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sich lösen und alle Tränen versiegen werden, der Kirche, welche die irrenden Menschen zum Himmel leitet, des heiligen Reiches, das die Gerechtigkeit auf Erden zu verwirklichen und Frieden zu schaffen sucht, kam einer irdischen Macht zugute, nämlich dem Staat, den nicht der Kaiser, sondern den die Fürsten ausbildeten. Stimmte doch der junge Piccolomini der Ansicht des französischen Königs zu, das beste würde sein, von einem Konzil ganz abzusehen, anstatt dessen sollten die Fürsten zusammenkommen und alles bereden; die Kirche sei da, wo sich die Fürsten versammelten. Die Fürsten könnten, so meinte auch Piccolomini, selbst wider den Willen des Klerus das Friedenswerk vollziehen, denn der sei der Papst, dem die sämtlichen Fürsten huldigten. »Wir haben alle den Glauben«, sagte er, »den unsere Fürsten haben; würden diese Götzen anbeten, so würden auch wir dieselben anbeten, ja wir würden nicht bloß den Papst, sondern Christus selbst verleugnen, wenn es die weltliche Macht befiehlt.« Der, welcher das geschrieben hatte, wurde später selbst Papst und stattete sich als solcher mit ganz anderen Ansichten aus; aber es war ausgesprochen worden, weil Tatsächliches ihm entsprach. Die Kirche hatte das Reich bekämpft und erniedrigt, und das Reich riß im Sturze die Kirche mit sich in den Abgrund; der absolute Staat wurde der Erbe ihrer Ansprüche.
So war denn das Reich, war Deutschland auseinandergefallen. Das christliche Abendland, in dem Papst und Kaiser die Völker zu einer Einheit zusammengefaßt hatten, wie heftig sie sich auch bekriegen mochten, wurde zu einem Nebeneinander von Nationen, die sich eifersüchtig, mißtrauisch, gerüstet gegenüberstanden, ohne eine von allen anerkannte Macht über sich, die sie friedlich hätte verbinden können.