H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells
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Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke

Автор: Herbert George Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813628

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СКАЧАТЬ Au­gen be­geg­ne­ten de­nen mei­nes Bru­ders, und ihr Ver­trau­en kehr­te wie­der.

      »Auch ich habe Geld mit«, sag­te mein Bru­der.

      Sie er­klär­te nun, au­ßer ei­ner Fünf-Pfund­no­te un­ge­fähr drei­ßig Pfund in Gold bei sich zu füh­ren, und schlug vor, da­mit zu ei­nem Zug bei St. Al­bans oder Neu-Bar­net zu ge­hen. Mein Bru­der, der die Wut der Lon­do­ner, als sie die Züge stürm­ten, mit an­ge­se­hen hat­te, hielt die­ses Vor­ha­ben für hoff­nungs­los und setz­te nun sei­nen Plan aus­ei­nein­an­der, Es­sex zu durch­que­ren und so nach Har­wich zu ge­lan­gen, um von dort das Land über­haupt zu ver­las­sen.

      Frau El­phin­sto­ne — so hieß die Dame in Weiß — woll­te auf kei­ne Ratschlä­ge hö­ren und rief un­auf­hör­lich nach ih­rem »Ge­or­ge«; ihre Schwä­ge­rin aber war er­staun­lich ru­hig und ver­nünf­tig und war schließ­lich be­reit, dem Vor­schlag mei­nes Bru­ders zu fol­gen.

      So schlu­gen sie also die Rich­tung nach Bar­net ein, in der Ab­sicht, die große, nach Nor­den füh­ren­de Stra­ße zu kreu­zen; mein Bru­der lenk­te das Pony, um es so viel wie mög­lich zu scho­nen.

      Als die Son­ne hö­her stieg, wur­de es un­be­schreib­lich heiß und un­ter den Fü­ßen brann­te ein dich­ter weiß­li­cher Sand, so­dass sie nur sehr lang­sam vor­wärts­ka­men. Die He­cken wa­ren grau vor Staub. Und als sie in die Nähe von Bar­net ka­men, ver­nah­men sie ein im­mer lau­ter an­schwel­len­des Ge­mur­mel.

      Sie be­geg­ne­ten im­mer mehr Leu­ten. Die meis­ten starr­ten vor sich hin, mur­mel­ten un­be­stimm­te Fra­gen und sa­hen er­schöpft, ab­ge­ma­gert und schmut­zig aus. Ein Mann im Frack ging zu Fuß an ih­nen vor­über, sei­ne Au­gen auf den Bo­den ge­hef­tet. Sie hör­ten sei­ne Stim­me und als sie nach ihm blick­ten, sa­hen sie, wie er mit der einen Hand sein Haar rauf­te und mit der an­de­ren nach un­sicht­ba­ren Din­gen schlug. Als sein Wut­au­fall vor­über war, ging er sei­ne Stra­ße wei­ter, ohne sich nur ein­mal um­zu­bli­cken.

      Als die Ge­sell­schaft mei­nes Bru­ders sich dem Kreuz­weg im Sü­den von Bar­net nä­her­te, sa­hen sie eine Frau über ein Feld zur Lin­ken ge­gen die Stra­ße zu kom­men. Ein Kind trug sie auf dem Arm und zwei an­de­re führ­te sie; dann ging ein Mann in ei­nem schmut­zi­gen schwar­zen An­zug vor­bei, einen di­cken Rock in der einen Hand, eine klei­ne Rei­se­ta­sche in der an­de­ren. Als sie um die Ecke des Feld­we­ges fuh­ren, dort, wo bei der Ein­mün­dung in die Land­stra­ße ei­ni­ge Land­häu­ser ste­hen, kam ein klei­nes Ge­fährt, von ei­nem schweiß­be­deck­ten schwar­zen Pony ge­zo­gen, an­ge­fah­ren; ein blas­ser Bur­sche mit ei­nem Spor­thut lenk­te es. Drei Mäd­chen, die wie Fa­brik­mäd­chen des Lon­do­ner East Ends aus­sa­hen, und zwei klei­ne Kin­der sa­ßen zu­sam­men­ge­kau­ert in dem klei­nen Wa­gen.

      »Hier kom­men wir doch nach Edg­wa­re?«, frag­te der mit wil­den Au­gen drein­bli­cken­de, to­ten­blas­se Len­ker des Ge­fähr­tes in un­ver­kenn­ba­rer Lon­do­ner Mund­art. Und als mein Bru­der ihm be­deu­te­te, die Rich­tung zu sei­ner Lin­ken ein­zu­schla­gen, hieb er auf das Pony ein, ohne sich lan­ge mit der Förm­lich­keit des Dan­kens auf­zu­hal­ten.

