Gesammelte Werke. Ernst Wichert
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Ernst Wichert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027237517

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СКАЧАТЬ geworden. Er schlug hinter ihm dreimal das Kreuz und ließ ihn unangefochten gehen. Unmöglich war's nicht, daß er's mit dem Teufel selbst zu tun gehabt hatte.

      Während er langsam in der Richtung nach der Schlucht zurückschritt, bedachte er, was zu tun sei. Er wurde mit sich einig, weder dem Herrn Hochmeister noch dem Junker von der Buche etwas von dieser sonderbaren Begegnung zu sagen, übrigens aber sich alles wohl zu merken und bei nächster Gelegenheit dem Bischof Bericht zu erstatten. Der würde sich's wohl zusammenreimen, meinte er.

      Als er an den Halteplatz kam, waren die Jäger schon fort. Er zäumte sein Pferd auf und folgte ihnen.

      An der Stelle, wo der Hirsch lag, waren sie vorübergeritten. Schade um den Braten, dachte er, sprang ab und lud das Wild auf. Im Dorfe Okonin gab er's den Bauern mit dem Befehl, es nach dem Schlosse zu schaffen.

      Noch denselben Tag verließ Hans von der Buche die Engelsburg, um zu Hause seine Wirtschaft zu übernehmen. Der Hochmeister hatte sich in sein Gemach eingeschlossen und wollte ihn nicht mehr sprechen.

      Bald nach diesem Vorfalle begab Heinrich von Plauen sich nach der Stadt Thorn, um mit dem König über den Frieden zu verhandeln.

      24. EINE SAMARITERIN

       Inhaltsverzeichnis

      Sczanowa lag einige Meilen von der Grenze auf einer mäßigen Erhöhung des Weichselufers. Das, was die Besitzer selbst »das Schloß« nannten, war ein lang hingestrecktes Gebäude unter Strohdach, dessen beide Flügel sich im rechten Winkel an einen viereckigen plumpen Turm von drei Stockwerken anlehnten, der aus rohen Feldsteinen aufgeführt war und wohl schon ein paar Jahrhunderte überdauert hatte. In den Seitenflügeln befanden sich menschliche Wohnungen, aber auch Ställe für Pferde und Vieh und unter den Dächern Getreideschüttungen. Vor den Türen lagen ungeheure Misthaufen auf dem Hofe, der auf der dritten und vierten Seite teils durch Gebäude, deren Dach fast bis zur Erde reichte, teils durch einen verfallenen Palisadenzaun abgegrenzt wurde. Um dieses Viereck lagen ohne Ordnung Lehmhütten von schlechtestem Aussehen in großer Anzahl, die meisten mit seitwärts gesenktem Strohdach und gestütztem Giebel. Weiter die Uferhöhe hinauf zeigten sich auch noch einfachere Wohnplätze: bloße Bedachungen über Gruben, an den Giebelseiten durch aufgeschichtete Rasenstücke notdürftig geschlossen, ganz ohne Fensteröffnungen und mit einem niedrigen Loch statt der Tür. Noch weiter hinaus, schon nahe der Uferböschung, waren in langen Reihen mächtige Baumstämme, daneben auch Bretter aufgestapelt. Von hier führte ein breiter Weg zum Flusse hinab, wenn man eine geebnete Strecke einen Weg nennen will.

      Nirgends die Spur eines Gärtchens um die Hütten, vor denen nur ungeheure Haufen trockenen Strauchwerks lagen, selbst auf dem Schloßhofe und auswärts der beiden Flügel des Hauptgebäudes kein Baum; alles unendlich kahl und nüchtern wie die ganze nächste Umgebung, die eine weite Ackerfläche sein mochte.

      Es war Winter. Schnee lag auf der Plattform des Turms und in dessen tiefen Fensterbrüstungen, Schnee auf den breiten Strohdächern ohne Schornstein, Schnee auf dem Hofe und auf der weiten Fläche ringsum, bis zu den blauschwarzen Waldungen, die landeinwärts in ununterbrochener Flucht den Horizont abgrenzten. Der Fluß war mit Eis bedeckt; es glitzerte augenblendend in der Sonne, wo der Wind streckenweise den Schnee fortgefegt hatte.

