Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme - Jodocus Temme страница 28

Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238149

isbn:

СКАЧАТЬ er die französischen Lanciers nach dem Hohlwege fliegen; er sieht in dem Wege die Spitzen der Bajonette der Preußen. Er gewahrt die Absicht der Franzosen und gibt seinen Plan der Vereinigung mit seiner Kompanie auf. ‘Mir nach, Jungen!’ ruft er. Sie rennen nach dem Hohlwege. Sie werden nicht verfolgt, da die Franzosen genug mit den andern zu tun haben. Dem Hohlweg zur Seite ist ein Gebüsch. In dieses wirft sich Becker mit seinen Leuten.

      Verborgen von dem Strauchwerk erwartet er die Lanciers. Er lässt sie ganz nahe herankommen. Auf einmal stürzt er hervor. Seine Leute geben eine, zwei, drei Salven. Er selbst war auf den Chef der Eskadron zu gesprungen, hatte sein Gewehr auf ihn abgeschossen, ihn verwundet, dass er auf dem Pferde schwankte. Die ganze Eskadron kam in Verwirrung, glaubte wohl das ganze Gebüsch besetzt und macht kehrt, bevor die dritte Salve gegeben war. Das preußische Bataillon war gerettet.

      Der alte Blücher hatte es mit seinen scharfen Augen von weitem gesehen und ein Adjutant musste zu dem mutigen und entschlossenen Unteroffizier fliegen und ihn mit seinem Häuflein zu dem Feldmarschall entbieten, und als sie bei ihm ankamen, fragte er den Unteroffizier: ‘Unteroffizier, wie heißt Er?’ Und als der Unteroffizier seinen Namen genannt hatte, rief der General: ‘Jungen, folgt Eurem Lieutenant!’ Und zu Becker sagte er: ‘Lieutenant Becker, führen Sie ferner Ihre Leute so tapfer und so klug!’ Ich war dabei, Mamsell, als es geschah, mit einer Menge von Offizieren. Und allen schlug das Herz höher. Mit einem Hurra flogen der Lieutenant Becker und seine Leute in den Kampf zurück. Bald darauf mussten wir retirieren. Alle Wunder der Tapferkeit, welche die braven Preußen verrichteten, hatten den Sieg nicht erringen können. Als der Feldmarschall unrettbar die Schlacht verloren sah, schickte er nach allen Seiten Kuriere ab, um zu melden, was geschehen sei und was in den nächsten Stunden und Tagen geschehen solle, damit das Gerücht nicht übertreibe und keine Mutlosigkeit eintrete. Denn die Hoffnung und den Mut gibt der alte Blücher nimmer auf, und der Sieg wird ihm doch zuletzt bleiben Mich sandte er zu meinem Kurfürsten nach Kassel, um zugleich zu melden, wie die Hessen in dem heißen Gefecht bei Quatrebras sich brav gehalten haben. Als ich abreisen wollte, traf ich noch einmal den Lieutenant Becker. Es war ihm gelungen, sich mit seinem Regimente wieder zu vereinigen. Er hörte von meinem Auftrage. Da kam er an mich heran.

      ‘Nehmen Sie ein Zettelchen für mich auf den Weg nach Kassel mit?’

      ‘Mit Freuden, wenn es mich nicht zu lange aufhält.’

      ‘Es wird nicht.’

      Er nannte mir die Dahlheimer Sägemühle, beschrieb mir den Weg dahin, nannte mir Sie, setzte sich an die Trommel eines Tambours, nahm aus seiner Brieftasche ein Blatt Papier und eine Bleifeder, und in drei Minuten war das Billett fertig. Er war schnell in allem, zu schreiben wie den Feind einzugreifen und niederzuwerfen.« ,

      Der Offizier schloss seine Mitteilung.

      »Er lebt!« sagte das Mädchen zum dritten Male.

      Dann trat doch die Sorge in das vor Glück und Freude so schön glänzende Gesicht.

      »Aber der Krieg ist noch nicht zu Ende? Es werden noch viele Schlachten sein?« fragte sie den Offizier.

      »Aber das Glück steht dem Mutigen bei!« antwortete ihr der Offizier.

      Er musste weiter, er musste scheiden.

