Gesammelte Werke. Ricarda Huch
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

Серия:

isbn: 4064066388829

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СКАЧАТЬ und zum klugen Verhalten gegen den künftigen Gatten erzogen. Sie waren wohl von starrem fürstlichem Standeshochmut erfüllt, aber sie wußten, daß der Ehemann als Mann und als Fürst ein doppeltes Übergewicht hatte. Es versteht sich, daß bei aller Unterwürfigkeit die Frau, sei es durch Klugheit und Schönheit, sei es durch Unliebenswürdigkeit, Launenhaftigkeit und Verdrehtheit ihren Gatten nicht wenig plagen konnte, besonders wenn aus Gründen der Politik auf den Schwiegervater Rücksicht zu nehmen war. Die Regel indessen war doch, daß die Frau sich zu bescheiden hatte. Landgraf Wilhelm von Hessen, der Sohn Philipps, schrieb seinem Schwager, dem Pfalzgrafen Ludwig, indem er ihm riet, rechtzeitig seine Frau durch ein Testament zu versorgen, es sei ja billig, »daß die armen, hilflosen Leutlein, die uns alle Nacht an der Seite liegen und so viel Kümmernis und Schmerz um unseretwillen leiden mußten, auch beizeiten bedacht werden«. Arm und hilflos, so konnte man die Frau wohl nennen, ob sie auf dem Thron oder in der Hütte lebte. Was Bartholomaeus Zastrow von der »ungeschlachten« Ehe seiner »schönen, freundlichen, getreuen und frommen« Schwester Katharine erzählt, die ihr so viel Leiden brachte, daß die eigenen Eltern ihren Tod mehr wünschten als fürchteten, war nicht ungewöhnlich; Melanchthon erlebte Ähnliches mit seiner geliebten Tochter Anna. Während jetzt die Frauen im Durchschnitt ein höheres Alter als die Männer erreichen, starben damals die Frauen früh, durch die große Zahl der Geburten erschöpft. Oft war es die dritte Frau, die den bedeutend älteren Mann überlebte.

      Man könnte denken, daß die Frau, die darauf hingewiesen war, da sie so wenig Rechte besaß, sich auf Schleichwegen ein bißchen Glück zu erlisten, zu einem ränkesüchtigen, gefallsüchtigen, unaufrichtigen Wesen sich entwickelt hätte; aber es ist glücklicherweise so, daß neben dem oft schielenden menschlichen Recht auch das göttlich-natürliche wie die Sonne durchbricht und sich alles unterwirft, daß in den vielfach verschlungenen menschlichen Beziehungen neben der Selbstsucht, die zertritt und zerreißt, auch schöne und edle Antriebe walten. Die dankbare Liebe der Söhne und Töchter konnte die Frau für viele Leiden entschädigen, der Sohn konnte ihr sogar zum Beschützer und Rächer werden. Das liebliche Jugendgesicht, das sich über seine Wiege beugte, sah der Herangewachsene selten noch, da es schon früh den Schmelz und die weiche Rundung verlor, aber ihr Geist, ihr frommes Wort, ihr fürstlicher Sinn blieben unvergessen. Auch die Achtung und Liebe des Mannes wurde zuweilen erworben, zuweilen verband herzliche Neigung und Treue die Eheleute ihr Leben lang.

      Alle Beschwerden, aber auch allen Reichtum eines Frauenlebens, wie es in allen Ständen gelebt werden konnte, malen uns die Briefe der Kurfürstin Maria von der Pfalz, Tochter des Markgrafen Casimir von Brandenburg. Sie gewann ihren Gatten Friedrich, Sohn des Pfalzgrafen von Simmern, für das Luthertum und ertrug mit ihm die Entbehrungen, denen sie durch die Ungnade seines katholisch gebliebenen Vaters ausgesetzt waren. Als nach 13 Jahren, 1559, die Kurlinie mit Ottheinrich ausstarb, wurde Friedrich Kurfürst. Er hat in der Geschichte den Beinamen des Frommen erhalten, und sicherlich war sein Bekenntnis tiefste Überzeugung. Inzwischen war Maria, nachdem sie elf Kinder geboren hatte, eine gebrechliche, von allerlei Leiden heimgesuchte Frau geworden, denen sie tapfer widerstand, soweit es möglich war. Ob ihr wohl oder weh war, begleitete sie ihren Mann auf die Jagd, weil er es liebte, sie immer an seiner Seite zu haben. Wenn ihre verheirateten Töchter Kinder bekamen, ließ sie es sich nicht nehmen, sie zu pflegen; sie reiste hin, erfreute die Enkelkinder durch mitgebrachtes Spielzeug und betreute sie. In der feinsten und liebevollsten Weise suchte sie ihren unglücklichen Schwiegersohn, Johann Friedrich den Mittleren, den der Wunsch, seinem verhaßten Vetter August die Kur wieder abzugewinnen, in verhängnisvolle Unternehmungen verstrickte, durch verständige Warnungen zu retten. Solange sie bei den Töchtern war, fühlte sich Friedrich verwaist, einer Turteltaube gleich, die ihren Gesellen verloren hat, wie er selbst sagte, und erwartete ungeduldig ihre Rückkehr. Einen großen Schmerz tat er ihr an, als er vom Luthertum, in dem sie aufgewachsen war, zum Kalvinismus überging; allein die Innigkeit des ehelichen Verhältnisses konnte selbst dadurch nicht getrübt werden. Als sie mit 48 Jahren ihren Leiden erlag und Friedrich nun für immer von ihr verlassen war, schrieb er seinem Schwiegersohn, daß er seines besten Freundes, mit dem er in diesem mühseligen zeitlichen Leben mehr als 30 Jahre in aller herzlichen Liebe und Freundschaft zugebracht, beraubt sei. Eine schönere Grabschrift hätte ihrem heldenmütigen Herzen nicht gesetzt werden können. Wenn Friedrich trotzdem bald wieder heiratete, er wählte eine gleichfalls kürzlich verwitwete Frau, mit der er noch sieben Jahre zusammen lebte, so war das ein Beweis, wie glücklich ihn die Ehe gemacht hatte. Fast immer heirateten die Fürsten nach dem Tode der Frau sehr rasch wieder, zuweilen, um damit eine neue politische Kombination zu bekräftigen, doch aber auch, weil sie in dem harten wilden Leben der Zeit den einen süßen Klang, die holde Gegenwart einer Frau, nicht missen mochten.

