Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman. Tessa Hofreiter
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Название: Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman

Автор: Tessa Hofreiter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Landdoktor

isbn: 9783740980528

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СКАЧАТЬ Garten zweimal abgesucht hatte, ging sie davon aus, dass die Drohne nicht hier heruntergekommen war. Sie musste ihren Suchradius erweitern.

      Bevor sie sich einen Plan zurechtlegte, welche Richtung sie einschlagen sollte, ging sie ins Haus, um etwas zu trinken. Sie fühlte sich von der anstrengenden Suche ganz ausgelaugt. Sie setzte sich an den Tisch in der Küche und schaute auf die mintfarbenen Lackmöbel der Einbauschränke, die wirklich gut zu dem Tisch und den Stühlen aus dunklem Holz passten. Geschmack haben sie, die Kirchners, dachte sie, während sie eine halbe Flasche Wasser trank und zwei Schokoladenkekse mit Cremefüllung aß, die sie im Kühlschrank gefunden hatte.

      »Du siehst erschöpft aus. Hast du zwei Stunden lang mit dem Gleitschirm gekämpft?«, wunderte sich Fenja, die aus ihrem Arbeitszimmer kam und auf ihre Armbanduhr schaute.

      »Er hatte sich in den Ästen der Hecke verheddert. Ich habe aber zwischendrin immer mal Pause gemacht. Hast du ein bisschen geschlafen?«, wollte Kendra wissen. Sie hoffte, dass es so war. Sollte Fenja sie beobachtet haben, würde sie sich mit Sicherheit fragen, wonach sie im Garten gesucht hatte.

      »Ich bin tatsächlich eingeschlafen. Ich denke, du hattest recht, es hat mir gutgetan, mich ein wenig auszuruhen.«

      »Ich weiß eben, was du brauchst, deshalb bin ich auch hier und leiste dir Gesellschaft. Ich nehme an, du setzt dich jetzt an deinen Schreibtisch?«

      »Das hatte ich vor.«

      »Darf ich mir dein Fahrrad ausleihen?«

      »Hattest du noch nicht genug Bewegung?«

      »Doch, aber ich würde einfach mal gern die Gegend erkunden. Ich könnte uns dann etwas zum Abendessen mitbringen, dann müssten wir nichts kochen. Oder wäre es dir lieber, wenn ich da bliebe?«

      »Nein, schon in Ordnung, sieh dir nur die Gegend an. Ich bin leider nicht in der Lage, sie dir zu zeigen«, seufzte Fenja.

      »Noch nicht, Schätzchen, aber das wird schon wieder«, entgegnete Kendra und setzte ein zuversichtliches Lächeln auf.

      »Ich arbeite daran. Wie wäre es mit einem Sandwich? Oder sind die Kekse dein Mittagessen?«

      »Ich habe im Moment keinen großen Hunger. Wir essen heute Abend zusammen. Ich muss ein bisschen raus.«

      »Schon klar, viel Spaß«, sagte Fenja, als Kendra sich von ihrem Platz erhob.

      »Danke, bis später.«

      »Bis später«, murmelte Fenja, als Kendra die Küche verließ und gleich darauf die Haustür hinter ihr zufiel. Mir entgeht so viel, dachte sie, während sie zwei Weißbrotscheiben mit Käse und Salat belegte. Aber diese Ängste hatten sie nun einmal fest im Griff.

      Sie aß das Sandwich im Stehen am Küchenfenster und schaute auf die Einfamilienhäuser gegenüber, die versetzt an einen Hang gebaut waren und genau wie ihr Haus zur Bergmoosbacher Neubausiedlung gehörten. Alle waren im alpenländischen Stil erbaut, weißer Verputz, rote Dachschindeln und aus Kiefernholz gedrechselte Balkongeländer. Die Gärten waren terrassenförmig angelegt, aber kleiner als die auf ihrer Seite der Straße, die an der Rückseite der Häuser an einen Feldweg grenzten.

      Manchmal beobachtete Fenja das Treiben draußen vor ihrer Tür und wünschte sich, noch einmal ein Kind sein zu dürfen, ohne Sorgen und ohne diese Ängste, die sie schon so lange daran hinderten, am Leben außerhalb ihrer Sicherheitszone teilnehmen zu können. Hin und wieder wechselte sie ein paar Worte über den Gartenzaun hinweg mit den Hindelangs, ihren Nachbarn von gegenüber. Die Hindelangs waren erst vor einiger Zeit aus Hannover ins Allgäu gezogen, was gerade ihrer Tochter Doro am Anfang nicht gefiel.

