Please Kill Me. Gillian McCain
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Название: Please Kill Me

Автор: Gillian McCain

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854454236

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СКАЧАТЬ Ich konnte ihm schlecht plausibel machen, dass wir jeman­den bräuchten, der mehr Talent hätte als er, aber das war schon das, was ich meinte. Es ging Lou enorm gegen den Strich, mit Nico zusammenzuarbeiten, aber ich denke, dass sich John Cale gegen ihn durchsetzen konnte und er es als Teil der Abmachung akzeptiert hat. Und Nico biederte sich bei Lou an, in der Hoffnung, er würde noch einen Song für sie schreiben, was er allerdings nie tat. Er ließ ihr zwei oder drei unbedeutende Songs und ließ sie nichts anderes tun.

      John Cale: Lou war damals völlig auf sich selbst fixiert und ziemlich tuntig. Wir nannten ihn Lulu, und ich war Black Jack. Lou wollte die Oberhexe sein und giftete jeden an, der sich in seiner Nähe aufhielt. Lou trieb sich immer mit irgendwelchem Pack herum, und in der Factory wimmelte es nur so von Trans­vestiten, mit denen er um die Häuser ziehen konnte. Lou war allerdings von Andy und Nico geblendet. Er war total verunsichert durch Andy, weil er einfach nicht glauben konnte, dass jemand so wohlwollend und trotzdem so bösartig sein konnte – auf dieselbe transvestitische Art, wie Lou es war, wenn er seinen sprudelnden schwulen Humor raushängen ließ.

      Lou versuchte, mit ihnen in Konkurrenz zu treten. Zu seinem Unglück war Nico ihm haushoch überlegen – Nico und Andy hatten leicht unterschiedliche Ansatzweisen, aber sie übertrumpften Lou immer wieder aufs Neue. Andy war uns gegenüber immer sehr aufmerksam, was Lou nie ganz nachvollziehen konnte. Er konnte Andys freundschaftliche Gefühle nie richtig begreifen. Was noch schlimmer war: Immer wenn Lou etwas richtig Zickiges geäußert hatte, war Andys Antwort noch viel zickiger – und charmanter. Das machte Lou wütend. Nico hatte dieselbe Wirkung auf ihn. Sie konnte beispielsweise Äuße­rungen machen, auf die Lou überhaupt nichts zu sagen wusste. Man sieht also, dass Nico und Lou so etwas wie eine Affäre hatten, sie ergänzten und behin­derten sich gegenseitig in einer Zeit, in der Lou ihr psychologisch angehauchte Liebeslieder wie „I’ll Be Your Mirror“ und „Femme Fatale“ auf den Leib schrieb.

      Als ihre Affäre in die Brüche ging, konnten wir uns davon überzeugen, dass Nico mit nur einem einzigen destruktiven Einzeiler die Herrin rauskehrte. Ich erinnere mich, dass wir uns eines Morgens zu Proben in der Factory verabredet hatten. Nico kam wie immer zu spät. Lou begrüßte sie mit einem ziemlich unterkühlten Hallo.

      Nico stand einfach nur da. Man konnte merken, dass sie sich mit ihrer Ant­wort so lange Zeit lassen wollte, wie es ihr passte. Nach reiflicher Überlegung und wie aus heiterem Himmel sagte sie schließlich: „Ich will nicht länger mit Juden schlafen.“

      Nico: Lou liebte es, Frauen zu manipulieren, so, als würde er sie programmie­ren wollen. Das hätte er mit mir auch am liebsten gemacht. Das waren seine eigenen Worte. Als wollte er mich computerisieren.

      Danny Fields: Jeder war in jeden und jede verliebt. Wir waren alle wie die Kin­der, und es ging zu wie auf der Highschool. Ich fühlte mich wie mit sechzehn, der eine liebt die eine in dieser Woche, und ein anderer liebte jemand anderes in der Woche nicht, dafür aber jemand anderes, und immer gab es diese Drei­ecksbeziehungen, irgendwie war das alles nicht ganz ernst zu nehmen. Es ging zufällig um Leute, die später einmal sehr berühmt wurden, weil sie schön und sexy waren, aber das war uns damals überhaupt nicht bewusst, wir haben uns einfach immerzu verliebt und entliebt – wie sollte man da verdammt noch mal nicht den Faden verlieren?

      Jeder war in Andy verliebt und dann natürlich wieder nicht mehr, und Andy war in jeden verliebt und dann wieder nicht mehr. Aber die Leute, die am meisten verliebt waren, waren diejenigen, die am wenigsten gevögelt haben – wie Andy zum Beispiel. Ich meine, die Leute, die man wirklich gut kannte und die mit Andy ins Bett gegangen sind, konnte man wirklich an den Fingern einer Hand abzählen. Und es waren nur sehr, sehr wenige, die mit Edie oder Nico ins Bett gegangen sind. Es gab wirklich nicht sehr viel Sex, sondern eher Ver­liebtheiten. Sex war irgendwie schweinisch. Und ist es immer noch.

