Bunty. Halwart Schrader
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Название: Bunty

Автор: Halwart Schrader

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mensch, Maschine, Abenteuer

isbn: 9783942153249

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СКАЧАТЬ zweites Leben durfte dieser Rolls-Royce Silver Ghost hoffen, nachdem er sein erstes als herrschaftliche Limousine oder als Bestattungsfahrzeug mit seiner Zwangspensionierung ausgehaucht hatte.

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      Hatte eines der Objekte, die Bunty erwarb, schon seit langer Zeit auf einem Schrottplatz oder in einer zugewachsenen Remise gestanden, bekam er es für wenig Geld. Um 1960 war England noch voller solcher Automobil-Trouvailles.

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      Im Schlafzimmer der Scott-Moncrieffs befand sich dieses Prachtmöbel von einem Bett, dessen Kopf- und Fußteil sich an Scharnieren herunterklappen ließen. Es war ein sogenanntes »lit bateau«, gebaut von den Sawla Frères. Auch das übrige Mobiliar im Haus bestand überwiegend aus englischen Antiquitäten; eine andere Einrichtung wäre auch gar nicht denkbar gewesen.

      Warum nicht ein Rolls-Royce …?

      Ein halbes Jahr später war ich drauf und dran, ebenfalls einen Rolls von Bunty zu erwerben. Ich hätte ihn für nur 250 Pfund haben können. Ein Freundschaftspreis! Ein Schnäppchen!

      Was hatte mich davon abgehalten, diesen 20 hp Baujahr 1929 zu erwerben? Nun, das Pfund war damals an die 11 Mark 20 wert, und 2800 Mark plus Zoll und Überführung in einen weiteren Oldtimer zu investieren, konnte ich mir schlichtweg – noch – nicht erlauben. Ich besaß bereits drei alte Autos, und die verschlangen, weil es an ihnen so viel zu reparieren gab, furchtbar viel Geld, die Hälfte vieler Monatsgehälter.

      Als Abonnent der in London erscheinenden Zeitschrift »Motor Sport« konnte ich Buntys dort veröffentlichte Inserate studieren und im Vergleich mit seinen Konkurrenten erkennen, dass seine Preise nicht überzogen waren. Ich befand mich auf dem Verteiler seiner monatlichen »stock list« und erhielt auf Anfrage von Bunty oder Hazel oder Humphrey jede Menge Polaroid-Fotos. Ernsthaft interessiert war ich an einem Rolls eigentlich nicht, aber die Faszination, die von den Autos ausging, war groß.

      Einmal im Leben einen Rolls-Royce besitzen … diesen Wunsch konnte man sich auch als Normalverdiener durchaus erfüllen (man kann es auch heute noch, wenn man es richtig macht). Bunty hatte auf die richtige Karte gesetzt, als er vor allem auf amerikanische Kundschaft baute. Von drei Fahrzeugen verkaufte Bunty zwei an Kunden aus Übersee. Sie waren gut beraten, selbst nach England zu kommen, um sich in einer der Remisen auf Rock Cottage oder später im Show Room der Macclesfield Road den Rolls ihrer Träume auszuwählen und ihn auch gleich mitzunehmen. Ließen sie sich unbesehen, nur auf Beschreibungen und ein paar Bilder aus der Sofortbildkamera hin, den Wagen ihrer Wahl per Container schicken, konnte es durchaus passieren, dass es herbe Enttäuschungen gab. Da es üblich war, per Akkreditiv im Vorhinein zu bezahlen, Bunty also über das Geld in dem Moment verfügte, an welchem die Reederei die Fracht in Liverpool übernommen hatte, trug er als Verkäufer das geringere Risiko.

      Das »beste Auto der Welt« steckte – wie jedes andere Motorfahrzeug auch – voller Macken und Tücken, wenn es in die Jahre kam und nicht zeitlebens sorgfältig gewartet worden war. Geoffrey und Eddie taten ihr bestes, um die ihnen anvertrauten Autos so tipptopp wie möglich herzurichten. Nur die wirklich heruntergekommenen Exemplare beließen sie im eigenen Saft. Zur Ehrenrettung der Firma Scott-Moncrieff beeile ich mich anzufügen, dass sie auch immer wieder exzellente Ersthand-Exemplare im Angebot hatte, chauffeuer-gepflegt, makellos und fit für den nächsten Concours d’Elegance.

