Please Kill Me. Gillian McCain
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Название: Please Kill Me

Автор: Gillian McCain

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854454236

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СКАЧАТЬ zehnminü ­tigen Szene auf, und das war’s dann schon.

      Ultra Violet: Valerie Solanas war ein wenig schreckhaft, aber ich mochte sie, weil ich das Gefühl hatte, sie sei brillant. Ich habe ihr Manifest SCUM – The Society for Cutting Up Men (Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Män­ner, Maro Verlag; Anm. d. Ü.) gelesen und fand es zwar ziemlich verrückt, aber auch brillant und witzig. Ich bin zwar von Haus aus keine Feministin, aber als ich ihr Manifest gelesen habe, musste ich zugeben, dass es einige sehr intelli­gente Aussagen enthält – eben dass seit Adam die Männer die Welt beherrschen und dass es höchste Zeit ist, diesen Zustand zu ändern.

      Paul Morrissey: Ich musste mir Valerie Solanas dreimal vom Hals halten. Und dann tauchte sie eines Tages in Andys Begleitung auf und zog in dem Moment, als niemand hinschaute, einfach eine Pistole und fing an, wild um sich zu bal­lern. Dieses verrückte Weib. Eigentlich wollte sie an diesem Tag jemand ande­ren über den Haufen schießen, aber der war nicht zuhause, also beschloss sie, Andy zu erschießen. Was soll man von so jemandem halten? So jemanden kann man nicht analysieren. Dahinter verbirgt sich kein tieferer Sinn. Und mit Andy hatte das überhaupt nichts zu tun.

      Billy Name: Ich hörte die Schüsse, als ich in der Dunkelkammer stand. Ich hörte irgendwelche undefinierbaren Geräusche, aber ich arbeitete gerade an etwas und wusste, dass Fred Hughes und Paul zu Besuch waren, also dachte ich, was immer das auch sein mag, sie werden schon selbst damit fertig. Ich wollte erst meine Arbeit erledigen und dann nachschauen, ob irgendetwas run­tergefallen war.

      Als ich die Tür öffnete und den vorderen Teil der Factory betrat, lag Andy auf dem Fußboden in einer Blutlache. Ich kniete mich sofort neben ihn, weil ich sehen wollte, ob ich etwas für ihn tun konnte. Ich schob meine Hand unter seinen Körper und fing an zu heulen. Es war einfach nur komisch, denn Andy sagte zu mir: „Bitte, bring mich nicht zum Lachen, es tut so verdammt weh.“ In dem Moment tauchte der Sanitäter auf, und ich habe nicht weiter darauf geach­tet, was um mich herum passierte …

      Gerard Malanga: Es war furchtbar. Er wäre beinahe gestorben. Sein Puls war so niedrig, dass er so gut wie klinisch tot war. Er ist von mindestens zwei oder sogar drei Kugeln getroffen worden. Er hat bei dem Anschlag seine Milz ver ­loren und einen Teil seiner Lunge oder Leber. Er musste ein Jahr lang ein Kor­sett tragen, damit seine Eingeweide an Ort und Stelle blieben.

      Lou Reed: Irgendwie war ich zu feige, Andy anzurufen. Als ich es dann aber schließlich doch tat, fragte mich Andy: „Wieso hast du dich nicht blicken lassen?“

      Ronnie Cutrone: Nachdem Andy beinahe erschossen worden war, hat der Vor­fall eine sehr, sehr schwere Paranoia in ihm ausgelöst. Er fragte sich, ob er in sei­nem Leben vielleicht die eine oder andere falsche Richtung eingeschlagen hätte und ob er sich nicht hätte mit Leuten umgeben sollen, die dermaßen verrückt sind. Nach diesem Vorfall hielten die Anzug­und Krawattenträger Einzug in die Factory.

      Andy hatte sich sehr verändert, nachdem auf ihn geschossen worden war. Andy grüßte mich zwar immer noch und unterhielt sich mit mir, aber er war wirklich total verängstigt. Er war verängstigt über die Erkenntnis, die ihm diese Art geistige Verwirrtheit beschert hat – nämlich sechs Kugeln in seinem Bauch. Andy versuchte also sein Leben zu ändern, ich versuchte ebenfalls mein Leben zu ändern, Lou versuchte kommerziell zu werden, und Nico … ich habe abso­lut keine Ahnung, was damals mit Nico passierte. Sie hat sich einfach nicht mehr blicken lassen, vielleicht dachte sie, dass sie wieder ins Filmbusiness ein­steigen sollte … Ich weiß es wirklich nicht genau, denn damals war wahrlich nicht die Zeit, dass die Leute ihre Gefühle zeigten.

