Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme
Автор: Jodocus Temme
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027238149
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Zur Zeit als der Dom in Magdeburg gebauet wurde, lebte in dieser Stadt ein Mönch, der sich vermaß und verschwor, der Teufel solle ihn holen, wenn er nicht in Pantoffeln auf die Krone des Thurmes steige. Das bekam ihm aber übel, denn als er eine ziemliche Strecke gestiegen war, fiel er plötzlich von oben herunter, und der Teufel zerbrach ihm sichtlich den Hals. Zum Andenken an diese Begebenheit wurde an der Spitze des Thurmes ein Bildniß in Stein gehauen, welches den Mönch und, dicht unter ihm, den auf seinen Fall lauernden Teufel vorstellt. Das Bild ist noch zu sehen.
Gengenbach, Stadt Magdeburg. S. 15.
5. Die gefesselten Männer am Dome zu Magdeburg.
Zur rechten Seite im Dome zu Magdeburg sieht man zwei aus Holz geschnitzte Mannsbilder, mit eisernen Ketten und Banden an Hals, Leib, Händen und Füßen. Man erzählt davon Folgendes: Als der Dom gebauet wurde, kamen zwei Gebrüder Grafen von Gleichen gen Magdeburg, wollten den Bau wehren und vermaßen sich, aus dem Dome einen Pferdestall zu machen. Zum ewigen Andenken an solche Vermessenheit wurden ihre Bildnisse in Ketten im Dome aufgehangen.
Gengenbach, Stadt Magdeburg. S. 12.
6. Die frommen Hunde in Magdeburg.
Im Jahre 1016 kam ein deutscher Fürst mit etlichen seiner Gewappneten nach Magdeburg, und fing Einen von Adel, welcher dem Erzbischofe Gero, dem fünften Erzbischofe von Magdeburg, lieb und sein Diener war. Demselben ließ er die Augen mit Gewalt ausstechen, darüber denn der Erzbischof hart ergrimmte und den Fürsten in den Bann erklärte. Da geschah es, daß von diesem Verbannten selbst die Hunde kein Brod und keine Speise annehmen wollten. Dadurch kam derselbe zur Erkenntniß und Reue seiner Mißhandlung, und er kommt daher zum Erzbischof in bloßem Haupte und in bloßen Füßen, fällt vor dem nieder und bittet um Absolution. Diese wurde ihm auch alsbald in Gegenwart des Kaisers Heinrich, worauf es wieder wohl um ihn stand.
Amersbach, Chronik des Erzstifts Magdeburg. S. 26.
Andr. Werner, Magdeb. Chronik (nicht paginirt).
7. Kriegeszeichen.
Unser deutsches Vaterland wurde von sehr schweren und schädlichen Kriegen heimgesucht unter seinem Kaiser Heinrich, dem Vierten dieses Namens, welcher regierte vom Jahre 1065 bis zum Jahre 1105. Diesen Kriegen gingen aber auch ganz besondere Anzeigen vorher, absonderlich im Erzbisthum Magdeburg. Denn nicht allein, daß man überall zwei Monate lang einen großen Cometen gesehen, und daß in der Luft sich feurige Kriegsheere zeigten mit blutigen Waffen, brennenden Fackeln, glühenden Pfeilen, und belagerten Städten, so wie ein Krachen in den Lüften gehört wurde, als wenn dort große Feldschlachten geliefert würden; eben so geschahen noch ganz besondere Wunder im Magdeburgischen. So versammelten sich eines Tages auf dem Marsch bei Magdeburg ein großer Haufen Raben, welche also heftig mit einander gestritten, daß eine große Menge von ihnen todt zur Erde niederfielen. Solcher Streit hat einen ganzen Tag gewähret. Ferner haben mehrere Bischofsstäbe, die in ihren Capellen standen, am hellen Tage, da es lauter und klar Wetter gewesen, Wasser geschwitzet, und denen, die sie angefaßt, die Hände mit Wasser gefüllet. Eben so ist Blut aus gebackenem Brodte, wenn man dasselbe zerschnitten, häufig herausgeflossen, und Kinder haben im Mutterleibe geredet. – Solche und dergleichen Wunder sind jenen schweren Kriegen vorhergegangen.
