Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme
Автор: Jodocus Temme
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027238149
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Andreas Werner, Magdeb. Chronik.
2. Die wunderbarste Sage von Berlin.
In der Stadt Berlin war früher eine sehr große Sittenstrenge. Das erfuhr im Jahre 1364 Herr Conrad Schütz, Geheimschreiber des Erzbischofs Dietrich von Magdeburg. Als dieser Herr Schütz eines Tages nach den öffentlichen Bädern ging, begegnete ihm auf dem Wege dahin eine junge Bürgersfrau. Die fragte er scherzend, wie ein junger Geheimschreiber wohl pflegt, ob sie ihm im Bade nicht wolle Gesellschaft leisten. Die Berlinerin verstand den Scherz aber unrecht, und erhob auf der Straße ein gewaltiges Geschrei, wie sie beleidigt werde. Die vorbeigehenden Bürger ergriffen darauf den armen Geheimschreiber, schleppten ihn auf den nächsten Platz, und schlugen ihm da ohne weitere Umstände den Kopf ab.
Geschichte der Stadt Tangermünde von Pohlmann und Stöpel. S. 279. 280.
3. Die Zauberinnen in Berlin.
Im Jahre 1553 lebten zu Berlin zwei arge Zauberinnen, die allerlei Schaden an Früchten und Vieh thaten. Besonders unterstanden sie sich, zum öftern, zur Verderbung der Früchte, Hagel und Ungewitter zu machen. Zum letzten stahlen sie einer Frau aus der Nachbarschaft ein Kindlein, das sie zerstückelten und dessen Glieder sie in einen Topf thaten, um sie zu kochen. Wenn sie dies vollbracht hätten, so hätten sie ein Ungewitter zu Wege gebracht, daß im ganzen Lande keine Frucht wäre auf dem Felde geblieben. Aber der allmächtige Gott verhinderte den Frevel, und fügte es, daß die Mutter des Kindes herzukam und die Glieder ihres Kindes im Topfe gesehen. Sie lief sogleich zum Rathe und zeigte die Sache an, worauf die Zauberinnen verhaftet wurden und alle ihre Verbrechen und Gräuel bekannt haben. So wie sie gedienet, also wurden sie auch gelohnet.
Andreas Angelus Annal. March. Brand. pag. 351.
4. Die Bildsäule des Churfürsten von Sachsen in Berlin.
Inwendig im Schlosse zu Berlin stand ehemals die Bildsäule des Herzogs und Churfürsten Moritz von Sachsen. Im Jahre 1553, am 9ten Tage Januarii, erhob sich in Berlin auf einmal ein sehr starker Wind, der besonders im Schlosse wüthete. Er that aber allda weiter keinen Schaden, als daß er jenem Bilde den Kopf abwarf, ohne daß die anderen Bilder, so daneben standen, sich auch nur rührten. Dieses war ohne Zweifel eine Anzeige des großen Unglücks, welches dem Churfürsten bald nachher begegnen sollte. Denn im Heumonde desselben Jahres erhielt dieser in einer Schlacht, die er mit dem Markgrafen von Brandenburg gegen die Herzöge von Braunschweig, bei dem Schlosse Pirna in Sachsen, stritt, einen tödtlichen Schuß, davon er am dritten Tage hernach in seinem drei und dreißigsten Jahre verstarb.
Andreas Angelus Annales March. Brand. pag. 349. 350.
5. Die gespenstischen Mäher bei Berlin.
Im Jahre 1559 nach Christi Geburt, in der Ernte, da man den Hafer pflegt abzuhauen, trug sich nicht weit von Berlin eine wunderbarliche, aber wahrhaftige Geschichte zu. Es wurden nämlich plötzlich viele sonderbare Mannspersonen auf dem Felde gesehen. Zuerst waren deren funfzehn gekommen, nach diesen kamen noch zwölf. Die ersten hatten ordentliche Häupter, wie andere Menschen; aber die zuletzt gekommenen, waren ohne Haupt und waren scheußlich und gräßlich gestaltet. Alle diese sieben und zwanzig Männer hatten große Sensen, mit denen sie mit großer Gewalt in den Hafer hineinhieben, daß man es weithin hören konnte. Das Wunderbarste dabei aber war, daß der Hafer nicht fiel, sondern unversehrt stehen blieb.
Ueber solches Wunder entstand viel Geschrei bei Hofe und in der Stadt, und es gingen, so vom Hofgesinde wie von den Bürgern, Viele hinaus auf das Feld, um die gespenstischen Mäher zu schauen. Es gingen auch Etliche an die Männer heran und fragten sie: wer sie wären? woher sie kommen? und was sie dort machten? Diese antworteten aber nichts, sondern hieben immerfort in den Hafer hinein. Darüber wurden die Hinzugekommenen muthiger, und traten ganz nahe an sie heran, wollten auch sogar einige der Männer greifen. Die aber entwischten ihnen und liefen weiter, im Laufen nichts desto weniger in den Hafer hineinhauend. Nach etlichen Tagen erst verschwand dieses Gesicht.
Es war die allgemeine Meinung, daß dieses böse Geister gewesen, die nichts Gutes bringen könnten. Derowegen ließ der Durchlauchtigste Churfürst, Herr Joachim, dieses Namens der Andere, die fürnehmsten Prediger in der Mark versammeln, von ihnen zu erfahren, was durch solches Gesicht bedeutet werde. Diese hielten zwar dafür, daß dadurch die göttliche Strafe der Pestilenz solle angedeutet werden; es ist aber in demselbigen Jahre keine Pestilenz im Lande gewesen.
Andreas Angelus Annales March. Brand. pag. 359. 360.
6. Das Unwetter und Churfürst Joachim I.
Zu dem Churfürsten Joachim dem Ersten kam eines Tages ein Sterndeuter, sprechend, wie er in den Sternen gelesen, daß noch desselbigen Tages ein grausames Unwetter über Berlin losbrechen werde, so daß zu besorgen stände, beide Städte, Berlin und Cölln, möchten untergehen. Er rieth deshalb dem Churfürsten, sich mit seiner Gemahlin in Sicherheit zu begeben. Der Fürst erschrak über solche Kunde, und ist alsbald mit seiner Gemahlin, der jungen Herrschaft und den vornehmsten Bedienten auf den Tempelhofischen Berg gezogen, um die Begebenheit der beiden Städte abzuwarten. Allein lange wartete er dort vergebens. Wie sie nun schon fast den ganzen Tag auf dem Berge sich aufgehalten, und aus dem Wetter nichts hat werden wollen, da hat ihn endlich seine Gemahlin, welche eine sehr gottesfürchtige und christliche Fürstin gewesen, flehentlich gebeten, daß er möge wieder hineinziehen in die Stadt, und bei seinen armen Unterthanen abwarten, was Gott der Herr thun wolle, weil sie es vielleicht nicht allein verschuldet. Darüber ist der Churfürst bewogen, gegen Abend wieder nach Cölln zu fahren. Ehe er aber noch an das Schloß gelanget, hat sich ein Wetter heraufgezogen, welches so schnell und so stark geworden, daß es dem Churfürsten, wie er gerade unter das Schloßthor hat fahren wollen, seine vier Pferde vor dem Wagen sammt dem Kutscher erschlagen hat. Sonsten hat es jedoch keinen Schaden gethan. Dieses hat sich zugetragen am 15. Juli 1525.
Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 2. S. 509. 510.
7. Gesichter der Churfürsten Joachim I. und II.