      Jonas Mekas: Mir kamen Andy Warhol und seine Factory immer vor wie der Sigmund Freud der Sechzigerjahre. Andy war Freud. Er war der Psychoanaly­tiker, und in der Factory stand die große Couch, und Andy war da und sagte nie viel, aber man konnte alles in ihn hineinprojizieren und alles bei ihm abladen, ihm alles an den Kopf werfen, ohne dass er einen dafür fertig machte. Andy war für die anderen Mutter, Vater und Bruder, alles in einer Person. Das war der Grund, weshalb sich die Leute in seiner Gegenwart so wohl gefühlt haben – sie konnten Teil eines Films sein, sie konnten einfach sagen und tun, was sie woll­ten, weil sie niemals kritisiert wurden. In dem Punkt war Andy einfach genial. Andy bewunderte all diese Stars und wollte all diesen kaputten und einsamen Seelen, die in die Factory kamen, Freude bereiten. Andy bezeichnete sie als „Superstars“.

      Sterling Morrison: Irgendjemand machte den Vorschlag, dass wir bei einer Psychiaterversammlung spielen sollten, und ich fragte:„Fällt uns wirklich nichts Besseres ein?“

      Maureen Tucker: Ich habe absolut keine Ahnung, weshalb sie uns gebeten haben, dort zu spielen – zweihundert Psychiater und wir, diese Freaks aus der Factory. Hinterher haben Gerard und Barbara Rubin einfach mit ihren Casset­tenrecordern und Kameras weitergemacht, sind an alle Tische gegangen und haben die merkwürdigsten Fragen gestellt. Die Leute waren völlig perplex und von den Socken. Ich habe mich einfach zurückgelehnt und gefragt: „Was zum Teufel machen wir hier eigentlich?“ Dann kam mir in den Sinn, dass diese See­lenklempner meinten, dass sie sich vielleicht Notizen machen sollten oder so.

      Billy Name: Die Psychiaterversammlung begann als ausgemachter Schwindel. Wir haben uns sofort unter sie gemischt, als sie ankamen, aber es herrschte sowieso eine Atmosphäre, als würde Edie Sedgwicks Tante eine Riesenparty schmeißen. Wir hatten uns natürlich vorgenommen, uns mit jedem zu unter­halten, wir wollten sie aber nicht behandeln, als ob sie Gäste, sondern eher als ob sie Edies Verwandtschaft wären. Einigen von ihnen habe ich erzählt, dass ich als Teenager Otto Rank gelesen hätte, und ich sagte: „Als ich hörte, dass Rollo May an der New School unterrichtete, habe ich einige Kurse belegt, einfach nur, um mir einen Eindruck zu verschaffen …“

      Die Velvets haben dann auf offener Bühne ihre Instrumente gestimmt, und als sie dann ihre Vorstellung gaben, war das einfach Teil der Atmosphäre, wie eine Unebenheit im Abendprogramm.

      Die Presse hat dann darüber berichtet, als handle es sich um eine ironische Konfrontation, was es allerdings überhaupt nicht war. Wir haben niemanden schockiert. Psychiater mögen steif sein, aber sie haben einen Sinn für Humor und sind alles andere als blöd. Es war eher spielerisch und nicht auf Konfron­tation ausgerichtet. Barbara Rubin machte dann so merkwürdige Dinge wie ihre Augen mit Lichtblitzen zu blenden oder ihnen Mikrofone ins Gesicht zu hal­ten, diese Konfrontationstechnik eben, die im Grunde bereits mit dem Living Theater begonnen hatte. Für mich war das ein alter Hut. Ich kannte diese Num­mer bereits, deshalb hat es mich nicht vom Hocker gerissen.

      Die Psychiaterversammlung war trotzdem wichtig, weil sie in der Factory eine neue Ära einläutete, nämlich das Zeitalter der Chelsea Girls. Bevor Nico und Velvet Underground auftauchten, standen immer Edie Sedgwick und Andy Warhol im Mittelpunkt. Andy und Edie. Wie siamesische Zwillinge. Eine Zeit lang hat sie sich ihre Haare auch silber gefärbt, und die beiden sind dann als Paar aufgetreten. Sie waren so was wie Lucy und Desi der Künstlerszene (Lucille Ball und Desi Arnaz waren in den Sechzigerjahren ein populäres Komikerduo; Anm. d. Ü.).

      Aber die Nacht der Psychiaterversammlung läutete das Ende der Edie­Sedgwick­Ära ein.

      In dieser Nacht tanzte sie mit den Velvets auf der Bühne. Sie tanzte ziem­lich cool – Edie war sowieso immer ziemlich cool.

      Gerard Malanga: Direkt im Anschluss daran spielten die Velvets eine Woche lang in der Cinemathèque. Jonas Mekas hatte Andy den Vorschlag gemacht, dass er dort eine Filmretrospektive starten wollte. Andy hatte die Idee, eine Edie­Sedgwick­Retrospektive zu drehen, aber nachdem er dann die Velvets im Café Bizarre getroffen hatte, wandelte sich seine Idee doch zu etwas Größerem.

      Paul СКАЧАТЬ