      Inzwischen hatte sie viele neue Freunde gefunden und war froh darüber, dass ihr Vater damals die Stelle als Filialeiter der Sparkasse in der Kreisstadt angenommen hatte. Ihre Mutter hatte vor einigen Wochen die von ihr heißersehnte Stelle als Kindergärtnerin in Bergmoosbach bekommen, was die Verbundenheit der Hindelangs mit dem Dorf noch weiter stärkte. Würde ich mich nach draußen wagen, hätte ich mir sicher auch einen neuen Bekanntenkreis aufbauen können, dachte Fenja. Es machte sie traurig, dass es nicht so war.

      Als sie zurück in ihr Arbeitszimmer ging, dachte sie wieder daran, dass sie Pascal zum Krankenwagen begleitet hatte, und fragte sich, ob sie vielleicht schon weiter war, als sie bisher angenommen hatte. Immerhin hatte sie das Grundstück verlassen, ohne es überhaupt zu bemerken. Offensichtlich war ihr das Gespräch mit Pascal in diesem Moment so wichtig gewesen, dass ihre Ängste keine Chance hatten. Vielleicht sollte ich mich öfter mit ihm unterhalten, dachte sie lächelnd. »Unsinn, von was träume ich denn«, sagte sie leise. Pascal war ein unternehmungslustiger Mann, er würde sich nicht für eine Frau interessieren, die es nicht einmal schaffte, allein einkaufen zu gehen.

      So wie sie es mit ihm ausgemacht hatte, schickte sie ihm eine SMS: »Gute Besserung, Fenja«, schrieb sie. Sie war gespannt, ob er ihr antworten würde.

      *

      Kendra fuhr im Schritttempo durch die abgemähten Weizenfelder hinter dem Haus der Kirchners. Sie bremste das Fahrrad immer wieder ab und schaute sich um. Aber die Drohne war nirgendwo zu sehen. Mit dem Fernglas, das sie bei sich hatte, konnte sie die stoppeligen Felder gut überblicken. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, welche Anstrengungen sie die Suche ein paar Wochen zuvor gekostet hätte, als der Weizen noch hoch auf den Feldern stand.

      »Ich brauche ein System«, flüsterte sie und setzte das Fernglas wieder ab. Sie legte es in den Einkaufskorb, der auf dem Hinterrad des türkisfarbenen Rades befestigt war, und zog ihr Handy aus der Jeanstasche. Sie loggte sich in das Internet ein, ließ sich eine Karte des Gebietes anzeigen und markierte die Strecke, die sie die Drohne hatte fliegen lassen. Wenn sie nicht ganz falsch lag, musste die Drohne genau über einem Waldstück in Pascals Schirm geflogen sein. Vielleicht war sie aber auch in den Bach gestürzt, der an den Feldern entlang in Richtung Dorf rauschte, oder in einen Garten in der Nachbarschaft.

      Bei dem Gedanken, jemand könnte die Drohne vor ihr finden, wurde ihr ganz heiß. Einen Absturz auf einen weichen Boden würde sie auf jeden Fall überstanden haben. Ihre einzige Hoffnung war, dass sie auf einem Felsen aufgeschlagen war und zerstört wurde, dann konnte niemand mehr das Filmmaterial sichten.

      Dass ein Paraglider über Bergmoosbach abgestürzt war, würde sich schnell herumsprechen. Ein Fluglehrer kannte viele Leute, die wieder viele Leute kannten. Falls jemand die Drohne fand und sie noch funktionierte, würden die Filmaufnahmen verraten, wo sie gestartet war. Die Spur würde unweigerlich zu Fenja und schließlich zu ihr führen.

      Schließlich überzeugte sie sich davon, dass die wahrscheinlichste Absturzstelle im Wald zu vermuten war. Um in das Waldstück zu gelangen, musste sie die Straße zur Jugendherberge hinauffahren, die sie nur über die Brücke hinter dem Rathaus erreichte. »Also dann«, murmelte sie und machte sich auf den Weg.

      Ziemlich protzig für ein Dorf, dachte sie, als sie an dem imposanten Gebäude mit seinem prächtigen Portal und dem hochaufragenden Turm vorbeikam. Sie zuckte verächtlich mit den Schultern, als sie auf den bevölkerten Marktplatz gegenüber schaute. Die Häuser mit ihren Lüftlmalereien, der alte Brunnen, die historischen Straßenlaternen, alles erschien ihr künstlich und nur für Touristen erschaffen. Das Messingschild, das am Brunnen befestigt war und darauf hinwies, dass er 1759 von einem Johannes Schwartz gestiftet wurde, ignorierte sie.

      Hätte sie nicht diese Mission mit der Drohne erfüllen wollen, wäre sie niemals auf die Idee gekommen, länger als einen Tag in diesem Dorf zu verbringen. Ein Dorf hatte einfach nichts zu bieten. Obwohl, wenn man hier einen Grund hat, zum Arzt zu gehen, dann hat СКАЧАТЬ