Ein Buch für Keinen. Stefan Gruber
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Название: Ein Buch für Keinen

Автор: Stefan Gruber

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Афоризмы и цитаты

Серия:

isbn: 9783347043282

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СКАЧАТЬ der Unterworfenen zu Kebsen, und ein Stamm von Bastarden wächst empor, bald der Herrenschicht eingeordnet, bald verworfen und dann kraft des in ihren Adern rollenden Herrenblutes die geborenen Führer der Beherrschten. Der primitive Staat ist fertig, Form und Inhalt.«

      Wir begreifen nun, wie ein Staat entsteht und lassen Friedrich Nietzsche wertend sprechen: »Staat heißt das kälteste aller kalten Ungeheuer. Kalt lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Munde: ›Ich, der Staat, bin das Volk.‹«1

      Zwar lässt sich die Geschichte des Staates mit Sicherheit auf Nietzsches Worte herunterbrechen, doch wird bald ersichtlich, dass sich die Entstehung des Staates aus der Bedienung der Urschuld ableiten lässt (die sich fraktal auf eine ökonomische Ebene spiegelt). Auf metaphysischer Ebene erschuf bereits die erste Selbstreflektion im Garten Eden eine Kette chaotischer Zyklen, welche den Keim zur Staatenentstehung legte. Wir befruchteten uns mit dem Staat, um uns selbst zu begreifen und zu erfahren. Lassen wir abschließend nochmals Oppenheimer mit einer erhellenden Analogie sprechen:

       »[…] Schon Paul v. Lilienfeld, einer der Hauptverfechter der Anschauung, daß die Gesellschaft ein Organismus höherer Art ist, hat darauf hingewiesen, daß hier eine besonders schlagende Parallele zwischen dem eigentlichen und uneigentlichen Organismus gegeben ist. Alle höheren Wesen pflanzen sich geschlechtlich fort, die niederen ungeschlechtlich, durch Teilung, Knospung, allenfalls Kopulation. Nun, und der einfachen Teilung entspricht genau das Wachstum und die Fortpflanzung der vorstaatlichen Blutsgenossenschaft; sie wächst, bis sie für den Zusammenhalt zu groß wird, schnürt sich ab, teilt sich1, und die einzelnen Horden bleiben allenfalls in einem sehr losen Zusammenhang, ohne irgendwie straffere Gliederung. Der Kopulation ist die Verschmelzung exogamischer Gruppen vergleichbar.

      Der Staat aber entsteht durch geschlechtliche Fortpflanzung [Hervorhebung des Autors].

      Alle zwiegeschlechtliche Fortpflanzung vollzieht sich so, daß das männliche Prinzip, eine kleine, sehr aktive, bewegliche Schwärmzelle (das Spermatozoid) eine große, träge, der Eigenbewegung entbehrende Zelle (das Ovulum), das weibliche Prinzip, aufsucht, in sie eindringt und mit ihr verschmilzt, worauf ein Prozeß gewaltigen Wachstums, d.h. wundervoller Differenzierung mit gleichzeitiger Integrierung, sich vollzieht. Die träge, schollengefesselte Bauernschaft ist das Eichen, der bewegliche Hirtenstamm das Spermatozoid dieses soziologischen Befruchtungsaktes, und sein Ergebnis ist die Reifung eines höheren, in seinen Organen viel reicher gegliederten und viel kräftiger zusammengefaßten (integrierten) sozialen Organismus. Wer weitere Parallelen sucht, kann sie leicht finden. Die Art, wie unzählige Spermatozoide das Ovulum umschwärmen, bis endlich eines, das stärkste oder glücklichste, die Mikropyle entdeckt und erobert, ist den Grenzfehden, die der Staatsbildung vorangehen, wohl vergleichbar, und ebenso die fast magische Anziehungskraft, die das Ovulum auf die Schwärmzellen ausübt, dem Zuge der Steppensöhne in die Ebenen.« Oppenheimer vergleicht also die Staatsentstehung mit der Befruchtung was ausgezeichnet ins Bild unserer fraktalen Spiritualität passt. So wie niedere Wesen sich durch Teilung fortpflanzen (wächst der Stamm, so teilt er sich), pflanzen sich höhere Wesen durch Eroberung und Geschlechtsverkehr fort. In Analogie dazu ist der physisch schwächere Stamm das Weibchen (sesshaft, passiv und solidarisch) und der physisch stärkere Stamm das Männchen (forschend, erobernd und egozentrisch). Wie wir in Martins Ausführungen noch sehen werden, kommt es durch diese Befruchtung durch einen Hirtenstamm von einer solidargemeinschaftlichen Produktion zu arbeitsteiliger Wirtschaft, d.h. so wie aus Spermium und Eizelle durch Zelldifferenzierung ein Kind heranwächst, so sorgt die schiere Existenz eines Staates für ein Auseinanderbrechen der egalitären Solidargemeinschaft in hierarchisch strukturierte, spezialisierte »Zellen«, also Berufe, Stände und Klassen.1 Hinter dieser Dynamik steckt, wie im nächsten Kapitel zu zeigen sein wird, der unbändige Schuldendruck (auf allen Ebenen), der letztendlich dafür sorgt, dass ich heute hier ein Buch auf meinem Laptop verfassen und mir Informationen aus dem Internet besorgen kann. All das basiert zwangsläufig und notwendigerweise auf dem Urgrund allen Seins: dem Willen, sich selbst in all seiner Herrlichkeit zu erfahren und alle daraus resultierenden Fraktale. Der Selektionsdruck der Natur bringt den sich selbst erkennenden Menschen hervor, das Erkennen der Urschuld mündet im Staat, der dann seinerseits als befruchtender, kultureller Turbo für die geistige Evolution des Menschen fungiert. »Innerhalb« der ruhenden, weiblichen, ganzheitlichen Leere waltet das dynamische, männliche, dissoziierende Sein, das sich seinerseits wiederum in den ruhenden, weiblichen, ausgedehnten Raum und die dynamische, männliche, komprimierte Materie (Zeit) teilt. Die Materie wiederum zerfällt in das dunkle, weibliche, anorganische Tote und das helle, männliche, organische Lebende (so wie die Zeit in die zyklisch-weibliche Vergangenheit und die linear-männliche Zukunft zerfällt). Das (menschliche) Leben wiederum teilt sich in die unbewusste, weibliche, triebhafte Natur (Stamm) und die bewusste, männliche, vergeistigte Kultur (Staat). Im kulturellen Zyklus wachsen dann aus der feudalen Einheit kollektivistische, weibliche, egalitäre Strömungen (Sozialismus) und individualistische, männliche, elitäre Machtstrukturen (Kapitalismus).2

