Gesammelte Werke. Ernst Wichert
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Ernst Wichert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027237517

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СКАЧАТЬ zu gebrauchen. Arnold Hecht sah sich gern zu einem entscheidenden Schritt genötigt. Sobald er gewiß war, daß es sich im Lager nur noch um Erledigung von Förmlichkeiten handelte, gab er nach und ließ den Kastellan von Kalisch mit vielen seiner Hauptleute in die Stadt ein.

      Wie einen Retter und Befreier begrüßte ihn die nun ganz haltlose Bürgerschaft. Goldene Berge erhoffte man vom Könige, dessen Freigebigkeit außer Zweifel war. Handel und Gewerbe würden nun erst blühen, da sich ihnen ein unermeßliches Gebiet öffne. In allen Brauhäusern wurde Bier geschenkt. Im Artushof und in den Gemeindegärten gab's Fest auf Fest. Jubelnd zogen die Menschenmassen durch die Straßen, nahmen die polnischen Herren in ihre Mitte, wo sie sich zeigten, und gaben ihnen unter lauten Hurras das Geleit zu den Häusern der Ratsherren, in denen sie tafelten. Herr Janisch von Thuliskowo wurde im Triumph durch die ganze Stadt geführt und mit allem bekannt gemacht, worauf die Danziger stolz waren. Ihre Speichergassen, Holz- und Teerbracken, selbst ihre Schiffsbauplätze auf der Lastadie mußte er sehen und bewundern. Nie hatten sie einem von den Ordensleuten die Einsicht in diese Werkstätten ihres Handels gewährt. Bei diesen Umzügen fehlten die Trompeter und Pfeifer des Hofes nie. Man machte absichtlich möglichst viel Lärm und Geschrei, damit »die auf dem Schlosse« es bemerkten und sich ärgerten.

      Als Letzkau einritt, kam ihm gerade ein solcher lärmender Haufe entgegen. An der Spitze ging sein Kumpan Hecht mit einigen jüngeren Herren vom Rat. Sie hatten in des Kastellans Herberge mit den Polen gezecht. Was gibt's hier? rief er, sein Pferd in den Weg stellend.

      Hecht schwenkte lustig seinen Hut, an dem eine Feder steckte. Ah, seid Ihr's endlich, Herr Bürgermeister? Wir haben in Eurer Abwesenheit Gäste eingeladen. Nichts für ungut! Die Danziger waren die lange Klausur satt und streckten ihren Freunden draußen die Hand über die Mauer zu.

      Ihr habt sehr voreilig gehandelt! schalt Letzkau. Wenn ich nun nicht brächte, was Ihr erwartet?

      So müßten wir freilich die Herren mit den langen Schnauzbärten wieder zum Tor hinauslassen und von neuem die Mauern besetzen. Weiter wär's kein Schade.

      Und wenn der König erfahren hätte, wie wohlgesinnt ihm die Stadt ist, auf welche Bedingungen, meint Ihr, hätte ich abgeschlossen?

      Die Bürgerschaft war nicht zu halten, und ich denke, den König wird's nicht gegen uns verdrießlich stimmen, wenn er hört, wie gut man seinen Hauptmann aufgenommen hat, noch bevor die Stadt förmlich übergeben war.

      Kommt in einer Stunde aufs Rathaus, schloß Letzkau, ich habe Ernstliches mit Euch und einigen Genossen zu reden.

      Dort sagte er: Es gefällt mir nicht, daß der Rat so die Leitung aus der Hand gibt. Die Gewerke sind schon ohnedies aufsässig genug und auf allerhand Neuerungen bedacht. Meinen sie nun in einer so wichtigen Sache ihren Willen durchgesetzt zu haben, und sehen die Polen, was sie zu ihrem Gunsten vermögen, so haben wir künftig einen schweren Stand.

      Er legte den Vertrag der Stadt Danzig mit dem Könige vor. Darüber entstand viel Freude, denn einen so günstigen Abschluß hatte man nicht erwarten dürfen. Nun erkannten alle mit reichlichem Dank an, daß er für ihr Wohl bedacht gewesen sei, und versprachen, seinen Weisungen streng nachzukommen.

