Please Kill Me. Gillian McCain
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Название: Please Kill Me

Автор: Gillian McCain

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854454236

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СКАЧАТЬ Es herrschte ständig dieses sub­lime und manchmal eben nicht sehr sublime Klima von Rivalität und schwe­rer, wirklich sehr schwerer Paranoia. Ich meine, wir waren neun Tage nonstop auf den Beinen, das Nervenkostüm wurde immer dünner, alles im Zimmer bewegte sich, man stieg durch nichts mehr durch, und eine beiläufige Bemer­kung bekam plötzlich eine irrsinnig tiefe Bedeutung und wurde so wichtig wie der Kosmos. Das macht einen natürlich ganz schön fertig.

      Danny Fields: Ich habe Lou und John immer wieder gepredigt: „Ihr wisst ganz genau, dass ihr für so was viel zu schade seid. Wieso versucht ihr es nicht als Band?“ Ich dachte dabei an die visuellen Effekte von Exploding Plastic Inevitable und fand sie richtig bescheuert und völlig daneben. Barbara Rubins Diapro­jektionen fand ich ebenfalls blöd und total daneben. The Exploding Plastic Ine­vitable war die reinste Kindergartenscheiße und hatte auch nicht ansatzweise die Aussagefähigkeit der Musik. An der Musik war wirklich überhaupt nichts auszusetzen. Wäre die Lightshow ebenso gut gewesen wie die Musik, ja dann vielleicht, aber das war sie nun mal nicht – Lichtpunkte und Filme, ich meine, was soll das? Deshalb dachte ich, dass die Velvets sich besser als Band machen würden, aber ich vermute, dass sie sich unter Andys Fittichen sicher gefühlt haben, weil ihnen das Möglichkeiten eröffnete, die sie sonst vielleicht nicht gehabt hätten. Als ich Lou und John sagte, dass ich sie bei weitem besser fände als dieses Exploding Plastic Inevitable, haben sie geantwortet:„Aber Andy behan­delt uns immer anständig. Wieso sollten wir ihn im Stich lassen?“

      John Cale: Andy war ein prima Katalysator. Egal, mit wem er zusammen­arbeitete, er nahm sich ihrer an und rückte jeden ins rechte Licht. Es wurde allerdings mühsam, als er begann, das Interesse an unserem Projekt zu verlie­ren. Wir tourten durch die ganzen USA, aber Andy hatte plötzlich das Interesse verloren, und innerhalb der Band machten sich unerträgliche Spannungen breit. Vor allem, weil es schon an Manie grenzte, wenn man mit siebzehn Leu­ten und einer Lightshow und allem auf Tournee geht und dann noch nicht ein­mal genug Geld damit verdient. Der einzige Grund, weshalb wir genug Geld bekamen, war der, dass Andy dabei war.

      Paul Morrissey: Lou hatte sich eigentlich schon von der Band gelöst, noch bevor das Album Velvet Underground and Nico erschienen war, und verkündete, er wolle aus dem Vertrag aussteigen, weil er sich professionellere Manager suchen wollte. Professionellere Manager? Hätte ich nicht interveniert, wären sie zurück nach Queens gegangen und in der Versenkung verschwunden.

      Lou Reed: Andy war außer sich. Ich habe Andy nie wütend erlebt, außer an diesem Tag. Er war richtig in Rage. Er lief puterrot an und hat mich als Ratte beschimpft. Das war das Mieseste, was ihm einfallen konnte. Mir kam es vor, als hätte ich das Nest verlassen.

      Paul Morrissey: Andy fühlte sich nicht mehr wohl in seiner Haut, wenn Lou Reed in der Nähe war. Aber Andy fühlte sich bei keinem wohl in seiner Haut – aber in Lou Reeds Gegenwart fühlte er sich noch tausendmal unwohler, denn für ihn war Lou ein doppelzüngiger, unzuverlässiger und raffgieriger Typ. Somit ist jede Konfrontation, die Lou als etwas zwischen ihm und Andy herunterspielt, ein pures Hirngespinst. Andy sagte immer: „Oh, da kommt schon wieder die­ser Lou, seht bloß zu, dass der ganz schnell wieder verschwindet. Sagt ihm, ich bin nicht da.“ Andy wollte mit Leuten wie ihm einfach nichts zu tun haben. Und ich kann ihm da keinen Vorwurf machen. Ich habe mich immer für Andy mit Lou herumschlagen müssen, aber Lou hat sich immer über alles hinweggesetzt.

      John Cale: Lou fing an, äußerst komisch zu werden. Er hat diesen falschen Hund Steve Sesnick angeschleppt. Der sollte unser Manager werden. Es dauerte nicht lange, und jeder intrigierte gegen jeden. Lou bezeichnete uns als seine Band, und Sesnick versuchte, für Lou eine Solokarriere zu lancieren. Gut mög­lich, dass sich Lou durch seinen damaligen ständigen Drogenkonsum so nega­tiv verändert hat. Geholfen hat es ihm letztlich nicht.