      Es dreht sich immer alles um die gegengeschlechtlichen Dichotomien »Einheit/Vielheit«, »Verbindung/Trennung« oder »Stillstand/Dynamik«, letztendlich also immer um die Allegorie vom Garten Eden – Paradies oder Sündenfall – und dies gilt für alles Existente auf allen Ebenen. Leben wir im Prinzip »Einheit/Verbindung/Stillstand«, so leben wir im Paradies, doch es mangelt uns an Erfahrung. Leben wir im Prinzip »Vielheit/Trennung/Dynamik«, so genießen wir den Fortschritt und alle geistigen und technologischen Errungenschaften, doch wir leben dann ebenso in einer Welt mit Krisen und Kriegen. Ist Gott die Leere, dann hat er sich noch nicht durch einen Beobachtungsakt selbst gespalten, existiert dementsprechend nicht und hat deshalb einen Mangel an »Sein« und die damit verbundene Erfahrung. Ist Gott das dynamische Sein, so erfährt er sich durch seine Schöpfung, kann aber nicht mehr allmächtig und allwissend sein.1 Er lebt dann auch mit allen »bösen« Dingen, die zur Selbsterfahrung gehören und strebt nach der leeren Einheit.

      Das mag dem einen oder anderen Leser noch wie plumpe Esoterik vorkommen, doch wir werden im Zuge dieses Buches diese Prinzipien zu begreifen lernen, völlig unabhängig davon, ob der Leser Atheist oder ein Mensch des Glaubens ist. Gott ist ein Prinzip, welches sich aus der Existenz des Seins ergibt – sowohl die Atheisten als auch die Religiösen haben auf ihre Art und Weise Recht und Unrecht zugleich. Es kommt nur auf den Blickwinkel an, und der wird sich für beide im weiteren Verlauf des Buches verändern, wenn sie sich nur darauf einlassen.

      Macht, Eigentum, Geld und Zins

       Der Eigentumstitel ›Macht‹ geht allen anderen Titeln immer voran. Titel können nur existieren, wenn sie besichert sind. Diese Besicherung kann nur durch angedrohten oder durchgeführten Einsatz von Waffen erfolgen. Die Waffe muss dabei nicht nur im Besitz, sondern auch im Eigentum der Macht bzw. der jeweiligen Machthalter sein. Die Waffe besichert das Eigentum an sich selbst. In der Waffe fallen demnach Besitz und Eigentum zusammen. Wer sie besitzt, ist zugleich ihr Eigentümer, da er mit Hilfe ihres Besitzes andere von ihrem Besitz ausschließen kann.

      Paul C. Martin, Macht, der Staat und die Institution des Eigentums

      Es ist nicht Sinn und Zweck dieses Buches, wirtschaftswissenschaftliche Abhandlungen zu verfassen. Deshalb werden die folgenden Kapitel trotz der immensen Komplexität des Themas verkürzt und möglichst vereinfacht dargestellt. Auch können wir auf die Unterschiede zwischen Martins Debitismus-Theorie und Heinsohn/Steigers Eigentumsökonomik nur bedingt eingehen. Ich möchte an dieser Stelle auch betonen, dass nur Zitate als solche direkt den betreffenden Personen zuzuordnen sind, während der übrige Text meine persönliche Interpretation darstellt. Diese beruht zwar auf den Theorien der genannten Ökonomen, muss mit diesen aber im Detail nicht zwingend übereinstimmen. Vielmehr soll ein grober Konsens hergestellt werden, um die Kontinuität zu wahren. Wenn Sie heute auf der Straße einen x-beliebigen Menschen fragen, was Geld eigentlich ist, wird die überwiegende Mehrheit – darunter auch die überwiegende Mehrheit der Ökonomen – es als »Tauschmittel« bezeichnen. Es ist schwer zu begreifen und noch schwerer zu akzeptieren, СКАЧАТЬ