Bunty. Halwart Schrader
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Название: Bunty

Автор: Halwart Schrader

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mensch, Maschine, Abenteuer

isbn: 9783942153249

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СКАЧАТЬ versehentlich ins Wasser stürzte. Was jetzt ja auch sinnlos gewesen wäre.

      Natürlich stellte Phillip seiner verehrten Grace schon bald einen Heiratsantrag (das soll sie angeblich sehr überrascht haben), was aber sowohl von der einen als auch von der anderen Familie mit einiger Zurückhaltung aufgenommen wurde. Graces Eltern hatten es aufgegeben, sich um einen Heiratskandidaten für sie zu bemühen, und Phillips Eltern hatten sich für ihren Sohn eine etwas jüngere Partie gewünscht. Denn Grace war knapp zwanzig Jahre älter als ihr Anbeter.

      Gleichwohl wollte sich Miss Eustace den Antrag des jungen, dynamischen Rettungsschwimmers und Hundefreundes gut überlegen, und wie es damals in feinen Kreisen Englands üblich war, buchte sie zu diesem Behufe erst einmal eine Reise nach Indien.

      Als sie nach drei Monaten nach Richmond zurückkehrte, gab sie dem ungeduldig Wartenden nach weiteren sechs Wochen Bedenkzeit das Jawort. Dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits schwanger war, verriet sie niemandem. Für ein Neinwort wäre es also ohnehin zu spät gewesen. Das glückliche Paar ließ sich im Londoner Vorort Egham, wo die Scott-Moncrieffs wohnten, trauen, und am 1. Juli des Jahres 1907 brachte Grace Scott-Moncrieff einen gesunden Sohn zur Welt: David William Hardy.

      Dass sich diese drei schönen Namen schon bald auf das Kürzel »Bunty« reduzierten, schrieb man Phillips Bruder Bill zu. Angeblich soll er es gewesen sein, der den Knaben von Anfang an so und nicht anders zu nennen pflegte, und bald nannte ihn jeder so. Bunty vermochte sich nicht zu erinnern, in der Familie jemals anders gerufen worden zu sein. Sein Leben lang behielt er diesen Namen bei, denn er gefiel ihm selbst sehr gut.

      Bunty, nicht Bounty. Auch wenn es ein berühmtes Schiff dieses Namens gegeben hat, auf dem es bekanntlich in der Südsee eine wilde (und später mit Charles Laughton grandios verfilmte) Meuterei gegeben hat. Die Assoziation liegt nahe, denn Bunty hatte Seemannsblut in seinen Adern. Sein Großvater war nämlich kein Geringerer als jener Schiffsbaumeister Scott aus Glasgow, der als Partner von Hercules Linton 1869 in Dumbarton den Shanghai-Teeclipper »Cutty Sark« auf Kiel gelegt hatte (als Museumsschiff erlitt es 2007 am Kai von Greenwich einen schweren Feuerschaden). Dass dieser Name später zu einer bekannten Whiskymarke avancieren würde, konnte im 19. Jahrhundert noch niemand ahnen, aber Bunty war dies natürlich schon recht. Wenngleich er kein großer Whiskyfreund war; Brandy, einen guten Port und französische Rotweine mochte er lieber.

      Von der Mutter die Autoleidenschaft

      Bunty sprach stets in Ehrfurcht von seinem Vater. Aber es war die Mutter, der seine besondere Zuneigung galt, und diese erwiderte sie mit der gleichen Innigkeit. Bunty war ihr spätes, sehnlich gewünschtes und einziges Kind. Der Knabe hing so sehr an ihr, dass er vor Sehnsucht oft in die Kissen weinte, als er im Wellington-Internat in Copthorne von ihr getrennt war. Voller Ungeduld erwartete er die Wochenenden, wenn sie ihn besuchen kam, und erst recht die Ferien; die verbrachten Mutter und Sohn an der Küste. Mrs. Scott-Moncrieff holte ihren Jungen vom Internat stets mit einem älteren, kettengetriebenen Vierzylinder-Mors ab, ein französisches Automobil, das sie bei der Mors-Repräsentanz in London erworben hatte, jener Firma, die vor Jahren von einem gewissen Charles Stewart Rolls – dem späteren Partner eines Mr. Henry Royce – gegründet worden war. Bunty wurde von allen Mitschülern beneidet, wenn seine Mutter so schneidig mit einem großen Wagen vorfuhr, und die Tatsache, dass sie überhaupt den Mut besaß, als Frau ein solches Ungetüm zu lenken, mag für Buntys spätere Autoleidenschaft mit ausschlaggebend gewesen sein. Immer wieder kam dieser Mors, Baujahr 1908, in Buntys Erzählungen vor.

      Das Fabrikat Mors war in England damals ebenso bekannt wie in Frankreich. Die Ende 1907 eingeführten neuen Vierzylinder mit Kardan- statt bisher Kettenantrieb waren übrigens auf Anregung eines damals in der Autobranche noch unbekannten Ingenieurs entstanden, den die Pariser Firma zu ihrem Geschäftsführer bestellt hatte. Er hieß André Citroën.