      Sterling Morrison: Lou bat mich und Maureen Tucker um ein Treffen im Riviera Café im West Village, weil er uns mitteilen wollte, dass John Cale aus der Band ausgestiegen war. Ich fragte: „Du meinst, er ist für heute oder für diese Woche ausgestiegen?“ Und Lou antwortete: „Nein, er ist für immer ausgestie­gen.“ Ich sagte, dass wir die Band sind, fertig aus, da gäbe es nichts zu disku­tieren. Danach haben wir noch ausgiebig und heftig gestritten und mit den Fäusten auf den Tisch gehauen,und schließlich sagte Lou:„Ihr könnt euch nicht entscheiden? Okay, die Band ist hiemit aufgelöst.“

      Ich hätte jetzt sagen können, dass es viel wichtiger gewesen wäre, die Band zusammenzuhalten, statt sich wegen John Cale graue Haare wachsen zu lassen. Aber das war nicht unbedingt das, was mich wirklich bewegte. Deshalb wägte ich schließlich zwischen meinem eigenen und John Cales Interesse ab und ver­pfiff ihn. Ich sagte Lou, ich würde es schlucken, aber passen würde es mir trotz­dem nicht.

      Ich muss dazu sagen, dass Lou John aus purer Eifersucht rausgeekelt hat. Einer meiner Freunde sagte mir, Lou hätte ihm gestanden, dass er schon immer ein Solostar sein wollte. Lou hat uns nie in seine Pläne eingeweiht, aber John und ich haben schon immer gewusst, dass er die Aufmerksamkeit nicht nur als Mitglied einer Band auf sich lenken wollte.

      John Cale: Am Anfang sind Lou und ich mit einem beinahe religiösen Eifer an die Sache herangegangen und haben zum Beispiel versucht, einige Ideen von La Monte Young oder Andy Warhol in den Rock ’n’ Roll einfließen zu lassen. Aber bereits nach dem ersten Album haben wir den Ehrgeiz und die Geduld verloren. Wir konnten uns nicht einmal mehr daran erinnern, was für eine Richtschnur wir angelegt haben.

      Lou Reed: Rock ’n’ Roll ist so großartig, dass die Leute anfangen sollten, dafür zu sterben. Das versteht ihr vielleicht nicht, aber Musik gibt einem den Rhyth­mus zurück, damit man träumen kann. Eine ganze Generation, die mit einem Fender­Bass durch die Gegend rennt …

      Die Leute müssen einfach für diese Musik sterben wollen. Die Leute ster­ben doch für allen möglichen Scheiß, warum also nicht auch für Musik? Stirb dafür! Ist das nicht schön? Würdet ihr nicht für etwas Schönes sterben wollen?

      Vielleicht sollte ich sterben. Schließlich sind die großen Bluessänger auch schon alle gestorben. Aber das Leben wird jetzt besser.

      Ich will nicht sterben. Oder etwa doch?

      TEIL EINS: I WANNA BE YOUR DOG – 1967–1971

      KAPITEL 1: POETRY? YOU CALL THIS POETRY?

      Danny Fields: Wenn ich nicht gerade anderswo eine Nummer schob, bin ich jeden Abend ins Max’s Kansas City gegangen. Das war ein Restaurant mit Bar und lag zwei Häuserblocks von meiner Wohnung entfernt. Dort konnte man den ganzen Abend verbringen und sich immer wieder Kaffee holen. Den gab es umsonst. Denn man unterschrieb immer die Rechnung, aber bezahlte sie nie. Ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil ich so zwei­oder dreitausend Dollar offen hatte. In den Sechzigerjahren war das eine Menge Geld.

      Einige meiner Freunde unterschrieben ihre Rechnungen auch schon mal mit „Donald Duck“ oder„Fatty Arbuckle“. Dort war es jedenfalls einfach wundervoll, all die Kellnerinnen waren wundervoll … und erst recht die Aushilfskellner.

      Denn all diese Aushilfskellner konnte man ficken. Ich meine, natürlich nicht gerade vor Ort, aber später. Man konnte alles ficken, was das Restaurant betrat, weil sowieso jeder nur ins Hinterzimmer wollte. Man brauchte bloß zu sagen: „Du fickst mich jetzt, und ich besorge dir hinterher einen guten Platz an einem Tisch.“

      Es ging sehr freizügig zu, aber es war kein Schwulenlokal. Zum Glück. Schwulenlokale fanden wir zum Kotzen. Schwulenlokale? Wer wollte schon in Schwulenlokale? Im Max’s konnte man alles ficken, was hereinkam, und das war das Tolle an dem Laden.

      Leee Childers: Danny war Konzernfreak bei Elektra Records. Sein Job war es, zwischen den Konzernfritzen dieser dämlichen Plattenfirma und der Straße zu vermitteln. Leute wie ihn nannte man damals tatsächlich „Konzernfreak“. Er bestimmte für die Firma, СКАЧАТЬ