Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ schien das leichte und gewandte Wesen des Kellners zu gefallen.

      »Haben Sie gedient?« redete er ihn an.

      In jener Zeit war jeder junge Mann im deutschen Lande Soldat gewesen; das Wort dienen hatte demnach seine so natürliche Beziehung. Vielleicht hatte auch der junge Mann in dem Äußern des älteren Herrn etwas bemerkt, das ihn die Frage in dessen Munde nur auf den Militärdienst beziehen ließ.

      »Zu Befehl!« antwortete er.

      »Auch die Feldzüge mitgemacht?«

      »Zu Befehl, beide.«

      »Unter den Hessen?«

      »Unter den Preußen.«

      Der Herr stutzte.

      »Warum tragen Sie keine Denkmünze?«

      Der Kellner wurde verlegen. Er musste sich auf eine Antwort besinnen.

      In den Augen des Herrn stieg ein Misstrauen auf.

      »Warum sind Sie hier in Hessen?« fragte er rasch.

      Der Kellner musste ihn auf die Frage ansehen. Er gewahrte das Misstrauen in dem Blicke des Herrn.

      »Ich habe meinen ehrlichen Abschied bekommen«, sagte er.

      »Gut!« sagte kurz der Fremde.

      Zu gleicher Zeit gab er dem jungen Kellner mit der Hand einen Wink, dass er gehen könne.

      Sein Misstrauen war einem Verdruss gewichen, als wenn die Antwort des jungen Mannes es bestätigt habe, dass er schon wieder einmal getäuscht sei.

      Der Kellner sah den Verdruss, erriet dessen Ursache.

      Er wollte sprechen.

      Der Herr winkte noch einmal, befehlend.

      Der Kellner ging.

      Auch er war verdrießlich.

      Aber draußen im Garten schüttelte er den Verdruss von sich ab.

      »Was geht es mich an, was er über mich denkt? Ich werde nicht besser und nicht schlechter dadurch. Wer kann er denn sein? Irgendein Graf oder auch das nicht einmal, der im Gefolge eines Prinzen war und nun zeigen oder den Leuten weismachen will, dass er Pulver gerochen habe.«

      Er ging an den Tischen und Stühlen umher, die zum Empfange der Gäste dastanden, putzte und ordnete daran.

      Außer dem fremden Herrn in der Laube waren noch keine Gäste draußen.

      Er erhielt Gesellschaft.

      Ein zweiter älterer Herr war aus dem Hause gekommen, in so manchem der volle Gegensatz des ersten.

      Aber wir kennen ja den kleinen lebhaften Domherrn von Aschen mit den klugen Augen und den grauen krausen Locken. Er sah verstimmt, besorgt aus.

      Er trat zu dein Kellner.

      »Guten Morgen, Herr Becker.«

      »Guten Morgen, Herr Domherr. Aber eine Bitte, Herr Domherr! Nennen Sie mich nicht mehr Herr Becker. Ich bin hier der Kellner Louis.«

      Die Verstimmung des Domherrn zeigte sich.

      »Ja«, sagte er, »und es ist eine Schande, dass Sie das sein müssen.«

      »Für mich nicht, Herr Domherr.«

      »Nein, für Sie nicht, das weiß Gott. Aber für — bah, für die ganze Wirtschaft da hinten in dem Berlin. Ein Mann wie Sie —«

      Die beiden standen nicht weit von der Laube, in welcher der fremde Herr seinen Kaffee verzehrte.

      Dieser war halb in den Eingang der Laube getreten, seine Tasse in der Hand. Er sah sich nach den beiden Sprechenden um; er schien gehört zu haben, was sie sprachen; er wollte sehen, wer sie seien. Er kehrte in die Laube zurück.

      Der Domherr und der Kellner hatten ihn nicht gewahrt.

      Der Domherr fuhr fort:

      »Ein Mann, wie Sie, ein Offizier, Ritter des Eisernen Kreuzes, ein so braver Soldat, ein Ehrenmann durch und durch, muss sein Brot als Kellner verdienen, muss den Aufwärter machen für — hm, mein junger Freund, es kommen ja auch wohl oft preußische Offiziere hierher? Im Bade drüben sind immer welche.«

      »O ja«, sagte der Kellner Louis. »Sie pflegen jeden Morgen einen Ritt hierher zu machen, um hier ihre Schokolade zu trinken.«

      »Und Sie bedienen sie?«

      »Wie jeden andern.«

      »Und es sind wahrscheinlich Lieutenants, junge Fante, die noch kein Pulver gerochen, die während der Freiheitskriege bei Mutterchen hocken.«

      »Nur einer von ihnen hat gekämpft, der Graf Westernitz.«

      »Ah, der ist auch wieder da! Der! Und der Arm, der für die Burschen gekämpft hat, dass sie jetzt in der Uniform ihres Königs einherstolzieren können, muss ihnen die Serviette in der Hand, ihre Schokolade reichen. Zum Element, mein Freund, wenn ich an Ihrer Stelle wäre, ich zöge meine preußische Militäruniform an und hinge meine Orden und Ehrenzeichen darauf und bediente so die Herren, und es würde Ihnen wahrhaftig auch keine Schande bringen.«

      »Aber der Armee, Herr Domherr, und dem Könige.«

      »Ei, zum Element —«

      »Und der König ist unschuldig dabei; er weiß von dem allem nichts.«

      »Warum weiß er nichts? Er ist der König.«

      Der fremde Herr war wieder in dem Eingange der Laube erschienen. Er blickte scharf nach den beiden Sprechenden.

      Diesmal sahen sie ihn beide.

      »Wer ist der Herr?« fragte der Domherr.

      »Ich weiß es nicht. Er kam gestern Abend spät an, mit zwei andern Herren und einem Bedienten. Ihre Namen haben sie nicht abgegeben.«

      Der Domherr erkundigte sich nicht weiter.

      Der Kellner hatte eine Frage an ihn.

      »Wie geht es der Kranken?«

      »Schlecht«, war die Antwort. »Wir sind in großer Sorge um sie. Der plötzliche Aufbruch gestern, die schwere Reise hierher. Dass wir auf der Flucht, also in Gefahr entdeckt zu werden seien, konnten wir ihr nicht verhehlen; ihren Mann sah sie nicht; unsern Versicherungen, dass er geborgen sei, setzte sie Misstrauen entgegen.

      Das Schlimmste war, dass sie erriet, der Schurke Schilden sei uns auf den Fersen. Sie wollte sich das nicht ausreden lassen. Sie musste wie durch eine Vision darauf gekommen sein. Das alles hat nun einen furchtbaren Fieberrückfall herbeigeführt Der Arzt fürchtet eine Gehirnentzündung, einen Brand der Wunde. Der Arzt ist ein tüchtiger Mensch, aber aus dem kleinen Städtchen, noch jung, hier ganz allein; er fängt schon an, den Kopf zu verlieren. Ich weiß mit Kranken gar СКАЧАТЬ