Bunty. Halwart Schrader
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Bunty - Halwart Schrader страница 13

Название: Bunty

Автор: Halwart Schrader

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mensch, Maschine, Abenteuer

isbn: 9783942153249

isbn:

СКАЧАТЬ Lincoln musste es deshalb sein, weil Bunty ihnen eingeredet hatte, dass gar kein anderes Fabrikat für sie in Betracht käme. Nur ein amerikanisches Prestigeauto durfte es sein! Denn einen Lincoln hatte Bunty gerade äußerst günstig angeboten bekommen, ein Achtzylinder, für das es in England damals so gut wie keinen Interessenten gab. »Sie haben den Wagen für 500 Pfund genommen und mich bestürmt, ich sollte ihnen vier weitere beschaffen, jeder von ihnen wollte einen Lincoln haben … Es war mein bestes Geschäft bisher …«

      Bunty ließ die Begeisterung seiner Kunden – sie befanden sich auf Einkaufstour für Schießgerät – gar nicht erst abkühlen und versprach ihnen, innerhalb von sechs Wochen vier solcher Fahrzeuge für sie zu finden und sogar nach Rumänien zu liefern, gegen Erstattung der Fahrtkosten natürlich. Also machte er sich mit einigen Kommilitonen in London auf die Suche nach weiteren Zweithand-Lincolns, und sie trieben tatsächlich vier Stück auf – vermutlich war damit der gesamte Bestand an Fahrzeugen dieser seltenen Marke in Großbritannien beisammen. Sie existierte ja erst seit 1920. Der Ankauf hatte Buntys gesamte Barschaft in Anspruch genommen; das Geschäft durfte nicht platzen. Niemand hätte ihm diese Autos zu einem vernünftigen Preis noch einmal abgenommen.

      Voller Zuversicht in Bezug auf Buntys Verkaufstalente kutschierten drei junge Engländer unter seiner Leitung die vier großen Achtzylinder diagonal über den europäischen Kontinent und hatten dabei nicht nur eine gute Zeit, sondern waren finanziell bestens dabei weggekommen.

      »Bunty bestand bei unseren Abnehmern auf Bezahlung in britischer Währung,« erinnerte sich Jahrzehnte später einer der Expeditionsteilnehmer. »Doch offiziell waren in Bukarest keine Pfunde zu bekommen. Also zahlten die Herren Waffeneinkäufer einen Überpreis in rumänischen Lei und überließen es uns, das Geld auf dem Schwarzen Markt zu wechseln. Das taten wir auch, wenn der Kurs auch schlecht war. Schauerliche Gestalten waren es, die man uns andiente. Ich hätte gewettet, sie würden uns Falschgeld geben. Bunty meinte, er besäße genügend Menschenkenntnis; diese Gangster seien von der ganz ehrlichen Sorte … Wir hatten nichts Eiligeres zu tun, als die so begehrten Sterling-Pfunde noch am selben Tag, aber in einer anderen Kneipe, wieder in rumänisches Geld einzuwechseln, dadurch hatten wir zwanzig Prozent mehr Lei als vorher! Und die haben wir dann in London auf der Bank ganz offiziell wieder in Sterling gewechselt, denn die rumänische Währung wurde offiziell gar nicht so schlecht bewertet. Wir hatten die Banknotenbündel nur sicher nach England bringen müssen, und wir konnten von Glück reden, dass uns bei der Zugfahrt nach Hause niemand gründlich kontrollierte, denn Barmittel in dieser Höhe hätten wir deklarieren müssen. Wir hatten die Scheine zwischen nach Knoblauch stinkenden Wurstpaketen versteckt, die zwar das ganze Abteil verpesteten, aber als Proviant niemand weiter interessierten …«

      Bunty und seine Kumpane hatten ein gutes oder sogar sehr gutes Geschäft und die nach Lincoln-Achtzylindern süchtigen Rumänen glücklich gemacht – so what?

      Für Autos der Marke Lincoln und für das ferne Rumänien hatte Bunty von jetzt an besonderes Faible. »Ein Lincoln war stets ein außerordentlich solide konstruierter Wagen,« schrieb er in seinem Buch »The Thoughbred Motor Car«. »Woraus aber auch sein hohes Gewicht resultierte. Selbst als Zweisitzer karossierte Exemplare brachten mit ihren 3,45 m Radstand mehr als zwei Tonnen auf die Waage, obschon Motor- und Getriebegehäuse aus Aluminium bestanden, wie auch die Motorhaube. Die Verarbeitung eines Lincoln war perfekt, sogar die Schmiernippel wiesen vernickelte Schutzkappen auf. Mein 1939er Lincoln Zephyr, mit dem ich viel unterwegs war, bewies seine hervorragenden Eigenschaften selbst auf den miserabelsten Straßen Ungarns. Ich hatte den Wagen für 40 Pfund in London gekauft. Tausende von Meilen trug er mich ohne irgendwelche Probleme durch die Lande. Ich hatte das Auto Abraham genannt.«

      Sein Studium am Trinity College musste Bunty aus zwei Gründen abbrechen. Zum einen war er seinen Pflichten nicht mehr nachgekommen; bei den Vorlesungen hatte er immer häufiger gefehlt. Zum anderen waren seine Eltern nicht mehr in der Lage, ihrem Sohn Geld zu schicken. Das Scott-Moncrieffsche Vermögen war dahingeschmolzen, und Bunty hatte trotz seines einträglichen Autohandels noch immer einen hohen Bedarf an familiärem Zuschuss. Was seine Nebenbeschäftigung ihm einbrachte, wurde stets sofort ausgegeben, meist auch wieder in Autos investiert, deren Weiterverkauf sich nicht in jedem Falle über Nacht durchziehen ließ. Also verließ Bunty sein geliebtes Cambridge – leider ohne akademischen Titel.

