Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme
Автор: Jodocus Temme
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027238149
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Im Jahre 1562 lebten zu Cüstrin mehrere boshafte alte Weiber, welche große Zauberinnen waren. Gegen diese predigte zum öftern Herr Wenzeslaus Kielmann, damaliger Zeit Pfarrer und Superintendent zu Cüstrin. Als dieser nun am 19. Tage des Augustmonats in dem gedachten Jahre gestorben war, und am folgenden Tage des Mittags um 1 Uhr begraben wurde, da entstand ein solches Donnern, Blitzen, Regen und Ungewitter, daß man vermeinte, die ganze Stadt werde zu Grunde gehen. Man bekam gleich Verdacht auf jene alten Zaubersäcke, welche eingezogen wurden und denn auch bekannten, sie hätten das Ungewitter zu Wege gebracht, damit man habe denken sollen, des Pfarrers Seele sei vom Teufel hinweggeführt.
Andreas Angelus Annal. March. Brand. pag. 360.
30. Die stillen Frösche zu Schwante.
In dem Dorfe Schwante, eine Meile von Oranienburg, befindet sich ein Rittersitz der Familie von Redern. Da findet man die Merkwürdigkeit, daß, so viele Frösche sich auch dort in der Gegend überall befinden, doch in der Nähe jenes Rittersitzes und eine ziemliche Strecke rund um denselben kein Frosch seine Stimme hören läßt. Fängt auch ja einer zuweilen an, etwas laut zu werden, so bekommt er von den anderen keine Beistimmung, und er hört schnell wieder auf, als wenn es ihm plötzlich einfiele, daß er etwas Verbotenes thue, oder als wenn ihm über sein Schreien ein Vorwurf gemacht werde. Man erzählt sich folgende Ursache dieser sonderbaren Erscheinung:
Vor vielen Jahren fiel einmal im Frühling ein Herr von Redern in eine schwere Krankheit, in welcher er fortwährend viele Unruhe hatte. Diese Unruhe nahm aber auffallend zu, wenn er das Geschrei eines Frosches vernahm. Er konnte dann mehrere Nächte lang keinen Schlaf bekommen. Das wurde so arg, daß er zuletzt gar keinen Schlaf mehr fand, und daß kein Mittel der Aerzte im Stande war, ihm den wieder zu geben. Vergebens versuchte man darauf Alles, die Frösche zu vertreiben oder zum Schweigen zu bringen. Man mußte schon an der Genesung des Herrn von Redern verzweifeln. Er verfiel jeden Tag mehr, und seine Hausfrau hatte deshalb alle Tage weinende Augen. Da geschah es eines Tages, daß ein armer fremder Mann an das Schloß kam und bettelte. Der sah die nassen Augen der Edelfrau, und fragte, um was sie weine. Man berichtete ihm, daß der Herr krank wäre, und vor dem Geschrei der Frösche nicht ruhen, solchergestalt auch nicht lange mehr leben könne. Darauf spricht der Bettler: O, wann Eurem Herrn damit kann geholfen werden, so sollen die Frösche bald still schweigen. Dieses Erbieten wird erstlich der Frauen, und hernach dem Herrn selbst vorgebracht. Der befiehlt, daß man dem armen Manne solle einen Sack voll Roggen geben, wenn er sein Versprechen sollte ins Werk richten. Hierauf begiebt sich der Bettler aus dem Schlosse, umgehet dasselbe in einem großen Zirkel, so weit als ihm däucht, daß der Frösche Stimme dem Herrn könnte verdrießlich sein, gebrauchet dabei seine Wissenschaft und bringet damit zu wege, daß das Geplärre der Frösche sofort aufhört. Und in diesem Stande ist es seitdem mit den Fröschen dort immer geblieben, daß sich, soweit der fremde Mann gegangen, kein Frosch wieder hat hören lassen. Der Mann hat dabei gleich gesagt, daß dieß nur auf hundert Jahre so dauern werde. Die 100 Jahre sind noch nicht um.
Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 589.