      Eine Landstraße war nirgends sichtbar; aber über die Schneefläche führten in verschiedenen Richtungen Gleise nach dem Walde hin oder von demselben her, unregelmäßig, oft einander kreuzend. Es schien, daß jeder gefahren war, wo es ihm gefiel. Auch jetzt bewegten sich Fuhrwerke von eigentümlicher Gestalt auf dieser Fläche hin und her. Die von der Uferhöhe abgehenden bestanden aus zwei durch eine lange Kette verbundenen Schlitten, eigentlich nur Schlittenkufen. Darauf saßen Männer in weißen Schafpelzen und Pelzmützen, Sandalen an den Füßen, deren Riemen bis fast zum Knie hinauf die Wade kreuzweise umwickelten, darüber Holzschuhe mit einer Strohfüllung zur besseren Erwärmung. Einer auf dem vorderen Schlitten trieb mit der Peitsche die kleinen rauhhaarigen Pferde zu eiligstem Lauf an. Die entgegenkommenden Fuhrwerke bewegten sich dagegen in langsamem Schritt; sie waren von derselben Beschaffenheit, aber beladen mit langen Baumstämmen, von denen manche wohl achtzig Fuß messen mochten und mit der dünn auslaufenden Spitze im Schnee mühsam nachschleiften. Die Männer saßen rittlings gegen den Wind und oft die Arme über der Brust zusammenschlagend, um sich zu erwärmen. Ihre Äxte und Beile steckten im Holze. Mitunter fuhren mehrere solcher Schlitten hintereinander her, und dann begleitete sie auch wohl ein Reiter, der eine von Riemen geflochtene Peitsche an kurzem Holzstiel vorn im Pelz stecken hatte oder gelegentlich auch über den Rücken der Fuhrknechte schwang, wenn sie die Pferde nicht gehörig antrieben und im Schnee steckenblieben.

      Im Walde war jetzt der Boden gefroren; auch die Sümpfe und Moräste, die im Sommer selbst das Elchwild mied, hielten jetzt den Tritt der Pferde und Menschen aus. Dort ließ die Herrschaft von den leibeigenen Bauern und Knechten die mächtigen Bäume fällen, abästen und zum Transport zurichten. Überall vernahm man die Schläge der Axt, das Krachen und polternde Niederfallen der getroffenen Stämme, das Schreien der beschäftigten Leute, das Fluchen und Wettern der Aufseher. Unter ihnen bewegten sich auch einige Juden in pelzgefütterten Kaftanen, mit langen schwarzen Locken vor dem Ohr. Sie hatten das Holz von dem Herrn von Sczanowo gekauft und bezeichneten nun die Stämme, die sie geschlagen wünschten. Die Aufseher mußten wohl von ihnen gute Trinkgelder erhalten haben, denn sie waren ihnen in allem willfährig.

      Im Holzgarten aber auf der Uferhöhe, wohin die Stämme gebracht wurden, gab's andere Arbeit. Dort wurden die Stumpfe der Seitenäste mit dem Beil geglättet, die dünnen Wipfelenden abgeschnitten und abgesondert aufgeschichtet, die Eichen auf hohen Gestellen zerschnitten und vierkantig zugerichtet, auch wohl von den beiden Männern oben und unten zu starken Brettern zersägt. Von den Stapelplätzen aus rückte man die Rundhölzer mit Pferden unter wüstem Geschrei bis zur Uferkante und ließ sie von dort auf dem geebneten Wege hinabrollen. Sie sammelten sich dicht am Fluß oder auch auf dem Eise desselben und sollten im Frühjahr zu Flößen verbunden und stromabwärts transportiert werden nach Thorn und Danzig, teilweise vielleicht auch beladen mit dem Getreide, das von der letzten Ernte auf dem Hofe geblieben war, da der Krieg allen Handelsverkehr gehindert hatte.

      Der Eingang zum Schloß sah einer Scheuneneinfahrt nicht unähnlich. Zwei große Torflügel mit einem hölzernen Überfall konnten sie schließen, schienen aber selten gebraucht zu werden, da der eine nicht mehr fest in den Angeln hing. Der Fußboden war mit Lehm ausgeschlagen, die Wand mit demselben Material verstrichen, aber an einigen Stellen mit einer Art roher Mosaik von kleinen buntfarbigen Feldsteinen ausgeputzt.

      Die Zeichnung schien ein Schild mit einem Wappen darstellen zu sollen. Seitwärts führten mehrere kunstlos gefügte Türen links in den herrschaftlichen Pferdestall und rechts in die Wohngemächer. Hier hielten dicke Steinwände die Kälte ab, die kleinen lukenartigen Fenster ließen nur das notwendigste Licht ein. Die Ausstattung konnte im Gegensatz zu dem bäuerischen Äußern fast verschwenderisch genannt werden: überall lagen Felle von Bären und anderen Waldtieren auf dem Fußboden, die Wände waren mit Teppichen bedeckt, deren orientalische Muster über ihren Ursprung nicht Zweifel lassen konnten; an weichen Polstern fehlte es nicht neben den Kaminen, deren Steineinfassung von weither herangebracht sein mußte. Einige Möbelstücke von Olivenholz mit eingelegten Verzierungen von Metall deuteten nach Italien hin, waren aber in Ungarn erbeutet, wo sie wahrscheinlich lange Station gemacht hatten. Darauf standen zerbrochene Geschirre mit allerhand Bildwerken, an einer Stelle auch eine Holztafel mit Malerei, die zu einem Altarschrein gehört hatte und vielleicht von dem Herrn Michael von Kroczinski jüngst aus Preußen mitgebracht war. Er bewohnte diesen Flügel, sein Bruder Jakob den andern. Außer ihnen aber hausten noch verschiedene Vettern, Schwäger und weibliche Verwandte im Schloß, eine ganz zahlreiche Sippe, größtenteils nur sehr dürftig einquartiert, denn dicht neben den wenigen wohnlichen Räumen zogen СКАЧАТЬ