Paul McCartney - Die Biografie. Peter Ames Carlin
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Paul McCartney - Die Biografie - Peter Ames Carlin страница 18

СКАЧАТЬ ‚Verdammte Scheiße, das klingt aber echt gut!‘ Den Augenblick habe ich nie vergessen.“

      Die Dinge kamen allmählich richtig in Schwung. Stu konnte zwar nur sehr rudimentär spielen, aber seine Anwesenheit wurde zum Katalysator für die Band. Zunächst einmal war es ihm zu verdanken, dass John sich überhaupt wieder auf die Band konzentrierte. Und als John eines Abends im Februar zur Sprache brachte, dass sie sich wirklich einen besseren Namen einfallen lassen mussten als Johnny And The Moondogs, war es Stu, der John bei seinen Überlegungen über die schlichte Schönheit von Buddy Hollys Crickets zu Beetles lenkte, aus dem dann, dank Johns Lust an Wortspielen, Beatals wurde. Daraus entwickelte sich Beatles, und um der damaligen Mode zu entsprechen, machten sie Johnny Silver And The Beatles daraus, später verkürzt auf Silver Beatles. Manchmal hießen sie auch noch Silver Beetles, offenbar je nachdem, wer den Namen schrieb und welcher Wochentag gerade war.

      Als Allan Williams, der dreißigjährige Besitzer des Jacaranda, der offene Fragen auch gern mal mit der Faust regelte, durchblicken ließ, dass er seine damaligen Unternehmen – das Jac, eine Bar und einen Stripclub – zu einem Unterhaltungsimperium ausbauen wollte, zu dem auch Bands und Konzerthallen gehörten, fragte ihn John, ob er nicht Lust hätte, die Band zu managen. Williams war einverstanden und bekam den Auftrag, einen Schlagzeuger zu suchen. Wenig später präsentierte er der Band Tommy Moore, einen erfahrenen Musiker, der tagsüber in einer Flaschenfabrik arbeitete. Moore gehörte allerdings schon fast zu einer anderen Generation – mit seinen 36 Jahren war er mehr als doppelt so alt wie George oder Paul –, und sein Repertoire bestand größtenteils aus Jazzsongs und Shownummern. Aber er war verfügbar und besaß ein eigenes Schlagzeug, daher hießen sie ihn mit offenen Armen willkommen. Dennoch sollte Moore diese Entscheidung schon bald bereuen, denn auf der ersten Tournee der Band kam er beinahe ums Leben. Die Gruppe spielte auf einer zehntägigen Ochsentour durch die heruntergekommensten Tanzsäle Schottlands als Begleitband des weitgehend unbekannten jungen Sängers Johnny Gentle.

      Es war die große Chance für die Beatles/Silver Beatles/Silver Beetles. Oder hätte es sein können, wenn sie gut genug gespielt hätten, dass sie sich für ein Dauerengagement im Ferienort Blackpool empfohlen hätten, um den ganzen Sommer über den Liverpooler Sänger Billy Fury zu begleiten. Das war der eigentliche Grund für ihren Vorspieltermin gewesen. Stattdessen erhielten sie den Trostpreis und durften mit Gentle nach Schottland, auf eine Tour, die viel schlechter bezahlt war und nicht annähernd so viel Ansehen versprach. Dennoch brach die Band voller Hoffnung auf. Tommy war der Einzige, der sich keinen Bühnennamen zulegte, während Paul beispielsweise zu Paul Ramon wurde, weil er fand, dass der Name so herrlich geheimnisvoll klang. Sie alle schwelgten in der Vorstellung, on the road zu sein, von Stadt zu Stadt zu reisen, ein oder zwei Stunden richtig heißen Rock ’n’ Roll zu spielen, ein Mädchen aus der Stadt – oder auch ein paar mehr – aufzureißen und dann im Morgengrauen mit dem heruntergekommenen Bus zu verschwinden, der sie, Johnny Gentle und ihre Ausrüstung transportierte. Eine dieser Fahrten endete beinahe in einer Katastrophe, als der Fahrer – Mr. Gentle alias John Askew persönlich – kurz nicht aufpasste und mit einem anderen Auto zusammenstieß. Schlagzeuger Tommy bekam den Aufprall am härtesten zu spüren; er brach sich die Nase und schlug sich ein paar Zähne aus. Am Abend bei der Show in Aberdeen saß er trotzdem am Schlagzeug, aber der Vorfall trübte seinen Spaß am Rock ’n’ Roll-Leben. Ein paar Tage später war die Band wieder in Liverpool, gab noch ein oder zwei Konzerte und war dann erneut auf der Suche nach einem Schlagzeuger.

      Aber jetzt hatten sie genug Tourneeluft geschnuppert, um alles daranzusetzen, weiter an ihrer Musikerkarriere zu basteln. Den Juli über sorgten sie für die musikalische Begleitung einer Stripperin in Williams’ neustem Club. „Kein wichtiges Kapitel in unserem Leben“69, erklärte Paul später. „Aber ein interessantes.“ Als sie im Schatten hinter dem tanzenden Mädel standen und ihre Gitarren schlugen, ahnten sie nicht, dass ihnen ein noch interessanterer und wesentlich wichtigerer Schritt bevorstand. Als der Sommer zu Ende ging, brachen sie nach Hamburg auf, und dort sollte aus einer Band talentierter Amateure aus den südlichen Vorstädten Liverpools etwas ganz anderes, viel Größeres werden.