      So hört mich an, nahm Letzkau das Wort. Vor allen Dingen müssen die fremden Gäste ersucht werden, wieder die Stadt zu verlassen. Was wir auf Grund dieses königlichen Briefes mit dem Herrn Kastellan von Kalisch zu verhandeln haben, muß vorerst draußen im Lager in aller Ordnung verhandelt werden. Dann aber bedenket, daß wir alle Brücken hinter uns abbrechen. Ich habe lange diesen Schritt überlegt, und wahrlich, mit schwerem Herzen hab' ich ihn getan. Nun er getan ist, nützt kein Zögern und Umschauen. Vorwärts müssen wir dem König entgegen und uns so befestigen, daß wir fortan unzertrennlich sind. Wir haben des Ordens Herrschaft abgeworfen, das wird uns der Orden nie verzeihen, wenn er wieder zu Kräften kommt. Deshalb darf er nicht wieder zu Kräften kommen, hier in Pommerellen wenigstens nicht. Danzig muß eine königliche Stadt bleiben, wie auch sonst der Friedensschluß laute. Darum rate ich, daß wir sofort dem Könige huldigen und den Orden aus dem Schloß und seinem sonstigen Besitz vertreiben, selbst aber Besitz von dem ergreifen, was uns des Königs Gnade zugebilligt hat. Denn nur was wir uns nehmen, das werden wir haben. Es ist auch nicht meine Meinung, daß wir das Schloß des Königs Hauptleuten überlassen, damit der König nicht nach Willkür gegen uns verfahre wie vorher der Orden, wenn er erst an seiner Stelle die Macht hat. Können wir's nicht allein für uns haben, so wollen wir's wenigstens mit ihnen zugleich in Pfand nehmen. Jetzt ist der König zu allen Zugeständnissen bereit. Leicht ändert er seinen Sinn, wenn erst die Marienburg genommen ist. Was heute geschieht, das braucht morgen nicht mehr zu geschehen.

      Der Rat stimmte freudig zu.

      Nun kehrte der Kastellan, der unter der Hand verständigt wurde, ins Lager zurück. Dorthin kamen Sendboten der Stadt, zeigten ihm des Königs Brief vor und führten ihn in feierlichem Zuge, Trompeter und Pfeifer voran, nach der Stadt und in die Marienkirche, in der die ganze Bürgerschaft versammelt war. In deren Namen huldigte der Rat mit einem Eidschwur dem König, daß die Rechte Stadt Danzig ihm treu und gehorsam sein wolle, so lange er sie bei ihren verbrieften Freiheiten erhalte, und die Bürger stimmten zu.

      Als die Feierlichkeit beendet war, begab sich Konrad Letzkau mit einigen Ratsherren durch das Haustor bis unter die Mauer des Schlosses und begehrte den Komtur zu sprechen.

      Johann von Schönfels erschien auf der Brücke und fragte nach ihrem Begehr. Da sagten sie ihm, daß die Stadt dem König gehuldigt habe, um ihrer Not entledigt zu werden, und forderten ihn auf, gütlich das Schloß zu verlassen, das er doch nicht halten könne, versprachen ihm auch ein reichliches Zehrgeld für sich und seine Leute. Der Komtur aber, obschon ihm die Belagerung wenig gefiel, weigerte sich dessen entschieden und nannte sie Abtrünnige und Verräter, die ihrer Strafe nicht entgehen würden. Darüber kam es zu heftigen Reden auch auf der anderen Seite. Man werde ihn mit den anderen Ordensherren an den Hälsen aus der Burg ziehen, hieß es wenig respektvoll.

      Letzkau trat ungern zurück. Drohend rief er: Ihr wollt stets mit dem Kopf durch die Mauer; das könnt ihr nicht. Wohlan, wir werden euch belagern hinten und vorn, zu Wasser und zu Lande: wir wissen wohl, was ihr auf dem Hause habt. Ihr könnt es nicht lange halten. Wollt ihr nicht mit Willen herab, so wollen wir euch mit Unwillen herunterziehen und -zerren.

      Aus der umstehenden Menge wurden Steine nach dem Komtur und seinen ritterlichen Begleitern geworfen. Sie zogen sich schleunigst zurück. Der Anlauf war verfehlt.

      Es hatte seinen besonderen Grund, daß der Komtur so fest blieb. Am Tage vorher war ihm ein Brief des Statthalters zugegangen, in dem derselbe ihn beschwor, das Haus mit dem Aufgebot aller Kräfte dem Orden zu erhalten.

      Den Brief hatte der wackere Klaus Poelke ins Schloß gebracht, nicht ohne ernstliche Gefahr für sein Leben.

      Der Komtur hieß ihn auf Antwort warten, und so hatte er einen Tag Aufenthalt.

      Er benutzte die Gelegenheit, mit dem Volkshaufen, der den Bürgermeister und den Hauptmann begleitet hatte, durch das Haustor in die Rechte Stadt zu gelangen. Dort begab er sich in das Haus des Ratsherrn Huxer und fragte nach seiner Muhme Barbara. Die war nicht wenig verwundert, ihn zu sehen.

      Ich bringe Euch und dem Fräulein wohl nichts Gutes, sagte er, aber um Dank ist mir's auch nicht zu tun, sondern daß ich Euch zeige, wie ich Eures Auftrags gedacht habe. Den Junker von Waldstein habe ich in der Marienburg nicht gefunden, aber –

      Wartet, bis ich das Fräulein rufe, unterbrach Barbara. Was du da zu melden hast, ist für sie.

      Nein, bat Klaus, ruft das Fräulein nicht. Ich kann mir ja doch denken, weshalb … Na, ich mag nicht zugegen sein, wenn sie's erfährt. Da ist der Junker Hans von der Buche СКАЧАТЬ