      »Zuerst schaue ich immer in die Ritzen der Polster,« verriet mir Bunty einen seiner Tipps zum günstigen Autokauf. Nach Münzen, die da hineingerutscht sind, nahm ich an. »Nein, nach Konfetti … Von gewissen Mengen an gehe ich davon aus, dass der Wagen häufig zu Hochzeitsfahrten ausgeliehen und von Leuten benutzt wurde, die ihn anschließend nicht gründlich reinigten. Das lässt in meinen Augen Schlüsse auf Nachlässigkeit zu.«

      Wer einen Rolls-Royce bei Bunty erwarb, wollte meist ein anderes Auto in Zahlung geben. Bunty ließ sich darauf aber nur ein, wenn es sich um eine Besonderheit handelte. Ein Auto, das für sich oder Averil zu behalten lohnte oder für das er einen Liebhaber in petto hatte. Auf diese Art und Weise ergaben sich Ringtausch-Transaktionen, die Rock Cottage gelegentlich zu einem Museum mit in rascher Folge von wechselnden Exponaten machten. Ich war vielleicht zehn Mal dort, und bei jedem Besuch warteten automobile Überraschungen auf mich.

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      Bunty legte mir diesen hübschen, zweisitzigen Rolls-Royce 20 hp von 1929 sehr ans Herz. Für 250 Pfund hätte ich ihn haben können. Ein Schnäppchen, denn im Vergleich zu vielen anderen seiner Autos dieser Preisklasse war der Wagen gut beieinander. Ich widerstand dennoch. Nicht zuletzt, um unsere Freundschaft nicht durch das Risiko eines Geschäfts zu belasten.

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       Bunty mit Putzzeug? Nur für den Fotografen! Er pflegte es Hilfswilligen zu überlassen, sich um das Erscheinungsbild seiner Fahrzeuge zu kümmern. Und die übertrieben derlei Tätigkeiten auch nicht gerade: »Wir sind ehrliche Leute … unsere Autos müssen erkennen lassen, dass sie alles andere als neu sind, sonst sähe es aus, als machten wir den Kunden etwas vor!

      Tapfer und des Schwimmens kundig

      Buntys Lebensgeschichte beginnt natürlich zu einem Zeitpunkt, an welchem es ihn noch gar nicht gab: an einem schönen, warmen Frühlingsnachmittag des Jahres 1906.

      Auf dem Cholmont Walk an der Themse geht eine wohlproportionierte, nicht gerade blutjunge Dame spazieren; sie heißt Grace mit Vornamen und Eustace mit Familiennamen. An jedem Nachmittag, sofern das Wetter es erlaubt, macht sie diesen Spaziergang. Nicht allein; ihr Begleiter ist männlichen Geschlechts und sehr viel kleiner als Grace. Es ist ein braungefleckter Terrier.

      Ein ziemlich dämlicher Terrier muss es gewesen sein, denn normalerweise fallen Hunde nicht einfach ins Wasser. Und sollte Grace ihn etwa in den Strom gestoßen haben, mit der Spitze ihres Schuhs, wäre er genauso dämlich gewesen, dies nicht geschickt pariert zu haben. Warum aber hätte sie so etwas Gemeines tun sollen?

      Wir wollen Grace nichts Arges unterstellen, denn Niedertracht war keine ihrer Eigenschaften. Aber es würde gut in den Ablauf der Geschichte passen, hätte die attraktive Lady im besten – um nicht zu sagen: allerbesten – heiratsfähigen Alter dem Hundchen mal eben ein wenig bei einer Mutprobe nachgeholfen, zum Beispiel, um canines Schwimmverhalten zu studieren. Dann wäre der Terrier nur ein Mittel zum wissenschaftlichen Zweck gewesen, und falls dem so gewesen sein sollte, war dieser Zweck zugleich eine Prüfung ganz anderer und doch derselben Art: Miss Eustace hatte möglicherweise nichts anderes im Sinn, als die Spontaneität, das Reaktionsvermögen und vielleicht zugleich auch die Schwimmkünste eines Retters zu ermitteln, der auf ihren Hilferuf sofort herbei eilte, als ob er darauf gewartet hätte, sich seines Jacketts entledigte und in die schon damals recht trüben Fluten der Themse sprang – um den pudelnassen Terrier an Land zu bringen.

      Auch wenn der Hund das Bad ganz freiwillig oder vielleicht doch nur aus reinem Versehen genommen haben sollte, hätte sich der junge, adrette Ägyptologe Phillip Scott-Moncrieff nur allzu gerne ins Wasser begeben, um Grace endlich einen Gefallen erweisen zu können, in einem Moment, auf den er schon lange gewartet hatte – schon einige Male war er ihr hier begegnet, hatte ihr schöne Augen gemacht, aber nicht den Mut gefunden, das Wort an sie zu richten … Diese einmalige Gelegenheit, eine Beziehung einleiten zu können, obendrein in der Rolle eines Helden, durfte er sich jetzt einfach nicht entgehen lassen.

      Fortan hatten die beiden einen guten Grund, das eine СКАЧАТЬ