Schweizer Tobak. Albert T. Fischer
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Название: Schweizer Tobak

Автор: Albert T. Fischer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783907301005

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СКАЧАТЬ auch Maschinen ein. In der Tabaki, wie viele Leute die Firma auch nannten und bei den meisten anderen, vor allem kleineren Konkurrenten, blieb man bei der Handarbeit und schlachtete diese Feinheit in der Werbung um Kunden aus.

      Es war wenig Geld, das Maria mit ihrem Rippenzupfen verdienen konnte. Und mit dem, was Lorenz an Bargeld nach Hause brachte, konnten sie kaum die Wohnung bezahlen. Lorenz bekam seine Mahlzeiten bei Melchior und er brachte auch häufig etwas Fallobst und Gemüse oder Kartoffeln mit nach Hause.

      Immerhin, Marias Familie drohte mindestens anfänglich auch im Winter weder Hunger noch Kälte. Die Stube liess sich mit dem aus der Küche befeuerten Kachelofen wärmen. Für Weihnachten brachte der Lorenz jeweils ein Tännchen aus dem Wald, ohne es zu stehlen, so etwas wäre für das ganze Dorf unverzeihlich gewesen, er hatte es jeweils vom Förster erbettelt. Geschenke gab es kaum, aber ein wenig Gebäck, das ihm Melchiors Magd zusteckte.

      Das war gut so, denn inzwischen erwartete Maria mit ihren knapp 24 Jahren ihr drittes Kind, Felix. Die Geburt war schwierig, dauerte zu lange und so ganz harmlos war die Sache nicht, aber schliesslich begann der Junge zu atmen und zu schreien.

      In dem Jahr, in dem Maria Felix zur Welt brachte, entbrannte der Zweite Weltkrieg. Lorenz musste einrücken. Maria hatte keine Ahnung, wovon sie und ihre Kinder leben sollten. Am Anfang gab es noch keinen Lohnausgleich und Lorenz› Sold reichte gerade, um seine eigenen Bedürfnisse zu decken.

      Wenn Lorenz zu kurzem Urlaub nach Hause kam, gab es für wenige Stunden Freude über das Wiedersehen und danach Streit um die schwierigen Verhältnisse. Weihnachten kam, den beiden älteren Buben fehlten Schuhe für den Winter, im Sommer und im Herbst gingen sie barfuss. Lorenz brachte den Buben zu Weihnachten Schuhe. Männer mit kleinen Kindern durften für die Weihnachtstage nach Hause gehen. Lorenz hatte das Geld für die Schuhe beim Melchior ausgeliehen und Maria davon nichts erzählt.

      Drei Wochen nach Weihnachten wurde Lorenz überraschend für einen längeren Urlaub entlassen. Er nahm seine Arbeit bei Melchior wieder auf. An Stelle von Bier trank er jetzt Apfelmost. Melchior beobachtete ihn aufmerksam und machte ihm Vorhaltungen, wenn er übertrieb. Es gab Spannungen, hin und wieder beinahe Streit. Lorenz fühlte sich bevormundet, er wurde der Arbeit als Knecht ohnehin überdrüssig.

      Es gab für ihn keine Arbeitszeitbeschränkung. Er verliess das Haus vor fünf Uhr früh, um in Melchiors Stall die Kühe zu melken, während dieser das Futter für den Tag mähte oder im Winter das Heu vom Stock aufbereitete. Danach trafen sie sich in der grossen Küche bei der Babs zu Kaffee und Rösti. Brot gab es nur, wenn die gebratenen Kartoffeln nicht reichten. Beim Essen erhielt der Lorenz die Arbeiten für den Tag zugeteilt. Das waren in der Regel die jahreszeitlich anfallenden Feldarbeiten. Um fünf Uhr abends begannen wieder die Arbeiten im Stall, um halb acht kamen wieder Kaffee mit Rösti auf den Tisch, danach bekam jede Kuh ihr Wasser vom Brunnen in einem grossen Eimer hergeschleppt. Das war jeweils Lorenz’ letzte Arbeit.

      Verschwitzt und nach Kuhdreck stinkend kam er danach nach Hause, die Kinder waren dann schon im Bett. In der kleinen Küche wusch er sich mehr schlecht als recht und zog sich für die Nacht um. Wenigstens hatten sie fliessendes kaltes Wasser, das gab es in einzelnen abgelegenen Häusern noch immer nicht. Warmes Wasser war ohnehin nur durch den holzbefeuerten Herd zu haben. Für Holz war gesorgt, das konnte der Lorenz beim Melch einfach holen, es war Teil des Lohns.

      Aber Letzteres zählte für Lorenz nicht. Er begehrte auf, er wollte mehr Lohn, was Melchior ihm verweigerte und meinte, er überlege ohnehin, ihm zu kündigen. Beinahe ein halbes Jahr hätte er alle Arbeit alleine, mit der Magd oder alten kraftlosen Tagelöhnern machen müssen, während sein Knecht im Militär herumsass und Bier soff.

