Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme
Автор: Jodocus Temme
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027238149
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Unweit des Städtchens Morin in der Neumark stehen auf dem Felde sieben große Steine beisammen, nur die sieben Steine genannt. Nach der Sage sind dieß sieben junge Bursche gewesen, welche dort aus Uebermuth ihren Käse und ihr Brod auf eine unanständige Weise benetzt haben. Zur Strafe für ihren Frevel sind sie sofort in jene Steine verwandelt worden.
Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 362.
13. Der Adamstanz bei Wirchow.
Bei dem Dorfe Wirchow in der Neumark befindet sich ein Kreis großer Steine. Es sind deren achtzehn an der Zahl. Vierzehn, zwei bis drittehalb Fuß hoch, stehen jedesmal paarweise in einem großen Kreise um zwei, welche in der Mitte des Kreises stehen. Diese zwei sind über zwei Ellen hoch. Zwei andere, noch etwas höher, stehen außerhalb des Kreises, in einiger Entfernung. Von der Entstehung dieser Steine erzählt man, daß an dieser Stelle vor einigen hundert Jahren mehrere Menschen am heiligen Pfingsttage einen nackten Tanz aufgeführt haben, und zu einer sonderbaren Strafe für ihr frevelhaftes Beginnen in die Steine verwandelt worden sind. Daher heißen die Steine auch der Adamstanz oder der Steintanz. Die vierzehn Steine im Kreise sind die Tänzer und Tänzerinnen gewesen; die zwei in der Mitte die Bierschenker, und die zwei außerhalb des Kreises die Spielleute. An diesen beiden Letzteren kann man im Stein noch die Violinen erkennen.
Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 362.
14. Die alte Stadt im Blumenthal.
Unweit Prötzel im Oberbarnimschen Kreise, ungefähr fünf Meilen von Berlin und anderthalb Meilen von Wrietzen, findet man in einem Walde, welcher der Blumenthal genannt wird, vieles alte Mauerwerk, das, der Sage nach, von einer Stadt herrührt, die in alten Zeiten dort gestanden hat, aber, man weiß nicht auf welche Weise, zu Grunde gegangen ist. Wenn man genauer zusieht, so kann man noch jetzt einzelne Straßen und andere Theile der Stadt an dem Gemäuer entdecken. Man findet nämlich, daß die südliche Seite 190, die nördliche 160, die westliche 80, und die östliche etwa 60 rheinländische Ruthen enthalten hat. Die Stadt hat ferner vier Thore gehabt, eine Hauptstraße, welche in die Richtung nach Straußberg geführt hat, und sechs Quergassen. Eben so findet man noch vier besondere ummauerte Plätze, als wenn daselbst eine Kirche, ein Rathhaus, ein Schloß und ein Kloster gestanden hätten. Mitten in der Stadt sind drei runde Hügel, von denen man sagt, daß es alte Begräbnißplätze seien. Vor ein paar hundert Jahren ist das Mauerwerk überall noch eines Mannes hoch über der Erde gewesen. Jetzt kann man es aber nur noch mit großer Mühe entdecken, und es ist alles mit starken Bäumen bewachsen. – Von der Stadt selbst, die hier gestanden, hat man weiter keine Nachricht; man sagt nur, daß sie Blumenthal solle geheißen haben, und daß davon der Wald noch jetzt seinen Namen führe.
Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 446. 447.