      In Wellington war Bunty mit Sicherheit der erste und einzige Schüler, der ein Auto besaß, wenn es auch niemand wissen durfte – zumindest die Lehrer nicht. Aber selbst seine geliebte Mutter hatte Bunty nicht eingeweiht. Sie wunderte sich nur über die ständigen Geldsorgen ihres Sohnes, von dem sie fest überzeugt war, dass er weder spielte noch wettete noch trank. Dass er das Geld brauchte, um einen Motorwagen zu finanzieren, darauf kam sie nicht. Angeblich war es der teure Tennisunterricht, der hohe Beträge verschlang; in Wahrheit bezahlte Bunty das noch sehr viel teurere Benzin für seinen Wagen. Den ersten seines Lebens, und er hatte ihn selbst gebaut.

      Bunty wurde später ein paarmal gefragt, warum er keine Bühnenkarriere eingeschlagen habe. Sein großartiges Schauspieltalent, seine Art, Aufmerksamkeit zu erregen und die Mitwelt dazu zu bringen, sich für ihn zu begeistern, seine Begabung für theatralische Effekte wäre gut honoriert worden. Seines Vaters Schwester hingegen glaubte in Bunty eher einen künftigen Literaten entdeckt zu haben. Tante May war selbst Schriftstellerin. Doch Bunty liebte mehr das gesprochene als das geschriebene Wort, auch wenn er später einige Bücher und zahlreiche Zeitschriftenartikel verfasste.

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      Lauselümmel Bunty im Alter von 14 Jahren. Nach feiner englischer Art hat man ihn mit Schlips und Krawattennadel dekoriert. Auf stilvolle Garderobe – oder was er dafür hielt – legte Bunty auch später großen Wert.

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       Zu seiner Mutter Grace, geborene Eustace, hatte Bunty ein inniges Verhältnis. Sie gehörte zu den wenigen Frauen, die damals in England einen Führerschein besaßen und obendrein ein PS-starkes Automobil. Die Eskapaden und das Cambridge-Studium ihres Sohnes finanzierte sie, soweit es ihre

      Da flogen schon mal Tintenfässer …

      Bunty hatte Vorbilder, denen er als Jüngling nacheiferte. Zum Beispiel seinem Onkel Horace, dessen makaberer Humor in der Familie gefürchtet war. Vor allem aber hatte Bunty ernsthaftes Interesse an allem Technischen. So baute er sich auch sein erstes Auto nach eigenen Entwürfen selbst – es war jenes, mit dem er ohne Wissen seiner Eltern oder Lehrer in und um Wellington herumkutschierte. Es verfügte nur über drei Räder und musste mangels Anlasser angeschoben werden, wollte man es zum Laufen bringen. Bunty gab sich alle Mühe, Bau und Besitz seines Threewheelers geheim zu halten, und vorsorglich befand sich seine Bastelbude auch am anderen Ende der Stadt. Ganz sicher hätte man Bunty der Schule verwiesen, wäre die Sache aufgeflogen. Natürlich hatte Bunty auch keine Fahrerlaubnis; nicht einmal seine Lehrer besaßen einen Führerschein. Wie etwa Mrs. Scott-Moncrieff.

      Dem Eigenbau-Dreirad, von dem nur einige wenige zur Verschwiegenheit verpflichtete Mitschüler wussten, folgte ein anderes, ebenso kleines und primitives Fahrzeug. Das war jedoch kein Bastelobjekt mehr, sondern eine Voiturette, ein Monocar. Leider nur ein Einsitzer, was Bunty bewog, diesen schon bald wieder gegen einen anderen Flitzer einzutauschen, einen Sizaire-Naudin, den er drei Jahre lang besaß. Und diesen Zweisitzer schließlich führte er eines Tages der Mutter vor. Nur der Internatsleitung natürlich nicht. Er hätte die Anstalt sofort verlassen müssen, ganz klar, und das wollte er seiner geliebten Frau Mama nicht antun. Also schwieg auch sie …

      »Bunty war ein eigenwilliger Bursche,« erinnerte sich Toby Howard, einer seiner ehemaligen Mitschüler. »Wir bewunderten ihn, schon weil er uns so gefährlich schien. Ich gehörte zu denen, die er in seinem Sizaire gelegentlich mitnahm. Sein Fahrstil war riskant, er fuhr immer viel zu schnell. Und wenn sein Temperament mit ihm durchging, musste man sich in Acht nehmen, selbst die Lehrer. Da flog schon mal gelegentlich ein Tintenfass durch das Klassenzimmer …«

      1924, knapp siebzehnjährig, verließ Bunty samt Sizaire-Naudin aus eigenen Stücken Wellington. Mit vielen seiner Mitschüler hielt er lebenslang Verbindung, verkaufte ihnen Autos und schrieb ihnen Postkartengrüße aus den СКАЧАТЬ