Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ Sergeant Kappel!«

      »Jetzt Oberaufseher, zu Befehl, Exzellenz!«

      »Wir fochten bei Großbeeren, braver Kappel!«

      »Und bei Leipzig, Exzellenz!«

      Dem Manne standen die Tränen in den Augen.

      Die andern alten Unteroffiziere traten herzu.

      Der General kannte auch von ihnen noch manchen.

      Sie hatten jetzt alle glückliche Gesichter.

      In den glücklichen Gesichtern sah man schon das Lebewohl donnern, das sie dem General bei der Abfahrt nachrufen wollten.

      Der Domherr trat zu ihnen.

      »Meine Herren, ich sehe es Ihnen an, dass Sie Ihrem General ein Hurra bringen wollen.«

      »Die Berge sollen davon widerhallen!«

      »Ich kann es mir denken. Aber wir führen eine Schwerkranke bei uns, die der Ruhe und der Stille bedarf. Wie wäre es, meine Herren, wenn Sie nachher in gutem Rheinwein den General leben ließen?«

      Eine Handvoll Krontaler glitt bei den Worten in die Hand des Oberaufsehers Kappel.

      Der Domherr kannte die magische Kraft guter Brabanter Krontaler.

      Die Herren ließen ihr Hurra.

      Der Domherr aber ging noch zu dem Wagen seines Neffen, der an der Seite hielt.

      Er wandte sich zuerst an Mahlberg.

      »Ihre Frau schläft. Der Arzt ist vollkommen zufrieden. Zu unserer gänzlichen Beruhigung wird er bei uns bleiben, bis jede Spur von Gefahr beseitigt ist.«

      »Willst Du nicht Gisbertinen Adieu sagen?« fragte er dann seinen Neffen.

      »Wozu?« meinte Gisbert.

      »Darf ich dieses Wozu ihr wieder sagen?«

      »Warum nicht?«

      Der Domherr kehrte zu den beiden andern Wagen zurück.

      Sie passierten die Grenze.

      Eine Viertelstunde später folgte ihnen langsam der Wagen, in dem sich Gisbert und Mahlberg befanden.

      In einem Gasthofe des reizenden Städtchens Karlshafen an der Weser saßen ein Herr und eine Dame beisammen; eigentlich saßen sie wohl nicht beisammen. Sie waren in einem Zimmer, dessen Fenster auf den belebten Hafen führten. Die Dame hatte sich an eins der Fenster gesetzt und schaute nach dem Hafen hinaus; sie schien gelangweilt und nicht guter Laune zu sein. Der Herr hatte sich bequem aus dein Sofa niedergelassen, eine elegante Pfeife von Meerschaum im Munde. Aber er rauchte nicht; er saß erwartungsvoll und gedankenvoll da; über dem Warten und Denken war ihm die Pfeife ausgegangen. Beide verhielten sich schweigend.

      Plötzlich sprang die Dame auf.

      Man hatte das Blasen eines Extraposthorns gehört; die Dame hatte einen Blick durch das Fenster unten auf die Straße geworfen. Was sie gesehen hatte, litt sie nicht mehr in ihrem Fauteuil. Sie war sogar rot geworden. Sie warf einen Blick auf den Herrn, zuerst zweifelhaft, dann spöttisch; dann setzte sie sich ruhig wieder hin. Es schien ihr ein Gedanke gekommen zu sein.

      Der Herr hatte ihren Bewegungen etwas verwundert zugesehen.

      »Was war da?« fragte er, aber dennoch gleichgültig.

      »Nichts!« war die kurze, kalte Antwort.

      »Das Nichts muss ich oft von Dir hören«, sagte der Herr ein wenig pikiert.

      Die Dame antwortete ihm gar nicht.

      Sie blickte wieder auf die Straße zu dem Weserhafen hinaus.

      Der Herr bemerkte, dass ihm die Pfeife ausgegangen war. Er zog ein elegantes Etui mit Feuerzeug hervor, um sie wieder anzuzünden.

      »Was sahst Du eben?« fragte er unterdes noch einmal.

      Die Dame hatte wohl ihren Entschluss gefasst oder sich auch wohl wieder anders besonnen.

      »Den Grafen Westernitz«, antwortete sie.

      Sie sprach es etwas keck, beinahe herausfordernd.

      Durch das Gesicht des Herrn zog sich ein Ausdruck des Verdrusses.

      »Du wurdest rot, Hedwig.«

      »Ah, Du bist wohl eifersüchtig?«

      »Du weißt, dass ich gar nicht eifersüchtig werden kann.«

      Die junge Dame lachte höhnisch.

      »Armer Schilden!«

      Fräulein Hedwig von Taubenheim war als junge Frau noch schöner geworden. Ihre Formen hatten sich mehr gerundet; so standen sie in einem fast wundervollen Ebenmaße zu ihrer hohen, imponierenden Gestalt.

      Der Geheimrat von Schilden war mager geworden und blass und hohlwangig dabei. Es konnte vom vielen Arbeiten herrühren, vielleicht auch nicht. Ein Ehemann, der seiner Frau versichern muss. er könne gar nicht eifersüchtig werden, und dem darauf mit einem höhnischen »Armer Mann!« geantwortet wird, kann auch ohne vieles Arbeiten mager und bleich werden. Und wenn er gar bedenkt: Deine Frau hat dich genommen, weil du eine bessere Karriere machst und weil ein Offizier ihr keinen Liebhaber erlauben würde!

      Der Hohn der Frau hatte ihn geärgert; er vergaß das Anzünden der Pfeife und ging mit großen Schritten im Zimmer umher.

      Die Frau sah ihm eine Weile stillvergnügt zu.

      »Du bist also wirklich nicht eifersüchtig?« fragte sie ihn dann.

      »Nein!« erwiderte er mürrisch.

      »So darf ich mir ja eine Bitte an Dich erlauben.«

      »Sie wäre?«

      »Wie lange hättest Du noch Lust hier zu bleiben?«

      »Bis ich von meinen Leuten, die ich aussandte. Nachricht erhalte.«

      »Und wenn das noch einmal drei Tage, gar noch länger dauerte? Drei Tage langweilen wir uns schon hier, ich wenigstens.«

      »Heute muss jedenfalls von irgendeiner Seite Nachricht kommen.«

      »Und wenn keine kommt?«

      »So würden wir noch warten müssen.«

      »Wir? Daran lass’ mich anknüpfen. Ich gehöre nicht zur Polizei. Ich bin keine Demagogenfängerin. Ich sende keine Spione aus, ich gebe mich nicht selbst zur Spionage her.«

      Die schöne Frau sprach mit ruhiger Bosheit.

      Auch der Herr von Schilden war wieder ruhig geworden; er hatte seinen Ärger verwunden.

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