      Jetzt be­merk­te mein Bru­der, wie aus den Häu­sern vor ih­nen ein dün­ner grau­er Rauch oder Ne­bel aus­stieg, der die wei­ße Vor­der­sei­te ei­ner Ter­ras­se jen­seits der Stra­ße, die zwi­schen den Land­häu­sern zum Vor­schein kam, ver­schlei­er­te. Frau El­phin­sto­ne schrie beim An­blick ei­ni­ger zün­geln­der rau­chi­ger Feu­er­flam­men, die aus den Häu­sern vor ih­nen ge­gen den blau­en Him­mel auf­schos­sen, plötz­lich auf. Der wil­de Lärm lös­te sich jetzt in ein wir­res Ge­men­ge vie­ler Stim­men, das Knir­schen vie­ler Rä­der, das Äch­zen von Wa­gen und das Ge­klap­per von Hu­fen auf. Kei­ne fünf­zig Yard vom Kreuz­weg ent­fernt, mach­te der Feld­weg eine schar­fe Bie­gung.

      »Gott im Him­mel!«, rief Frau El­phin­sto­ne. »Wo­hin füh­ren Sie uns denn?«

      Mein Bru­der hielt an.

      Denn die Haupt­stra­ße war ein ko­chen­der Strom von Leu­ten, ein rei­ßen­der Wild­bach mensch­li­cher We­sen, die nach Nor­den eil­ten, ei­ner hin­ter dem an­de­ren drän­gend. Ein lan­ger Wol­ken­zug von Staub, weiß und leuch­tend im Son­nenglanz, ließ al­les in­ner­halb von zwan­zig Fuß über dem Bo­den grau und un­deut­lich er­schei­nen. Er bil­de­te sich im­mer von Neu­em durch die da­hin­ei­len­den Füße ei­ner dich­ten Men­ge von Pfer­den und Män­nern und Frau­en zu Fuß, und durch die Rä­der von Ge­fähr­ten al­ler er­denk­li­chen Art.

      »Platz da!«, hör­te mein Bru­der Stim­men schrei­en. »Macht Platz!«

      Zum Kreu­zungs­punkt des Feld­we­ges und der Stra­ße zu ge­lan­gen, hieß so viel wie in den Rauch ei­nes Feu­ers hin­ein­fah­ren; die Men­ge brüll­te wie ein Feu­er, und der Staub war heiß und pri­ckelnd. Und in der Tat stand et­was wei­ter oben an der Stra­ße ein Land­haus in Flam­men und wälz­te dich­te Men­gen schwar­zen Rau­ches über die Stra­ße, um die Ver­wir­rung zu er­hö­hen.

      Zwei Män­ner ka­men dem Wa­gen nach. Dann ein schmut­zi­ges Weib, das ein schwe­res Bün­del trug und hef­tig schluchz­te. Ein ver­lau­fe­ner Jagd­hund, her­un­ter­ge­kom­men und be­deckt mit Schram­men, lief schnüf­felnd um sie her­um und floh, als mein Bru­der ihm droh­te.

      So­viel man von der Stra­ße, die nach Lon­don führ­te, zwi­schen den Häu­sern zur Rech­ten se­hen konn­te, war sie ein wild ein­her­flie­ßen­der Strom schmut­zi­ger, flie­hen­der Leu­te, die zwi­schen die Land­häu­ser zu bei­den Sei­ten des We­ges ein­ge­klemmt wa­ren; die schwar­zen Köp­fe, die dicht an­ein­an­der­ge­dräng­ten Ge­stal­ten tra­ten deut­li­cher her­vor, als sie ge­gen die Stra­ßen­e­cke zu­stürz­ten und vor­über­eil­ten, dann tauch­te ihre Ei­gen­art wie­der in der flie­hen­den Men­ge un­ter, die end­lich von ei­ner Staub­wol­ke in der Feme ver­schlun­gen wur­de.

      »Vor­wärts! Vor­wärts!«, rie­fen die Stim­men, »Platz da, macht Platz!«

      Die Hän­de je­des Ein­zel­nen dräng­ten den Rücken sei­nes Vor­der­man­nes. Mein Bru­der stand bei dem Kopf des Po­nys. Un­wi­der­steh­lich an­ge­zo­gen ging er Schritt für Schritt vor­wärts den Feld­weg hin­ab.

      Edg­wa­re war ein Schau­platz der Ver­wir­rung, Chalk Farm ein auf­rüh­re­ri­scher Tu­mult ge­we­sen, hier aber war eine gan­ze Be­völ­ke­rung in Be­we­gung. Man kann sich die­se Scha­ren schwer vor­stel­len. Sie hat­ten kei­ne per­sön­li­che Ei­gen­art mehr. Die Ge­stal­ten er­gos­sen sich nur so aus der Stra­ßen­e­cke und schon wa­ren nur ihre Rücken mehr in der Men­ge am Feld­weg zu se­hen. Zu bei­den Sei­ten der Stra­ße ka­men die Flücht­lin­ge, die, von den Rä­dern be­droht, über die Erd­lö­cher stol­pernd, ei­ner über den an­de­ren tau­melnd, zu Fuß ge­hen muss­ten.

      Die Kar­ren und die Wa­gen dräng­ten sich dicht ei­ner hin­ter dem an­de­ren und lie­ßen nur we­nig Platz für jene ra­sche­ren und un­ge­dul­di­ge­ren Fahr­zeu­ge, die je­den Au­gen­blick vor­wärts schos­sen, so oft sich СКАЧАТЬ