Bunty. Halwart Schrader
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Название: Bunty

Автор: Halwart Schrader

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mensch, Maschine, Abenteuer

isbn: 9783942153249

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СКАЧАТЬ vielen anderen jungen Männern seines Standes teilte sich Bunty in den zwanziger Jahren das Schicksal, über einen guten Namen, sogar über ein einigermaßen gutes Ansehen zu verfügen, aber nur über sehr geringe Barmittel. Sicher, da gab es Beziehungen nach allen Richtungen, Bunty verspürte aber keine Neigungen, diese für den Start zu einer beruflichen Karriere zu nutzen. Wozu auch – die Familie war ein wenig vermögend, und wenn man nicht zu unbescheiden lebte, hatte man sein Auskommen. Auch Buntys Vater, obwohl als Wissenschaftler ausgebildet, ging keinem Broterwerb im herkömmlichen Sinne nach.

      Doch wie sein Vater über einen akademischen Grad zu verfügen, und sei es nur der eines Baccalaureus, schien Bunty schon aus gesellschaftlichen Erwägungen nützlicher als sich dem Müßiggang ohne einen solchen hinzugeben. Er begab sich deshalb nach Cambridge und schrieb sich im Trinity College ein. Wie er das geschafft hatte, war für alle, die das strenge Auswahl-Zeremoniell kennen, ein Rätsel.

      »Ich konnte die Herren des Komitees überzeugen, dass meine ganze Leidenschaft der Ergründung mechanischer Phänomene gehört,« steht in einem der frühen Tagebücher Buntys. »Es waren allesamt Naturwissenschaftler konservativer Prägung. Aber sie stehen dem Automobil nicht ablehnend gegenüber, und dass ich ein solches zu bedienen verstehe, schien sie zu beeindrucken. Ich wurde der Belegung jener Studiengänge für geeignet und würdig erkannt, die dem Gesamtbegriff ›Engineering‹ zuzuordnen sind. Ich bin darüber sehr glücklich.«

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      Nach einem selbst zusammengebauten Dreirad war dieser Einsitzer das zweite Motorfahrzeug, das Bunty besaß – und dessen Anschaffung er selbst vor seiner Mutter geheim hielt, aus Furcht, es könnte sich im Trinity College herumsprechen und zu seinem Rausschmiss führen. Das Monocar hatte den Nachteil, dass sich keine zweite (vor allem weibliche) Person mitnehmen ließ.

      Im Dinnerjacket der Razzia entwischt

      Das nun endlich als seriöse Beschäftigung anerkannte Spielen mit Autos und Motoren, das Debattieren um Kompressionswerte und Öltemperaturen, das Experimentieren mit Werkstoffen, geheimnisvollen Substanzen und mechanischen Geräten machten Buntys Studiengegenstand aus. In Cambridge warteten also neue Abenteuer – und neue Gelegenheiten, Geld loszuwerden. Seine Eltern vermochten längst nicht mehr aufzubringen, was der anspruchsvolle Herr Studiosus und künftige Ingenieur benötigte. Nebenbei einem einträglichen Job nachzugehen, war in Cambridge wie an anderen Elite-Lehranstalten weder üblich noch möglich, also lernte Bunty schon bald, einfach das Geld anderer Leute auszugeben – Geld, das jene ihm zusteckten, die ihn liebten, verehrten, bewunderten. Hinzu kam Buntys sich gut entwickelnder Geschäftssinn, der, gepaart mit einigen anderen seiner Eigenschaften, ihm ein bequemes Leben zu führen ermöglichte. Wer seine wahren Verhältnisse nicht kannte, musste den Eindruck haben, Bunty verkehre dank nobler Herkunft in nur besten Kreisen und sei von Haus aus gut betucht. Schon die Tatsache, dass der junge Mann stets einen, wenn nicht gar mehrere Wagen besaß, unter denen sich häufig teure Exoten befanden, musste diesen Rückschluss nahe legen.

      Mit interessanten Fahrzeugen – ob nun gekauft, geliehen oder geschickt ergaunert – Eindruck zu schinden, entsprach ganz Buntys Sinn für exzentrische Lebensart. Er war schlichtweg ein Angeber. Aber einer, dem man die Angeberei nicht übel nahm. Weil sie nichts mit Überheblichkeit zu tun hatte, nichts mit Snobismus oder mit Prahlerei. Jeder schätzte Buntys Herzlichkeit, seine Hilfsbereitschaft, seine Liebenswürdigkeit und vor allem seinen Sinn für jede Art von Humor.