31. Die Ratzen in Neustadt-Eberswalde.
Eine besondere Merkwürdigkeit ist es, daß sich in der Stadt Neustadt-Eberswalde gar keine Ratzen finden. Dieses hat folgenden Grund:
In den früheren Zeiten waren allda sehr viele Ratzen, besonders in der städtischen Kornmühle, wo sie vielen Schaden thaten. Da trug es sich um das Jahr 1607 oder 1608 zu, daß sich ein gewisser Mann bei dem Rath meldete und sich erbot, dieses Ungeziefer wegzuschaffen, dergestalt, daß hinführo, so lange die Mühle stehen werde, nimmermehr eine Ratze sich darin halten sollte. Er begehrte eher keinen Groschen, bis ein Jahr hernach, wann er seine Probe würde gethan und das Ungeziefer fortgeschafft haben; davor er dann zehn Thaler gefordert, welche ihm auch versprochen worden, und worauf ihm der Magistrat zwei Thaler sofort bezahlen ließ. Darauf legte der Mann etwas in die Mühle, versteckte auch sonst noch etwas an einen verborgenen Ort. Da war es denn am folgenden Tage mit Verwunderung anzusehen, wie die Ratzen sich haufenweise aus der Mühle fortmachten und den dortigen Fluß, die Finow, hinunterschwammen, also daß keine einzige zurückblieb. Nach Verfließung des Jahres kam der Mann wieder, um die übrigen ihm versprochenen 8 Thaler zu holen, die ihm auch bezahlet wurden. Nach der Zeit sind keine Ratzen, weder in der Stadt, noch in der Mühle, mehr zu spüren gewesen.
Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 829.
32. Die Schlangen von Prenzlau.
Rund um die Stadt Prenzlau, die Hauptstadt der Ukermark, findet man keine einzige Schlange, so weit man die große Glocke der Stadt hören kann. Vor diesem gab es dort eine große Menge dieses Ungeziefers. Da war aber zu einer Zeit ein Verbrecher in der Stadt, der das Leben verwirkt hatte. Der erbot sich, alle Schlangen aus der Gegend zu vertreiben, wenn man ihm das Leben schenke. Dieses geschah, und man hat seitdem keine Schlangen dort wieder gesehen.
Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 834.
33. Die Schlangen zu Bernau.
Auf der Feldmark der Stadt Bernau findet man, soweit man das Läuten der Bürgerglocke hören kann, weder Schlangen noch Nattern. Als Grund davon giebt man Folgendes an: Als vor Alters jene Bürgerglocke gegossen wurde, ward dazu nach damaligem Gebrauche von den Leuten allerlei verehret, als Gold, Silber, Erz u.s.w. Es kam auch ein altes Weib herbei, die sagte, sie habe zwar nichts von Geldeswerth, das sie zu der Glocke verehren könne, sie wolle aber doch etwas dazu schenken, was man nicht verachten werde. Damit ließ sie eine lebendige Schlange und eine solche Natter mit in den Guß einlaufen, mit dem Bedeuten, daß sich danach die Schlangen und Nattern verlieren würden, welche damals so häufig in der Gegend waren. Und solches geschah auch, sobald man mit der neuen Glocke zum ersten Male zu läuten anfing.
Als vor ungefähr 200 Jahren die Glocke einstmals einen Riß bekam, so daß man nicht mehr damit läuten konnte, stellte das Ungeziefer sich wieder ein. Es verlor sich aber sogleich wieder, als im Jahre 1649 die Glocke umgegossen wurde und nun zum ersten Male wieder läutete.
Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 833.
34. Das Bernauische Bier.
In der Stadt Bernau wird ein Bier gebrauet, welches ganz vorzüglich, und besonders auch dadurch bekannt ist, daß es sich so sehr lange hält. Hiervon erzählt man sich folgende Geschichte: Ein Lehrling aus der Stadt mußte einst für seinen Herrn Bier holen. Auf dem Rückwege machte er einen dummen Streich, so daß er sich nicht getrauete, wieder zu Hause zu kommen. Er vergrub daher die Flasche, СКАЧАТЬ