Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme - Jodocus Temme страница 31

Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ weh, lieber Graf, Sie dezimieren die Menschheit.«

      Der Graf lachte wieder.

      »Ein köstlicher Witz, auf Ehre!«

      »Sprechen wir von ernsten Dingen, Herr Graf.«

      »Gnädiges Fräulein befehlen?«

      »Tanzen Sie?«

      »Welche Frage!«

      »Gibt es hier Bälle?«

      »Leider nein.«

      »Landpartien?«

      »Sie lassen sieh arrangieren.«

      »Arrangieren Sie eine.«

      »Für heute wäre es zu spät.«

      »Zu morgen Nachmittag.«

      »Die Wahl des Ortes überlassen Sie mir, gnädiges Fräulein?«

      »Ich bin hier noch völlig unbekannt.«

      »Ah, ich kenne hier einen reizenden, romantischen, superben Platz, versteckt zwischen hohen Bergen, durchrauscht von einem wilden Gebirgsfluss, die Dahlheimer Sägemühle.«

      »Kann man dort tanzen?«

      »Auf einem wundervollen Rasenteppich.«

      »Vortrefflich! Also zu morgen Nachmittag und Abend. Mit meinen beiden Oheimen mache ich die Sache ab.«

      Damit war zwischen den beiden die ganze Sache abgemacht.

      An demselben Tage sagte Fräulein Gisbertine zu den beiden Oheimen nichts mehr.

      Am folgenden Tage entschuldigte sich der Domherr bei dem General, dass er nicht des Mittags zu Tische kommen werde; er werde früher und allein essen, da er einen Besuch im Gebirge zu machen habe.

      »Kommst Du vielleicht an der Dahlheimer Sägemühle vorbei, Onkel Florens?« fragte ihn da das Fräulein.

      Er sah sie verwundert, beinahe verlegen an. Wusste sie von seinen Geheimnissen?

      »Ja«, antwortete er.

      »So könntest Du mir einen Gefallen erweisen. Wir machen gegen Abend eine Partie dahin. Die Leute werden auf eine größere Gesellschaft nicht vorbereitet sein. Wärst Du so freundlich, uns ihnen anzumelden?«

      »Heute?« rief der Domherr.

      »Warum nicht? Wir wollten einmal tanzen.«

      »Ah, Du und der Herr Graf Westernitz?«

      »Ja.«

      Der Domherr sagte nichts weiter. Der General war zugegen, und in dessen Gegenwart wollte er wohl der Nichte keinen Vorwurf machen und kein hartes Wort sagen.

      Er ging.

      Aber das Fräulein folgte ihm aus dem Zimmer in das Gärtchen.

      »Wir haben schönes Wetter zu unserer Partie, Onkel Florens«, sagte sie draußen.

      Der Domherr blieb stehen.

      »Bist Du mir darum gefolgt, um mir das zu sagen?«

      »Es wäre möglich.«

      »Es ist aber nicht so. Dein Gewissen hat Dich hinter mir hergeschickt.«

      »Kennst Du mein Gewissen so genau?«

      »Ja. Und ich will Dir auch noch mehr von ihm und von Dir sagen. Um es zu betäuben, willst Du heute da hinten tanzen.«

      »Lieber Onkel Florens, Du musst mich oder mein Gewissen für sehr ordinär halten.«

      Damit kehrte Gisbertine in das Zimmer zurück und ließ den Domherrn seiner Wege gehen.

      »Du wirst doch unsere Partie mitmachen, lieber Onkel?« fragte sie den General.

      »Wenn Du meinst, Gisbertinchen.«

      Die Sache war in Ordnung.

      Der Graf Westernitz hatte eine reizende Partie arrangiert.

      Es war so schön in der Schlucht der Sägemühle, so sonnig und so schattig, so still und so heimlich, und das Echo der Berge gab das laute Scherzen und Lachen so fröhlich zurück. Für Musik war auch gesorgt, und der feine grüne Rasenplatz zwischen den duftigen Linden und den gelben Weiden an dem Ufer der rauschenden Diemel war ein Tanzsalon, wie keine Kunst ihn einladender hätte schaffen können. Fräulein Gisbertine war die Königin des Tages und des Abends, und der Graf Westernitz war ihr Anbeter. Der Graf war und blieb glücklich.

      Das Fräulein wurde auf einmal mitten im Tanze still, machte ein langweiliges Gesicht, trat aus der Tanzreihe und setzte sich zur Seite unter einen Lindenbaum. Der Graf, ihr Tänzer, musste ihr folgen.

      »Sie sind unwohl, gnädiges Fräulein?«

      »Nein.«

      »Sie langweilen sich?«

      »Ja.«

      »Wodurch kann man Sie zerstreuen, aufmuntern?«

      »Dadurch, dass Sie mich allein lassen.«

      »Hätte ich Sie beleidigt?«

      »Nein. Ich wünsche nur allein zu sein.«

      Und um es zu sein, stand sie auf, ging den Strom aufwärts und setzte sich hinter der alten Sägemühle auf einen alten Weidenstamm, dessen Wurzeln im Wasser standen. Dort sah sie in das Wasser hinein.

      Der Graf hatte ihr nicht folgen dürfen. Er kehrte aber auch nicht zum Tanze zurück. Er setzte sich auf den Platz, auf dem sie gesessen hatte, und träumte und träumte glücklich. Ein junger hübscher Gardelieutenant hat ja wohl, wenn er es auch nicht selbst erlebt hat, von schnellen Siegen über Damenherzen gehört und wie ein verliebtes Herz gern launisch wird und die Einsamkeit sucht.

      Auf dem Tanzplatze fielen freilich andere Urteile.

      Die Abwesenheit des Paares, das die Seele der Partie war, hatte eine gewisse Leere und Stille hervorgebracht; als der Tanz beendigt war, wollte kein zweiter beginnen. Die Herren, ein paar pausbäckige hessische Landjungen, der schmächtige Sohn der Kaufmannsfrau aus Braunschweig und so weiter, hatten nicht die Lust oder das Zeug, etwas anzufangen. Die jungen Damen saßen verdrießlich bei den Müttern.

      »Das Fräulein von Aschen scheint unglücklich zu sein, Mütterchen«, sagte die lange braune Comtesse Leontine Viereck zu ihrer langen, dürren Mutter.

      »Sie kommt mir vor, als wenn sie eine unglückliche Liebe hätte«, sagte ihre Schwester, die graue Comtesse Adelgunde.

      Die Mutter der beiden jungen Damen zuckte mitleidig die Achseln.

      »Dieses Fräulein Gisbertine oder Gisbertinchen ist eine eigensinnige Prise, der anstatt einer unglücklichen Liebe im Kopfe und СКАЧАТЬ