      Während seiner Zeit in Cambridge hatte sich Bunty, mit wessen Geld auch immer, nach dem Verkauf seines Sizaire-Naudin einen amerikanischen Mercer Raceabout zugelegt. Tagebuchauszug: »Welch ein entzückendes Stück Technik habe ich da an die Hand bekommen. Die Mädels sind jetzt wahnsinnig hinter mir her! Es muss der einzige Mercer in England sein. Er macht einen Höllenlärm, auf dem Universitätsgelände hat man mir deshalb gestern generelles Fahrverbot erteilt. Mutter wäre sicher begeistert, würde sie den Wagen sehen …«

      Im Trinity College unliebsam aufzufallen war riskant. Ein paar Semester galt es schon durchzuhalten, und das Leben in Cambridge war ja auch recht kurzweilig. Besonders abends und nachts. Das Aufsuchen von Jazzkellern wie den in der Gerard Street war den Studenten natürlich strikt untersagt, und um sicherzugehen, dass dieses Verbot auch eingehalten wurde, gab es auf Anordnung des Dekans in solchen Etablissements gelegentlich sogar Polizeikontrollen. Tagebuchauszug: »Mit knapper Not der gestrigen Razzia entkommen. Peter, Thomas und ich konnten uns durch einen Sprung auf das Musikerpodium retten. Haben Instrumente ergriffen und so getan, als seien wir Mitglieder des Orchesters. Polizei hat es offenbar geglaubt, weil wir als einzige im Publikum Dinnerjackets trugen, so wie die Musiker.«

      Wären die Namen der drei zusätzlichen Hilfssaxophonisten am nächsten Tag im Polizeireport aufgetaucht, hätte dies böse Folgen für sie haben können. Mit Peter und Thomas waren Buntys Kommilitonen Cochran-Carr und Stuart-Fotherington gemeint.

      An der Universität von Cambridge gab es einen Akademiker-Motorradclub, dem neben Thomas Stuart-Fotherington junge Männer wie Archie Birkin, David Murray, »Mavro« Mavrodato, Bill Dobson, Dick Chapman und Archie Frazer-Nash angehörten. Fast alle machten sich im Motorsport später einen Namen. Auch Bunty war Mitglied in diesem Club, fand Motorradfahren aber viel zu gefährlich, als dass er die Absicht gehabt hätte, an Ausfahrten oder gar Rennen teilzunehmen. Autofahren hielt er für weitaus gefahrloser. Er besaß ja auch gar kein Motorrad.

      »Gestern musste ich den Mercer zurückgeben, war die letzte Rate schuldig geblieben,« vertraute er seinem Tagebuch an. »Lächerliche 75 Pfund haben mir gefehlt. Wieder mal völlig blank, Mavro kann ich nicht erneut anpumpen. Archie B. wurde bereits von Archie F. angehauen. Es ist ein Fluch, bettelarm geboren zu sein …«

      Drei Tage später: »Das, was ich durch die Rückgabe des Mercer wiederbekommen habe, in einen alten Mercedes Tourer investiert. Bremsen leider etwas defekt, Schaltung furchtbar hakelig. Springt auch schlecht an. Wie haben die Deutschen 1914 den Grand Prix gewinnen können? Sie hätten den Kaiser nicht ins Exil abhauen lassen dürfen.«

      Eine Woche drauf: »Unfall! Dick und David ist nicht viel passiert, George und Tom und Hugh kamen mit kleinen Schrammen davon. Habe den Mercedes in einer Haarnadelkurve bei Haverhill umgeworfen, konnte ihn nicht vorher abbremsen, kein Druck auf dem Pedal. Hugh hat den Abschleppwagen bezahlt. Wir werden den Mercedes mit vereinten Kräften wieder instandsetzen. Das Bier im Pub war lausig kalt, die beiden Mädchen dort ebenfalls. Kein besonders gelungener Tag, alles in allem.«

      Es waren nicht nur exotische Luxusautos, mit denen Bunty die Grafschaften Cambridge und Suffolk unsicher machte. Dem Mercedes folgte ein bürgerlicher DFP, dann ein Alvis 12/14 hp und ein Ford A-Modell (mit dem er einen »sehr lustigen« Unfall absolvierte, wie Bunty in sein Tagebuch schrieb), und zeitweilig besaß er sogar einen Grade-Kleinwagen aus Deutschland. Den hatte er besonders günstig bekommen, weil niemand mit dessen Friktionsgetriebe umzugehen verstand. Genau das Richtige also für einen angehenden Ingenieur, dem nichts Ungewöhnliches ungewöhnlich genug sein konnte. Aber mit einem großen, schicken Austro-Daimler ließ sich natürlich sehr viel mehr Eindruck machen. Und nicht nur das: »Bei Margaret hat es endlich geklappt, sie war hinreißend geschickt. Dabei war es ihr erstes Mal in einem Auto. Ein Wagen von der Dimension meines Austro-Daimler 10/40 Horsepower ist für gewisse Handlungen einfach unentbehrlich. Hinterher Champagner (Margaret) geköpft, leider viel zu warm. Furchtbar gerülpst.«

      Onkel Horace’ verderbender Einfluss

      Hatte ein Mitglied des Motorradclubs ein Rennen gewonnen, gab es natürlich eine zünftige Siegerparty. Meist endeten sie mit irgendeinem Blödsinn, improvisiert oder gründlich vorbereitet. Bunty soll die Idee mit dem »Attentat« gehabt haben.

      Es fand dergestalt statt, als auf dem Höhepunkt einer solchen СКАЧАТЬ