      Kein Astloch für einen Karussellpferdarsch

      Im Juli des Jahres 1927 ging der Ex-Student der Technischen Wissenschaften nach London und trat eine Stelle bei der Firma Westinghouse, Saxby & Farmer Ltd. an. Was ihn nicht davon abhielt, nach Feierabend weiterhin als Autovermittler aktiv zu sein. Das Unternehmen, bei dem er eine Stelle gefunden hatte, produzierte Autozubehör und bescheinigte dem jungen Bunty, als er es wieder verließ, nur das Beste:

      »Ich habe das Vergnügen zu bestätigen, dass Mr. David Scott-Moncrieff vom 15. Juli 1927 bis zum 15. Dezember 1930 in den Clappenham Works unserer Gesellschaft ausgebildet wurde und während dieser Zeit im Formenbau, in der Gießerei, im Maschinenbau, in der Montageabteilung und im Prüflabor beschäftigt war. In den letzten zwei Monaten arbeitete er in unserem Londoner Konstruktionsbüro und war an der Entwicklung von Automobilbremsen beschäftigt. Sein Fleiß und seine Fähigkeiten muss ich loben und bin sicher, dass er sich eingehende Fachkenntnisse erworben hat, die für seinen künftigen Lebensweg sehr nützlich sein werden. gez. D. H. Parker, Geschäftsleitung«

      Die freundlichen Worte des Herrn Parker entsprechen nicht ganz denen, die man seitens der Kollegenschaft für Bunty fand. Er habe nichts als Unsinn gemacht und von den Aufgaben, die man ihm stellte, kaum etwas verstanden, sagte ein früherer Arbeitskollege. Und einer seiner Abteilungsleiter soll geschimpft haben: »Scott-Moncrieff, Sie sind so ungeschickt, dass Sie nicht einmal ein Astloch in einem Brett verwenden könnten, um daraus den Arsch für ein Karussellpferd zu machen …«

      Zu dieser Aussage würde die Verdächtigung jenes Altkollegen passen, der davon überzeugt war, Bunty habe sich auf einem gemopsten Briefbogen seines Arbeitgebers das Zeugnis einfach selbst getippt. In Buntys Tagebuch finden sich über den wahren Sachverhalt leider keine Hinweise.

      Wie es Täter, ganz gleich was sie auf dem Kerbholz haben, bekanntlich an die Stätte ihres Tuns zurückzieht, so ließ sich auch Bunty nach seiner Westinghouse-Zeit immer wieder in Cambridge blicken. Nach wie vor versuchte er, Studenten des Trinity College Autos anzudrehen. Dazu bediente sich Bunty geschickterweise einiger Informanten, die über die Vermögensverhältnisse seiner prospektiven Kunden gut Bescheid wussten.

      Ron Kaulbeck war ein solcher Informant, und es war dessen Bruder Bill, dem Bunty im Frühjahr 1930 einen großen französischen Tourenwagen zu verkaufen dachte, einen Achtzylinder-Delage. Die Kaulbecks waren vermögend genug, um Bill den Erwerb eines solchen Autos zu ermöglichen. Es hatte einen berühmten Vorbesitzer: den Gentleman-Rennfahrer Earl Howe.

      »Ein wirklich feines Auto, würde es gern selbst behalten,« schrieb Bunty in sein Tagebuch. »Vielleicht ein bisschen lahm … Howe sagte, es würde 100 Meilen machen, tut es aber nicht. Aber wenn man 75 fährt, hat es Charme und Kultur. Federung sehr angenehm, die Vakuum-Bremsen ausgezeichnet. Elastizität des Motors wie bei einem Rolls-Royce. Sitzpolster aber etwas enttäuschend. Warum muten die Franzosen ihren Kunden so minderwertiges Zeug zu?«

      Der Handel muss sich zur Zufriedenheit aller Beteiligten vollzogen haben, zumindest steht in Buntys Tagebuch nichts Gegenteiliges drin. Aber auch nichts über die Ereignisse, die sich im Anschluss daran zutrugen; über die hat mir Geoff Douty berichtet – mehr als fünfunddreißig Jahre später.

      Ich begegnete Geoff auf einem Treffen mehr oder weniger arrivierter Automobilisten, deren Zuneigung vor allem Fahrzeugen der Marke Rolls-Royce galt (und zu welchem ich auf Veranlassung Buntys erschienen war – mit einem Leihwagen der Marke Ford). »Da war die Geschichte mit Gilbert Phillips,« erzählte Geoff. »Bunty und die Brüder Kaulbeck СКАЧАТЬ