Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ ich nicht, das habe ich Dir schon vorhin gesagt; da wird denn auch das Glück zu mir halten. Etwas wagen muss der Mensch dabei, das tut ja auch Dein Bräutigam, von dem Dir der Offizier erzählte. Er ist selbst Offizier geworden, und die Kugeln werden ihn Dir nicht nehmen, und ich sehe Dich schon als Frau Lieutenantin. Potz Wetter, Jettchen, das wird eine Freude sein, für Dich und für mich. Und nun lebe wohl, mein liebes Jettchen. Da ich einmal weiß, dass Du hier bist, werde ich oft zu Dir kommen, wenn Du nichts dagegen hast.«

      »Komm’ Du alle Tage, lieber Bernhard. Und nun gehe nur mit Gott.«

      Der Knabe eilte zu den Juden zurück, die auf ihn warteten. Mit ihnen und mit Konrad Maurer, den sie aufgeweckt und wieder nüchtern gemacht hatten, verließ er die Sägemühle. Sie ließen sich nicht über die Diemel setzen. Sie gingen den Fluss hinunter, wohl um die Stellen aufzusuchen, an denen sie ihn in der Nacht für ihr Schmugglergeschäft am sichersten passieren konnten.

      Die Kellnerin sah dem Knaben noch eine Weile mit ihrem besorgten Gesichte nach. Ihre Besorgnis mochte nicht ihm allein gelten. Die Gefahr, der sie ihn entgegengehen sah, führte ja ihre Gedanken so nahe auf alle die tausend Gefahren, die ihren Geliebten, ihren Bräutigam umgaben. Aber dem jungen liebenden Herzen fehlt niemals die Hoffnung, und mit der Hoffnung zog ihr die Freude wieder in die Brust und in das hübsche, frische, glückliche Gesicht.

      Und so ging sie wieder ihrem Dienste nach und bediente flink und freundlich die Gäste, die da waren und die hinzukamen.

      Hinzukamen aber eine Menge Badegäste aus dem benachbarten Hofgeismar in einer ganzen Reihe von Wagen.

      Der Domherr von Aschen hatte sie schon angezeigt als eine lustige Gesellschaft, die sich hier einen vergnügten Abend machen, gar tanzen wolle, tanzen, während Tausende armer Menschen dahinten auf den Schlachtfeldern verbluten müssten.

      Die Angekommenen waren wohl von der vornehmsten Gesellschaft des Bades. Freilich! Herren und Damen, auch junge, eben zum Tanzen.

      Gisbertine Freifräulein von Aschen, hatte sich am Morgen nach ihrer Ankunft zu Hofgeismar in der Badegesellschaft umgesehen und die Gesellschaft sehr langweilig gefunden.

      »Das ist zum Sterben, zum Entsetzen langweilig hier«, sagte sie schon des Mittags bei Tische.

      Einer ihrer Onkel, der General von Steinau, widersprach ihr nicht — er durfte es wohl nicht — er wagte nicht einmal eine Bemerkung.

      »Es wird sich schon geben, liebes Gisbertinchen«, sagte er nur begütigend, »wenn Du hier näher bekannt geworden bist.«

      Aber auch das war dem Fräulein schon zu viel.

      »Kenne ich denn diese Menschen nicht schon?« rief sie. »Oder wären sie etwa so erhabene Geister oder tiefe Gemüter, dass man sie wochen- oder gar monatelang studieren müsste?«

      Der tapfere General nahm seinen Rückzug.

      »Ich meinte ja nur, liebes Gisbertinchen!«

      Der andere Onkel des Fräuleins aber, der Domherr von Aschen, sagte mit seiner größten Ruhe:

      »Du wolltest ja hierher, Gisbertine!«

      Seine Bemerkung schlug aber das Fräulein nicht.

      »Und warum?« fragte sie.