      Einem edlen Fruchtbaum gleich war Juliane von Nassau, Tochter Bothos des Glückseligen von Stolberg; im Frühling wiegt er die rosige Blüte in lauen Lüften, im Sommer ist er schwer von reifenden Früchten, und im Herbst umtanzen ihn jubelnde Kinder, und die Landleute pilgern zu dem schätzespendenden verehrungsvoll wie zu einem Heiligtum. Mit 17 Jahren heiratete sie einen Grafen von Nassau, dem sie fünf Kinder gebar, und nach dessen frühem Tode den verwitweten Grafen Wilhelm von Nassau-Dillenburg, der dem jungen Hanauer Paare ein väterlicher Freund und Berater gewesen war. Er gehörte einem vornehmen, sehr alten Geschlecht an, das sich im 12. Jahrhundert nach dem Schlosse Nassau zu benennen angefangen hatte und aus dem einst ein Kaiser hervorgegangen war. Von ihrem zweiten Manne hatte Juliane zwölf Kinder, sieben Töchter und fünf Söhne, deren ältester einer der bedeutendsten Fürsten jener und aller Zeit war, Wilhelm von Oranien. Ihr Erbe und Einfluß war es wohl, daß alle Geschwister, namentlich die Söhne, die Standhaftigkeit und Opferwilligkeit besaßen, sich dem großen, zuerst aussichtslosen Werk der Befreiung der Niederlande zu widmen. Die stete, gleichmäßige Wirksamkeit ihrer Liebe und Sorgfalt, ihres sittlichen Ernstes, womit sie Kinder und Schwiegerkinder umfaßte, verband die Geschwister untereinander und an die Ehre Gottes und die Ehre des Hauses. Ohne daß sie besonders geistvoll oder unternehmend gewesen wäre, bildete sie den Mittelpunkt der Familie, dem sich alle beugten. Sie erlebte den Tod dreier Söhne, darunter ihres Lieblings Ludwig, in den Schlachten gegen Spanien und die bitteren Sorgen und Kämpfe des Oraniers unter Schmerzen, aber immer ihrem Glauben und ihren Pflichten treu und eine Stütze für andere. Sie hatte zu ihren Lebzeiten 160 unmittelbare Nachkommen. Von ihren Töchtern hatte eine zehn, eine fünfzehn, je zwei vierzehn Kinder. Das waren damals keine außergewöhnlich hohen Zahlen; aber nicht oft waren so viele Kinder einer Mutter so begabt und lebenskräftig wie die Julianes.

      Eine verehrte katholische Fürstin war die Erzherzogin Maria, Stammesmutter der jüngeren habsburgischen Linie, die nach dem Erlöschen der älteren an die Spitze des Hauses trat. Sie war eine Wittelsbacherin und regierte mit fester, etwas harter, bayrisch-bäuerlicher Hand ihren weicheren Mann und ihre unbändigen Kinder. Es war nicht ihre Schuld, wenn etwas von der gelockerten, spielerischen Art der letzten Habsburger auf ihren Sohn Ferdinand überging; aber daß der katholische Glaube in Österreich nicht unterging, war überwiegend ihr Verdienst. Ganz anders waren die Habsburgerinnen, die Schwestern Karls V., deren Tatkraft durch den diesem Hause eigentümlichen Tropfen Rausch und Duft durchsüßt war. Karls Lieblingsschwester war Eleonore; einem Engländer erschien sie in Brüssel, als sie nicht mehr jung war, in einem faltenreichen Batistkleide mit Stickereien anmutig wie eine weiße Taube. Trotz seiner brüderlichen Liebe trennte er sie von dem schönen Pfalzgrafen Friedrich, der seinem Anspruch für sie nicht genügte. Nach vielen Jahren treuen Dienens wurde er durch die Hand einer Nichte der einst Geliebten entschädigt, während Eleonore Königin von Portugal und dann Königin von Frankreich werden mußte. Maria und Isabella hatten eine ausgesprochene Neigung für das Luthertum. Isabella war in sehr unglücklicher Ehe mit dem König von Dänemark verheiratet, Marias liebenswürdiger Gatte, der König von Ungarn, fiel jung in der Schlacht bei Mohacz. Sie heiratete nicht wieder, wurde nach dem Tode Margaretens, der Tante Karls V., die kluge, einsichtsvolle Regentin der Niederlande. Wenn Karl ihr einmal schrieb, gelte es einen Kampf anstatt mit Waffen mit dem Verstande zu führen, so sei sie der beste Kapitän, tat er ihr eigentlich Unrecht: sie war eine kühne, unermüdliche Reiterin und Jägerin und führte auch persönlich Kriegszüge an. Wie seiner Frau in Spanien, wenn er abwesend war, überließ Karl seiner Schwester die Regierungsgeschäfte mit unbedingtem Vertrauen.

      Wenn СКАЧАТЬ