Ein Buch für Keinen. Stefan Gruber
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Название: Ein Buch für Keinen

Автор: Stefan Gruber

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Афоризмы и цитаты

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isbn: 9783347043282

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СКАЧАТЬ in verschiedensten Teilen der Welt von der herrschenden Klasse monopolisiert wurde und nur ihr vorbehalten war. Für Details empfehle ich das Buch »Gold-Revision – Vom kosmischen Fall zum irdischen Aufstieg der Edelmetalle«, in dem sich Luis Pazos auf Spurensuche begibt. Gold als Waffen- und Rüstungsmetall zur Maximierung der Ausbeutung unterworfener Völker konnte damit von der Elite in ein klares Kursverhältnis zu Naturalabgaben gesetzt werden (wie viel Naturalabgaben lassen sich mit x Kilogramm Gold als Waffenmetall abfordern), weshalb mit dem Gold auch Söldner entlohnt werden konnten. Hier und nur hier kann von einem »inneren Wert« von Gold gesprochen werden, da mit Gold als Waffenmetall Erträge von unterworfenen Völkern abgepresst werden konnten. Als die Edelmetalle durch das Aufkommen der Schmelzofen-Technologie und die Verbesserung der metallurgischen Bearbeitung nach und nach ihres Waffencharakters beraubt wurden, fiel ihnen eine neue Rolle zu, wie sich aus den zu diesem Zeitpunkt existierenden schriftlichen Aufzeichnungen klar herauslesen lässt. Schnell erkannte man nämlich, dass fälschungssicheres Metall – auch wenn dieses sonst keinerlei Nutzwert mehr hat – nach wie vor dazu verwendet werden kann, das Machtmonopol zu sichern und auszubauen. Man benutzte es weiterhin zur Versorgung von Söldnerheeren, die ja unmöglich ständig über riesige Distanzen mit Nahrungsmittel beliefert werden konnten, und verwendete dabei einen simplen Mechanismus. Man setzte das Edelmetall in Parität zu einer bestimmten Menge Naturalien1, übergab den Söldnern (und dem gesamten Beamtenapparat, der das Machtzentrum verwaltete) eine bestimmte Menge des Metalls als unverderbliche Vorauszahlung und forderte dieses Edelmetall gleichzeitig als Abgabe von der unterworfenen Bevölkerung. So hatte das Volk die Wahl, entweder Naturalien als Abgabe an die Macht zu liefern oder diese Naturalien sofort an Söldner gegen das Edelmetall zu tauschen und statt Naturalien dieses an das Machtzentrum bzw. dessen Mittelsmänner abzuliefern. Mit der Implementierung des von Martin so genannten »Machtkreislaufs« verwandelte sich der Staat in eine riesige Kriegsmaschinerie. Sehr schön ist auch hier zu sehen, dass die Edelmetalle keinen inhärenten Wert besaßen, sondern ihnen dieser Wert durch den staatlichen Abgabenzwang erst verliehen wurde. Der Staat hätte hierfür ebenso Schnecken als Abgabe abfordern können, wie das tatsächlich beispielsweise bei Kauri-Schnecken auf der Isla do dinheiro vor der Küste Angolas im 10. Jh. der Fall war. Wichtig war nur eines: Was die jeweiligen Herrscher auch immer als Abgabenmittel auserkoren, es musste a) fälschungssicher sein und Fälschungsversuche mussten mit drakonischen Strafen geahndet werden und b) hauptsächlich im Besitz der Herrscher selbst sein. Die Kauri-Schnecken kursierten deshalb auch nicht einzeln, »sondern staatlich genormt in Hohlmaßen oder Schnüren, die vorgegebene Länge war in den Unterarm tätowiert bzw. umfasst den ganzen Unterarm«1. Ebenso hätten die Herrscher bunt bedruckte Zettel verwenden können. Wir sehen bereits hier, dass Geld immer und ausschließlich eine Recheneinheit zur Dokumentation von Schuldverhältnissen ist und nie einen Netto-Wert darstellt, der zum Tausch verwendet wird, wie das ganze Heerscharen an Ökonomen und Universitätsprofessoren in die Köpfe der Zeitungsleser und Studenten hämmern. Bis hierher könnten wir der ökonomischen Kaste wohlwollend historische Ignoranz vorwerfen. Besonders absurd wird es aber, wenn die unwiderlegbaren, realen und für jedermann leicht nachprüfbaren monetären Abläufe im klassischen Goldstandard und im heutigen Papiergeldsystem umschrieben und umschifft werden, als wären sie gar nicht existent. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird auch der Leser glasklar erkennen, dass wir es mit einer Pseudowissenschaft zu tun haben, die es, befeuert durch massive Lobbyarbeit neoklassischer Ökonomen und libertärer Anhänger der österreichischen Schule der Nationalökonomie, bis in die höchsten Ränge des Staates und den akademischen Betrieb geschafft hat. Sehen wir uns nun die nächsten Phasen der historischen Geldentstehung an, dann sind wir schon beinahe beim modernen Geldwesen angelangt.