Alte Magdeburgische Chronik (nicht paginirt).
8. Der gefangene Jude zu Magdeburg.
Zu den Zeiten des Bischofs Conrad zu Magdeburg, der ein geborner Graf vom Sternberg war, und im Jahre 1278 starb, fiel an einem Sonnabend ein Jude ins Privet. Weil es nun der Sabbath war, so durften ihn die Juden nicht herausziehen, wollten auch nicht leiden, daß dieses von Christen geschehe, weil der Jude doch immer selbst mit hätte helfen und Hand anlegen müssen. Ueber solchen Aberglauben erzürnte der Bischof, und des nächstfolgenden Tages, weil es Sonntag und der Christen Sabbath war, entbot er daher den Juden, sie sollten der Christen Sabbath auch nicht brechen. Also mußte der arme Schelm zwei Tage und zwei Nächte im Privet sitzen bleiben.
Bünting, Braunschw.-Lüneb. Chronik. I. 61. 93.
Alte Magdeburger Chronik (nicht paginirt).
9. Die heiligen Leichnams-Capelle zu Magdeburg.
Im Jahre 1315 brach ein Bube des Nachts zu Magdeburg in die Sanct Pauls-Kirche, und stahl daselbst die Büchse mit den geweiheten Hostien, so man zum Sacrament gebrauchet. Damit ging er des Morgens in die Sanct Peters-Kirchen, willens, dasselbige allda auf den Altar zu legen, ward aber anderen Sinnes, und warf das Sacrament hinter den Kirchhof daselbst, zwischen die Steine, in einen Pfuhl, und versetzte die Büchse den Juden. Da begab es sich, daß Einer mit einer Küfe, damit man Wasser zum Bierbrauen führet, von der Elbe gefahren kam, und da er an den Ort gelanget, da das Sacrament gelegen, sind die Pferde stehen geblieben und haben nicht fortgewollt. Darüber wird der Küfenführer des Sacramentes, daselbst liegend, gewahr, und ein Müller, der von ohngefähr dazu gekommen, hebt dasselbe mit seinem Schwerte auf. Der Dieb wurde darauf bald entdeckt, auf dem Kleiderhofe vor den Juden gegriffen und hernach geschleifet. Auf der Stellen, da das Sacrament gefunden, erbauten die Bürger, zum Andenken des allda geschehenen Wunders, eine Capelle, welche die Capelle des heiligen Leichnams geheißen wurde; in dieselbe ließen sie die Geschichte hineinmalen, und das Schwert, damit das Sacrament aufgehoben, haben sie darin aufhängen lassen. Die Capelle stand noch vor nicht gar langer Zeit, hinter dem Sanct Marien-Magdalenen-Kloster, und man konnte vom Kloster und vom Kirchhofe aus in die Capelle gehen. Es befand sich auch in dieser ein Brunnen mit einem eisernen Eimer, damit man Wasser schöpfen konnte.
Alte Magdeburger Chronik (nicht paginirt).
Gengenbach, Stadt Magdeburg. S. 30.
10. Das Gespenst auf dem Tye in Magdeburg.
In dem Jahre 1371 war in der Neustadt Magdeburg, auf dem Tye, in Hans Schartauens Hause ein gar sonderbares Gespenst. Dasselbe war gekommen in der Nacht des Krautweihen-Tages (Mariä Himmelfahrt); es ließ sich hören, aber nicht sehen; es trieb viel Ungestümes, und sagte, es wäre Hans Schartauens Seele, der vor drei Jahren in der Ohre ertrunken war; es begehrte von mehreren Priestern, die es benannte, eine gewisse Anzahl Messen und Vigilien, und erzählte dabei, wie viele Gebete und Almosen zu seiner Erlösung bereits СКАЧАТЬ