesigen Gewinn mit nach Hause gebracht hatte; der Keller bot hundert Gästen Platz. Mo, wie sie allgemein genannt wurde, erkannte, dass sich hier eine gute Gelegenheit bot, Profit zu machen und gleichzeitig ihren Söhnen und deren Freunden ein bisschen Unterhaltung zu bieten. Also schickte sie ihre Jungs an die Arbeit, den Keller sauberzumachen und ein wenig herzurichten. Sie waren noch dabei, als George und Ken auftauchten, die hofften, ein Engagement für ihre Gruppe vereinbaren zu können. Die beiden Musiker legten gleich Hand an und wurden prompt tatsächlich für den Eröffnungsabend des Casbah, wie Mona den Club genannt hatte, gebucht, aber als sie das Les Stewart mitteilten, erklärte der, er habe nicht die geringste Absicht, in irgendeinem Rock ’n’ Roll-Club zu spielen, weder dort noch sonst wo. George befand sich nun also in der bizarren Lage, zwar einen Auftritt, aber keine Band zu haben, und wandte sich an die beiden anderen Quarrymen. Wollten sie vielleicht stattdessen im Casbah spielen? Ja, das wollten sie.

      So sehr sogar, dass Paul und John dort auftauchten und beim Streichen der Wände und Decke mithalfen. Die Eröffnung war für den 29. August 1959 geplant, und als die Quarrymen – zu denen inzwischen Ken Brown als vierter Gitarrist, aber kein Schlagzeuger mehr gehörte – mit ihren Instrumenten erschien, reihte sich bereits eine Schlange von mehr als hundert Leuten vom Haus der Bests durch die sonst so ruhige Wohnstraße. Die Zuschauer drängten sich anschließend dicht an dicht im Keller, und als die Band schließlich an der Stirnwand des Raumes erschien, ertönte ohrenbetäubender Applaus.

      „Willkommen im Casbah!“65, rief John. „Wir sind die Quarrymen, und wir werden jetzt ein bisschen Rock ’n’ Roll für euch spielen!“

      Paul kreischte die ersten Zeilen von „Long Tall Sally“, und dann begann ein wilder Ritt durch das härteste Material, über das die Band verfügte. Was ihnen an Bass und Schlagzeug fehlte, glichen die begeisterten Zuschauer durch ihr wildes Stampfen und Klatschen aus. Die Jungs spielten eine Dreiviertelstunde ohne Unterbrechung, drängten sich dann durch die Menge in einen kleinen Nebenraum und kehrten zurück, als das Publikum in donnernder Lautstärke „Wir wollen die Quarrymen!“ skandierte. Paul kam verschwitzt und mit glühendem Gesicht wieder ans Mikrofon. „Geht es euch gut?“66 Lautes Gebrüll antwortete ihm, aber er schüttelte den Kopf. „Ich kann euch nicht hören! Wollt ihr noch mehr Musik?“

      Der nächste Beifall ging in dem Eröffnungsriff von Chuck Berrys „Roll Over Beethoven“ unter. Als sie schließlich von der Bühne gingen, schweißgetränkt und noch wie elektrisiert von der Aufregung, starrten sich John, Paul, George und Ken ungläubig an. War das gerade wirklich geschehen? Und vor allem, wann konnten sie das wieder geschehen lassen?

      Sehr bald, wie sich herausstellte. Mo Best bot den Quarrymen ein festes wöchentliches Engagement an. Für den Auftritt als Headliner im Casbah an jedem Samstagabend bekamen sie drei Pfund in bar und dazu so viel Coca-Cola und Chips, wie sie vertilgen konnten. Die Band war sofort einverstanden. Und von diesem Augenblick an waren die Quarrymen wieder im Geschäft.

      Derry And The Seniors waren eine etablierte Band und ernsthafte Musiker. Deshalb interessierten sie sich überhaupt nicht für die Quarrymen. Oder für Johnny And The Moondogs oder wie auch immer sich die Truppe in den ersten Wochen des Jahres 1960 nannte. Klar, sie hatten von der neuen Szene gehört, die sich rund um das Casbah entwickelt hatte, und wussten, dass dort am Samstagabend Hunderte von Jugendlichen Schlange standen, um die Shows zu sehen. Schließlich spielten sie dort selbst, nachdem die Quarrymen den Club im Oktober unter viel Zank und Streit verlassen hatten. Die Jungs hatten sich über Mo Best geärgert, die doch tatsächlich Ken Brown seinen Anteil an den wöchentlichen drei Pfund Gage ausbezahlt hatte, obwohl er krank gewesen war und gar nicht gespielt hatte, und daraufhin hatten sie nach einem hitzigen Streit alles hingeschmissen. Seitdem hatten sie geprobt und hin und wieder auf Partys gespielt, aber Derry And The Seniors waren als Band gut im Geschäft und betrachteten sich daher als Profis. „Wir guckten zu Anfang etwas auf sie runter“67, erinnerte sich der Seniors-Gitarrist Brian Griffiths. „Sie waren schon in Ordnung, aber keine große Band. Sie hatten nicht mal einen Schlagzeuger.“

      Der Rhythmus liegt in den Gitarren, lautete die Maxime der Quarrymen. Inzwischen spielte immerhin Stuart Sutcliffe bei ihnen Bass, nachdem er sich von den 60 Pfund, die er unerwartet mit einem Gemälde verdient hatte, dieses Instrument gekauft hatte. Dass er nicht spielen konnte, war kein Problem, hatten ihm John und Paul versichert. Das würden sie ihm schon beibringen, das konnte doch nicht so schwer sein. Es war jedenfalls leichter, als sich dem gemeinschaftlichen Willen von Lennon und McCartney zu widersetzen, und so hatte sich Stu pflichtschuldig einen Höfner-Bass angeschafft und war ein offizieller Moondog geworden. Sie hatten einen neuen Proberaum und übten nun im Keller des Jacaranda, ihres Lieblingscafés. Hier sah Griffiths sie zum ersten Mal, als sie auf die Tür zugingen, während er selbst, Sänger Derry Wilkie und Saxophonist Howie Casey gerade hinausgingen, um im Pub nebenan noch etwas zu trinken. Man unterhielt sich ein paar Minuten, und während John, Paul, George und Stu das Café betraten, blieben die anderen Musiker draußen im Nieselregen und beendeten das Gespräch mit Casey, der nun beschlossen hatte, nicht mehr mit in den Pub zu gehen. Er drehte sich um, und die anderen wollten ebenfalls gerade aufbrechen, als die Musik begann. „Daran kann ich mich noch ganz lebendig erinnern“68, sagt Griffiths. Er hörte den Anfangsriff von Chuck Berrys „Roll Over Beethoven“, dann setzte Johns energiegeladener Gesang ein und verband sich beim Refrain mit Pauls hellen Harmonien.

      „Es war faszinierend“, sagt Griffiths. Mit drei elektrischen Instrumenten in der Besetzung (nur Paul spielte noch immer Akustikgitarre) hatten sie einen ganz neuen Sound gefunden. „Es war Lennons Song, und er spielte diesen großartigen, rumpelnden Chuck СКАЧАТЬ