      Ronnie Cutrone: Ich kann mich noch gut erinnern, als wir uns als The Explo­ding Plastic Inevitable aufgelöst haben. Wir sind im Scene aufgetreten. Damals konnte niemand richtig tanzen. Wenn wir auf der Bühne getanzt haben, konnte man merken, wie uns das Publikum beobachtet hat, als wollten sie sagen: „Oh, wow, cool.“ Aber nach fünfzig oder einhundert Auftritten mit EPI hatte das Publikum den Bogen raus.

      Die Bühne im Scene war wirklich sehr niedrig, und ganz plötzlich traten wie aus dem Nichts ungefähr fünf oder zehn Leute auf die Bühne und mach­ten mit. Mary und ich schauten uns bloß an, als wollten wir sagen: „Das war’s dann wohl, oder?“

      Ich war eigentlich ziemlich erleichtert. Ich hatte damals eine Freundin und konnte mir diesen Groupie­Lifestyle nicht länger erlauben. Ich trug damals acht Fingerringe und hatte immer einen Ochsenziemer um die Hüften geschlungen, so eine Peitsche mit einem kurzen Griff und einer extrem langen, geflochte­nen Lederschnur. Also ging ich hinter die Bühne, streifte mir die Ringe von den Fingern und warf sie aus dem Fenster, nahm den Ochsenziemer von der Hüfte und warf ihn ebenfalls aus dem Fenster. Dann drehte ich mich zu meiner Freun­din um und sagte: „Ich liebe dich. Ab sofort ist Schluss mit diesem Theater.“ Vermutlich hat sie sich gesagt: „Wunderbar, ab jetzt gehört er nur noch mir allein. Jetzt können wir endlich nachhause gehen und uns in aller Ruhe unsere Schüsse setzen.“

      Ed Sanders: Wenn man seine Sache für die Gosse öffnet, wird es problematisch. Ich finde, das ist dasselbe, als würde man sich mit Satanismus beschäftigen oder mit bestimmten Lebensstilen oder Drogen experimentieren, die das Bewusstsein erweitern. Ich meine, ich bin kein religiöser Mensch, aber wenn du dem Raum gibst, hat es dich ganz schnell in der Hand. Da sollte man vorsichtig sein.

      Das Problem bei den Hippies war immer, dass sich innerhalb dieser Gegen­kultur sofort Feindseligkeiten entwickelt hatten zwischen denen, die auf etwasVer­gleichbares wie ein Vermögen zurückgreifen konnten, und denen, die sich auf eigene Faust durchschlagen mussten. Es stimmt, dass die Schwarzen im Sommer der Liebe 1967 gegen die Hippies einen gewissen Groll gehegt haben, weil diese Kids in ihren Augen nichts anderes taten, als Blumenmuster in ihre Notizblöcke zu zeichnen,Räucherstäbchen abzufackeln und Trips zu fressen, aber jederzeit wie­der aussteigen konnten, wenn ihnen danach war. Sie konnten jederzeit nachhause zurückkehren. Sie konnten ihre Mama anrufen und sagen:„Mama, hol mich hier raus.“ Wohingegen es für jemanden, der in einer Mietskaserne auf der Columbia Street groß geworden ist und im Tompkins­Square­Park rumhing, kein Entkom­men gab. Diese Kids hatten keinerlei Ausweichmöglichkeiten. Sie konnten nicht einfach nach Great Neck oder nach Connecticut zurückgehen. Sie konnten nicht auf ein Internat nach Baltimore zurückgehen. Sie saßen nämlich in der Falle.

      Somit entwickelte sich eine andere Art, die des verwahrlosten Hippies näm­lich, der wirklich eine schlimme Kindheit hinter sich hatte – mit Eltern, die ihn hassten und aus dem Haus geworfen haben. Vielleicht kamen sie auch aus reli­giösen Familien, wo die Kinder als Schlampen beschimpft wurden: „Was, du musstest eine Abtreibung machen lassen? Raus mit dir!“ Oder:„Ich habe in dei­ner Handtasche Antibabypillen gefunden! Verschwinde und lass dich nie wie­der blicken.“ Solche Kids entwickelten sich in der Folge zu feindlich gesinnten Typen, zu Punks eben.

      Lou Reed: Es spricht viel dafür, nicht im Rampenlicht zu stehen. Mit anderen Worten: Andy hatte es nicht nötig, diese Sonnenbrille und die schwarze Leder­jacke zu tragen, zwei Attribute, mit denen er die Aufmerksamkeit auf sich zog. Es ist jedem klar, dass du damit einen ganz bestimmten Personenkreis anspre­chen willst, sowohl in negativer wie auch in positiver Hinsicht, wenn du aus­gehst und dich so zurechtmachst.

      Paul Morrissey: Andy Warhol gewährte Valerie Solanas finanzielle Unterstüt­zung, weil er ein netter Mensch war. Aber dann sagte Andy zu ihr: „Warum ver­dienst du nicht dein eigenes Geld, Valerie? Du könntest in einem Film auftre­ten.“ Anstatt ihr also zwanzig Dollar in die Hand zu drücken, um sie schnell wieder loszuwerden, versuchte er, sie zu rehabilitieren, so, wie er es immer und mit jedem versuchte. Versuchte, dass sie sich nützlich machte: „Sag einfach irgendetwas vor der laufenden Kamera, und dann geben wir dir zwanzig Dol­lar, und dann sieht es so aus, als hättest du das Geld selbst verdient.“

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