15. Der Markgrafenberg bei Rathenau.
Bei der Stadt Rathenau liegt ein ziemlicher Berg, der Markgrafenberg genannt. Vor langen Zeiten, in den Eintausend zweihundert und zwanziger Jahren, lebten einstmals zu gleicher Zeit neunzehn Markgrafen von Brandenburg, Alle aus dem Anhaltinischen Geschlechte. Die kamen eines Tages sämmtlich zu einer großen Landschauung auf dem gedachten Berge zusammen, und davon hat er seinen Namen erhalten. Aber Gott schickte es also, daß sie in wenigen Jahren, Etliche sagen in zweien, sammt und sonders gestorben und umgekommen waren. Der Chronist, der diese Geschichte aufbewahrt hat, setzt hinzu: »Denn sobalde Gott der Allmächtige ein Geschlechte herfürziehen und erhöhen kann, sobalde und leichtlich kann er es auch wieder herunterrücken und gar verdorren und umkommen lassen, wie die Historien sowohl in der Bibel als anderswo genugsam ausweisen und zu erkennen geben. Daß danach also auf viele Kinder und auf ein groß Geschlechte nicht zuviel zu pochen und zu vertrauen ist.«
Andreas Angelus Annal. March. Brand. pag. 129.
H. Ammersbach, Churbrandenburgische Chronik. S. 125.
16. Das Wunderblut zu Belitz.
Im Jahre 1247 nach Christi Geburt haben in der Stadt Belitz etliche Juden mit einer Magd gehandelt, daß sie zum Sacrament gehen, ihren Gott im Munde empfangen, hinter dem Altare aber aus dem Munde in die Schürze fallen lassen und ihnen sodann zubringen solle; sie wollten ihr ein gutes, namhaftes Geld dafür geben. Die Magd hat von dem Mammon sich verblenden lassen, und also gethan, wie die Juden von ihr begehret. Diese haben nun die geweihete Hostie dem Herrn Christo zu Unehren gemartert, zerhauen und gestochen, worauf sie aber sogleich angefangen zu bluten. Darüber haben die Juden sich gefürchtet, es möchte offenbar werden, und solche That ihnen übel bekommen. Sie haben die Hostie daher der Magd wiedergebracht, diese auch gebeten und ihr Geld gegeben, daß sie dieselbe wieder angenommen und in ihrem Hause unter dem Dache verstecket. Da trug es sich aber zu, daß daselbst unter dem Dache die Nachtwächter jede Nacht viele Lichter und Kerzlein gesehen, welches sie den Herren der Stadt angezeiget. Diese haben eine Haussuchung gehalten, die Hostie alsbald gefunden, auch die Thäterin ausgekundschaftet, und mit allen Juden, auf die sie bekannt, gefänglich eingezogen. Wie nun die Juden auch nicht lange haben läugnen können, wurden sie alle mit sammt der Magd zu einem Berge vor dem Müllerthore nach dem Dorfe Schönfeld zu geführet, und dort sammt und sonders lebendig verbrannt. Der Berg heißt davon bis auf den heutigen Tag der Judenberg.
Die Hostie hat man in einer herrlichen Prozession mit großen Klagen, Beten und Reverenz in die Kirche getragen und an einen besonderen Ort gesetzet, allwo sie von Stund’ an große Wunderwerke gethan. Weil sie fortwährend geblutet, so erhielt sie den Namen des Belitzer Wunderblutes. Es geschahen bald große Wallfahrten zu ihr.
Andreas Angelus Annal. March. Brand. pag. 101.
17. Das Wunderblut zu Zehdenick.
Im Jahre 1249 hat ein Weib zu Zehdenick eine geweihete Hostie genommen, in Wachs gedruckt und vor ihrem Bierfasse vergraben, in der Absicht, damit die Leute ihr Bier lieber holen und trinken möchten, da sie einen Bierschank hatte. Als sie aber hernach einen scharfen Prediger gehört, ist sie dadurch zur Erkenntniß ihrer begangenen Sünde gekommen, und obwohl sie eine schwere Buße erwarten konnte, hat sie doch in ihrem Herzen und Gewissen keine Ruhe gehabt, bis sie die Sache an den Tag gebracht. Sie hat demnach Alles dem Pfarrer zu Zehdenick gebeichtet, und wie dieser es nicht hat glauben wollen, allem Volke geoffenbaret. Darauf hat man in ihrem Keller angefangen zu graben, und es ist an dreien Orten Blut hervorgequollen, daß alle СКАЧАТЬ