Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme
Автор: Jodocus Temme
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027238149
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Andreas Angelus Annal. March. Brand. pag. 102. 103.
18. Das Wunderblut zu Wilsnack.
In der Priegnitz lebte im Jahre 1383 ein Edelmann, mit Namen Heinrich von Bülow; der verbrannte und zerstörte feindlicher Weise eilf Dörfer in der Priegnitz, unter denselben auch das damalige Dorf Wilsnack. In diesem Dorfe brannte die Kirche ab mit Allem, was darin war. Der Pfarrer von Wilsnack, Herr Johannes, hatte zu damaliger Zeit drei Hostien, um der Kranken willen, sonderlich in der Kirche verwahret. Als er nun in der Nacht nach dem Feuer auf seinem Lager lag und schlief, da vernahm er auf einmal eine Stimme, die ihm zurief: Stehe auf, Johannes, und mache dich fertig, an dem Altare der verbrannten Kirche die Messe zu lesen. Anfangs glaubte er, ein böser Bube wolle ihn foppen, und er blieb liegen. Als er aber dieselbe Stimme zum zweiten und dann gar zum dritten Male vernahm, da stand er auf und ging zu dem Orte der verbrannten Kirche. Und siehe, hier stand mitten in der Verwüstung unversehrt der Altar der Kirche; zu dessen beiden Seiten brannten zwei helle Wachskerzen, und mitten auf demselben lag eine weiße Leinewand. In dieser aber lagen die drei Hostien, so der Pfarrer verwahrt hatte. Sie waren unversehrt, aber wunderbarer Weise ganz mit Blut besprengt. Ueber dieses Wunder erstaunte der fromme Mann mit Allen, denen er es zeigte. Die drei Hostien wurden sorgfältig aufbewahrt und verrichteten bald viele Wunderwerke, also daß große Haufen von Kranken aus Schweden, Norwegen, Ungarn, Frankreich, England, Schottland, Dänemark u.s.w. dahingekommen und gesund geworden. Solche Wunderthätigkeit hat gewährt bis zum Jahre 1552, wo die drei blutigen Hostien von dem damaligen Pfarrer zu Wilsnack, welcher der neuen Lehre angehangen, zerstöret worden.
Andreas Angelus Ann. March. Brand. pag. 167.
Zach. Garcaus Res Gesta March. II. pag. 144.
19. Das wunderbare Gesicht zu Prenzlau.
Am ersten Tage des Hornungs im Jahre 1554, als die Sonne hat wollen untergehen, ist zu Prenzlau in der Ukermark ein gar wunderbares Gesicht gesehen worden. Es hat sich nämlich plötzlich am Himmel eine dicke Wolke aufgethan, und man hat darin gar deutlich und augenscheinlich gesehen die Gestalt unseres Erlösers und Seligmachers Jesu Christi, wie er am Kreuze gehangen. Neben dem Kreuze haben zu beiden Seiten viele Personen gestanden. Nachdem solches alle Bürger und Einwohner der Stadt lange genug haben betrachten können, hat das Bild sich aus der Wolke langsam und allmälig heruntergelassen und ist in einer großen Feuergluth im Prenzlauer See verschwunden. Was das Gesicht bedeutet, hat man nicht erfahren können.
Andreas Angelus Annal. March. Brand. pag. 353.
20. Die geharnischten Männer zu Cüstrin.
Um Bartholomäi des Jahres 1555 erschienen auf dem Markte zu Cüstrin auf einmal zwei unbekannte, am ganzen Körper geharnischte Männer. Sie gingen allda lange herum, und gaben einander die Hände. Zu derselbigen Stunde sah man unterdeß am Himmel eine große Feldschlacht und hörte dabei oben in der Luft ein jämmerliches Geschrei und großes Getümmel. Nach einer guten Weile verschwand das Alles, die beiden geharnischten Männer mit großem Klagegeschrei. Man hat nicht erfahren können, was dieses zu bedeuten gehabt.
Andreas Angelus Annal. March. Brand. pag. 354.
21. Der Bärenskirchhof in Grimnitz.
Unfern des Schlosses Grimnitz in der Mittelmark befindet sich ein Platz, der rund herum mit Steinen besetzt ist, und der Bärenskirchhof genannt wird. Diesen Namen hat er von folgender Begebenheit erhalten:
Der Churfürst wollte einst eine Schweinejagd halten, und diese war schon mehrere Tage vorher angesagt. In der dritten Nacht vor der Jagd hörte auf einmal der damalige Haidereuter auf dem Schlosse, Namens Bärens, um Mitternacht auf dem Boden, wo er die Schweine körnte, eine Stimme, die rief: »Ist der Stumpfschwanz da? Der soll dem Haidereuter das Leben nehmen!” Der Haidereuter achtete nicht darauf. Als er aber in der folgenden Nacht dieselbe Stimme nochmals hörte, erzählte er es dem Churfürsten, in der Meinung, daß irgend ein Hofbedienter ihn suche furchtsam zu machen. Der Churfürst befahl ihm, Niemandem von der Sache zu sagen, auch die kommende Nacht zu Hause zu bleiben. Dagegen schickte er seinen Büchsenspanner auf den Boden. Dieser hörte dieselbe Stimme. Da befahl der Churfürst am anderen Tage, als die Jagd war, daß der Haidereuter zu Hause bleiben solle, welches auch geschah. Erst als die Jagd ganz zu Ende war, ritt er noch hin, um die getödteten Sauen zu besehen, die gerade aufgeladen wurden. Darunter war wirklich ein Stumpfschwanz. Der Haidereuter ging an ihn heran und sagte: »Du solltest mir das Leben nehmen, und bist eher todt als ich!« Dabei hielt er das Schwein, bis die aufladenden Bauern die andere Leiter vom Wagen vorgeschoben, daß es nicht herunter fallen sollte. Auf einmal fiel aber unversehens der Kopf des Stumpfschwanzes herunter und schlug dem Haidereuter den Leib auf, wovon er auch alsbald starb. Er wurde auf der Stelle begraben, die davon den Namen »Bärenskirchhof” behalten hat.
Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 782.
22. Das vermauerte Thor zu Gransee.
In vielen Städten der Mark Brandenburg, nur nicht in der Altmark, findet man etwas, was man nur sehr selten in anderen Ländern antrifft. Neben dem gewöhnlichen Stadtthore ist nämlich noch ein zweites, zugemauertes Thor. Nach Allem muß man annehmen, daß dieses das allererste gewesen, weil das mit dem Bau der Mauer, in der es sich befindet, übereinstimmt, und weil es auch gerade auf die Straße zugeht, wogegen das jetzige offene Thor schräge in die Stadt hinein führt. Welche Bedeutung die zugemauerten Thore gehabt, und aus welcher Veranlassung sie vermauert sind, das suchen unsere Geschichtschreiber vergeblich zu erforschen. Es finden sich namentlich dergleichen vermauerte Thore in Kyritz, in Wittstock, zu Wusterhausen im Ruppinschen, zu Gransee zwei, zu Soldin drei, zu Friedeberg zwei, zu Morin zwei, zu Berlinchen zwei, zu Königsberg zwei, zu Schönfließ zwei, zu Landsberg an der Warthe, zu Beerwalde, zu Woldenberg, zu Bernau, zu Fürstenwalde und zu Mittenwalde. –
Von den beiden Thoren zu Gransee hat man zwei verschiedene Sagen. Einige geben nämlich vor, es sei einstmals СКАЧАТЬ