      »Du schriebst mir, um meinetwillen.«

      »Und so war es. Ich hatte mir gedacht, wo mein gelehrter, geistvoller, witziger und bei dem allem so hoch aristokratischer, den hohen Würdenträgern seiner Kirche und dem stolzen Adel seiner roten Erde angehörige Domherr Reichsfreiherr von Aschen seit vielen Jahren, seit den Jahren seiner Jugend seine Sommer zugebracht habe, da müsse die interessanteste, die geistreichste, die eleganteste, die liebenswürdigste Gesellschaft von der Welt sein. Und was fand ich? Der Onkel Steinau meint zwar, ich solle warten, Gott weiß, wie lange, bis ich diese Menschen genauer kennen gelernt hätte. Aber was ist an ihnen genauer kennen zu lernen? An dieser langen, steifen Gräfin Viereck mit ihren beiden ebenso langen Töchtern, die selbst aussieht wie eine Hopfenstange mit einer Hahnenfeder obenauf und deren Töchter langen Reiherfräuleins gleichen, Comtesse Leontine einem braunen und Comtesse Adelgunde einem grauen! Ein richtiges Reiherweibchen oder Fräulein hat nur bessere Farben. Oder sollte sich mein mitleidiges Herz an jenes blasse alte Fräulein Emerentia von Gansauge schmiegen, die mich schon gleich in der ersten Viertelstunde heute Morgen in Beschlag nahm, um mir von den Qualen eines liebenden Herzens zu erzählen, das dahinten in dem wilden grausamen Schlachtengetümmel seinen Geliebten wisse? Ich sollte glauben, es sei ihr Herz, und sie ist so alt und welk und hässlich, dass ich schwöre, sie könnte nicht einmal mehr für einen Don Quixote als Dulcinea dienen. Aber ah, der Graf von Westernitz ist noch da, und er ist gar ein Gardelieutenant und die Husarenuniform sitzt ihm so superbe, und sein Gesicht ist so blass und er hüstelt so anmutig, und er ist so unglücklich, dass seine kranke Brust ihn hindert, an dem gegenwärtigen glorreichen Feldzuge, an den unsterblichen Taten und Siegen unserer Truppen teil zu nehmen, und doch ist er wieder so glücklich, und er könne es so stolz sagen, und er sagt es so bescheiden, dass er dieses Brustleiden nur Anstrengungen und Strapazen der vorjährigen Kampagne zu verdanken habe; in den Sümpfen und Morasten vor Laon habe er es sich geholt. Und als ich ihn dann fragte, ob er die Schlacht bei Laon noch habe mitmachen können, da durfte er mir doch stolz antworten, das sei eben sein Unglück gewesen, dass am Tage dieser Schlacht die Fieber ihn schon niedergeworfen hatten, so dass er an ihr keinen Teil nehmen durfte. Aber am Tage nachher oder noch am späten Abend der Schlacht habe er den ruhmvollen Auftrag erhalten, die Siegesbotschaft in die Heimat zu bringen, was ihn freilich den ferneren Kämpfen entzogen, aber doch in Anbetracht, dass er ganz allein durch feindliches Land habe ziehen müssen, was sehr gefährlich für ihn gewesen sei, ihm später das eiserne Kreuz eingebracht habe.

      Aber ich sehe, Du wirst ungeduldig, Onkel Steinau.

      Ist der Graf Westernitz in seiner Bescheidenheit zu weit hinter der Wahrheit zurückgeblieben? Hat er sich viel leicht um jener Siegesnachricht willen durch die ganze französische Armee hindurchschlagen müssen?«

      Der alte stramme General hatte in der Tat Ungeduld gezeigt und wagte jetzt sogar eine Bemerkung, die herb, obwohl in milde Worte eingekleidet war. Die Nichte musste harte Worte für ihn gesprochen haben.

      »Ich wünschte, liebe Gisbertine«, sagte er, »dass Du von einem Offizier der Armee mit ein wenig mehr Achtung sprächest. Du hast ja ein so gutes Herz, und ein gutes Herz sollte immer nur ein mildes Urteil haben.«

      Fräulein Gisbertine schwieg auf die Bemerkung, sie mochte an dem alten General eine Seite kennen, nach der hin sie ihm nicht widersprechen durfte.

      Sie wandte sich an den Domherrn.

      »Soll ich in meinen Crayons über Deine interessante Gesellschaft fortfahren, Onkel Florens?«

      »Wenn es Dir Vergnügen macht!«

      »So fallen mir zuerst die beiden schweren und mit schweren goldenen Ketten beladenen alten Damen ein. Sie sind wohl Bankiersfrauen ans Kassel oder Braunschweig?«

      »Kaufmannsfrauen, die eine aus Kassel, die andere aus Braunschweig.«

      »Also bürgerlich?«

      »Hättest Du sie lieber adlig?«

      »Fi donc, eine adlige Kaufmannsfrau!«

      Dann schwieg das Fräulein. Sie versank in Nach denken.

      Der General hob СКАЧАТЬ