Gesammelte Werke. Ernst Wichert
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Ernst Wichert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237517

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СКАЧАТЬ hier in der Marienburg nach einem jungen Herrn zu forschen, der bei Tannenberg mitgefochten haben soll, ob er lebend oder tot sei. Und sie sagte noch, der Herr Komtur von Schwetz kenne ihn wohl, und es könne sein, daß er sich nach der Schlacht zu ihm begeben habe. Hat mir aber niemand in dem mittleren Schlosse Auskunft geben können. Da meinte ich nun –

      Und wie ist der Name des Mannes, den Ihr erforscht?

      Er soll Heinz von Waldstein geheißen sein, gnädiger Herr.

      Da verfinsterte sich des Statthalters Stirn. Er ist in der Schlacht gefallen, antwortete er dumpf. Laßt Euch Bericht von diesem geben, der's auch mir gemeldet hat.

      Er zeigte auf Hans von der Buche, wandte sich ab, nahm kurzen Abschied von seinem Vetter und verließ die Vorburg. Es war nach der Freude über den Sieg eine schmerzliche Erinnerung gewesen. Sie warf zugleich ihren Schatten vor sich hin auf das Schmerzliche, das ihm an diesem Tage noch bevorstand. Es war bereits nach Mitternacht, als er wieder in seinem Gemache anlangte. Er warf sich auf sein hartes Lager, der Schlaf kam aber nicht. Zum Morgenamt ging er nach der Kirche. Gleich nach der Prime, um sechs Uhr früh, war das Kapitel berufen.

      Es wurde beschlossen, unverzüglich einen Herold zum König nach Stuhm zu schicken und ihn um freies Geleit für den Statthalter zu ersuchen. Der Ritter Wigand von Marburg sollte ihn begleiten und darauf achten, daß den üblichen Förmlichkeiten ein Genüge geschehe. Er war in solchen Dingen der erfahrenste. Einen Fall wie diesen freilich hatte er auch nicht erlebt.

      Einige Stunden konnte Plauen nun der Ruhe pflegen. Erst gegen Mittag kamen die Boten zurück und meldeten, daß Wladislaus sich bereit erklärt habe, den Statthalter in seinem Lager zu empfangen. Sein Schreiber hatte den Geleitbrief ausgestellt. Aber es habe geheißen, daß der König sehr zornig sei und von Verhandlungen wenig wissen wolle.

      Nach dem einfachen gemeinsamen Mahl, das nach strenger Ordensregel schweigend eingenommen wurde, wählte Plauen mehrere Ritter zu seiner Begleitung, betete mit ihnen in der Kapelle über der Hochmeistergruft und bestieg trüben Mutes sein Roß. Ein Fähnlein berittener Lanzenknechte – die stattlichsten, die man hatte wählen können – folgte der kleinen Ritterschar. Im Angesicht des Lagers richtete Plauen sich hoch auf im Sattel und ritt nun in stolzer Haltung in die Zeltgassen ein. Man sollte merken, daß das Unglück ihn nicht gebeugt habe.

      Der König war schon in seinem prächtigen Zelt angelangt, und auch der Großfürst hatte sich auf sein Geheiß eingefunden. Ein zahlreiches Gefolge von Edelleuten in bunten Kleidern hielt die Zugänge besetzt. Im Lager hatte sich schnell die Kunde verbreitet, daß der Statthalter des Ordens in Person erscheinen wolle, um Frieden zu bitten. Alles strömte dem königlichen Zelte zu, ihn zu sehen. Den meisten war es eine frohe Aussicht, daß die Belagerung ihr Ende haben sollte. Denn in der Umgegend gab es wenig mehr zu plündern, und der gestrige Kampf an der Vorburg hatte gezeigt, daß man nicht werde ohne viel Blutvergießen der stolzen Feste Herr werden können.

      Der Bischof Johannes von Kujawien hatte sein Zelt nicht weit von dem des Königs. Er führte Konrad Letzkau und die andern Danziger Herren hinein und sagte ihnen: Wir sind zur rechten Zeit gekommen, ein sonderliches Schauspiel zu sehen. Der Orden will sich vor dem König demütigen. Gebt acht, wenn der Statthalter vorbeireitet. Ihr werdet nun hoffentlich nicht länger zweifeln, daß euch fortan nur des Königs Gnade nützen kann, und ich fürchte, ihr habt schon zu lange gezögert, sie anzurufen.

      Das fürchtete Letzkau selbst. Er war den vorigen Tag mehr bedacht gewesen, die Sendboten der anderen Städte zu überreden, sich in allen Dingen zu einem gemeinsamen Handeln zu verpflichten, als mit des Königs Kanzler in Verhandlungen einzutreten. Sein scharfes Auge hatte rasch mancherlei Mißstände im Lager entdeckt, die dem Bischof selbst entgangen waren, und die Mauern der Burg zeigten sich nicht so sehr beschädigt, daß auf baldige Übergabe zu rechnen war. Mit stiller Freude hatte ihn dann am Morgen die Nachricht erfüllt, daß der nächtliche Angriff auf die Vorburg tapfer abgeschlagen sei. Wenn des Königs Waffen hier der schwächsten Stelle gegenüber so wenig Erfolge hatten, wie weit war er von der Eroberung des Hochschlosses entfernt! Nun schien er sich doch schwer getäuscht zu haben.

