Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ Karoline und der Kellnerin hatte er einen flüchtigen Blick auf die reizende Uniform des jungen Herrn geworfen; der Graf hatte den seinigen gesenkt, doch etwas anders als gleich nachher Fräulein Gisbertine.

      Als sie bei dem Rasenplatz anlangten, bog der Graf dahin seitab.

      Der Domherr hatte seinen Blick nach dem Platze gerichtet.

      Er sah seinen Verwandten, den General von Steinau, in der Nähe der Tanzenden unter einem der Lindenbäume sitzen, in eifrigem Gespräche mit einem hageren Präsidenten aus Kassel, der gleichfalls zu den Badegästen von Hofgeismar gehörte.

      In dem Domherrn zuckte es auf.

      »Gisbertine«, sagte er, »hast Du hier einen armen Menschen herumgehen sehen, lang, blass, mit einem lahmen Fuße?«

      »Nein, Onkel Florens.«

      »Desto besser«, sagte der gutmütige Domherr für sich.

      Am Hause kam ihnen die Kellnerin entgegen. Sie war im Begriff, aus einem großen Präsentierteller Erfrischungen zu dem Tanzplatze hinauszutragen.

      »He, nichts da!« trat ihr der Domherr entgegen. »Jetzt gehören Sie uns, mein liebes Kind.«

      »Aber die Gäste warten auf mich, gnädiger Herr.«

      Der Domherr wusste sich zu helfen.

      Drei Bediente, die mit ihren Herrschaften aus dem Bade gekommen waren, standen zur Seite. Der Bediente des Generals von Steinau war darunter.

      »Friedrich!« rief der Domherr ihn zu sich. »Er vertritt mit seinen Kameraden dort auf ein halbes Stündchen die Stelle der Kellnerin. Euer Trinkgeld bekommt Ihr von mir.«

      Friedrich kannte den Verwandten seines Herrn, vielleicht auch schon dessen Krontaler. Der Präsentierteller der Kellnerin war schon in seinen Händen.

      »Und nun, meine liebe Henriette —« sagte der Domherr.

      Aber es fiel ihm plötzlich etwas anderes ein.

      »He, Kind, ist Ihr Vater noch hier?«

      »Er ist auf ein Viertelstündchen fort; er wollte sich die Gegend ansehen.«

      »So, so! Führen Sie uns in die Laube, in der Sie mit ihm saßen.«

      Die Kellnerin führte sie zu der Laube.

      »Und nun — vor zwei Stunden war ein Kurier von der Armee bei Ihnen. Er brachte Ihnen einen Brief von Ihrem Bräutigam und Nachrichten von einer großen Schlacht. Sie wissen also Näheres darüber.«

      »Die Unsrigen«, antwortete die Kellnerin, »sind leider geschlagen und die Schlacht war sehr blutig.«

      »Ja, ja, das wissen wir. Ihr Bräutigam steht bei einem westfälischen Regiment?«

      »Beim fünfzehnten Landwehrregiment. Das Regiment hat sehr schwere Verluste erlitten.«

      »So schreibt Ihnen Ihr Bräutigam?«

      »Unmittelbar nach der Schlacht.«

      »Hat er Ihnen einzelne Namen genannt?«

      »Ja, Offiziere von seinem Regiment.«

      »Zum Beispiel?«

      Die Kellnerin musste sich besinnen.

      »Ah, Sie haben in der Aufregung die fremden Namen wohl vergessen! Hat er Ihnen nichts von einen Obristlieutenant Friedrichs geschrieben? Der steht freilich bei einem andern Regiment.«

      Durch das Gesicht der Kellnerin flog plötzlich eine Ahnung. Sie sah die drei Begleiterinnen des Domherrn eine nach der andern an.

      Karoline Lehmann war rot und blass geworden.

      »O«, rief die Kellnerin, »sind Sie die Mamsell von Ovelgönne?«

      »Sie ist die Mamsell Karoline Lohrmann von Ovelgönne.«

      »O Mamsell, wie freue ich mich! Sie sind der Engel der Gegend! Wie oft habe ich Ihren Namen gehört im Munde der Armut! Ja, ja, mein Verlobter schreibt mir von Ihnen und von dem Obristlieutenant Friedrichs, der aber Regimentskommandeur ist. Er schreibt mir nur Weniges in der Eile. Soeben sei das Regiment des Herrn Friedrichs vorbeimarschiert; es sei eins der letzten aus dem Kampfplatze gewesen; es habe entsetzlich viele Leute verloren, die Hälfte der Offiziere; der Obristlieutenant selbst sei immer voran gewesen und mehrmals verwundet worden, aber nur leicht. Ich sollte es Ihnen sagen, Mamsell, schreibt mein Verlobter, denn er habe gehört, Herr Friedrichs sei Ihr Bräutigam.«

      Die Kellnerin erzählte mit dem Feuer des Glücks eines dankbaren, edlen Herzens.

      »Der Bernhard Henke ist mein Jugendgespiele, Mamsell«, fügte sie hinzu.

      Karoline Lohrmann setzte sich in eine Ecke der Laube und weinte still.

      Der Domherr aber hatte noch mehr Fragen an die Kellnerin.

      »Hat Ihr Bräutigam Ihnen nicht von einem Herrn von Aschen geschrieben?«

      »Nein!«

      Fräulein Gisbertine schien aufzuatmen.

      »Auch nicht« — Der Domherr kämpfte mit sich, er sah nach der Frau Mahler hin; das Gesicht der Frau war kreideweiß, ihre Augen starrten zu Boden, ihr Körper zitterte.

      »Auch nicht von einem Hauptmann Mahlberg?«

      »Er ist ja der Hauptmann meines Verlobten!« sagte die Kellnerin.

      »Und?«

      »Er war einer der ersten der Kompanie, die verwundet wurden. Er hatte eine Kugel in den Fuß bekommen. Man hatte ihn aus dem Gefechte getragen.«

      »Und weiter?«

      »Nachher hat mein Bräutigam ihn nicht wiedergesehen.«

      Die Frau Mahler war auf die Bank zurückgesunken.

      Karoline Lohrmann eilte zu ihr, nahm sie in ihre Arme und sprach ihr leise Worte der Aufrichtung zu.

      Der Domherr suchte die Aufmerksamkeit auf anderes zu lenken.

      »Und nun, meine liebe Henriette, erzählen Sie mir wie Ihr Bräutigam vorgestern auf dem Schlachtfelde selbst von dem alten Blücher zum Offizier ernannt worden ist. Aber lassen Sie nichts aus.«

      Die Kellnerin erzählte und sie ließ in ihrem Stolze wie in ihrer Demut nichts aus.

      Als sie fertig war, küsste Karoline Lohrmann das hübsche Mädchen still.

      Fräulein Gisbertine aber schien für den Augenblick sich nicht ganz mehr zurechtfinden zu können. Sie blickte so sonderbar bald auf die Mamsell Karoline Lohrmann die einen Obristlieutenant, einen Regimentskommandeur, bald auf die Kellnerin, die, wenn auch nur einen Lieutenant, doch immer einen Offizier zum Bräutigam hatte. Sie kam aus Berlin, der Hauptstadt eines Militärstaats, in dem freilich nur der Offizier der Repräsentant der Armee war; sie hatte dort wahrscheinlich nur oder doch hauptsächlich СКАЧАТЬ