      Das Angebot traf bei Williams ein, der über gewisse halbseidene Kontakte den ungehobelten, aber meist recht charmanten deutschen Club­besitzer Bruno Koschmider kennengelernt und sich mit ihm angefreundet hatte. Koschmider, der auf Hamburgs Reeperbahn einige Clubs führte, brauchte Rockmusik, um Publikum in seine Bars zu locken. Britische Bands hatten einen Nimbus, der den heimischen Gruppen abging, und so verbanden sich die Interessen der beiden ideal: Wenn Williams eine seiner Liverpooler Bands an Koschmiders Läden vermitteln konnte, bekamen die Musiker ein langfristiges Engagement, das Williams eine ordentliche Provision einbrachte, und Koschmider verdiente gut am Umsatz mit Bier und Schnaps, wenn die Rockfans in seine Clubs strömten. Und so schickte Williams als Erstes Derry And The Seniors nach Deutschland, die im Juli mit ihrem energiegeladenen Rhythm & Blues den Kaiserkeller erbeben ließen. Das Geschäft mit dem Rock ’n’ Roll lief so gut, dass Koschmider beschloss, auch einen seiner anderen Läden, den Stripschuppen Indra, in einen Musikclub umzuwandeln. Und das bedeutete, dass er eine weitere Band, am besten auch aus England, für die briefmarkengroße Bühne dort brauchte. Williams fragte die Beatles (die inzwischen das Silver endgültig aus ihrem Namen gestrichen hatten), stellte aber eine Bedingung: Sie würden einen Vollzeit-Schlagzeuger brauchen.

      Das war leichter gesagt als getan. Nur wenige Wochen zuvor war der letzte Kandidat, der mit einem schönen harten Schlag gesegnete, zwanzigjährige Norman Chapman, zum Wehrdienst einberufen worden. Wo sollten sie so schnell einen neuen Drummer finden? Ganz in ihrer Nähe, wie sich bald herausstellte. Pete Best, der umgängliche, wenn auch schweigsame Sohn der Casbah-Besitzerin Mo Best, hatte bereits für eine neue Band namens The Blackjacks getrommelt. Aber die lösten sich gerade auf, und daher nahm Paul den Telefonhörer in die Hand und machte Pete den folgenden Vorschlag: Die Beatles hatten ein vierwöchiges Engagement in Deutschland – wollte er als Schlagzeuger dabei sein? Pete war interessiert, und so trafen sich alle Beteiligten im Wyvern Club, und er spielte fünf oder sechs Rock-Standards (später konnte er sich nur noch daran erinnern, dass „Ramrod“ dabei gewesen war). Die Band diskutierte noch über sein Spiel, als Williams im Club erschien. „Das ist Pete, unser neuer Schlagzeuger“70, verkündeten sie prompt.

      Damit war das Problem gelöst. Aber Paul hatte noch eine wesentlich größere Hürde vor sich: Er musste Jim McCartney die Zustimmung abringen, dass sein Ältester ins Ausland ging und vor allem seine Ausbildung aufgab, um in Deutschland seine Musikerkarriere voranzutreiben. Wie zu erwarten war, dachte Paul schon vorher gründlich über diese Aufgabe nach und kam zu dem Schluss, dass es leichter sein würde, wenn er nicht allein versuchte, den alten Herrn zu überzeugen. Klugerweise machte er sich also daran, seinen Bruder Michael für diese Aufgabe einzuspannen.

      „Ich habe eine tolle Nachricht bekommen“71, strahlte Paul also, als er mit seinem Bruder zusammen im Bus der Linie 86 aus dem Stadtzentrum nach Hause fuhr. „Aber ich weiß nicht, ob ich es dir erzählen kann.“ Mike sprang beinahe von seinem Sitz, als sein großer Bruder ihm das Geheimnis anvertraute: ein einmonatiges Engagement in Deutschland, viel Geld und vielleicht die Chance, berühmt zu werden – und zwar so richtig berühmt.

      „Ich kann dir dann natürlich auch alles Mögliche kaufen, aber es gibt noch ein Problem … Dad.“

      Glücklicherweise fiel Mike schnell genau die Lösung ein, auf die Paul zweifelsohne hingearbeitet hatte: Sie können versuchen, den Vater gemeinsam umzustimmen. Aber Jim war nicht so schnell zu überzeugen. Wollte Paul nicht demnächst mit dem Studium anfangen? Hatte er nicht sein ganzes Leben lang darauf hingearbeitet, aus der Arbeiterklasse aufzusteigen und etwas Besseres zu werden? Nein, dass er nach Deutschland ging, kam nicht infrage. Paul, der erkannte, dass er nun stärkere Geschütze auffahren musste, holte Allan Williams dazu, der Jim einen Besuch abstattete und bei einem Gespräch von Mann zu Mann erklärte, welche Möglichkeiten sich dem doch schon ganz erwachsen wirkenden Sohn in Deutschland boten – ein langfristiges Engagement und beinahe zwanzig Pfund die Woche, die er mit nach Hause nehmen konnte. Und das war, wie Jim sehr wohl wusste, mehr, als er selbst an der Baumwollbörse verdiente. СКАЧАТЬ