      Der letzte Satz war zu viel gewesen. Lorenz ging in sichtbarem Zorn und mit starken Worten auf die Kündigung ein. Melchior traute seinen Ohren nicht. Er versuchte erfolglos, den fluchenden Mann zu besänftigen. Er wandte sich ab und sagte nur: «Vergiss die Kühe nicht, sie wollen gemolken sein!» Lorenz nahm sich zurück, ging in den Stall und molk auch an diesem Abend Melchiors Kühe. Er suchte sich eine andere Arbeit. Melchior versuchte nicht, ihn umzustimmen, aber sie konnten sich auf Ostern als Abgang einigen. Lorenz war überzeugt, eine Stelle zu finden. Viele junge Männer waren noch immer in der Armee und die Ausländer, die es vor dem Krieg noch gegeben hatte, waren alle weg.

      Für Maria war Lorenz› Schritt ein schwerer Schlag. Als es gegen Ende Februar sehr kalt wurde und sie sich sicher war, erneut schwanger zu sein, ging Maria zum Gemeindeschreiber, um sich über mögliche Hilfen zu erkundigen. Ja, es würde eine Lösung geben, eine Art Lohnausgleich, aber viel werde das nicht sein, da der Lorenz wenig verdiente und sein Naturallohn, sie wusste anfänglich nicht, was der Schreiber damit meinte, nicht sehr ins Gewicht falle. Andere Möglichkeiten zu helfen sehe er nicht. Sie sei im Dorf nicht die Einzige, die der Hilfe bedürfe, es gäbe viele Familien, die sich einschränken müssten, die Meisten im Dorf hätten auch nichts zu lachen. Sie erwähnte nichts von Lorenz› Kündigung.

      Aber Maria hatte ihren Mann unterschätzt. Er wusste um die kommende Hilfe für Soldatenfamilien. Mit einer Arbeit in der Fabrik würde diese Hilfe bei einem nächsten Aufgebot besser ausfallen, als wenn er bei Melchior arbeitete. Er erklärte Maria mit grimmiger Miene: «Ich werde nicht mehr Knecht, sondern Arbeiter oder gar Angestellter sein!»

      Als Maria der Gemeindeschwester von ihrem Zustand erzählte, zeigte die sich entsetzt. Sie könne sich doch nicht einfach so gehen lassen. Die Schwester war selbstverständlich ledig, ein Fräulein, und hatte keine Ahnung. Lorenz hingegen freute sich auf das Kind, bestimmt ein Mädchen!

      Im März fand Lorenz bei Grosshändler Stöhr, Bier, Most und Limonaden, eine Stelle, vorläufig als Mann für alles, wie ihm sein neuer Patron jovial erklärte. Der Lohn erschien ihm eher spärlich, doch bei grossem Einsatz würde der wie von selbst klettern, meinte sein Arbeitgeber.

      Melchior fand einen wegen einer groben Fussverletzung leicht hinkenden, vom Militär ausgemusterten, aber fleissigen Knecht aus dem Wallis.

      Maria bat Lorenz, sich mit Melchior auszusöhnen, immerhin blieben sie Nachbarn, und wer weiss, vielleicht würde man sich wieder brauchen. Melchior zeigte sogar ein gewisses Verständnis und meinte zu Lorenz, er habe nun eine Hilfe, auf die er zählen könne.

      Als Melchs Magd zu einem familiären Notfall gerufen wurde, machte sie ihm den Vorschlag, Maria Gramper als Aushilfe zu nehmen. Melchior zögerte einen Augenblick und sagte zu. Maria brauchte nicht lange nachzudenken, sie sah für ihre stets hungrigen Kinder nur Vorteile. Lorenz grollte ein paar Tage. Aber schliesslich gab er nach.

      Milch, Brot, Käse, Kartoffeln, Gemüse, ab und zu Geräuchertes aus dem Kamin und Kaffee gab es beim Melch wirklich genug, davon durfte Maria mit nach Hause nehmen.

      Im September 1940 musste Lorenz wieder einrücken. Die deutsche Wehrmacht überrannte Belgien und besetzte beinahe ganz Frankreich. Die Schweiz sah sich unmittelbar gefährdet. Ende Oktober kam Franz zur Welt. Maria fürchtete sich, im Winter für ihre Kinder oder gar mit ihnen hungern zu müssen. Zwar waren seit Kriegsbeginn Lebensmittelkarten eingeführt worden, aber ihr fehlte das Geld. Die Hilfe für die Familien der Wehrmänner kam jetzt zwar in Gang, doch hatte sie noch keine Ahnung, was sie erwarten durfte. Von Lorenz› Sold sah sie nie etwas. Der Füsilier steckte irgendwo in der Innerschweiz in den Bergen, im Reduit, wie er ihr erklärte und bekam über Wochen keinen Urlaub und wenn, hatte er sich auf der Heimfahrt mit seinen Kumpeln und etwas Bier in feuchtfröhliche Stimmung gebracht.

      Mama Brand stundete den Mietzins weiter, sie liess Maria aber wissen, sich nicht allzu sehr auf ihre Geduld zu stützen. Kurz danach konnte Maria Milch und Brot in der Molkerei und beim Bäcker weiter anschreiben lassen. Die Gemeinde würde dafür aufkommen. Den Bescheid erhielt sie vom Armenvogt

      Bis zum Ende des Krieges im Mai 1945 musste Lorenz СКАЧАТЬ