      Nachdem der Staat eine fälschungssichere Recheneinheit als Abgabe festgelegt hatte, wurde diese zu Geld zur Bedienung der periodischen abgeforderten Abgabenschuld bzw. zum Schuldinhalt, auf den private Schuldkontrakte lauteten. Doch wie kam das Volk zu dieser Abgabe, die doch hauptsächlich der Elite vorbehalten war? Zum einen natürlich durch den Tausch von Waren gegen das Abgabengut mit Söldnern, Staatsbeamten oder anderen Staatsverwaltern, denen der Staat das Abgabengut vorschoss. Der Rest musste sich das Abgabentilgungsmittel bei einer vom Staat eingerichteten Institution (z.B. Tempelbanken in Mesopotamien oder Griechenland) gegen Zins leihen. Als Pfand bzw. Sicherheit diente der eigene Körper, d.h. wer nicht zeitgerecht seine Schulden beglich, wurde in die Schuldknechtschaft verkauft (oft mit Sippenhaftung). Dieser Mechanismus ist nicht nur simpel, er ist die Voraussetzung für Geld, wie wir es heute kennen. Auch die Notenbanken der Neuzeit emittieren das gesetzliche Zahlungsmittel, normiert gegen Pfand und Verschuldung, gleichgültig ob es sich bei diesem um goldgedeckte Banknoten oder Papiergeld handelt. Immer muss der Staat etwas als Abgabe verlangen, das sich seine Schäfchen durch Verschuldung besorgen müssen. Erst dieser Zwang zur Verschuldung generiert Wirtschaftsleistung, weil die Marktteilnehmer nun Leistung erbringen müssen, d.h. Waren und Dienstleistungen erwirtschaften müssen, um von ihrer Schuld herunterzukommen. Das Risiko des Abgabenforderers, ergo Staates, liegt genau darin, dass er die Vorkommen bzw. die Produktion des Abgabenmittels immer unter Kontrolle haben muss. Sei es, dass er sich die Rechte auf den Edelmetallabbau sichert und Private nur gegen Gebühr schürfen lässt (Bergregal), die Kontrolle über die Emission der Münzen hat (Münzregal) oder die Ausgabe von Papiergeld monopolisiert (Notenbank-Monopol).

      Eine Goldmünze ist kein Wert an sich. Tatsächlich wirken Goldmünzen, die der Staat ohne Nachfrage durch einen Schuldner emittiert, inflationstreibend, weil ja gleichzeitig der Wirtschaftsoutput gleichgeblieben ist. Nur weil der Abbau von Gold energieaufwendig bzw. schweißtreibend ist, kann man nicht umso mehr Waren kaufen, je mehr man abbaut. Es trifft bloß mehr Gold auf weniger Waren, was die Preise anhebt. Es ist das, was Debitisten »Netto-Geld« nennen: Geld, das ohne Verschuldung das Licht der Welt erblickt hat und dementsprechend wertlos ist. Dennoch emittiert der Staat in begrenztem Ausmaß auch außerhalb schwerer Krisen »Netto-Geld« ins System, was er als sogenannte »Seigniorage« verbucht – eine Steuer durch Inflation. Heute passiert das durch das gesetzliche Zahlungsmittel in Münzform (Scheidemünzen). Dieser Prozess ist gesetzlich streng reglementiert, um inflationäre Exzesse zu vermeiden. Papier- und Giralgeld dagegen ist immer durch Schulden gedeckt – die Frage ist diesbezüglich nur, ob der Schuldner auch leistet. Der Seigniorage-»Gewinn« besteht immer aus der Differenz zwischen tatsächlichem Wert und Herstellkosten – im Falle von Gold in einem vollgedeckten Goldstandard wären das die abgebauten Unzen Gold minus die Kosten des Abbaus des Goldes bis zur eventuellen Prägung, ausgedrückt in Unzen Gold. In einem teilgedeckten Goldstandard würde der Staat das ausgegrabene Gold an die Notenbank verkaufen. Der »Gewinn« liegt hier also in der abstrakten Recheneinheit, mit exaktem Verhältnis zu einer Gewichtseinheit Gold (beispielsweise 20,67 $ für eine Unze Gold im Falle des US-Münzgesetzes 1834), gegen welche die Notenbank das Gold aufkauft, minus die Abbau- und Prägekosten ausgedrückt in dieser abstrakten Recheneinheit. Und im heutigen Papiergeldstandard ist das der Nennwert der Münzen in einer abstrakten Recheneinheit minus die Kosten für Rohmaterial und Prägung der Münzen1 in dieser Recheneinheit. Ich erläutere das Beispiel mit der Seigniorage deshalb so ausführlich, weil es den riesigen Denkfehler neoklassischer Ökonomen entlarvt, die in Geld einen Wert an sich sehen, der losgelöst von einer simultan zum Geldwert erzwungenen Wirtschaftsleistung steht. Emittiert der Staat beispielsweise Gold netto, so hebt er die Preise. Er hat damit zwar in der ersten Runde den Vorteil, dass er Waren und Dienstleistungen zum alten Preisniveau erwirbt, bevor die Preise zu steigen beginnen, aber er entwertet damit die Kaufkraft seiner eigenen Währung und damit die Kaufkraft der eigens in dieser Währung eingehobenen Steuer, die er in den kommenden Monaten erhöhen muss, wenn er seinen Staatsapparat weiter durchfüttern will. Hier sehen wir auch – noch bevor wir uns überhaupt mit dem Notenbankzins oder dem Geschäftsbankzins beschäftigen müssen –, dass es sich bei der Steuer um den ersten Zins handelt, der nach Etablierung einer Notenbank, die Schuldtitel vor Fälligkeit diskontiert, einen Zins 2 hervorbringt und dieser wiederum im modernen zweistufigen Banksystem, auf das wir in Kürze zu sprechen kommen, den privaten Zins 3. Wird also vom Staat Netto-Geld ausgegeben, muss die Steuer erhöht werden, um die Wirtschaft auf gleichem Niveau laufen zu lassen oder umgekehrt formuliert: Da Netto-Geld von echtem Geld nicht zu unterscheiden ist und ebenso dazu dient, bestehende Schulden zu tilgen, steht diesen getilgten Schulden keine Wirtschaftsleistung gegenüber – diese kann nur durch eine Erhöhung der Steuer gewährleistet СКАЧАТЬ