      Wenn Heinrich von Plauen um Frieden zu bitten kam, mußte die Not aufs höchste gestiegen, jede Hoffnung geschwunden sein, durch hartnäckigen Widerstand das Kriegsglück zu zwingen. Das bestürzte ihn. Gab der Orden den Kampf auf, so mußte auch Danzig sich bedingungslos unterwerfen, und ihn würde in den Augen seiner Mitbürger die Schuld treffen.

      Ich hoffe, Ihr werdet den Herrn König wissen lassen, sagte er, daß wir auch vor diesem zum gütlichen Vergleich bereit waren.

      Der Bischof begab sich in des Königs Zelt; nicht für die Danziger zu sprechen, die ihm leicht Ärgernis bereiten konnten, sondern um Jagello zu mahnen, sich jetzt – »durch seine Güte«, schmeichelte er – nicht zur Nachgiebigkeit verleiten zu lassen außer in billigen Dingen. Denn viele hätten seiner Festigkeit vertraut und wären deshalb ohne ernstlichen Zwang zu ihm übergegangen; sie würden für alle Zeit scheu werden, wenn sie sich nun deshalb verantworten müßten. Dabei dachte er zumeist an sich selbst, denn er hatte noch kurz vor Ausbruch des Krieges dem Orden mit feierlichen Beteuerungen seine Dienste zugesagt. Der König aber, der in einer prächtigen Rüstung von Goldblech, mit der Krone auf dem Helm erschienen war, antwortete beruhigend: er wisse selbst seine königliche Würde zu wahren und werde vollbringen, was Gott ihm aufgetragen.

      Als nun die Trompeter das Annahen der Gäste meldeten, schlüpfte der Bischof fort. Er hielt es für alle Fälle geraten, sich vom Statthalter nicht unter den Ratgebern des Polenkönigs blicken zu lassen.

      Vor dem Zelte wurde Plauen mit seinen Begleitern von polnischen und litauischen Kriegshauptleuten empfangen; es waren aber darunter keine Großwürdenträger des Reiches, und man ließ ihn auch nicht sofort ein, sondern hieß ihn warten, bis er dem Könige gemeldet sei. Dann dauerte es eine Weile, bis der Türvorhang zurückgeschlagen wurde und der Wappenherold erschien, ihn vorzuladen. Auf dessen Wink zogen sich die Hauptleute aus der Nähe des Zeltes zurück.

      Jagello saß auf einem vergoldeten Sessel, der selbst auf einer trittartigen Erhöhung vor der mit Purpur bekleideten großen Zeltstange seinen Platz hatte. Hinter ihm stand Witowd, auf die Lehne des Stuhles gestützt. Den Hintergrund des Zeltes nahmen vornehme Geistliche und die obersten Befehlshaber ein. Der König hatte ein Schwert über seinen Knien liegen: zwei Chorknaben hielten ein Evangelienbuch. Seitwärts stand der Kanzler, etwas weiter vor der Dolmetscher. An einem Tische saß der Schreiber, dem Zelteingang abgewandt.

      Der König ging seinem Gast nicht entgegen, erhob sich nicht einmal von seinem Sitze, sondern beugte nur ein wenig das Haupt und winkte ihm näher zu treten. Plauen fühlte, daß sein Herz sich krampfhaft zusammenzog und das Blut ihm in die Stirn trat. Es dunkelte ihm vor den Augen, und der Erdboden schien zu schwanken. Er griff mit der Hand nach dem Kreuz auf seinem Mantel, und so verbeugte er sich tief. Eure Gnade, begann er, hat mir das sichere Geleit gesandt, um das ich gebeten. Mag es nun auch Eurer Gnade gefallen, mich gütig anzuhören und eine freundliche Antwort zu geben. Gott hat es in seiner Weisheit so beschlossen, daß Ihr Sieger sein solltet in diesem Kampfe. Die Brüder erbarmen sich des armen Landes, das allzu schwer leidet unter der Kriegsgeißel, und wollen ihm den Frieden geben. Deshalb senden sie mich, den erwählten Statthalter, ihn Eurer Gnade zu bieten. Nehmt ihn huldreich an.

      Der Dolmetsch übersetzte diese Anrede. Der Kanzler nahm in gebückter Haltung des Königs Antwort in Empfang und ließ sie wieder durch den Dolmetsch melden. Gott weiß, daß wir nicht schuld sind an diesem Kriege. Immer war es unser Wunsch, in Frieden und Einigkeit mit unsern Nachbarn zu leben. Aber von je her war der Deutsche Orden streitsüchtig und auf Erweiterung seiner Macht bedacht. In der ganzen Christenheit ist er bemüht gewesen, uns in bösen Leumund zu bringen und uns Feinde zu wecken. Den römischen Kaiser und den König von Böhmen hat er gegen uns aufgestachelt und viele Fürsten übel beraten, gegen uns das Schwert zu ziehen. Nun ist СКАЧАТЬ