      Er war ebenfalls ein rascher, entschlossener Mann.

      Während die Kellnerin vorhin durch die Juden aufgehalten war, hatte er zugleich den Lohnkutscher, der den Domherrn hergefahren, gedungen, ihn nach Hofgeismar zu bringen, wo er Extrapost nach Kassel fand.

      Er nahm von der Kellnerin Abschied.

      »Was soll ich dem Lieutenant Becker sagen, Mamsell? Ich bin in drei Tagen wieder bei ihm.«

      »O tausend, tausend Grüße, mein Herr, und dass mein Herz immer bei ihm ist und meine Seele stündlich für ihn betet.«

      »Und Gott wird Ihre Gebete erhören.«

      Der Offizier reichte ihr die Hand und sprang in den Wagen; der Wagen jagte mit ihm davon.

      Die Kellnerin aber, die Braut des preußischen Lieutenants, musste in dem Hessenlande die Gäste bedienen, die neu gekommen waren, und sie hatte nicht einmal Zeit, über das alles nachzudenken, was der Kurier ihr mit geteilt hatte und was ihr doch das Herz erfüllte und abdrücken wollte.

      »Am Abend, wenn ich im Bette bin!« vertröstete sie sich selber. Wie müde sie am Abend sein musste, wenn sie den ganzen Tag von früh sechs bis zur Mitternacht hin gewirtschaftet und keinen Augenblick Ruhe gehabt hatte, und wie sie am andern Morgen um sechs schon wieder auf ihrem Platze sein müsse, daran dachte sie nicht und es hinderte und störte auch gewiss am Abend ihre Gedanken nicht.

      Eine Sorge machte ihr der Bursche Bernhard Henke. Ihr Herz, wie voll es war, hatte seiner nicht vergessen.

      Sowie sie wieder einen Augenblick Zeit hatte, wollte sie ihn ermahnen. Da kam der Knabe zu ihr gesprungen.

      »Ich muss fort, Jettchen, mit meinen Juden.«

      »Bernhard, Bernhard, kannst Du denn nicht von ihnen bleiben?«

      »Ich muss meiner Mutter die dreißig Taler bringen.«

      »Und wenn Du ihr das Unglück ins Haus bringst? Wenn sie Dich ihr als Krüppel, als Leiche in das Haus tragen müssten?«

      Der Knabe wurde doch nachdenklich.

      »Du weißt, wie ich Dich liebe«, sagte das Mädchen zu ihm.

      »Ich weiß es, liebes Jettchen.«

      »Ich hatte Dich schon so lieb, als wir noch Kinder waren. Erinnerst Du Dich, wie wir da immer beisammen saßen?«

      »Wie werde ich das vergessen, Jettchen!«

      »Wir hüteten die Kühe zusammen, Du die aus Deinem Dorfe, ich die aus dem meinigen. Die Weiden der beiden Dörfer grenzten aneinander. In der tiefen Schlucht zwischen den Bergen trafen wir uns. Die Kühe grasten über uns an den Bergwänden.Wir beide spielten unten oder erzählten uns. Es war so still um uns her, und wir waren so allein; wir sahen oft in drei Wochen keinen Menschen.«

      »Und doch wurde uns die Zeit nicht lang, Jettchen; Du wusstest alle die schönen Geschichten.«

      »Und Du erzähltest mir von Deiner Mutter.«

      »Und Du hattest von Deinem Vater lesen und schreiben gelernt, und Du warst größer und älter als ich, und da musste ich bei Dir in die Schule gehen.«

      »Und Du, Bernhard, teiltest Dein Brot mit mir, Du hattest mehr als ich.«

      »Und Du, Jettchen, bautest für uns die dichte Hütte von Zweigen und Moos, wenn der Regen so kalt wurde und der Schnee fiel.«

      »Die Hütte bauten wir zusammen, Bernhard, und wir wärmten uns darin einander.«

      »Du mich, Jettchen, und —«

      Auf einmal brach der Knabe ab.

      »Du willst mir das Herz weich machen, Jettchen«, rief er. »O tue es nicht. Ich kann Dir nicht folgen, diesmal nicht.«

      »Ist es Dir gar nicht möglich, Bernhard?«

      Er kämpfte doch mit sich.

СКАЧАТЬ